Respekt

Die liebsten Themen über die mein Vater mit uns Kindern sprach und diskutierte, waren moralische Werte, die das gemeinschaftliche Leben von Menschen bestimmen. Dazu gehörten Werte wie Toleranz, Weltoffenheit oder auch Respekt. Ich muss zugeben, dass uns diese Gespräche sehr prägten, auch wenn wir uns oft und gerne mit anderen Dingen beschäftigt hätten, als mit dem Vater verbal die Welt zu verändern, beziehungsweise uns seine Sicht der Dinge predigen zu lassen. Nur gerade die Sache mit dem Respekt geht mir in diesen Tagen nicht mehr aus dem Kopf, nachdem ich ein Video zur Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag gesehen hatte.

Respekt hatte für uns zwei Aspekte: Auf der einen Seite war mein Vater eine respekteinflößende Persönlichkeit. War er in einem Raum, richtete sich auch die Stimmung im Raum nach ihm. Sprach er ein Machtwort, war es schwer sich dem zu widersetzen. Das mussten wir tatsächlich lernen. Andererseits brachte er uns bei, dass unser Respekt tatsächlich nur Menschen gelten sollte, die sich diesen Respekt durch ihre Haltung, ihre Ansichten oder Taten auch verdient haben. Damit ist nicht die Hochachtung gegenüber anderen Menschen gemeint, die man grundsätzlich haben sollte. Er vertrat die Ansicht, dass ein Arzt, Lehrer, Politiker oder andere Honoratioren nicht per se Respekt zu erwarten hätten, sondern sie sich diesen immer wieder verdienen müssen. Genauso wie sich jedes Mitglied einer Gemeinschaft Respekt verdienen muss. Er verlangte allerdings nie etwas von anderen, was er nicht selber zu geben bereit war. Verdiente sich also seinen Respekt nach seinem eigenen Anspruch, was für uns Kinder nicht immer einfach war.

Seine Ansicht über Respekt hatte ich sehr schnell begriffen und verinnerlicht, da ich es logisch fand. Natürlich legte ich dem meine eigenen Maßstäbe zugrunde. Auch ist mir immer schon schwer gefallen, nicht zu sagen was ich denke. Das hat mir in meiner Schulzeit einige Schwierigkeiten mit den Lehrern eingebracht, die ich oft nicht sehr respektabel fand. Nur das Prädikat Lehrer, und das hatte ich ja zuhause gelernt, taugte nicht automatisch dazu meinen Respekt zu bekommen. Zur Diplomatin taugte ich in meiner Oberschulzeit genauso wenig, wodurch ich es mit so manchem Lehrer nicht sehr einfach hatte. Aber es gab sie trotzdem, die Lehrer vor denen ich großen Respekt hatte und die habe ich bis heute in guter Erinnerung. Die anderen natürlich auch.

Die Sache mit der Diplomatie und dem Respekt rückte sich für mich in den anfänglichen Berufsjahren in etwas machbare Bahnen. Ich lernte auch mit Menschen auszukommen, die in keiner Weise meinen Respekt besaßen, ohne dass sie es gleich merkten mussten. Es galt schon seit den Bauernkriegen „Die Gedanken sind frei, wer will sie erraten.“ Ich lernte außerdem zu erkennen, wen ich aufgrund seiner Persönlichkeit, seinen Ansichten oder seinem Tun respektierte. Ich denke, jeder von uns kennt Menschen, die er zutiefst bewundert und respektiert. Es waren viele, die ich auf meinem Weg in guter Erinnerung habe, wobei völlig bedeutungslos ist, wo derjenige in der gesellschaftlichen Rangordnung steht.

Was mir immer schon schwer fiel, fällt mir heute noch schwerer: Ich schaffe es nicht einen amerikanischen Präsidenten zu respektieren, nur weil er der mächtigste Mann der Welt sein soll. Ich konnte den vorherigen respektieren, der deutlich seine Achtung vor allen Menschen zeigte und dessen Worte oft meine Bewunderung weckten. Genauso wenig schaffe ich es vor deutschen Politikern Respekt zu haben, nur weil sie in unserem Bundestag sitzen. Ich zolle vielen Respekt, weil das Amt, das sie ausfüllen, nicht eins der leichtesten ist, auch wenn sie es sich selber ausgesucht haben. Ich habe Respekt vor einigen Kommunalpolitikern, die in meinem Umfeld Dinge zum positivem verändern.

Neu ist für mich, dass ich Abscheu vor Politikern empfinde. Es ist egal, welcher politischen Partei man den Vorrang gibt. Mit der aktuellen politischen Situation ist wohl kaum einer wirklich zufrieden. Dennoch gibt es Themen im Bundestag, die von allen politischen Parteien getragen werden sollten und einen einstimmigen Konsens erwarten lassen. Gerade bei diesen Themen, die die Grundwerte unserer demokratischen Ordnung betreffen, sollten sich alle Politiker vorbildlich verhalten und der menschlichen sowie geschichtlichen Verantwortung, die wir tragen, Rechnung zollen. Ich sah die Reden des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble und der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch im Bundestag, die dazu aufgerufen hat, die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht zu vergessen. Und ich sah, wie sich die Politiker der Partei, die keine Alternative ist, dazu verhielten. Verzogene Gesichter, gequältes Klatschen, zögerliches Aufstehen und verweigerter Respekt gegenüber dem Bundestagspräsidenten und einer Frau, die eins der schlimmsten Verbrechen an Menschen überlebte. Gewählte Volksvertreter, die sich im höchsten Gremium der Bundesrepublik, derart daneben benehmen, dass man wirklich nur noch fassungslos zuschauen kann. Mögen diese alternativlosen Politiker in ihrem Programm stehen haben, was sie wollen. Ein derartiges Verhalten ist ganz einfach ekelhaft und verabscheuungswürdig. Das sind Politiker, die nicht für, sondern gegen die Menschen arbeiten. Politiker, die Dummheit dazu nutzen um politische Stellungen einzunehmen und Macht auszuüben. Es dauert lange, bis ich so etwas sage, aber das sind Politiker, gegenüber denen ich schlicht Verachtung empfinde – gewählte Volksvertreter oder nicht.

Ich habe Respekt vor jedem, der einen Menschen aus fremden Ländern bei sich aufnimmt. Vor jedem, der alles aufgegeben hat um sich selbst und seine Familie zu retten. Vor jedem, der ehrenamtlich viel Zeit für geflüchtete Menschen opfert und dadurch bereichert wird. Ich habe Respekt vor jedem, der über Religionsgrenzen und Nationalitäten hinweg Freundschaften pflegt. Vor jedem, der sich für Obdachlose einsetzt oder sozial benachteiligten Menschen eine Freude macht. Ich habe Respekt vor einem Menschen, der auf der Straße lebend, überlebt. Respekt vor so vielen Menschen, die alle auf ihre Weise Wege durch ihre Lebensräume finden.

Respekt hat noch eine andere Bedeutung. Es ist die Angst. Angst, dass wir zu lange still bleiben. Das wir die Zeichen der Zeit nicht erkennen und einer Wiederholung der Geschichte entgegen gehen. Wir leben in einer Zeit, in der die letzten Beteiligten des letzten Krieges von uns gehen. Die Wunden der Zeit sind bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet. Die Jüngeren haben keine Verbindung mehr dazu. Ich habe Angst, dass wir vergessen, wiederholen, bereuen. Unsere Vorfahren hatten schon einmal Respekt vor einem kleinen Gefreiten, der Politiker wurde. Mein Vater hatte es erlebt und es hat seine Ansicht von Respekt geprägt. Suchen wir diejenigen, die unseren echten Respekt verdienen und verdienen diesen uns selber, in dem wir uns dem entgegen stellen!

ZDF heute – Gedenkstunde im Bundestag – Lasker-Wallfisch: „Leugnen darf nicht sein“

Das Erste – Kontraste – AfD-Fraktion während der Gedenkstunde

Ohne Eltern geht es nicht

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Vier Mal im Jahr wird es wuselig, bunt und laut – jedes Mal, wenn im Hort an der Giesensdorfer Grundschule ein Jahresevent stattfindet. Jedes Event steht unter einem anderen Motto: „Was ich einmal werden will“, „Kostümparty“, „Giesensdorfer Weltfest“, „Auf den Spuren von Daniel Düsentrieb“ oder „Casino Royal“ steht auf den Einladungen. An diesen Tagen, an denen das Event stattfindet, steht der Hort den Kindern mit ihren Eltern offen. An den anderen Tagen stehen die Eltern als unverzichtbare Unterstützung im Hintergrund, denn – ohne Eltern geht es nicht.

Der Hort an der Giesensdorfer Grundschule betreut zur Zeit 152 Kinder. Für diese Betreuung steht ein Team von 14 ErzieherInnen bereit. Sie begleiten die Kinder über den ganzen Tag von der Frühbetreuung über die Unterrichtsbegleitung bis zum Nachmittag in der ergänzenden Förderung und Betreuung. Die Eltern der Kinder sind an diesem Tagesablauf nicht unmittelbar beteiligt und geben doch den wichtigen Rahmen für diese Betreuung. Sie sind die eigentlichen Experten ihrer Kinder und so ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den ErzieherInnen und Eltern unbedingt erforderlich, um für jedes Kind individuell die richtige Förderung und Unterstützung leisten zu können. Die oberste Direktive dabei ist, dass die Kinder gut eingebettet in ihrem Schulalltag hineinfinden und die Eltern gelassen ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen nachkommen können.

Die Beteiligung der Eltern an der ergänzenden Förderung und Betreuung beginnt lange vor dem ersten Schultag. Ein Tag, der für das Kind und seine Eltern meist eine besondere Bedeutung hat. Hier trennen sich die Wege der Familie nach dem Kindergarten besonders deutlich. Das Kind verlässt die spielerische Förderung des Kindergartens und beginnt die zukunftsweisende Schullaufbahn. Umso wichtiger ist es, dass der Beginn gelingt. Für dieses Gelingen ist es unabdingbar, das Vertrauen der Eltern und Kinder zu gewinnen. Ein Stichwort, um dieses Vertrauen zu schaffen, ist die Eingewöhnung: Drei Wochen vor dem ersten Schultag sind die neuen Erstklässler eingeladen, die Ferienbetreuung zu besuchen. Auch dort sind die Eltern sehr willkommen! Sie sind gerne zu einer Tasse Kaffee eingeladen, können erste Gespräche führen und beobachten, wie ihr Kind sich in die EFöB einfindet. Ebenfalls kann beobachtet werden, wie erste Kontakte geknüpft werden und Freundschaften entstehen. Das alles ohne dem strengen Stundenplan des Schulalltags. Kommt nach der Zeit der Eingewöhnung der erste Schultag, können Eltern und Kinder entspannt den Schulbeginn erleben, da das Umfeld bekannt ist und die Familien andere Kinder sowie die ErzieherInnen der EFöB schon kennen.

In den ersten Schulwochen holen Eltern ihr Kind oft noch sehr gespannt ab. Fragen wie „Wie macht es sich?“, „Hat es Mittag gegessen?“, „Hat es mit anderen gespielt?“ und viele andere, wollen beantwortet werden. Dazu stehen die ErzieherInnen immer gerne für einen kurzen Austausch zur Verfügung. Besteht ein intensiverer Gesprächsbedarf, wird ein Termin vereinbart. Die EFöB an der Giesensdorfer Schule legt viel Wert darauf, dass die Eltern jederzeit gut informiert sind und der EFöB Alltag transparent ist. Umgekehrt ist der Austausch mit den Eltern auch für die ErzieherInnen sehr wichtig. Sie begleiten die Kinder über den ganzen Tag, beobachten es im Unterricht und haben so eine ganz andere Nähe als die Lehrkräfte der Schule. Auch geben sie keine Noten, bewerten nicht und fordern keine Hausaufgaben. Fällt ein Kind auf, weil es beispielsweise traurig, aggressiv oder müde wirkt, gilt es, die Ursache unter anderem im Gespräch mit den Eltern zu finden. Wenn man sowohl das schulische wie auch das häusliche Umfeld des Kindes verstehen kann, lässt sich oft leichter eine Lösung finden. Wichtig ist bei allen Gesprächen die Diskretion und das Feingefühl der ErzieherInnen, deren Bärenaufgabe es ist, den Eltern das Loslassen leicht zu machen.

Eltern müssen dennoch verstehen, dass sie Begleiter sind, das Kind vertrauensvoll den ErzieherInnen überlassen können und dem Kind die Zeit in der EFöB zugestehen. Finden am Nachmittag AGs oder zum Beispiel ein Geburtstagsnachmittag statt, ist es störend, wenn Kinder zu früh abgeholt werden. Viele Eltern setzen sich daher dazu, beobachten das Ende des Spiels und räumen ihren Kindern die benötigte Zeit ein. Bei den Hausaufgaben weichen die Wünsche der Kinder oft von denen der Eltern ab. Will das Kind, nach dem es den ganzen Vormittag im Unterricht gesessen hat, nach dem Mittagessen nur noch spielen, möchten Eltern meist ein Kind abholen, dass fertig mit den Hausaufgaben eine unbelastete Nachmittagsgestaltung zulässt. Hier versucht die Kollegin der Hausaufgabenbetreuung beide Interessen in Einklang zu bringen und belohnt die Kinder mit Konzentrationskaugummis oder kleinen Spielen.

Aktive Hilfe bekommen die ErzieherInnen in der EFöB an der Giesensdorfer Schule von den Eltern, wenn die Spendenbereitschaft gefragt ist. Nicht selten hört man von den sehr abwechslungsreichen Buffet bei besonderen Veranstaltungen. Auch wenn Papier knapp wird, Stifte oder besonderes Bastelmaterial gefragt ist, sind die Giesensdorfer Eltern immer mit im Boot. Besonders schön ist es jedoch, wenn man bei den Jahresevents die Eltern mit ihren Kindern beobachten kann, wie sie gemeinsam spielen, staunen, lachen und Freude haben … denn – ohne Eltern geht es nicht!


szs_mittelpunkt_februar-2017Ein Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ Januar/Februar 2017 mit dem Leitthema „Eltern“
Das ganze Magazin kann als eBook oder interaktives Pdf heruntergeladen werden. Die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen, bekommt man in den Einrichtungen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

#VielfaltJa und Wahrnehmung … oder doch nicht?

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„In der Zeit, in der ich Grenzen und Halt gebraucht hätte, haben sie sich scheiden lassen. Hätte ich Grenzen gespürt, wäre vieles für mich einfacher gewesen.“ Eine Frau spricht etwas aus, was sich wie ein Widerspruch in sich selbst anhört. Sie erzählt davon, dass sie als Jugendliche tun und lassen konnte, was sie wollte, weil die Eltern mit sich selber beschäftigt waren. Erzählt, dass niemand da war, der ihr in ihrer Freiheit Einhalt bot. Niemand da war, der ihr vermittelte, was gut oder schlecht ist oder sie an Pflichten erinnerte. Niemand, der ihr einen Rahmen gab. Was sie nicht ausspricht: Es gab keinen, der sie, die junge Frau, wahrgenommen hat.

Diese Unterhaltung kommt mir immer dann in den Sinn, wenn ich als Mutter eine Auseinandersetzung mit meiner Tochter habe. Sie argumentiert hart und unerbittlich. Meine, in meinen Augen, Vernunft gesteuerten und auf Erfahrung beruhenden Argumente kommen nicht bei ihr an. Ein Konsens muss manchmal warten, bis Mutter und Tochter es schaffen die Emotionen wieder herunterzufahren. Aber ich weiß – denn ich bin ja die Erwachsene – ich darf es nicht persönlich nehmen und ein Kinderpsychologe sagte mir einmal, dass es legitim ist, wenn ich wütend werde, denn die Tochter will durch meine Reaktion wahrgenommen werden.

Für die meisten Erwachsenen ist es zuweilen schwer zu verstehen, was in Jugendlichen vorgeht. Das eigene Erwachsen werden wird oft und gerne verdrängt. Selber hat man es ganz gut überstanden. Übrig bleiben die besonders schönen, witzigen oder grenzwertigen Situationen, an die wir uns Trophäen ähnlich erinnern. Der innere Zwiespalt, der oft jahrelang das Älterwerden erschwert, gehört nicht zu den angenehmen Erinnerungen. Zu gerne geben wir Älteren dennoch den Jüngeren Ratschläge, die sie nicht wollen und ihnen nichts nutzen. Sie wollen sich abgrenzen, nicht etabliert sein, die Welt neu erfinden, sowieso alles einmal anders machen. Alleine entscheiden, Erfahrungen selber machen, keine Warnungen hören, keine Einschränkungen spüren und Freiheiten genießen. Und doch wollen sie dies alles nicht ohne Widerstand oder eben – wahrgenommen zu werden. Was nutzt ein erkämpftes Privileg, wenn es niemand bemerkt hat. Wer gibt die Anerkennung, wenn sich neue Rechte und Möglichkeiten öffnen, die noch Jüngeren verschlossen sind. Wer bemerkt, dass sie – eben – erwachsen werden.

Eigene, geschützte Räume und Bereiche für Jugendliche werden wichtig für ihre Entwicklung, mindestens ebenso wichtig, dass diese geschützten Bereiche bemerkt, besprochen und beachtet werden. Eltern verlieren in dieser Zeit die Position der Beschützer und Bestimmenden. Sie müssen lernen, dass der Jugendliche jetzt einen Partner braucht, der auf Augenhöhe kommuniziert und akzeptiert, dass kein Kind mehr vor ihm steht. Eltern verlieren, was der Jugendliche begehrt, was im Kern das Erwachsen werden erklärt. Kontrolle und Selbstbestimmung wechselt die Position – loslassen wird zur Herausforderung. Oft funktioniert das „Aufgeben-und-Gewinnen“-Spiel zwischen Eltern und Kind über Jahre nicht, weshalb Kinder und Jugendliche andere suchen, die Wahrnehmung, Anerkennung und Gehör bieten können.

Kinder und Jugendliche gehen aus dem Haus, suchen sich neue Räume, in denen sie sich entfalten und erfahren können. Plätze, die die Möglichkeit bieten unter sich zu sein. Idealerweise Plätze, die zudem ein Angebot eröffnen, das genau auf ihre Bedürfnisse und Interessen stößt. Diese Plätze finden sie in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit. In Berlin sind es weit mehr als 400 Einrichtungen, die ein Spektrum von Angeboten eröffnen, von dem die Elterngeneration geträumt hätte. Staatliche und freie Träger, Vereine, kulturelle Projekte und vieles mehr kümmern sich jeden Tag um ein Heer von Jugendlichen, das entweder freiwillig oder gar nicht kommt. Sie kommen, wenn die Atmosphäre stimmt, die Freiräume groß genug sind, die Beschäftigungsmöglichkeiten passen und die Regeln des Hauses akzeptabel erscheinen. Sie kommen, wenn die Mitarbeitenden der Einrichtung irgendwie cool sind, nicht zu sehr an die Eltern erinnern und kommen wieder, wenn sie das Gefühl haben, dort gesehen – und wahrgenommen zu werden.

Es ist die Hauptaufgabe der Mitarbeitenden dieser Einrichtungen die jungen Besucher wahrzunehmen. Zuzuhören, Regeln vorzugeben, Anregungen zu geben, Potentiale zu entdecken und zu fördern. Sie tun das professionell und geplant, oft spontan, aber nie unüberlegt. Und sie tun es – unter normalen Umständen – entspannt, denn die persönliche Ebene und das Spannungsfeld von Eltern und Kind fehlt. Diese Mitarbeitenden sind diejenigen, die Zeit haben coole Spiele zu machen, die Lachen und auch mal verrückte Vorschläge machen. Es sind Erwachsene, die nicht mit Ratschlägen oder Benimmregeln Einfluss nehmen wollen. Erwachsene, die den Jugendlichen in den Vordergrund stellen, bemerken, ansprechen, wertschätzen … in einer Art, die den Eltern oft lange versagt bleibt.

Ich bin Mutter und dankbar, dass es Kinder- und Jugendeinrichtungen gibt. Einrichtungen in denen meine KollegInnen arbeiten und ich in vielen Gesprächen erfahre, was sie von ihrer Arbeit erzählen. Wie sie sich organisieren, wie sie planen, mit welchen Hürden sie immer wieder kämpfen. Was sie von Weiterbildungen erzählen, über zu wenig Zeit klagen oder Mangel an Unterstützung staatlicherseits andeuten. Besonders gerne höre ich zu, wenn sie von gelungenen Projekten erzählen oder stolz bemerken, dass eigentlich schon erwachsene ehemalige Einrichtungsbesucher wieder kommen. Ich sehe ihre Augen, die strahlen, wenn sie mir eine CD eines Musikprojektes schenken oder ich einen Bericht von einem besonderen Event veröffentlichen kann. Ich bin ihnen dankbar, dass sie Jugendliche, ähnlich wie meine Tochter, auffangen und wahrnehmen. Dankbar, dass sie ihre Arbeit und die Sache mit der Wahrnehmung der Jugendlichen, genauso wie ich – ja doch persönlich nehmen!

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Aus Anlass des bundesweiten Kongresses zur Kinder- und Jugendarbeit in Dortmund (26. – 28.09.) und die Vorbereitung der nächsten Legislaturperiode in Berlin rief jugendhilfe-bewegt-berlin.de zum Social-Media-Marathon #VielfaltJA über twitter, Facebook und Co. und dieser Blogparade auf. Ein Social-Media-Marathon, der zeigt wie wichtig und vielfältig Jugendarbeit ist. Jugendarbeit, die oft unbemerkt von der Öffentlichkeit, präventiv und nachhaltig ein enorm wichtiger Baustein unseres gesellschaftlichen Lebens ist.

Anna Schmidt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Ein Tag an dem Kunst verbindet

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Hochsommer in Berlin – dennoch war der beobachtende Blick auf die Wetterlage ratsam. Der Kunstmarkt der Generationen stand bevor und genau wie im letzten Jahr lang auch für diesen Tag eine Gewitterwarnung vor. Die Auswertung verschiedenster Wetter-Apps und Wetterberichte ließen auf ein Gewitter am frühen Abend hoffen. Optimistisch wurden alle Vorbereitungen abgeschlossen, die Helfer wussten wann sie wo eingesetzt wurden und der Marktstand-Aufsteller begann am 25. Juni morgens früh mit seiner Arbeit. 90 Kunstschaffende und ihre Kunstwerke wurden beim Kunstmarkt der Generationen erwartet, der nun schon im dritten Jahr stattfand. Pünktlich um 12.00 Uhr war alles fertig, der Markt begann mit strahlendem Sonnenschein und den ersten Besucherinnen und Besuchern.

„Es gibt Veranstaltungen, die so erfolgreich verlaufen, dass sie sich für eine Wiederholung geradezu anbieten. Der „Kunstmarkt der Generationen“ zählt dazu.“ begann Cerstin Richter-Kotowski ihre Begrüßungsrede. Die Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste fungierte schon im zweiten Jahr als Schirmherrin des Kunstmarktes und führte weiter aus, dass Kunst dabei hilft Menschen generationsübergreifend zusammen zu bringen. „Kunst kann im Alltag helfen, ganz nebenbei, wenn die Betrachtung von Kunstwerken etwas Positives bewirkt oder uns zum Nachdenken bringt. Kunst wirkt kommunikativ oder auch kontemplativ.“ Von der positiven Wirkung der Kunst überzeugte sie sich mit Thomas Mampel, Geschäftsführer des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., gemeinsam auf ihrem Rundgang über den Kunstmarkt an allen Ständen und Kunstschaffenden vorbei.

KMdG_A_allg15KMdG_A_allg19Es ist immer ein Erlebnis den sonst eher ruhigen Schlosspark mit allen Marktständen zu erleben, von denen jeder für sich einzigartig ist. Die Atmosphäre des Schlossparks scheint wie geschaffen die bunte Vielfalt zu präsentieren. Vorwiegend bildende Künstlerinnen und Künstler zeigen ihr Schaffen aus verschiedensten Perspektiven, Stilen und Materialien. Keiner lässt sich mit dem anderen vergleichen und für jeden Geschmack scheint das richtige dabei zu sein. Kunsthandwerkerinnen und Handwerker bringen Abwechslung zwischen die Bilder mit Lederarbeiten, Papierarbeiten, Kerzen-, Stoff- oder Recyclingkunst. Schmuck findet sich ebenso wie Keramik für den Garten und mit ein bisschen Glück erlebt man die Autorin bei einer Leseprobe am nächsten Stand. An jedem Stand findet man ein nettes Gespräch mit den Kunstschaffenden, die sich dankbar auf interessierte Besucher einlassen und geduldig Fragen zu Technik oder Motiv beantworten. Ist eine Lücke zwischen den Besuchen findet man die Künstlerinnen und Künstler untereinander im Gespräch vertieft. Die Gelegenheiten zu fachlichem Gesprächen sind doch eher selten. Es ist ein Tag des Austausches und der Gemeinsamkeit im Sinne der Kunst, die für uns greifbar ist.

Zwei etwas andere Stände waren auch in diesem Jahr wieder dabei. Wie in den letzten beiden Jahren ließ es sich das KiJuNa – Kinder-, Jungend- und Nachbarschaftszentrum in der Scheelestraße nicht nehmen, zu zeigen welches kreative Potential die Kinder im Haus entfalten können. Tina Wagner stellte mit den Mädchen aus ihrer Kreativ-AG die Arbeiten aus dem Haus vor und verdeutlichten den Spaß, den die Kinder beim gemeinsamen Arbeiten haben. Die Lichterfelder Strolche, die Kita aus dem gleichen Haus, präsentierte an dem zweiten Stand die erste und eigen hergestellte CD, das Hörspiel „Die drei Räuber“ nach Toni Ungerer von und für Kinder. Mit der CD nahmen sie auch an dem kleinen Wettbewerb teil, den der Verein für diesen Tag unter den Einrichtungen des Stadtteilzentrums ausgelobt hatte. Sie konnten sich mit kreativen Ideen beteiligen und im Fall des Gewinns mit den Einnahmen des Kunstmarktes rechnen. Als zweites Projekt beteiligte sich die Kita Schlosskobolde, die im Gutshaus ansässig ist. Traudl Berberich erzählte den Besuchern von ihrem Projekt, dass sie mit den Kindern durchgeführt hatte und dessen Ergebnisse für jeden sichtbar aufgestellt waren. Aus Holzscheiten hatten die Kinder Figuren gebaut, die in Form, Farbe und Aussehen der Fantasie alle Ehre machten. Nicht wenige bedauerten, dass diese besonderen Kunstwerke nicht zu kaufen waren, sondern wieder in die kleinen Hände ihrer Urheber zurück gingen. Ein sehr schönes Beispiel, dass Fantasie und Kreativität keine Altersfrage kennt.

KMdG_A_tanz17Der dritte Wettbewerbsteilnehmer ist ein alter Bekannter auf Festen, die das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. in seiner nachbarschaftlichen Arbeit ausrichtet. Anja und ihre Tanzgruppen hatten sich lange auf diesen Tag vorbereitet und boten ein kleines Potpourri aus Musicals an, deren Melodien in jedem Ohr nachklingen. Zu den Liedern von Grease, Mamma Mia, dem Dschungelbuch und Tanz der Vampire tanzten die Mädchen und rissen ihr Publikum mit, dass den verdienten Applaus sehr deutlich hören ließ. Es war eine sehr überzeugende Vorstellung, die den erhofften Gewinn bescherte. Aber was wäre eine soziale Einrichtung, wenn nicht auch an die anderen gedacht würde. So beschlossen die Gewinner, wegen der Unterschiedlichkeit der Beiträge zum Wettbewerb, den Gewinn zu teilen, was natürlich alle sehr freute!

KMdG_A_tanz5Nicht unerwähnt bleiben darf die kleine Überraschung, die Giovanna Saccullo den Besuchern bot: Zu orientalischen Klängen tanzte sie über die Wiese im Schlosspark, balancierte mit einem Hula Hoop-Reifen und verzauberte das Publikum. Das war eine sehr schöne Vorstellung, die so machen in die Märchen von 1000 und eine Nacht versetzte. Nach dem Wettbewerb und dem Tanz zerstreute sich das Publikum wieder im Park und fand Abwechslung an den Kunstständen oder gönnte sich eine Erfrischung. Man darf nicht vergessen, dass das Barometer eine große Herausforderung an diesem Tag war. Es war heiß und so manchem Künstler muss Respekt gezollt werden, dessen Stand in der prallen Sonne stand. Die Besucher suchten Schatten, gönnten sich die leckeren Cocktails, Grillwürstchen oder einen, von den Kunstschaffenden gespendeten Kuchen.

KMdG_A_allg88 KMdG_A_grillZum Schluss gilt es für uns noch „Danke!“ zu sagen. Alle Aktivitäten um das Gutshaus Lichterfelde herum, wurden an diesem Tag von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern geleistet. Ob das die Herren am Grill, die Damen im Café, am Cocktail-Stand oder die Damen an der Kunstmarktaler-Kasse waren, die fleißigen Hände, die für Ordnung sorgten und sich um Gäste kümmerten … sie alle trugen wieder einmal dazu bei, dass dieser Tag im Sinne der Gemeinsamkeit ein Erlebnis wurde. Dies trotz der großen Hitze und oft über den geplanten Einsatz hinaus. Es ist ein Tag für alle, ein Tag an dem Kunst verbindet, Gemeinschaft bildet und Gemeinsamkeit vermittelt. So überlassen wir wieder Frau Richter-Kotowski das Schlusswort aus ihrer Rede: „Dem Stadtteilzentrum Steglitz danke ich für seine vielfältigen Projekte in diesem Bezirk und heute ganz besonders für die Durchführung des Kunstmarktes der Generationen. Sie leisten wirklich großartiges in der Nachbarschaftsarbeit!“ und versprechen – Wir machen weiter und laden herzlich zum 4. Kunstmarkt der Generationen am 24. Juni 2017 ein.

P.S.: Beim 4. Kunstmarkt der Generationen 2017 soll die Nachwuchsförderung im Fokus stehen. So rufen wir insbesondere Grund- und Oberschulen, Kunstschulen, Kunstprojekte mit Kinder- und Jugendlichen auf, sich an diesem generationsübergreifenden Markt zu beteiligen. Junge Talente sollen – gleich welche Kunstgattung – die Gelegenheit bekommen sich einem interessierten Publikum vorzustellen. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht – Frau Manuela Kolinski, Telefon 030 84 41 10 40, E-Mail: kolinski@stadtteilzentrum-steglitz.de

Viele weitere Bilder sind hier zu finden! 🙂

Schreiben gegen Rechts – die Blogparade FÜR Toleranz + Vielfalt

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Die Zusammenfassung

Angefangen hat alles aus Ärger und Angst. Ärger über Nachrichten aus der aktuellen Tagespolitik, über Intoleranz, über politische Strömungen, die dem Gedanken unseres Grundgesetzes zuwider laufen und über das historische Vergessen in unserer Geschichte. Angst vor Entwicklungen, die wir nicht mehr aufhalten können, wenn wir nicht rechtzeitig einschreiten. Angst vor offensichtlich immer stärker werdenden rechten Tendenzen in unserem Land. Angst vor Extremismus völlig gleich aus welcher Richtung. Es waren andere Nachrichten, die ich lesen und andere Stimmen, die ich hören wollte. Besonders aber wollte ich nicht, dass wieder einmal zu viele still sind und so unabsichtlich Tendenzen fördern, die niemandem in diesem Land gut tun können. Ich wollte etwas tun und nicht still sein – so entstand die Idee der „Blogparade gegen Rechts“. Ende Februar schrieb ich meinen Aufruf, veröffentlichte ihn in meinem Blog und bangte anfänglich, ob das wohl etwas werden würde. Es wurde … wurde so viel, wie ich es kaum für möglich gehalten hätte. Es versetzt mich jetzt in die Lage, ein wunderbares Statement gegen Rechts, FÜR Toleranz, für eine offene, freie und multikulturelle Gesellschaft, in der Zusammenfassung von 81 Blogbeiträgen vorzustellen.

Was hier zusammen gekommen ist, sind nicht nur 81. Beiträge, es ist auch ein ganzer Monat mit der Auseinandersetzung mit dem Thema. Jeder Beitrag ist auf seine Weise einzigartig. Manche gehen in ähnliche Richtungen und doch bringt jeder eigene Aspekte ein, beleuchtet das Thema von einer anderen Seite oder stellt es auf ganz eigene Weise dar. Jeder Beitrag ist ein Gewinn für denjenigen, der sich kritisch mit den Tendenzen im Land auseinandersetzen will. Es sind sachliche Beiträge, Gedichte, Geschichten, persönliche Erlebnisse oder Beispiele aus Projekten und Hilfeangebote u. v. m. Jeder Beitrag ist ein Bekenntnis, warum wir ein bestimmtes Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholen wollen. In seiner Sprache ist jeder anders – manche ganz klar, manche frech, manche deutlich, mache sarkastisch und manche eher versöhnlich. Jeder so, wie er es will, jeder Beitrag steht für sich.

Zu jedem Beitrag und auch dazwischen, schrieben Leser ihre Kommentare. Mal lieb und freundlich, mal kritisch … immer – und das rechne ich allen Lesern hoch an – in angemessenem Ton! Ich habe alles freigeschaltet, was geschrieben wurde. Aus Erfahrung behalte ich mir vor, neue Kommentatoren erstmalig freizuschalten. Kritik bekam ich ebenfalls, die es zu bedenken gab: Warum nur gegen Rechts zum Beispiel. Ganz einfach, weil die Rechten zur Zeit das Bild bestimmen. Grundsätzlich bin ich gegen alles, was extremistisch, undifferenziert und menschenverachtend ist. Warum „Gegen“ und nicht „Für“? Diesbezüglich verweise ich auf den letzten Satz des Aufrufs „Ich würde mich unheimlich freuen, wenn ihr dazu beitragt, dass ein Teil meiner Angst in Stärke und Gewissheit gewandelt wird, dass jeder etwas – nach seinen Mitteln und Möglichkeiten – FÜR unseren offene, freie Gesellschaft tut.“ Auch glaube ich, dass der Aufruf bei weitem nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen hätte, hätte ich ihn „Für Toleranz und Vielfalt!“ genannt – so traurig das auch sein mag.

Es wurde recht schnell klar, dass eine einfache Auflistung oder Linkliste aller Beiträge der Sache nicht mehr gerecht werden würde. So überlegte ich lange über die Form der Darstellung. Ich denke, ich hätte ein einfaches Pdf mit allen Beiträgen gemacht, aber manchmal ergeben sich Dinge, die sich zeitlich in die Hände spielen. Durch meine Arbeit ergab sich die Notwendigkeit, dass ich mich mit einem neuen Format der Veröffentlichung von Texten auseinander setze, weil die Zeitung, die ich seit Jahren machte, eine neue Form brauchte. So hatte ich mit der Blogparade das ideale Übungsobjekt und kann ein eBook anbieten, das jeder bequem an Smartphone, Tablet oder am Computer lesen kann. Ich betrachte es nicht als Buch (dafür gibt es Fachleute) und die professionellen Autoren unter euch mögen mir gnädig sein. Es ist für mich die bequeme Möglichkeit, alle wunderbaren Beiträge einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Ich betrachte es auch nicht als „meins“ – es gehört allen teilnehmenden Bloggern gemeinsam. Und ich betrachte es auch nicht als fertig. Zwar habe ich versucht alle Formatierungen der ursprünglichen Beiträge weitestgehend zu übernehmen, alle gesetzten Links zu beachten und Bilder, sofern möglich, einzubinden, aber sicherlich ist mir das ein oder andere durchgerutscht. Die reinen Texte sind 1:1 aus den verlinken Quellen kopiert. Wer also etwas entdeckt, was geändert werden sollte, möge Bescheid geben, sofern er gar nicht damit leben kann. Einzig die immer wiederkehrende Verlinkung auf die Blogparade habe ich weggelassen. Gestalten kann man in einem eBook nur bedingt. Ich habe mich etwas daran versucht, indem ich den Anfang jedes Kapitels in Formatierung der Schrift und durch Bilder gleich aussehen lies.

„Nicht fertig“ bedeutet für mich auch, dass ich die Parade nicht als beendet betrachte. Ein paar Beiträge fehlen dabei. Ein Blog war vollständig gelöscht, ein Link funktionierte nicht mehr, ein paar tweets lassen sich nicht zurück verfolgen. Letztlich waren auch noch ein paar Beiträge angekündigt. Nun, wir kennen alle den Alltag, der unsere Pläne durcheinander bringt … ich weiß nicht, ob es verwegen ist, aber bis zu 100 Beiträgen würde ich das eBook erweitern. 19 Kapitel einfügen (das habe ich jetzt gelernt) ist technisch gut machbar. Ich lasse es also offen, ob der ein oder andere noch einen Beitrag hinzufügen möchte.

Die Bearbeitung der einzelnen Beiträge, war für mich noch einmal eine intensive inhaltlich Auseinandersetzung. Ich bin nicht in der Lage zu sagen, welcher mir am besten gefällt. Jeder Beitrag hat etwas für sich. Aus dem Kopf heraus kenne ich den kürzesten, den längsten, den witzigsten, den erschütternsten, den frechsten Beitrag … auf der Höhe der Beiträge, die bewundernswert sind, stehen alle 80 Beiträge gleich … der 81. ist mein eigener, den nehme ich aus. 😉 Absolut begeistert bin ich von den vielen unterschiedlichen Denkansätzen, die hier zusammen kommen. Ich werde sie noch einmal lesen, mir in Ruhe die zugehörigen Verlinkungen ansehen, überdenken, was ich erfahre, dazu lernen und verwerten. Dafür bin ich dankbar!

Dankbar bin ich allen die teilgenommen haben – haben sie mich doch in dem bestätigt, was ich erfahren wollte. Es gibt sie – die Stimmen da draußen, die durchaus etwas dagegen zu setzen und zu sagen haben. Ein Teil meiner Angst ist Stärke und Gewissheit geworden: Nicht alleine zu sein mit meiner Hoffnung, dass eine tolerante Gesellschaft möglich ist, wenn wir nicht müde werden uns dafür einzusetzen und darum kämpfen. Wenn wir mit Wort und Tat Vorbilder werden und daran glauben, dass jeder – wirklich jeder – bei uns seinen Platz hat. Wenn wir uns für Empathie unseren Mitmenschen gegenüber einsetzen und sie ausleben, ganz gleich woher sie kommen, was sie glauben oder welchen kulturellen Hintergrund sie haben. Wenn wir aushalten können, dass es Andersdenkende immer geben wird, für Gespräche mit ihnen offen bleiben und Meinungsvielfalt aktiv leben. Wenn wir Differenzierung von Sachverhalten nicht verlernen. Aber dennoch den Andersdenkenden, empathielosen Mitbürgern, nicht das Feld überlassen.

Ein Dankeschön gilt meinem Mann, meiner Mutter und meinem Chef. Sie stehen immer zu Gesprächen bereit, wenn mich Zweifel plagen oder ich mir in manchen Punkten nicht sicher bin und andere Meinungen brauche. Ein besonderes Dankeschön gilt Günther Kloppert, meinem „alten“ Schulfreund. Er ist kein Blogger – er fotografiert leidenschaftlich und hat viele Bilder für dieses eBook zur Verfügung gestellt. Das ist seine Form des Statements. Alle anderen Bilder stammen aus der freien Pixabay-Auswahl, auch dafür – danke!

Zwei oder dreimal habe ich in einem Kommentar und Beitrag die Frage gelesen, was es bringt, solch eine Blogparade zu veranstalten, was wir dadurch verändern und welche Auswirkungen es hat. Das ist für mich gleichbedeutend mit: „Wir haben ein Problem, aber es lässt sich sowieso nicht lösen, also versuchen wir es erst gar nicht!“ Ich denke, jeder kleinste Versuch, sich für Toleranz und Vielfalt einzusetzen, jedes kleine Lächeln auf der Straße einem Fremden gegenüber, jedes gute Wort an einen Hilfesuchenden, jedes geschriebene oder gesagte Wort für diese gute Sache bewegt und fördert. Jeder von uns ist ein Vorbild in Denken und Handeln – welches Vorbild wir sein möchten, haben wir selber in der Hand. Wir können, jeder einzelne von uns, die Gegenwart und Zukunft positiv und optimistisch gestalten – dieses eBook und sein Statement ist ein Beispiel dafür!

 

Und nun zur Datei:

Das Bild anklicken um das eBook oder
darunter den Link anklicken um alternativ das Pdf herunter zu laden.
(Nur zur Sicherheit sei erwähnt, dass es natürlich kostenfrei ist).

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Blogparade Schreiben gegen Rechts – das Pdf

Ich wünsche allen Lesern der Publikation spannende Lektüre, gute Ein- und Ansichten und freue mich über Rückmeldungen.

… und wenn es euch gefällt – dann bringt es unter die Leute! 🙂

Herzliche Grüße

Anna Schmidt

Besuch bei Carl – und noch ein Tattoo

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Hin und wieder bin ich fällig: Da finde ich keine Ausrede mehr mich vor einer Shoppingtour mit meinen Töchtern zu drücken. Erst die eine und dann die andere. Nach solchen Nachmittagen bin ich immer ziemlich platt. Vor Weihnachten war es wieder soweit und ich fügte mich in mein Schicksal mit der jüngeren Tochter durch die Läden zu ziehen. Zum Glück wusste sie ziemlich genau was sie will und schneller als ich gehofft hatte, saßen wir im Restaurant um uns mit einem Abschluss-Essen zu belohnen. Wir saßen uns gegenüber und unterhielten uns. Dabei fiel es mir wieder auf. Wir hatten uns so schnell daran gewöhnt, dass wir es kaum mehr wahrnehmen – das Tattoo an ihrem Handgelenk.

Es war ein langer Prozess bis dieses Tattoo an ihrem Handgelenk für immer verewigt war. Etwa mit 13 Jahren fasste sie den Entschluss einmal ein Tattoo zu tragen und ziemlich früh wusste sie, dass ein Notenschlüssel wegen ihrer Verbindung zur Musik ein Bestandteil sein würde. Aber es brauchte noch das richtige Alter und das Jahr vor dem 18. Geburtstag wurde oft mit Gesprächen und Diskussionen über Tätowierungen gefüllt. Es wurde greifbarer, dass sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte. Ich selber trage kein Tattoo und habe es für mich selber ausgeschlossen. Dennoch muss ich gestehen, dass auch für mich eine gewisse Faszination davon ausgeht. So habe ich schon einmal einen Bericht über das Anderssein in Bezug auf Tätowierungen geschrieben, der aber nichts mit der Tochter zu tun hatte. Doch es blieb Thema und in einem zweiten Bericht habe ich über die Auseinandersetzung von uns Eltern mit diesem Thema geschrieben. Schließlich, weil ich immer besser mit Dingen umgehen kann mit denen ich mich beschäftigt habe, kam ein dritter Bericht dazu, als ich beide Töchter in die Tattoo-Ausstellung nach Hamburg einlud. Später saß ich ein paar Mal mit der Tochter am Computer, wir probierten Notenschlüssel in Verbindung mit Schriftarten für ihren Schriftzug aus. Als das Motiv recht sicher war, fing sie an sich Studios anzusehen. Auf die Empfehlung von zwei Kollegen kam sie schließlich in das Tattoo-Studio von Carl. Dort stimmte offensichtlich die Chemie und das Gesagte passte zu ihrer Vorstellung. Der 18. Geburtstag stand bevor und der Termin wurde abgesprochen.

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Ich hatte gebeten dabei sein zu dürfen (… weil ich immer besser mit Dingen umgehen kann …), was auch sofort die Zustimmung der Tochter fand. Als wir schließlich hingegangen sind, glaube ich, war ich nervöser als die Hauptperson. Von beiden Töchtern bekam ich vorher die Info, dass Carl etwas anders sei. Er sei halt ein Typ, ein Charakter, eben nicht so ganz wie es in ein konservatives Bild passt. Ich weiß allerdings bis heute nicht, warum sie mich vorwarnten … oder warum sie glaubten mich vorwarnen zu müssen. 😉

„Welcome to Berlin Street Tattoo“ steht gleich auf der Startseite der Homepage des Studios und bei aller Andersartigkeit fühlt man sich durchaus gleich willkommen, wenn man sich über die Türschwelle wagt. Wir konnten uns kurz hinsetzen, ein paar Bücher mit Arbeiten ansehen und schon war Carl bei der Tochter um das Motiv und die Einwilligungserklärung zu besprechen. Für kurze Zeit ging er noch einmal zum Computer um das Motiv etwas zu modifizieren, überlegte mit der Tochter, von welcher Seite es lesbar sein sollte und schon saß sie in einer der Kabinen auf dem Stuhl.

Von dem Motiv hatte er eine Matrix hergestellt, ein Wachspapier, mit dem das Motiv auf die zu tätowierende Stelle aufgetragen wird. Das alles geschieht unter größtmöglicher Sauberkeit, gehen die Stiche ja tatsächlich unter die Haut, weshalb auch nur Einwegnadeln benutz werden. Ziemlich zu Anfang kann ich mich an seine Aussage erinnern, dass es heutzutage etwas besonderes sei, wenn man nicht tätowiert ist. Damit war klar, dass auch die (bildlose) Mutter ihn sympathisch finden musste! 🙂 Das Motiv saß schließlich am Handgelenk, Farben und Nadel wurde von ihm vorbereitet, die Schwester durfte die andere Hand halten und los ging es. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber das Gesicht meines Kindes blieb entspannt. Keine schmerzverzerrte Mine, kein Wehklagen, einfach nur gute Stimmung und interessante Gespräche. Carl war offensichtlich keine unserer Fragen zuviel. Redend und arbeitend konnte das Motiv auf dem Handgelenk wachsen.

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Gemalt hat Carl schon als kleiner Junge gerne und so sieht er seinen Beruf nicht als Handwerk, sondern eher als Leidenschaft zu Formen und Farben. Die bunten realistischen Tiermotive sind seine Welt, die wie Aquarelle auf Haut anmuten und zweifelsohne nicht zu den leichtesten Tattoo-Techniken gehören. Beigebracht hat er sich das alles selber, sogar die erste Maschine hat er selber gebaut, ist der Tätowierer doch kein anerkannter Beruf bei uns. Offiziell zählt das Studio zu den Kosmetikstudios, Rubrik Permanent Make-up. So erzählt er auch bald von den schwarzen Schafen der Branche, deren Motive, sogenannte Cover-ups, zu den häufigsten Arbeiten des Tagesgeschäfts gehören. Misslungene Motive werden dabei sozusagen „gerettet“. Darüber ärgert er sich offensichtlich, gehören doch verschiedene Dinge für ihn zu einem guten Tattoo.

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Er empfiehlt, sich vorher gut zu informieren und auf Mundpropaganda zu hören. Auf gute Beratung und Sauberkeit legt er hohen Stellenwert. Das Handwerkszeug muss stimmen und auch die Farbe muss in sehr guter Qualität zur Verfügung stehen. Farben finden in diesem Studio nur Verwendung, wenn sie von renommierten Händlern und in Deutschland hergestellt sind. Er nimmt sich die Freiheit von dem Tätowieren von Namen abzuraten und tätowiert keine Motive, mit denen er nicht einverstanden ist. Die Frage nach politischen Motiven beantwortet er recht knapp, da er sich nicht in irgendwelche Ecken drängen lassen würde und eben die Mundpropaganda ihr schädliches Zutun hätte. Eigentlich hätte sich die Frage auch von selbst beantwortet, wenn man die Namen seiner Kollegen hört. Carl, Murrat und Pierre haben jeder für sich ein Spezialgebiet im Bereich ihrer Kunst, mit dem sie alle möglichen Techniken abdecken können.

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Im Bezug auf die Namen verrät er noch, verschmitzt lächelnd, dass er selbst natürlich den Namen seiner Ehefrau trägt. Die wäre aber auch seine Traumfrau und er wisse ja, was er tut. So erzählend war die Arbeit am Handgelenk der Tochter schnell zu Ende gebracht. Das Handgelenk wurde eingecremt. Carl gab wichtige Hinweise für die Pflege in den ersten Tagen und Wochen und wir konnten ein schönes „Geschafft“-Foto machen. Alles in Allem muss ich sagen, dass es sehr viel Spaß gemacht hat. Eine wirklich sehr nette Atmosphäre, eine überzeugende Arbeit und eine zufriedene Tochter waren das Ergebnis. Ich gebe zu, dass ich zwischendurch Lust bekam, selber ein Tattoo zu haben. Nicht um eins zu tragen, sondern das Gefühl des Stechens auszuprobieren. (Nein, ich werde es nicht machen 🙂 ). Die Informationen, die man braucht um solch einen Entschluss umzusetzen, bekommt man hier ohne Umschweife und beeindruckend ist die Ausführlichkeit der Internetseite. Selbst zweifelnde Eltern sind dort angesprochen. Und ja, ich gebe auch noch zu, dass Carl tatsächlich ein Typ, ein Charakter ist. Freundlich und nett, halt so wie er sagt „Was früher der Barbier oder Friseur war, ist heute der Tätowierer – Zuhörer, Kummerkasten, Lebensberater.

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Zuhause saßen wir jetzt erneut am Computer, haben ein Motiv mit Schriftzügen kombiniert und ausprobiert. Noch ein Tattoo ist in Planung. Wieder steht ein Termin fest – nein, diesmal nicht bei Carl, diesmal bei Pierre – mit der anderen Tochter. Aber dieses Mal ist die Mutter gelassen, weiß sie die Tochter in guten Händen und hat vorher erlebt, wie schnell man sich an ein gut gemachtes, gut durchdachtes Tattoo gewöhnt.

Hier raschelt es. Dort knistert was. Die Spannung steigt!

Rebloggt von der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
– ein Gastbeitrag von meinem Kollegen Sebastian Unger


Ich freue mich außerordentlich auf diesen
Kunstmarkt der Generationen 2015
und könnte es selber besser gar nicht beschreiben
– Anna Schmidt

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Und mit der Spannung steigt die Vorfreude, denn in wenigen Tagen heißt es: „Hiermit eröffnen wir den Kunstmarkt der Generationen 2015!“ Am 27. Juni wird wieder bestaunt und gebastelt, besprochen und gemalt.

Es freut uns außerordentlich, dass wir in diesem Jahr mit Cerstin Richter-Kotowski eine Schirmherrin für den Kunstmarkt der Generationen gewinnen konnten, die unsere Begeisterung für die Kunst ebenso teilt, wie den Wunsch damit Menschen einander näher zu bringen. Als Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste in Steglitz-Zehlendorf sind ihr die Anliegen unseres Kunstmarktes der Generationen ebenfalls vertraut und von großer Bedeutung. Wir wollen das kulturelle Leben sowie die Teilhabe aller daran steigern. Ebenso ist unser Kunstmarkt ein schönes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement, das auch unserer Schirmherrin besonders am Herzen liegt.

Gemeinsam mit ihr und unseren Gästen, mit alten und neuen Freunden und den Kunst-schaffenden, möchten wir einen Tag erleben, bei dem die Kunst, die Personen dahinter sowie das Erlebnis Kunst zu machen und Kunst zu genießen im Mittelpunkt stehen. Seinem Namen wird unser „Kunstmarkt der Generationen“ gerecht, wenn es gelingt, zum Beispiel dem Großvater zu zeigen, was der Enkel so „cool findet“ oder auch wenn die Mama dem Kind zeigen kann, was ihr gefällt und sich daraus dann ein reger Austausch und noch mehr gegenseitiges Interesse entwickeln. Einhundert Marktstände von über 100 Künstlerinnen und Künstlern und ihre Werke werden jedenfalls reichlich Anlass dazu geben.

Die Kunst-schaffenden und das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. als Veranstalter des Kunstmarktes der Generationen eint die Überzeugung, dass die Kunst in all ihren Facetten helfen kann, Menschen einander näher zu bringen, Interesse zu stiften und Brücken zu bauen. Und wo geht das schöner als im wunderbaren Ambiente des Schlossparks Lichterfelde durch das Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf ermöglicht.

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Wir werden an diesem 27.6.2015 Fotografien, Aquarelle, Ölgemälde, Plastiken und vieles mehr zu sehen und natürlich auch zum Kauf angeboten bekommen. Wir sind – wie auch viele Aussteller – schon sehr gespannt, wie sich die Gespräche an den Ständen, das Fachsimpeln sowie das Handeln entwickeln werden. Im letzten Jahr nahmen wir mit großer Freude wahr, dass das Interesse an der Kunst sowie am Austausch mit den Kunst-schaffenden immens war.

Wie entstehen solche Werke? Wie wird man Künstler? Wo bekommt man welches Zubehör am besten? Wie ist das Leben einer freischaffenden Künstlerin? All das und noch unendlich vieles mehr macht diesen Kunstmarkt für alle Beteiligten so besonders.

Auch wenn sie angeblich „vom Können“ kommt, so lebt Kunst doch immer zuerst vom Machen! Daher erwarten Sie auch in diesem Jahr wieder einige Angebote zum Mitmachen oder sich Ausprobieren. Deshalb darf mal wieder von Herzen gebastelt, gemalt und sogar getrommelt werden – all das natürlich unter professioneller Anleitung und stets mit Spaß an der Sache! Kinderschminken, Blumenfilzen, Töpfe und Steine bemalen – all das und einiges mehr erwartet Sie und Euch.

szs_kmdg_2014_4Ebenfalls für Spaß sorgen wird ab 14.00 Uhr auch ein kleines Bühnenprogramm.

Sie heißen „Mini-Stars“, „Tanz-Zwerge“ oder auch „Teenie Stars“, und sie werden gemeinsam mit ihrer Tanzlehrerin Ania aus dem KiJuNa für beste Unterhaltung sorgen, wenn sie uns ihre Kunst – den Tanz – darbieten. Später wird uns der Chor Gospelhouse mit seiner Sangeskunst ebenso größere Freude bereiten. Sogar die Kreistanz-Gruppe aus dem Gutshaus Lichterfelde und eine Qi Gong-Vorführungen wird es geben!

Als wäre das nicht schon sehr sehr viel für einen Tag, kommt dann noch etwas besonders tolles auf uns alle zu! Nachdem wir im Vorjahr ein frisch bespraytes Auto versteigert haben, dessen Erlös der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zugute kam, machen wir diesmal alles etwas größer und sicherlich noch aufregender.

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Einige unserer Aussteller haben sich bereit erklärt, ihre Werke zu spenden für eine Kunstauktion für den guten Zweck. Diese Werke werden ab 16.00 Uhr auf der Terrasse des Gutshauses Lichterfelde in einer klassischen Auktion versteigert. Jeder kann mitbieten und mit etwas Glück ein einzigartiges Kunstwerk erstehen, dessen Erschaffer oder Erschafferin sogar selbst vor Ort sein wird. Auch diesmal kommt der gesamte Erlös der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zugute. Die Stifter der Werke – also die Künstler selbst – gaben uns schließlich einen klaren Auftrag, was wir mit den Erlösen „ihrer Schätze“ tun sollten:

„Ich hoffe, dass die Kinder und Jugendlichen auch in Zukunft einen sicheren und kreativen Raum haben werden und freue mich, wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann.“ „Ich würde mich sehr freuen, wenn meine Spende bewirken könnte, dass die Kinder- und Jugendarbeit wieder den Zugang zu den natürlichen Lebensprozessen finden könnte. […] Ich wünsche den Kindern und Jugendlichen eine vielfältige und kreative Zukunft […].“ „Vielleicht wird es dadurch möglich, Kinder/ Jugendliche näher an die Kunst […] zu führen.“ „Vielleicht kann meine kleine Spende beitragen helfen, dass Wünsche der Kids für ihren Aufenthalts(h)ort erfüllt werden können (vielleicht ein neues Klettergerüst?) oder […] einen außergewöhnlichen, tollen Ausflug.“

Dies sind nur einige der Äußerungen, die „unsere Künstler“ diesbezüglich gemacht haben. Sie zeigen einerseits, welche großartigen Menschen hier hinter den Werken stecken. Sie schauen alle weit über ihren eigenen Tellerrand hinaus und haben den Wunsch, mit ihrer Arbeit etwas Gutes für uns alle zu tun. Dafür danken wir alle ihnen schon heute von ganzem Herzen! Gleichzeitig machen sie deutlich, welche Möglichkeiten sich eröffnen können, wenn wir alle aktiv an dieser speziellen Auktion teilnehmen.

Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, für welches Kunstwerk Sie gegebenenfalls mitbieten möchten, werden sämtliche Auktionsobjekte in Form einer kleiner Sonderausstellung den gesamten Tag über in den Räumen des Gutshauses präsentiert. Auch einige Hintergrundinformationen werden parat sein. Und nicht zuletzt hat man die einzigartige Chance, sich bei den jeweiligen Künstlern noch weiter zu informieren und mit jenen ins direkte Gespräch zu kommen.

Neben den vielen musischen Freuden wird sich selbstverständlich auch um das körperliche Wohl gekümmert – und dabei wieder gutes getan. Grillwürstchen, alkoholfreie Cocktails, Erfrischungen sowie gespendete Kuchen laden ein zum Schlemmen. Auch diese Erlöse gehen wieder komplett in die Kinder- und Jugendarbeit ein.

Bis dahin wird es nun noch wenige Tage lang knistern und rascheln, während die Spannung – ebenso wie die Vorfreude – einfach immer weiter ansteigen. Deshalb freuen wir uns jetzt schon auf einen zauberhaften, mitreißenden Kunstmarkt der Generationen mit Ihnen und Euch am 27.06.2015 von 11.00 bis 19:00 Uhr im Schlosspark Lichterfelde, am Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin.

Sebastian Unger
Projektleiter der EFöB an der 10. ISS

Die Bilder der Versteigerung beim
Kunstmarkt der Generationen 2015

(Der Erlös der Versteigerung geht zu 100% zugunsten der
Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
27.6.2015, Beginn 16.00 Uhr)

affeldPia Affelt, „Ebbe & Flut“, 30 x 30 cm, Acryl, Quarzsand auf LW

denkerInge Denker, „Eck Kneipe“, 24 x 34 cm, Aquarell, Druck

eichheim2Burghild Eichheim, „Mutter mit Kind“, 17 x 12 cm, Aquarell

eichheim1Burghild Eichheim, „Blumenstrauß“, 24 x 33 cm, Pastell

eichheim3Burghild Eichheim, „Kinderportrait“, 15 x 21 cm, Graphit

eichheim4Burghild Eichheim, „Hermes“, 27 x 21 cm, Gouache

fischerMonika Fischer, „Kirche in Lichterfelde“, 60 x 80 cm, Aquarell

FranzmeierKarin Franzmeier, „Russische Kirche“, 30 x 40 cm, Ölfarbe mit Spachtel auf Goldgrund

Franzmeier1Karin Franzmeier, „Venedig“, 60 x 90 cm, Ölfarbe mit Spachtel

JosupeitMaike Josupeit, „Kunstmarkt“, 24 x 30 cm, Ölbild (PlenAir/Freilichtmalerei)

neu_kapruckaRenate Kaprucka, „Teddy“, 37 x 27 cm, Aquarell

LenskyThomas Lensky, „Fuchsie rot-weiß“, 36 x 48 cm, Aquarell

MunkeKatrin Munke, „Nordlicht“, 25 x 30 cm, Acryl auf Leinwand

NachtigallSigrid Nachtigall, „Landschaft“, 15 x 15 cm, Acryl – Mischtechnik

peukeCarmen Peuke, Keramikschale, 35 cm Durchmesser

ReuterKatja Reuter, „LongDong“, 80 x 120 cm, Fotoleinwand mit Acryl

Reuter_AmelieAmelie Reuter (Tochter von Katja Reuter), 15 x 15 cm, Acryl auf Leinwanddruck

Reuter_Amelie1Amelie Reuter (Tochter von Katja Reuter), 15 x 20 cm, Acryl auf Leinwanddruck

ThimmHedda-Maria Thimm, 60 x 80 cm, Acryl

neu_ViebahnBodo Viebahn, „Treppenhausgeometrie“Fotografie

WolfskyJon Wolffsky, „cosywash – Brücke in Italien“, 40 x 60 cm, Digitaldruck – Photoshop

neu_KlickBernd Klick, „Plantane“, 50 x 70 cm, Collage Chinapapier auf Leinwand

Mein digitaler Begleiter

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Es war ein wunderschöner Nachmittag bei einer Freundin und ich lief gut gelaunt nach Hause. Nach guten Gesprächen und vielen Neuigkeiten, schaute ich schnell auf mein Handy … könnte ja sein, dass mich jemand zwischenzeitlich vermisst hat oder weltbewegende Mails oder Nachrichten gekommen sind. Als ich wieder aufschaute, winkte mir in 50 Metern Entfernung eine andere Freundin zu. Wir liefen zueinander, begrüßten uns herzlich und einer ihrer ersten Sätze lautete: „Ich war mir unsicher, ob du das bist. Aber bei der Körperhaltung, dachte ich, ist sie es bestimmt.“ sprach’s, lachte und wir tauschten wieder Neuigkeiten und Spannendes – was halt so los war. Als ich weiterlief, kam mir ihr erster Satz wieder ins Gedächtnis. Hm, soweit ist es jetzt also: Man erkennt mich von weitem an meiner Körperhaltung. Wie ich laufend auf mein Handy schaue in dem Bemühen nichts aus der digitalen Welt zu verpassen.

Dabei bin ich vollkommen undigital aufgewachsen. Mein Lieblingsspielzeug war Schere und Papier, Puppen, Bälle, Bücher … Wir haben uns miteinander oder mit Dingen beschäftigt, die wenn überhaupt, vielleicht klingeln konnten. Mehr nicht. Ich kann mich erinnern, dass meine kleine Schwester und ich „Vater, Mutter, Kind“ mit Buntstiften an der Fensterbank gespielt haben. Und wir hatten unendlich viele Papier-Anziehpuppen. Meine Mutter musste sie uns immer vormalen und dann konnten wir ihnen Kleider zeichnen, ausschneiden und mit den Papierlaschen anziehen. Wenn sie kaputt gespielt waren, haben wir die Mutter wieder gelöchert, uns eine neue Modepuppe zu malen. Klappte lange, bis sie auf den Trichter kam, dass wir in der Lage waren sie uns selber zu malen. Dabei waren ihre immer schöner. Wir haben zweckentfremdet, was wir in die Finger bekommen konnten. Kartons wurden Puppenstuben, Stoffreste zu Teppichen, Steine und Stöcke Möbelstücke. Mein persönliches Highlight war immer, wenn der neue Otto-Katalog kam und ich den alten haben durfte. Stundenlanges ausschneiden … ich habe ganze fiktive Familien und Hausstände ausgeschnitten und mit den Bildern gespielt. Gefehlt hat uns dabei nichts – wir kannten ja nichts anderes.

Den ersten Fernseher im Wohnzimmer habe ich sehr spät bewusst erlebt. „Dick und Doof“, „Bonanza“, „Bezaubernde Jeanny“, „Speedy Gozales“ … waren meine Kinderhelden. Und viel mehr Technik gab’s in meiner Kindheit eigentlich nicht. In jugendlichen Jahren kam ein Kassettenrekorder hinzu. Was war das für eine Herausforderung sich Lieder aus dem Radio übergangslos auf einer Kassette zu sichern. Begeistert war ich immer, wenn ein Wecker, Radio oder ähnliches kaputt war. Schraubenzieher aus dem Keller holen, Innenleben erforschen und die Einzelteile weiterverwerten.

Die nächste größere technische Herausforderung stellte sich mir in der ersten Ausbildung in Form einer Reproduktionskamera. Diese raumfüllenden Geräte waren früher Teil der Produktionskette zur Erstellung von Druckerzeugnissen. Heute dürften sie alle museumsreif sein. Etwa in dieser Zeit erlebte ich den ersten Computer. Mein Onkel, bei dem ich die zweite Ausbildung absolvierte, schaffte sich den ersten kleinen Macintosh etwa 1985 an und … er ließ mich das Teil erforschen. Ich liebte beide – den Onkel, der mich das Gerät erforschen und probieren ließ und dieses kleine technische Wunder. Von da an hatte ich immer die Möglichkeit, irgendwo Hand an einen Computer zu legen. 1993 war dann ein rundum revolutionäres Jahr. Nicht nur, dass ich mit der Liebe meines Lebens zusammen zog, die Liebe meines Lebens kaufte uns auch noch den ersten eigenen Heimcomputer. Wieder liebte ich beide … den Mann sowieso und den Computer … bis heute!

Das erste Handy kam mit dem ersten Kind ins Haus, also mit dem Kind im Bauch – für den Notfall. Nein, nicht dieses monströse Teil mit Antenne. Unser erstes Handy passte schon in eine etwas größere Hosentasche, die dann zugegeben etwas ausgebeult aussah. Der Gatte kam mit den Karton nach Hause, streckte mir diesen entgegen und sagte „Mach’ mal!“ Ich glaube im Nachhinein, das war der Moment in dem ich fortan die elektronischen und digitalen Dinge im Haushalt übernahm. In den ersten Handy-Jahren habe ich dieses Teil wohl nur mit mir herumgetragen, weil man das eben so machte – für den Notfall. Damit telefonieren war eh zu teuer, besonders für einen Menschen, der in der Pubertät noch ein Telefonschloss an der Drehscheibe erlebt hat, bzw. damit aufgewachsen ist, immer zwei Telefongroschen für die Telefonzelle in der Hosentasche zu haben – für den Notfall.

Mit den Kindern, eher aber wohl, weil es an der Zeit war, nahm die technisch, digitale Entwicklung seither eine nicht mehr fassbare Geschwindigkeit auf, die auch vor uns keinen Halt machte. Mein Beruf hat sich seit Mitte 80er Jahren komplett verändert und kommt ohne digitale Technik nicht mehr aus. Und auch im privaten werden immer mehr Dinge am Computer geregelt, was früher undenkbar gewesen wäre. Aus dem eigenen Interesse heraus, haben wir auch unsere Kinder sehr früh an dieser Entwicklung teilhaben lassen. Bewusst, kontrolliert und gesteuert. Heute passiert es durchaus, dass ich die Installation des Routers, des neuen Druckers oder anderes meine Tochter machen lasse. Und – wir haben trotz bald überstandener Pubertät, keine Telefonschlösser gebraucht. Geht ja auch schlecht bei Handys. Wir bezahlen die Handy-Verträge für die Smartphones, haben den Kindern früh den kontrollierten Zugang zu verschiedenen Netzwerken erlaubt und wissen, dass sie sich heute sicher in diesen Medien bewegen. Natürlich haben wir Lehrgeld bezahlt, sowohl in der Kommunikation als auch bei unbedachten Klicks z.B. auf Spiele. Aber dieses Lehrgeld ist tausendmal mehr wert, als wirkliche Schwierigkeiten aus Unwissenheit. Und auch wenn es sich im Zusammenhang komisch anhört – wir haben über diese Dinge sehr viel geredet.

Mittlerweile bin ich ständig umgeben von einem Computer, einem Tab oder meinem Handy. Ich habe Spaß daran diese Dinge zu nutzen und damit zu arbeiten, beruflich wie privat. Ich kommuniziere gerne, vielfältig und neugierig. Bin gespannt, wenn ich wieder einmal etwas ganz neues ausprobieren kann. Staune, wenn eine Entwicklung, die ich gerade verstanden habe, schon wieder überholt worden ist. Freue mich über kleine Apps, die für mich sinnvoll, eine Bereicherung darstellen. Und bewundere die Kinder und Jugendlichen, die viel schneller als ich diese Dinge begreifen und nutzen.

Ich finde meine techniklose Kindheit klasse, aber hüte mich davor, sie meinen Kindern oder ggf. Enkeln zu wünschen. Es ist unrealistisch und vergangene Zeiten holen wir nicht zurück. Sie lesen trotzdem, können sich mit Brettspielen beschäftigen und verfügen über einen sehr großen Wortschatz (ohne Abkürzungen). Die technikbeladene Zeit, die ich jetzt erlebe, finde ich genauso klasse und freue mich, dass ich sie mit Spaß erleben darf. Ich lese täglich in einem echten Buch, kann mich stundenlang techniklos bewegen und beschäftigen – wenn ich will. Ins Seniorenheim werde ich einmal nur unter der Bedingung einziehen, dass flächendeckend WLan vorhanden ist – falls es dann nicht schon was Neues gibt. Mit meinem digitalen Begleiter, der mir lückenlosen Kontakt zu Außenwelt ermöglicht.

Meine Tochter kommt zu mir an den Computer und fragt, was ich mache. Ich erzähle ihr, dass ich darüber schreibe, dass ich schon an der Handy-Körperhaltung von weitem zu erkennen bin, und dass mir das zu denken gibt. Die sagt nur: „Und dabei heißt es immer – die Jugend von heute!“ schaut auf ihr Handy und lächelt … ich nehme an eine SMS vom Freund … das gabt’s bei uns auch nicht.

Ein „Fest der Nachbarn“ von Nachbarn für Nachbarn

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Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen in ihrem Wohnumfeld wohl fühlen, auch in einer großen Stadt. Es kann die schöne Lage der Wohnung sein, die gute Anbindung im Stadtgefüge oder eine schöne Lage mit angrenzenden Grünflächen. Manche schätzen einen kinderfreundlichen Kiez, andere wiederum gute Einkaufs- oder Freizeitmöglichkeiten. Völlig unabhängig, was jeder für sich selber als Wohlfühlfaktor im Kiez definiert, kann der Grund ganz einfach sein: Der Nachbar ist bekannt, hat einen Namen und mit der Zeit trifft man bekannte Gesichter, kann Grüßen und nette Gespräche führen. Es gibt viele Möglichkeiten nette Nachbarn kennenzulernen. Eine davon ist das „Fest der Nachbarn“, das in allen Berliner Bezirken neben vielen anderen, am 29. Mai zum zweiten Mal auf dem Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde gefeiert wurde.

Am Runden Tisch in Lichterfelde-West entstand die Idee auch in diesem Jahr auf dem Platz ein Fest zu feiern. Das Fest vom letzten September war allen Beteiligten noch in schöner Erinnerung geblieben. Bei der Terminsuche bot sich das Fest der Nachbarn, der European Neighbours Day, an. Das europaweit gefeierte Fest steht unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments, erfreut sich jährlich steigender Beliebtheit und wird seit 2012 durch den Verband für sozial-kulturelle Arbeit in Berlin koordiniert. Gründe genug sich zu beteiligen und unter Organisation und Koordination des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. wurde schließlich fleißig geplant und organisiert. Es sollte ein Fest werden, bei dem sich Vereine, Einrichtungen, Einzelhändler, Organisationen … alle die im Kiez eine Rolle erfüllen, vorstellen, präsentieren und mit den Nachbarn ins Gespräch kommen möchten. 20 Marktstände wurden bestellt, die sehr schnell vergeben waren, Plakate und Handzettel verteilt und Aktionen für alle Generationen vorbereitet. Bald stand nur noch eins im Raum: Gutes Wetter bestellen und die Vorfreude!

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Vorfreude war das hauptsächliche Gefühl, das allen anzumerken war, die am Festtag ihre Stände schmücken. Das Wetter versprach einen regenfreien Nachmittag und pünktlich um 16.00 Uhr eröffnete Manuela Kolinski vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. die Feierlichkeit. Nicht nur die Stände luden zu Information, Gespräch und Austausch ein, daneben versprach ein Ablaufplan viel Abwechslung für Augen und Ohren. Zwischen den Darbietungen verschiedener Gruppen konnten sich die teilnehmenden Stände mit ihren Anliegen vorstellen, was von den meisten auch gerne in Anspruch genommen wurde.

Die Kreistanzgruppe aus dem Gutshaus Lichterfelde machten mit mehreren Tänzen den Anfang. Mit rhythmischen Bewegungen brachten sie das Publikum sofort in die richtige Stimmung. Da konnte kaum ein Fuß stillhalten und begeistertes Klatschen begleitete die Bewegungen und Lieder der Damen. Auch eine Zugabe wurde gefordert und schließlich luden die Tänzerinnen alle ein doch mitzumachen. Das machten auch viele – von Kindern, Eltern und vielen Senioren begleitet, fuhr selbst eine Rollstuhlfahrerin die getanzten Runden mit im Kreis. Da fällt es nicht schwer, sich das Lachen und die Stimmung auf dem kleinen Platz vorzustellen, oder?

Die Tanzmäuse aus dem KiJuNa, Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum in der Osdorfer Straße, zeigten ebenso ihr Können, das sie seit vielen Jahren mit ihrer Tanzlehrerin Anjia gerne bei solchen Festen zeigen. Matthias Winnig ließ die Gäste bei einer Qi Gong Vorführung staunen. Die Mädchengruppe aus der Jugendfreizeiteinrichtung Albrecht Dürer in der Memlingstraße zeigten, mit was für modernen Tänzen Jugendliche ihr Publikum begeistern können. Das Zentrum für Yoga ließ wieder Staunen und zeigte Bewegungen, die kaum jemand ohne gute Anleitung und Übung zustande bringt, aber die richtige Adresse dafür war ja am Ort. Zu guter Letzt zeigte der Bläserkreis der Paulusgemeinde einen schönen Ausschnitt aus seinem Repertoire. Alles in allem, von den Vorstellungen der Teilnehmenden in eigener Sache eingerahmt, ein sehr abwechslungsreicher Nachmittag, der das Publikum bis zum Ende auf dem Fest begeisterte.

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Information, Gespräch und Austausch, den Nachbarn kennenlernen – sich mit dem Händler, den Gemeindemitgliedern, dem Seniorenservice oder den MitarbeiterInnen des Schülerclubs einmal ungezwungen unterhalten, war ein großes Anliegen des Festes. An jedem Stand fanden gute Gespräche statt. Interessante Fragen konnten beantwortet werden, Tipps gegeben, Verabredungen getroffen werden. Kennenlernen, Gesicht zeigen, Barrieren abbauen und zeigen, dass ein Kiez durch Geschichten, durch Miteinander, gegenseitigen Ergänzungen und Unterstützungen lebenswert wird, das war ein sehr gelungenes Unterfangen an diesem Nachmittag. Eine Malerin aus dem Einwohnerheim in der Klingsorstraße zeigte am ganzen Nachmittag ihr Talent und lud zahlreiche Kinder ein, es ihr gleich zu tun. Die Sozialarbeiterin aus der Flüchtlingseinrichtung gab Informationen und, wo notwendig, die Übersetzungen dazu. Und gerade alle Kinder, ganz gleich woher, zeigten in ihrer Mischung, dass sie egal ob bei Malen, Schminken, Tanzen oder Luftballon fliegen lassen, alle den gleichen Spaß hatten.

Wir sind uns sicher, die Nachbarn und Gäste dieses Festes grüßen einander, wenn sie sich wiedersehen. Die Teilnehmer der Stände zeigten sich sehr zufrieden und uns hat es ganz einfach richtig viel Spaß gemacht! An Spenden kamen 330 Euro zusammen, die einem Zweck der Kinder- und Jugendhilfe zugute kommen, der noch bestimmt wird. Also aufgepasst, wenn wir auch 2016 wieder zum Fest der Nachbarn einladen. Bis dahin wollen Sie vielleicht gar nicht so lange warten. Müssen Sie auch nicht … wir freuen uns über jeden Nachbarn, der Lust hat am Runden Tisch in Lichterfelde-West mitzureden.

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Fest der Nachbarn Teilnehmer 2015:
JFE Albrecht Dürer, Schülerclub Memlinge, Netti 2.0, Seniorenresidenz Bürgerpark, Die Piraten, SPD, CDU, Qi Gong – M. Winnig, Mrs. Sporty, ev. Paulus Gemeinde, Familienzentrum der Paulus Gemeinde, ADFC, Radfahrclub Lichterfelde, Senioren Service Peschke/Pasedach, HIBUDA, Runder Tisch Lichterfelde-West, Stadtteilzentrum Steglitz e.V., Jung fragt Alt e.V., Wohnheim Klingsorstraße, ImZentrumSein – Joga + Ernährungsberatung, Heimatverein Steglitz.

Termine Runder Tisch Lichterfelde-West 2015:
16.6.15, 8.9.15, 20.10.15 + 1.12.15, Info Manuela Kolinski, Telefon 030 84 41 10 40

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
vom 11. Juni 2015

Der etwas andere Markt

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Für die Öffentlichkeit noch nicht bemerkbar, ist ein kleines Team mit den Vorbereitungen für den 2. Kunstmarkt der Generationen beschäftigt. Dieses Mal gelassener als im letzten Jahr, denn das Team hat ein Bild vor den Augen und eine Vorstellung im Kopf … und beides wird verwirklicht werden. Getragen von den Erfahrungen vom Vorjahr, von den Rückmeldungen der BesucherInnen und KünstlerInnen, von der Begeisterung aller Mitwirkenden, haben die Arbeiten begonnen. 100 Künstler werden in einem Kunstmarkt zusammen ausstellen und mit ihnen gemeinsam werden Kinder, Jugendliche, Mütter, Väter, etwas ältere BesucherInnen, einfach alle, die dazu Lust haben, einen Tag mit Kunst, kleineren Aktionen und der Mischung der Generationen in gemeinschaftlicher Atmosphäre im Schlosspark Lichterfelde genießen können.

Wir haben eingeladen – zum zweiten Mal – und freuen uns auf diesen besonderen Tag. Auf das Gefühl der Vorfreude, auf die Spannung, ob alles Reibungslos klappt, auf die Vielfalt der Kunstschaffenden, auf Gespräche, das Lachen, die Neugierde, auf das ein oder andere Wiedersehen und besonders auf die Menschen, die mit uns diesen Tag begehen. Wir – das sind MitarbeiterInnen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., die auch schon im letzten Jahr den ersten Kunstmarkt organisiert haben. Schon im Vorfeld des letzten Kunstmarktes, besonders aber am Abend, als alles vorbei war, war uns allen klar, dass wir diese Teamarbeit erneut erleben wollten. Eine Teamarbeit, in der jeder seine Erfahrungen und Stärken einbringen kann. Aber auch eine Teamarbeit, die ganz besonders von vielen ehrenamtlichen HelferInnen und vielen KollegInnen auf großartige Weise unterstützt worden war. So soll es auch in diesem Jahr werden.

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Die soziale Arbeit steht im Fokus des Veranstalters, wozu gehört, Menschen zusammenzubringen und Stadtteilarbeit zu leisten. Dieser Arbeitsbereich – generationsübergreifende Arbeit – steht unter der Leitung von Veronika Mampel, die routiniert Feste organisiert und alle erforderlichen Komponenten … MitarbeiterInnen, behördliche Erfordernisse, organisatorische Voraussetzungen … zusammenbringt. Bei diesem besonderen Markt ist die Kunst für sie das Medium, das die Menschen vereint. Sie werden durch die unterschiedlichsten Darstellungsweisen zu Gesprächen, Diskussionen, zu gemeinsamen Aktionen animiert und der besondere Reiz liegt für die Arbeitsbereichsleiterin darin, dass alles in der Natur stattfinden kann. Auf diese Weise können Flächen im Bezirk völlig neuen Möglichkeiten zugewiesen werden, die der Anonymität der Großstadt entgegenlaufen. Der Nachbar bekommt ein Gesicht und das Kennenlernen bekommt durch Kunst eine offene Chance. Veronika Mampel freut sich über jede Gelegenheit Jung und Alt zusammenzubringen, ohne Vorbehalte, Wertung oder Scheu. Hier wird Kunst von allen Altersklassen vorgestellt und so ein Einblick in die Lebenswelten der anderen gegeben. Kunst drückt sich für sie in alle möglichen Richtungen aus. So hat sie großen Spaß daran, ein kleines Programm auf die Beine zu stellen, dass über den Tag verteilt, Tanzvorstellungen und Musik zu bieten hat. Bei solchen Gelegenheiten, mitten unter alle diesen Menschen, sagt sie, fühlt sie sich besonders wohl. Dann weiß sie, dass ihre Intention – Menschen zu verbinden – angekommen ist.

„Fast genau ein Jahr ist es nun her, dass ich beim ersten Kunstmarkt der Generationen ein von Geatano Foti gesponsertes Auto mit einem Graffiti komplett besprühen durfte.“ erinnert sich Sebastian Unger. Er ist nicht nur Projektleiter der EFöB an der 10. ISS, sondern auch ein sehr renommierter Graffity-Künstler. „Ich weiß noch genau, wie nervös ich war wegen der Verantwortung dem Spender und meinen KollegInnen gegenüber. Um jeden Preis sollte es ein Hingucker werden und die abendliche Versteigerung ein Highlight der gesamten Veranstaltung.“ Ein Bild zu malen, während viele Menschen – also die Gäste, Kollegen sowie die Aussteller des Marktes – dabei zusehen können, ist für ihn ein unbeschreiblicher Nervenkitzel. Deshalb ist er stolz und voller Vorfreude auf den 27. Juni 2015! Denn auch in diesem Jahr wird er wieder als live Performance ein Bild sprayen, während an circa 100 Marktständen „echte Kunstprofis“ ihre Werke feilbieten und sicher hunderte Gäste über den Kunstmarkt der Generationen schlendern. Unter dem Motto „Gemeinsam“ möchte er über mehrere – wie in einem Puzzle – zusammengelegte Leinwände ein abstraktes Bild schaffen, das klassisches Graffiti mit der Ästhetik eines Yin-Yan-Logos vereint. „Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich nicht, was mich nervöser macht. Ist es die Herausforderung dieses Bild so umzusetzen, wie es in meinem Kopf herumschwirrt, oder ist es die Vorstellung des – erneut – großartigen und stark besuchten Kunstmarktes?“ fragt er sich … was es auch ist, er freut sich sehr darauf!

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„Zum ersten, zum zweiten, zum dritten … verkauft an die Dame mit der Nummer 117!“ in etwa diesen Satz werden die Gäste am Abend des Marktes zu hören bekommen. Mehr als 10 Bilderspenden namenhafter KünstlerInnen aus Steglitz-Zehlendorf stehen bereit und werden zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. versteigert. René Stürkat ist unglaublich glücklich und dankbar ob der großen Spendenbereitschaft, den seine Aufgabe beim Kunstmarkt ist die Organisation der Versteigerung. Im letzten Jahr wurde amerikanisch versteigert und für den Fiat des Schirmherrn durch Graffiti gestaltet, sind mehr als 1000 Euro zusammen gekommen. Dieses Jahr wird die klassische Variante der Versteigerung angewandt und die Bilder an den jeweils höchst bietenden verkauft. Die Bilder kann man sich im Laufe des vormittags in Ruhe anschauen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen. Kunst bedeutet für René Stürkat sich ohne Grenzen auszudrücken und sich dadurch mit sich selbst und anderen Menschen in Verbindung zusetzen. Es gibt für ihn keine Regeln und jeder kann sich so auf die Art und Weise ausdrücken, was und wie er fühlt. Künstler geben etwas von ihrem Inneren Preis, zeigen was sie beschäftigt und setzen sich damit auseinander. Kunst verbindet Menschen in der Auseinandersetzung. Sie ist auf jede Art und Weise ein Ausdrucksmittel und braucht eine Plattform auf der dies Möglich ist. Als die Idee von Kunstmarkt entstanden ist, war für ihn die treibende Kraft diese Plattform zu ermöglichen. Im eigenen Sozialraum sollen Menschen Raum bekommen, sich diesem Thema der Gesellschaft zu zuwenden und einen Zugang zu öffnen.

Für diesen Kunstmarkt haben wir uns eine neue Aktion ausgedacht, kann Katharina Zehner erzählen. Neben den bewährten Ständen mit Kunst und Kunsthandwerk, dem bunten Programm, reichhaltigen Gaumenfreuden und Getränken wird auch ein kleiner Kunstgarten während des Festes entstehen. In der Mitte des Marktes wird ein Areal gekennzeichnet sein, wo Kunstobjekte in kleinen „Kunstbeeten“ wachsen können.

Die Einrichtungen des Stadtteilzentrums sind eingeladen ein solches Beet zu bestellen. Sie bieten eine Station auf dem Kunstmarkt an, wo die Besucher des Kunstmarktes kleine, große, bunte, eckige, fliegende, rollende, laute, leise, dicke, flache Kunstobjekte herstellen können, die dann in diesen Beeten ausgestellt werden. Natürlich können die Objekte am Ende des Tages von den Besuchern abgeerntet und mit nach Hause genommen werden, aber zunächst soll jeder Besucher sehen, was hier in unserer Mitte alles wachsen kann. Weil ein Kunstgarten aus allem wachsen kann, ist die Idee hier möglichst Kunstobjekte aus oder mit Material zu kreieren, dass normalerweise in den Müll wandert. Diese Aktion hat es im letzten Jahr nicht gegeben … es wird also spannend werden.

Seit 1999 steht das Gutshaus Lichterfelde – hinter dem der Kunstmarkt stattfinden wird – unter Trägerschaft des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Manuela Kolinski ist seit vielen Jahren die Projektleiterin des Nachbarschaftsbereichs des Hauses. Ihr obliegt die Organisation vor Ort und aller ehrenamtlich helfenden Hände. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen und sie ist die erste Ansprechpartnerin für alle, die Fragen oder helfende Hände haben. Und davon benötigt man viele um so einen großen Markt reibungslos veranstalten zu können. Ihre besondere Herausforderung ist, dass jeder weiß was er zu tun hat, und vor allem das jeder, der seine Zeit zur Verfügung stellt auch das Gefühl der richtigen Wertschätzung bekommt. Ehrenamtliche Unterstützung wird bei allen Verkaufsständen, Kaffee und Kuchen, Getränke, den Verzehrmarken, für den Auf- und Abbau der Stände und das Bestücken im Laufe des Tages gebraucht. Es ist wichtig, dass ständig geschaut wird, dass kein Müll herumliegt, altes Geschirr weggeräumt wird und immer ein sauberer Sitzplatz gefunden werden kann. „Es ist einfach schön, wenn Menschen in ihrer Freizeit mit Spaß und guter Laune bei solchen Veranstaltungen helfen. Spaß ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinsames gutes Gelingen. Aber,“ sagt Manuela Kolinski „es ist auch unsere Aufgabe, da zu sein, wenn alles vorbei ist. Dann muss alles wieder so sein, als wenn kein Markt stattgefunden hat, denn der Park ist ja wichtiger Bestandteil unserer schönen Umgebung hier.“ Für das gemeinsame gute Gelingen hat sie beste Unterstützung von Melanie Zimmermann, Projektleiterin der Kita Schlosskobolde, die durch Kooperationsfreude und kreative Einfälle eine große Bereicherung für den schönen Markt ist.

Es gibt viele Bestandteile, die notwendig sind, solch einen Kunstmarkt auf die Beine zu stellen. Schön ist die Begeisterung, die bei allen KollegInnen, die dies organisieren und allen die mithelfen, mitschwingt. Das unglaubliche „Wir“-Gefühl, die Dankbarkeit nach dem gelungenen Markt, die fröhlichen und freundlichen Gesichter während des Markttages, die bewundernden Blicke auf die schönen Kunstwerke der Ausstellenden und die vielen Kinder, die sich vom Markttreiben anstecken lassen und immer wieder Neues und Interessantes zu entdecken finden. Ganz besonders wichtig sind dabei natürlich die Besucher, die das Markttreiben mit Leben füllen und den Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Werke zu besprechen und die notwendige Rückmeldung für weitere Werke zu bekommen. Wir hoffen, wir können Sie mit diesem kleinen Blick hinter die Kulissen anstecken und laden herzlich zum 2. Kunstmarkt der Generationen am 27. Juni 2015 von 11.00 – 19.00 Uhr in den Schlosspark Lichterfelde ein. Wie es schließlich gewesen ist erzählt Ihnen dann …

Anna Schmidt

Ankündigung_KMdG_27

Kunstmarkt der Generationen 2015
Schlosspark Lichterfelde am Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin,
27. Juni 2015, 11.00 – 19.00 Uhr.

Fotos: Roman Tismer – Kunstmarkt der Generationen 2014