Ohne Eltern geht es nicht

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Vier Mal im Jahr wird es wuselig, bunt und laut – jedes Mal, wenn im Hort an der Giesensdorfer Grundschule ein Jahresevent stattfindet. Jedes Event steht unter einem anderen Motto: „Was ich einmal werden will“, „Kostümparty“, „Giesensdorfer Weltfest“, „Auf den Spuren von Daniel Düsentrieb“ oder „Casino Royal“ steht auf den Einladungen. An diesen Tagen, an denen das Event stattfindet, steht der Hort den Kindern mit ihren Eltern offen. An den anderen Tagen stehen die Eltern als unverzichtbare Unterstützung im Hintergrund, denn – ohne Eltern geht es nicht.

Der Hort an der Giesensdorfer Grundschule betreut zur Zeit 152 Kinder. Für diese Betreuung steht ein Team von 14 ErzieherInnen bereit. Sie begleiten die Kinder über den ganzen Tag von der Frühbetreuung über die Unterrichtsbegleitung bis zum Nachmittag in der ergänzenden Förderung und Betreuung. Die Eltern der Kinder sind an diesem Tagesablauf nicht unmittelbar beteiligt und geben doch den wichtigen Rahmen für diese Betreuung. Sie sind die eigentlichen Experten ihrer Kinder und so ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den ErzieherInnen und Eltern unbedingt erforderlich, um für jedes Kind individuell die richtige Förderung und Unterstützung leisten zu können. Die oberste Direktive dabei ist, dass die Kinder gut eingebettet in ihrem Schulalltag hineinfinden und die Eltern gelassen ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen nachkommen können.

Die Beteiligung der Eltern an der ergänzenden Förderung und Betreuung beginnt lange vor dem ersten Schultag. Ein Tag, der für das Kind und seine Eltern meist eine besondere Bedeutung hat. Hier trennen sich die Wege der Familie nach dem Kindergarten besonders deutlich. Das Kind verlässt die spielerische Förderung des Kindergartens und beginnt die zukunftsweisende Schullaufbahn. Umso wichtiger ist es, dass der Beginn gelingt. Für dieses Gelingen ist es unabdingbar, das Vertrauen der Eltern und Kinder zu gewinnen. Ein Stichwort, um dieses Vertrauen zu schaffen, ist die Eingewöhnung: Drei Wochen vor dem ersten Schultag sind die neuen Erstklässler eingeladen, die Ferienbetreuung zu besuchen. Auch dort sind die Eltern sehr willkommen! Sie sind gerne zu einer Tasse Kaffee eingeladen, können erste Gespräche führen und beobachten, wie ihr Kind sich in die EFöB einfindet. Ebenfalls kann beobachtet werden, wie erste Kontakte geknüpft werden und Freundschaften entstehen. Das alles ohne dem strengen Stundenplan des Schulalltags. Kommt nach der Zeit der Eingewöhnung der erste Schultag, können Eltern und Kinder entspannt den Schulbeginn erleben, da das Umfeld bekannt ist und die Familien andere Kinder sowie die ErzieherInnen der EFöB schon kennen.

In den ersten Schulwochen holen Eltern ihr Kind oft noch sehr gespannt ab. Fragen wie „Wie macht es sich?“, „Hat es Mittag gegessen?“, „Hat es mit anderen gespielt?“ und viele andere, wollen beantwortet werden. Dazu stehen die ErzieherInnen immer gerne für einen kurzen Austausch zur Verfügung. Besteht ein intensiverer Gesprächsbedarf, wird ein Termin vereinbart. Die EFöB an der Giesensdorfer Schule legt viel Wert darauf, dass die Eltern jederzeit gut informiert sind und der EFöB Alltag transparent ist. Umgekehrt ist der Austausch mit den Eltern auch für die ErzieherInnen sehr wichtig. Sie begleiten die Kinder über den ganzen Tag, beobachten es im Unterricht und haben so eine ganz andere Nähe als die Lehrkräfte der Schule. Auch geben sie keine Noten, bewerten nicht und fordern keine Hausaufgaben. Fällt ein Kind auf, weil es beispielsweise traurig, aggressiv oder müde wirkt, gilt es, die Ursache unter anderem im Gespräch mit den Eltern zu finden. Wenn man sowohl das schulische wie auch das häusliche Umfeld des Kindes verstehen kann, lässt sich oft leichter eine Lösung finden. Wichtig ist bei allen Gesprächen die Diskretion und das Feingefühl der ErzieherInnen, deren Bärenaufgabe es ist, den Eltern das Loslassen leicht zu machen.

Eltern müssen dennoch verstehen, dass sie Begleiter sind, das Kind vertrauensvoll den ErzieherInnen überlassen können und dem Kind die Zeit in der EFöB zugestehen. Finden am Nachmittag AGs oder zum Beispiel ein Geburtstagsnachmittag statt, ist es störend, wenn Kinder zu früh abgeholt werden. Viele Eltern setzen sich daher dazu, beobachten das Ende des Spiels und räumen ihren Kindern die benötigte Zeit ein. Bei den Hausaufgaben weichen die Wünsche der Kinder oft von denen der Eltern ab. Will das Kind, nach dem es den ganzen Vormittag im Unterricht gesessen hat, nach dem Mittagessen nur noch spielen, möchten Eltern meist ein Kind abholen, dass fertig mit den Hausaufgaben eine unbelastete Nachmittagsgestaltung zulässt. Hier versucht die Kollegin der Hausaufgabenbetreuung beide Interessen in Einklang zu bringen und belohnt die Kinder mit Konzentrationskaugummis oder kleinen Spielen.

Aktive Hilfe bekommen die ErzieherInnen in der EFöB an der Giesensdorfer Schule von den Eltern, wenn die Spendenbereitschaft gefragt ist. Nicht selten hört man von den sehr abwechslungsreichen Buffet bei besonderen Veranstaltungen. Auch wenn Papier knapp wird, Stifte oder besonderes Bastelmaterial gefragt ist, sind die Giesensdorfer Eltern immer mit im Boot. Besonders schön ist es jedoch, wenn man bei den Jahresevents die Eltern mit ihren Kindern beobachten kann, wie sie gemeinsam spielen, staunen, lachen und Freude haben … denn – ohne Eltern geht es nicht!


szs_mittelpunkt_februar-2017Ein Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ Januar/Februar 2017 mit dem Leitthema „Eltern“
Das ganze Magazin kann als eBook oder interaktives Pdf heruntergeladen werden. Die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen, bekommt man in den Einrichtungen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Eine Zeitung von Kindern

Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf Juli-August 2015

Ich gebe es ganz ehrlich zu: Nach 123 Ausgaben der kleinen Zeitung, die ich seit 2003 bearbeite, glaubte ich, schon mit allen Wassern in der Zeitungsarbeit gewaschen zu sein. War ich nicht, denn … Jede Ausgabe der Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf hat ein Leitthema. Diese werden einmal im Jahr bei der Klausurtagung der ProjektleiterInnen des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., für das kommende Jahr beschlossen. „Flüchtlinge“, „Nachhaltigkeit“, „Senioren“ oder „Ehrenamt“ sind Beispiele für solche Themen – alle aus dem sozialen Bereich. Im letzten Jahr hatten meine KollegInnen eine besondere Idee für mich. Unter anderen Themen sollte die Nr. 124 eine Zeitung werden, die nur von Kindern geschrieben wird.

Ich war, zugegebener Maßen, skeptisch. Das Thema bedeutete nämlich auch, dass ich für diese Ausgabe den RedakteurInnen, die alle ehrenamtlich für die Zeitung arbeiten, den aktiven Schreib-Part absagen musste. Und da diese RedakteurInnen vornehmlich der zweiten Lebenshälfte angehören, war auch nicht zu erwarten, dass wir mit der aktiven Hilfe von deren Kindern oder Kindeskinden rechnen konnten. Woher diese ganzen Kinderbeiträge kommen sollten, war mir noch ziemlich unklar. Auch, wie eine Zeitung aussehen sollte, die auf Nachrichten und Hinweisen aus dem Bezirk verzichtete. Klar war nur, dass die geschalteten Anzeigen bestehen bleiben und die Seite 6 und 7, auf denen immer die Veranstaltungen des sozialen Vereins stehen. Gut, es war ja Zeit. Bis zum Juli/August war viel Zeit … Zeit für einen öffentlichen Aufruf über unsere sozialen Netzwerke. Zeit, die KollegInnen immer wieder an dieses nette Thema zu erinnern. Zeit selber immer mal wieder rum zuhören. Und dann war die Zeit ziemlich schnell rum – wie immer, wenn man denkt, man hat Zeit.

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Der öffentliche Aufruf war verbreitet und hier freute ich mich unheimlich, dass viele Freunde z.B. unserer Facebook-Seite, diesen Aufruf weiter teilten und verbreiteten. Leider kamen aus dieser Richtung keine Beiträge bei mir an. Dabei behaupte ich immer noch, dass jede Mutter, jeder Vater, irgendwo eine Schublade hat, in der sie und er vielleicht die erste Liebeserklärung oder den ersten bitterbösen „Du-bist-so-ungerecht!“-Brief des eigenen Kindes aufgehoben hat. Nun gut. Wir machten auch wie gewohnt unsere Redaktionsvorbereitungs-Sitzung zu dem Thema, bei der sehr gute Ideen entstanden. Wie es mit Beiträgen der Jugendfeuerwehr, des Jugend-DRK oder eines Schulchores aussehen würde. Schulen könnten angesprochen werden, die Pfadfinder kontaktiert werden und vieles mehr. Nur – da war wieder das Ding mit der Zeit und die hatten wir nicht mehr. Eine Redakteurin bereitete sogar ein Anschreiben an die Direktorin einer Grundschule hier im Bezirk vor, neben der sie wohnt. Sie ist an der, sagen wir freundlich, „Für-sowas-haben-wir-keine-Zeit“-Sekretärin gescheitert und hatte nicht einmal Gelegenheit, ihr Anliegen vorzutragen. Wäre ja vielleicht schick für die Schule gewesen, in einer Zeitung darzustellen, was für fitte Schüler dort sind. War also nicht.

Die Gelegenheit nutzte dafür eine andere Schule, die Montessori Oberschule. In einem Elterngespräch fragte ich die Lehrerin meiner Tochter, ob sie schreib freudige SchülerInnen hätte. Die wusste sofort zwei Schreiberlinge und auf diese Beiträge konnte ich mich verlassen. Immerhin zwei Beiträge – für zwölf Seiten – reichte noch nicht. Nun treffen sich ja die ProjektleiterInnen des Stadtteilzentrums nicht nur einmal im Jahr, sondern monatlich in einer sogenannten PL-Runde. In einer dieser Runden bekam ich Gelegenheit mein Anliegen vorzutragen, ordentlich zu jammern und alle daran zu erinnern, dass dieses Thema eben in dieser Runde entstanden ist. Und obwohl ich eigentlich ein schlechtes Gewissen, wegen des Jammerns hatte, wirkte es. In den darauf folgenden Tagen kam eine Nachricht nach der anderen an, dass ich mit dem ein oder anderen Beitrag rechnen könne. Und nicht nur das – ich merkte, dass diese KollegInnen anfingen Spaß an der Sache zu entwickeln. Merkte ziemlich schnell, dass nun die „Zeitung von Kindern“ wahr werden würde.

Und an dieser Stelle möchte ich zu dem Grund kommen, warum ich diesen Bericht schreiben möchte. Eine Kollegin, die in einer kleinen Schulstation arbeitet, steckte mich so langsam mit ihrer Begeisterung an. Erzählte mir immer wieder, was sich bei ihr mit den Kindern ergab und lud mich ein, die Beiträge abzuholen und die kleinen RedakteurInnen kennenzulernen. Ich fuhr hin und saß in ihrem Büro, erzählte mit den MitarbeiterInnen dort und dann klingelte es zur Pause. Es wurde lauter in der Umgebung, klingelte nochmal an der Tür und ehe ich mich versah, standen etwa 10 Kinder in dem kleinen Büro. Ich wurde als die Frau mit der Zeitung vorgestellt und die nächsten Minuten werden mir immer in Erinnerung bleiben. Mit großen neugierigen und gespannten Augen, stellten die Kinder ihre Beiträge vor und verschwanden zum Teil mit noch nicht fertig gestellten Geschichten. Zwei blieben im Raum. Ein Mädchen aus der vierten Klasse, die zwei sehr lange Beiträge fast fertig hatte und ein Junge aus ihrer Klasse, der sehr gut fotografieren konnte. Wir besprachen, was noch zu tun sei und der spürbare Stolz dieser Kinder, war ein unglaublich schönes Gefühl. Ihre Beiträge in einer richtigen Zeitung. Am Ende der Pause standen wieder so viele Kinder in dem kleinen Büro und jedes plapperte: „Ich brauche drei Zeitungen!“, „Ich brauche auch drei!“, „Geht auch vier?“ oder „Mama, Papa, Oma und mein Bruder!“. Schwer für die Kinder, zu verstehen, dass es aber noch etliche Tage brauchte bis die Zeitung gestaltet, gedruckt und geliefert werden würde. Meine Kollegin schickte sie in ihre Klassen zurück. Das Mädchen verabschiedete sich sehr höflich und ihr Klassenkamerad verpasste mir die erste „Ghetto-Faust“ meines Lebens, die ich glücklicherweise sofort parierte ohne mich vor ihm zu blamieren. Solche Sachen erleben normalerweise nur die KollegInnen, die direkt mit den Kindern arbeiten, nicht ich in meinem kleinen Büro. Ich fuhr ziemlich beeindruckt wieder zurück.

Von anderen KollegInnen kamen Beiträge für die Kinderzeitung und ich muss wirklich sagen, dass ich sehr angetan war. Oft musste ich schmunzeln, oft herzhaft lachen und sehr oft imponierte mir die Weisheit oder Wahrheit, die in diesen Beiträgen stand. Schließlich – und damit hätte ich nie gerechnet, hatte ich mehr Beiträge als ich auf 12 Seiten unterbringen konnte. Ich habe gelernt, ziemlich treffsicher einen Stapel Manuskripte einzuschätzen, um zu sagen wie viele Seiten es werden. Hier konnte ich es nicht. Denn viele Artikel waren kurz, sehr viele handgeschrieben und manche nur als Bild verwendbar. Ich hatte die Qual der Wahl, fing an die Zeitung zu gestalten und musste mich entscheiden bzw. passende Beiträge zusammenstellen. Wenn ich mit so einer Zeitung anfange, brauche ich immer schnell ein Titelbild – dann hat die Zeitung für mich ein „Gesicht“. Ich weiß nicht warum, aber das ist wichtig für mich. Und das hatte ich sehr bald – eine Kinderzeichnung – warum sollte diese besondere Zeitung auch unbedingt ein Foto als Titelbild haben. Der Rest ist eigentlich schnell erzählt, denn er ergab sich von selbst. Die Titelgeschichte stand recht zügig fest und alles andere war ein doch gewohntes großes Puzzle. Das wurde pünktlich fertig, allen beteiligten KollegInnen zur Korrektur geschickt, mit einem Vorwort unseres Geschäftsführers versehen und schließlich gedruckt.

Zum Inhalt sage ich hier nicht so viel, denn es soll eine Einladung zum Lesen sein. Schaut euch die Kinderzeitung einmal an. Ich finde sie großartig, finde klasse, was Kinder können. Wir haben bewusste Rechtschreibfehler nicht verbessert, den auch beim Schreiben muss erst einmal die Motivation gelegt werden. Die richtige Schreibweise kommt mit der Übung – und dem Spaß an der Sache. Ich hatte sehr viel Spaß an dieser Zeitung und freue mich über den Stolz der Kinder, deren Beiträge in dieser Zeitung stehen. Wenn die KollegInnen im nächsten Jahr wieder einmal eine Kinderzeitung haben möchten, werde ich sicherlich sagen: „Gerne – mit eurer Hilfe – ja!“

Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf - Juli/August 2015

Ein Klick auf die Zeitung und ihr könnt los lesen! 🙂

Einen besonders herzlichen Dank für ihre Mitarbeit und Vermittlung der Beiträge:
Bianca Zielinska – Schulstation „Schuloase“ an der Ludwig-Bechstein-Grundschule.
René Stürkat – Schülerclub Memlinge.
Saskia Valle und Juliane Langguth – Ergänzende Förderung und Betreuung an der Grundschule am Insulaner.
Kristoffer Baumann – KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum.
Mike  Haase – Ergänzende Förderung und Betreuung an der Peter-Frankenfeld-Schule.
Beate Mohnstein – Geschäftsstelle Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
Kordula Proschitzki – Montessori Oberschule.