Mein Bildschirmschoner heißt „Ich habe gute Laune!“

Meine Kaffeetasse steht unter dem Vollautomat und ich warte, dass die Bohnen fertig gemahlen mit heißem Wasser das wichtige Morgengetränk bereiten. Während ich warte, kommt mein Chef dazu, wir wechseln ein paar Sätze und kommen auf die am nächsten Tag geplanten Klausurtagung. Einmal im Jahr treffen sich alle ProjektleiterInnen des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. um zukunftsweisende Themen zu erarbeiten. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Thema „Leiten und Führen!“ Ich beschwere mich ein bisschen, dass meine Motivation bei dem Thema nicht sehr groß ist. In meiner Funktion gehöre ich keinem Team an, leite und führe nicht, sondern bin eher ein Einzelkämpfer. Klar muss ich immer wieder alle MitarbeiterInnen für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit begeistern, aber direkte Personaltätigkeiten habe ich nicht. Der Chef, Thomas Mampel – falls ich es noch nie erwähnt habe – gibt mir zu bedenken, dass ich quasi doch mich selbst leiten und führen muss. Wie es denn mit meiner Selbstmotivation aussieht, was ja auch zu „leiten und führen“ gehört. Sofort und noch während er mir das Thema schmackhaft macht, fängt mein Kopf an zu arbeiten (sogar noch ohne Kaffee). Selbstmotivation ist von Natur aus ein sehr beliebtes Thema, mit dem ich mich oft, bewusst und gerne beschäftige. Der Klausurtag ist in Form eines Barcamps geplant. Jeder kann sein Thema einbringen und versuchen dafür Interessierte zum Austausch zu finden. Mein Thema steht also fest.

Am Klausurtag biete ich dieses Thema an und trotz vieler interessanter, parallel laufender Themen, sitzen wir in einer kleinen Runde und beschäftigen uns mit den Dingen, die uns selber Motor und Antrieb sind. Dabei stellte sich sehr schnell heraus, wie unterschiedlich Selbstmotivation je nach Charakter aufgefasst und genutzt wird. Braucht der eine kleine Rituale, ist es beim anderen die Rückmeldung und beim dritten die Vorstellung eines erreichten Ziels. Das Erledigt-Häkchen war genauso dabei, wie ein Erfolgstagebuch oder Motivation durch Musik. Dem einen Kollegen hilft die Möglichkeit Aufgaben auf das einfachste herunterzubrechen, dem anderen die Freiheit und das Vertrauen seinen Arbeits- und Aufgabenbereich selber zu gestalten. Wir haben wirklich eine Menge Aspekte gefunden, die unsere Selbstmotivation stärken, aber einen gemeinsamen Nenner dafür nicht.

Ich wage zu bezweifeln, dass es einen ausschlaggebenden Aspekt der Selbstmotivation gibt. Je nachdem in welchem Kontext ich mich bewege, müssen jeweils andere Aspekte greifen, die mich in meinem Handeln führen, bestärken und antreiben. Ist es das eine Mal eine positive Vorstellung, kann es ein anderes Mal eine reale Belohnung sein und ein drittes Mal ein erleichtertes Aufatmen. Selbstmotivation spiegelt meine persönliche Haltung und Lebenseinstellung wider und ist eine Fähigkeit, die ich erlernen und pflegen kann. Trainiere ich sie, kann sie treue und sehr effektive Dienste leisten, die mein Handeln in allen Facetten positiv voranbringen. Schon Kinder sollten sehr früh die Möglichkeit und Fähigkeit erlernen, das „Selbst“ zu leben, zu probieren, zu entscheiden und so eigene Erfolge zu erleben. Erlebte Erfolge graben sich tief ins Bewusstsein ein, die künftige Aufgaben beeinflussen. Das „stolz sein“ etwas geschafft zu haben, beflügelt und motiviert im Folgenden.

Im Internet finde ich Seiten voll mit Listen, die alle möglichen Formen der Selbstmotivation anbieten. Motivation durch: erkannten Sinn und Zweck einer Aufgabe, … messbare und realistische Ziele, … machbare Teilaufgaben, … durch Klarheit, … durch Vereinfachung, … Zielvorstellungen, … durch Niederlagen als Lernschritte, … dadurch negative Denkbarrieren abzuschalten, … durch Gefühl, … durch Belohnung, … durch feste Zeitpunkte, … durch bewusste Auszeiten, … durch Druck, … durch kleine Rituale, … durch To-do-Listen, … durch ein Erfolgstagebuch, … durch Verbündete, … durch Rückmeldung, … durch Vorbilder, … durch Weiterentwicklung, … durch Lachen und positives Denken, … durch Energiequellen, … durch Musik, … durch Mut, … durch Kreativität, … selber andere Motivieren. Ganz egal, was gerade als Motivation greift, ist die Selbstmotivation grundsätzlich von dem Willen beeinflusst, etwas erreichen zu wollen.

Mein persönlich stärkster Motivator ist vornehmlich der Optimismus. Sicherlich von manchen hin und wieder belächelt, hilft es mir immer das Gute einer Sache zu betrachten und positive Umstände zu schaffen. Natürlich kann ich auch schlecht gelaunt sein, wütend werden, irgendjemanden so richtig blöde finden, entsetzt sein oder übelst schimpfen. Ich kann meinen inneren Schweinehund in die Hölle wünschen und mich selber dafür verfluchen. In der Regel halte ich es in dem Zustand jedoch nicht lange aus. Über die „Kraft des positiven Denkens“ haben meine Großeltern schon viel geredet und irgendwann ist der Funke auf mich übergegangen. Ich bin von der positiven Selbstsuggestion überzeugt. Mein Denken steuert mein Handeln, was ein bewusster Prozess und eine klare Entscheidung ist. Optimismus und positives Denken hat nichts damit zu tun, sich die Welt schön zu färben, hilft jedoch enorm sich in ihr erfolgreich zu bewegen.

Den Optimismus muss ich natürlich auch trainieren, dies ganz besonders, wenn sich widrige Umstände auftun. Aber ich habe meine kleinen Hilfen: Als Bildschirmschoner steht bei mir der Satz „Ich habe gute Laune!“. Meine Passwörter sind immer ein positiver Satz. Ich gehe an fast keinem Spiegel vorbei, in dem ich mir kein Lächeln schenke (auch wenn ich muffelig bin). Ich liebe Smileys, als Aufkleber oder wenn ich schreibe. Schöne Dinge machen mir gute Laune, was sich z.B. in zahllosen Blumenbildern wiederfindet. Und noch ein paar andere Sachen. Mit Optimismus, positivem Denken, Humor, Offenheit und einer guten Portion Selbstironie ist man, denke ich, recht gut aufgestellt und gut in der Lage sich selbst zu motivieren. Das mit dem Schweinehund trainiere ich noch, immer wieder, mal mehr oder weniger erfolgreich … 😉

Und wenn’s mal nicht klappt mit der Selbstmotivation? Nun, ich habe gelernt, dass man manchen Dingen ihren Lauf lassen muss. Fehlt eine gute Idee, lieber einer anderen Aufgabe zuwenden und später weiter machen. Wenn der Antrieb fehlt, einfach mal akzeptieren, dass ich nicht immer 100 % geben kann (99 % tun es auch 🙂 ). Der Schweinehund hat mal wieder gewonnen? Neue Strategien planen … Das wichtigste mit der Selbstmotivation ist, dass wir ehrlich mit uns selbst sind, sozusagen Experten in eigener Sache – dann klappt es! Bestimmt!

wellcome – Ehrenamt und Familie – ein entspanntes Miteinander

Foto © wellcome Frederika Hoffmann

Foto © wellcome Frederika Hoffmann

Es ist immer etwas ganz besonderes: Ein Kind wird geboren, nimmt seinen Platz in der Welt ein und verändert das Gefüge einer Familie vom ersten Tag an. Nichts ist mehr so wie es vorher war, obwohl man sich Monate lang darauf vorbereitet hat. Mit großer Vorfreude wurde die Erstausstattung zusammen getragen, der Name heraus gesucht, eventuell Elternratgeber gelesen, erfahrene Mütter und Väter wurden zu dem ein oder anderem befragt und man fühlt sich gut vorbereitet. Nur eins kann man nicht vorbereiten – das ist der Alltag mit dem neuen Kind. Und der kommt ganz sicher!

Wenn der Alltag mit den neugeborenem Kind beginnt, stehen junge Eltern unter einem ganz besonderen Druck. Zum einen müssen sie intuitiv mit vielen neuen Situationen zurechtkommen, ihre Zeit neu organisieren und schließlich auch ihren eigenen Anspruch, gute Eltern zu sein, auf einen sensiblen Prüfstand stellen. Denn – kein Kind lässt sich einplanen, verhält sich erwartungsgemäß und so wie es in allen Ratgebern steht. Kinder sind kleine Individuallisten, die den Müttern und Vätern das Leben ganz schön schwer machen können. Mehrlingsgeburten, Geschwisterkinder, gesundheitliche Probleme des Kindes können die jungen Eltern zudem vor besondere Belastungen stellen. Die Großfamilien, die vornehmlich der jungen Mutter in solchen Situationen früher zur Seite standen, gibt es kaum mehr und die heutige Arbeits- und Lebenssituation führt meist dazu, dass die Ursprungsfamilie aus Eltern, Geschwistern und Verwandten nicht am gleichen Ort leben. Freunde sind meist berufstätig. Junge Mütter oder Väter sind alleine mit dem Kind und der Alltagssituation. Unterstützung ist gefragt, nur woher soll die kommen?

Eine andere Situation: Eine Frau mittleren Alters hat den beruflichen Alltag hinter sich gelassen. Ihre Kinder sind eigene Wege gegangen und sie kann eigene Interessen und Vorlieben wieder ausleben. Hin und wieder möchte sie vielleicht reisen, Freunde für ein paar Wochen besuchen, eine VHS-Kurs machen. Sich in jedem Fall nicht festlegen, sondern flexibel, ggf. mit Lebenspartner, ihre Zeit und Unternehmungen planen. Aber so hin und wieder möchte sie doch irgendwo helfen, ihre Erfahrungen als Mutter nutzen, etwas Sinnvolles tun und Anerkennung finden. Sie möchte nur keine Verpflichtung eingehen, die sie zeitlich auf längere Zeit bindet und Unternehmungen einschränkt. Also ist ein kurzzeitiges Ehrenamt gesucht, nur wo findet man das?

Foto © wellcome Frederika Hoffmann

Foto © wellcome Frederika Hoffmann

Vermittlung ist gefragt: Katrin Reiner ist wellcome-Koordinatorin und Elternlotsin Frühe Hilfen im Familienstützpunkt in Lankwitz. Sie verbindet, koordiniert und begleitet sowohl jungen Mütter als auch ehrenamtlichen Kräfte, die beide in Ergänzung einen guten Start ins Familienleben erleichtern. Was ist wellcome? wellcome engagiert sich dafür, dass alle Familien die Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um den Wunsch nach Kindern zu realisieren und sie in einem sicheren Umfeld gesund aufwachsen zu lassen. Das Angebot spricht alle Familien an – unabhängig vom sozialen Hintergrund. Es soll individuell, unbürokratisch, effizient und nachhaltig geholfen werden. wellcome ist praktische Hilfe nach der Geburt im Rahmen moderner Nachbarschaftshilfe für alle Familien, die im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes keine familiäre Unterstützung haben. Dazu werden über die Koordinatoren junge Mütter mit ehrenamtlichen Helferinnen verbunden, die sich so ergänzen. Die Familien finden Entlastung und Unterstützung, die ehrenamtlichen Helfer hohe Anerkennung und ein erfüllendes Ehrenamt ohne längerfristige Verpflichtung.

Das System ist einfach: HelferInnen, die sich für dieses Ehrenamt interessieren melden sich bei der wellcome-Koordinatorin. Sie bespricht die Möglichkeiten und Erwartungen mit den Interessierten. Die Aufgabe ist es während der ersten Monate nach der Geburt, ein bis dreimal in der Woche für ein- bis zwei Stunden in die Familie zu gehen. Dort betreut sie das Neugeborene, spielt mit den Geschwisterkindern oder hört der Mutter oder dem Vater ganz einfach zu und hilft ganz praktisch. Das Ehrenamt ist zeitlich begrenzt, hat aber einen hohen Anspruch. Die HelferInnen werden fachlich begleitet, können eine Aufwandsentschädigung oder Fahrtkosten erstattet bekommen. Katrin Reiner, als wellcome-Koordinatorin, vermittelt in die Familien, arrangiert das Kennenlernen beider Seiten und begleitet in Gesprächen den erfolgreichen Verlauf der Hilfe.

Die Familie, bzw. jungen Eltern melden sich ebenso wie die HelferInnen bei der wellcome-Koordinatorin, die im Gespräch herausfindet, welche Form und Intensität der Hilfe erforderlich ist. An diesem Punkt kommt der Vorteil zur Geltung, dass sie ebenso Elternlotsin der Frühen Hilfen ist und über ein großes Netzwerk aller Stellen im Bezirk verfügt, die eine nachhaltig gesunde Entwicklung von Kindern fördern. Aber – sie ist keinem Amt unterstellt, sondern Angestellte des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., dem freien Träger unter anderem des Familienstützpunktes. Die Frühen Hilfen legen den Fokus auf Familien von der werdenden Mutter an bis etwa einem Kindesalter von ein bis drei Jahren. So ist das wellcome-Projekt ideal in ein Netzwerk von Hilfemöglichkeiten eingebettet, dass Familie, Kindern und Müttern ideal und unkonventionell mit viel Herz und Menschlichkeit ansprechen kann. Ist einfach nur Entlastung im Rahmen von nachbarschaftlicher Hilfe gefragt oder sind darüber hinaus psychosoziale Unsicherheiten auszuräumen, wird in einem sensiblen, streng vertraulichem Gespräch geklärt und das Gefühl des Alleingelassenen kann gar nicht erst entstehen. Jeder, der auf die Erziehungszeiten seiner Kinder zurückblickt weiß, was es bedeutet, wenn man sich einfach mal in die Badewanne legen kann um zu entspannen. Einen Arztbesuch machen kann ohne sich zu überlegen, ob die Stillzeiten des Kindes es zulassen. Oder auch einfach mal mit dem Partner ein ungestörtes Gespräch führen kann.

Logo_wellcome_PH_4c_gross_150dpiDie offizielle Eröffnung des wellcome-Projektes im Familienstützpunkt ist der 10. Februar 2016. Katrin Reiner ist im Vorfeld schon eine ganze Weile aktiv. Hat die erste Mutter mit einer ehrenamtlichen Helferin in Kontakt gebracht und freut sich ungemein auf die vor ihr liegenden Aufgaben. Dafür sucht sie nun HelferInnen. HelferInnen, die Spaß im Umgang mit Kindern haben, Erfahrungen gerne weitergeben möchten, jungen Müttern und Vätern helfen Luft zu holen, zu entspannen und ihre neuen Aufgaben zu meistern. Wenn sie sich für dieses Ehrenamt interessieren, rufen sie Katrin Reiner an. Sie werden schnell begeistert sein, denn das Herzstück von wellcome sind die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Familien ihre Zeit schenken und sich so für eine familienfreundliche Gesellschaft einsetzen!

Informationen und Kontakt:
Katrin Reiner • wellcome-Koordinatorin
und Elternlotsin Frühe Hilfen

im Familienstützpunkt, Malteser Straße 120, 12249 Berlin
Telefon 0160 96 20 94 72E-Mail berlin.steglitz@wellcome-online.dewww.wellcome-online.de

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. vom 18. Januar 2016

Eine Zeitung von Kindern

Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf Juli-August 2015

Ich gebe es ganz ehrlich zu: Nach 123 Ausgaben der kleinen Zeitung, die ich seit 2003 bearbeite, glaubte ich, schon mit allen Wassern in der Zeitungsarbeit gewaschen zu sein. War ich nicht, denn … Jede Ausgabe der Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf hat ein Leitthema. Diese werden einmal im Jahr bei der Klausurtagung der ProjektleiterInnen des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., für das kommende Jahr beschlossen. „Flüchtlinge“, „Nachhaltigkeit“, „Senioren“ oder „Ehrenamt“ sind Beispiele für solche Themen – alle aus dem sozialen Bereich. Im letzten Jahr hatten meine KollegInnen eine besondere Idee für mich. Unter anderen Themen sollte die Nr. 124 eine Zeitung werden, die nur von Kindern geschrieben wird.

Ich war, zugegebener Maßen, skeptisch. Das Thema bedeutete nämlich auch, dass ich für diese Ausgabe den RedakteurInnen, die alle ehrenamtlich für die Zeitung arbeiten, den aktiven Schreib-Part absagen musste. Und da diese RedakteurInnen vornehmlich der zweiten Lebenshälfte angehören, war auch nicht zu erwarten, dass wir mit der aktiven Hilfe von deren Kindern oder Kindeskinden rechnen konnten. Woher diese ganzen Kinderbeiträge kommen sollten, war mir noch ziemlich unklar. Auch, wie eine Zeitung aussehen sollte, die auf Nachrichten und Hinweisen aus dem Bezirk verzichtete. Klar war nur, dass die geschalteten Anzeigen bestehen bleiben und die Seite 6 und 7, auf denen immer die Veranstaltungen des sozialen Vereins stehen. Gut, es war ja Zeit. Bis zum Juli/August war viel Zeit … Zeit für einen öffentlichen Aufruf über unsere sozialen Netzwerke. Zeit, die KollegInnen immer wieder an dieses nette Thema zu erinnern. Zeit selber immer mal wieder rum zuhören. Und dann war die Zeit ziemlich schnell rum – wie immer, wenn man denkt, man hat Zeit.

©iuneWind-Fotolia.com_web

Der öffentliche Aufruf war verbreitet und hier freute ich mich unheimlich, dass viele Freunde z.B. unserer Facebook-Seite, diesen Aufruf weiter teilten und verbreiteten. Leider kamen aus dieser Richtung keine Beiträge bei mir an. Dabei behaupte ich immer noch, dass jede Mutter, jeder Vater, irgendwo eine Schublade hat, in der sie und er vielleicht die erste Liebeserklärung oder den ersten bitterbösen „Du-bist-so-ungerecht!“-Brief des eigenen Kindes aufgehoben hat. Nun gut. Wir machten auch wie gewohnt unsere Redaktionsvorbereitungs-Sitzung zu dem Thema, bei der sehr gute Ideen entstanden. Wie es mit Beiträgen der Jugendfeuerwehr, des Jugend-DRK oder eines Schulchores aussehen würde. Schulen könnten angesprochen werden, die Pfadfinder kontaktiert werden und vieles mehr. Nur – da war wieder das Ding mit der Zeit und die hatten wir nicht mehr. Eine Redakteurin bereitete sogar ein Anschreiben an die Direktorin einer Grundschule hier im Bezirk vor, neben der sie wohnt. Sie ist an der, sagen wir freundlich, „Für-sowas-haben-wir-keine-Zeit“-Sekretärin gescheitert und hatte nicht einmal Gelegenheit, ihr Anliegen vorzutragen. Wäre ja vielleicht schick für die Schule gewesen, in einer Zeitung darzustellen, was für fitte Schüler dort sind. War also nicht.

Die Gelegenheit nutzte dafür eine andere Schule, die Montessori Oberschule. In einem Elterngespräch fragte ich die Lehrerin meiner Tochter, ob sie schreib freudige SchülerInnen hätte. Die wusste sofort zwei Schreiberlinge und auf diese Beiträge konnte ich mich verlassen. Immerhin zwei Beiträge – für zwölf Seiten – reichte noch nicht. Nun treffen sich ja die ProjektleiterInnen des Stadtteilzentrums nicht nur einmal im Jahr, sondern monatlich in einer sogenannten PL-Runde. In einer dieser Runden bekam ich Gelegenheit mein Anliegen vorzutragen, ordentlich zu jammern und alle daran zu erinnern, dass dieses Thema eben in dieser Runde entstanden ist. Und obwohl ich eigentlich ein schlechtes Gewissen, wegen des Jammerns hatte, wirkte es. In den darauf folgenden Tagen kam eine Nachricht nach der anderen an, dass ich mit dem ein oder anderen Beitrag rechnen könne. Und nicht nur das – ich merkte, dass diese KollegInnen anfingen Spaß an der Sache zu entwickeln. Merkte ziemlich schnell, dass nun die „Zeitung von Kindern“ wahr werden würde.

Und an dieser Stelle möchte ich zu dem Grund kommen, warum ich diesen Bericht schreiben möchte. Eine Kollegin, die in einer kleinen Schulstation arbeitet, steckte mich so langsam mit ihrer Begeisterung an. Erzählte mir immer wieder, was sich bei ihr mit den Kindern ergab und lud mich ein, die Beiträge abzuholen und die kleinen RedakteurInnen kennenzulernen. Ich fuhr hin und saß in ihrem Büro, erzählte mit den MitarbeiterInnen dort und dann klingelte es zur Pause. Es wurde lauter in der Umgebung, klingelte nochmal an der Tür und ehe ich mich versah, standen etwa 10 Kinder in dem kleinen Büro. Ich wurde als die Frau mit der Zeitung vorgestellt und die nächsten Minuten werden mir immer in Erinnerung bleiben. Mit großen neugierigen und gespannten Augen, stellten die Kinder ihre Beiträge vor und verschwanden zum Teil mit noch nicht fertig gestellten Geschichten. Zwei blieben im Raum. Ein Mädchen aus der vierten Klasse, die zwei sehr lange Beiträge fast fertig hatte und ein Junge aus ihrer Klasse, der sehr gut fotografieren konnte. Wir besprachen, was noch zu tun sei und der spürbare Stolz dieser Kinder, war ein unglaublich schönes Gefühl. Ihre Beiträge in einer richtigen Zeitung. Am Ende der Pause standen wieder so viele Kinder in dem kleinen Büro und jedes plapperte: „Ich brauche drei Zeitungen!“, „Ich brauche auch drei!“, „Geht auch vier?“ oder „Mama, Papa, Oma und mein Bruder!“. Schwer für die Kinder, zu verstehen, dass es aber noch etliche Tage brauchte bis die Zeitung gestaltet, gedruckt und geliefert werden würde. Meine Kollegin schickte sie in ihre Klassen zurück. Das Mädchen verabschiedete sich sehr höflich und ihr Klassenkamerad verpasste mir die erste „Ghetto-Faust“ meines Lebens, die ich glücklicherweise sofort parierte ohne mich vor ihm zu blamieren. Solche Sachen erleben normalerweise nur die KollegInnen, die direkt mit den Kindern arbeiten, nicht ich in meinem kleinen Büro. Ich fuhr ziemlich beeindruckt wieder zurück.

Von anderen KollegInnen kamen Beiträge für die Kinderzeitung und ich muss wirklich sagen, dass ich sehr angetan war. Oft musste ich schmunzeln, oft herzhaft lachen und sehr oft imponierte mir die Weisheit oder Wahrheit, die in diesen Beiträgen stand. Schließlich – und damit hätte ich nie gerechnet, hatte ich mehr Beiträge als ich auf 12 Seiten unterbringen konnte. Ich habe gelernt, ziemlich treffsicher einen Stapel Manuskripte einzuschätzen, um zu sagen wie viele Seiten es werden. Hier konnte ich es nicht. Denn viele Artikel waren kurz, sehr viele handgeschrieben und manche nur als Bild verwendbar. Ich hatte die Qual der Wahl, fing an die Zeitung zu gestalten und musste mich entscheiden bzw. passende Beiträge zusammenstellen. Wenn ich mit so einer Zeitung anfange, brauche ich immer schnell ein Titelbild – dann hat die Zeitung für mich ein „Gesicht“. Ich weiß nicht warum, aber das ist wichtig für mich. Und das hatte ich sehr bald – eine Kinderzeichnung – warum sollte diese besondere Zeitung auch unbedingt ein Foto als Titelbild haben. Der Rest ist eigentlich schnell erzählt, denn er ergab sich von selbst. Die Titelgeschichte stand recht zügig fest und alles andere war ein doch gewohntes großes Puzzle. Das wurde pünktlich fertig, allen beteiligten KollegInnen zur Korrektur geschickt, mit einem Vorwort unseres Geschäftsführers versehen und schließlich gedruckt.

Zum Inhalt sage ich hier nicht so viel, denn es soll eine Einladung zum Lesen sein. Schaut euch die Kinderzeitung einmal an. Ich finde sie großartig, finde klasse, was Kinder können. Wir haben bewusste Rechtschreibfehler nicht verbessert, den auch beim Schreiben muss erst einmal die Motivation gelegt werden. Die richtige Schreibweise kommt mit der Übung – und dem Spaß an der Sache. Ich hatte sehr viel Spaß an dieser Zeitung und freue mich über den Stolz der Kinder, deren Beiträge in dieser Zeitung stehen. Wenn die KollegInnen im nächsten Jahr wieder einmal eine Kinderzeitung haben möchten, werde ich sicherlich sagen: „Gerne – mit eurer Hilfe – ja!“

Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf - Juli/August 2015

Ein Klick auf die Zeitung und ihr könnt los lesen! 🙂

Einen besonders herzlichen Dank für ihre Mitarbeit und Vermittlung der Beiträge:
Bianca Zielinska – Schulstation „Schuloase“ an der Ludwig-Bechstein-Grundschule.
René Stürkat – Schülerclub Memlinge.
Saskia Valle und Juliane Langguth – Ergänzende Förderung und Betreuung an der Grundschule am Insulaner.
Kristoffer Baumann – KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum.
Mike  Haase – Ergänzende Förderung und Betreuung an der Peter-Frankenfeld-Schule.
Beate Mohnstein – Geschäftsstelle Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
Kordula Proschitzki – Montessori Oberschule.