Wenn das Gutshaus seine Geschichte erzählen könnte …

Eine kleine Gruppe Eltern und MitarbeiterInnen saßen im Gemeinschaftsraum des Nachbarschaftsvereins Lankwitz. Die Eltern hatten um das Gespräch gebeten. Ein paar Tage zuvor hatten sie völlig überraschend erfahren, dass der Träger der Kindertagesstätte in der ihre Kinder untergebracht waren, Insolvenz angemeldet hatte und die Kita in kürzester Zeit schließen sollte. Der ersten Ratlosigkeit folgte der Wille, sich für diese Kita einzusetzen und dafür diente dieses Gespräch. Die Eltern fanden interessierte GesprächspartnerInnen und so ging diese Geschichte los …

Dieses Elterngespräch ist fast genau 20 Jahre her. Was folgte waren viele weitere Gespräche mit Bezirkamtsvertretern, Senatsverwaltung, dem Insolvenzverwalter und den Eltern. Hürden waren zu nehmen, Vorraussetzungen zu schaffen, neue MitarbeiterInnen mussten gesucht, Bedingungen ausgehandelt werden. Wichtig war die Anmeldung von 20 Kindern um eine vorläufige Betriebsgenehmigung für die Kita zu bekommen. Aber: Der damals kleine Nachbarschaftsverein hatte eine Vision. Eine Vorstellung, was man in diesem Haus, in dem die Kita untergebracht war, alles im Sinne des Nachbarschaftsgedanken bewerkstelligen könne … und schaffte es. Die Kita wurde weiter betrieben, der Nachbarschaftsbereich im Erdgeschoss eingerichtet und das Dachgeschoss des Gebäudes wurde die neue Geschäftsstelle. Thomas Mampel, damals wie heute Geschäftsführer des Vereins sagt dazu: „Die Übernahme der Trägerschaft für das Gutshaus Lichterfelde und die Kita wäre ohne die Unterstützung und das Engagement der Eltern damals nicht möglich gewesen. Diese Tatsache hat auch dazu geführt, dass dieser Prozess vom Bezirksamt und von der Senatsverwaltung mitgetragen, begleitet und unterstützt wurde.“ Zudem entstand eine starke Verbundenheit zwischen allen Beteiligten in diesen spannenden ersten Wochen. Ein zweiter Aspekt unterstützte die Absicht des Vereins: Mit der Übernahme des Gutshaus Lichterfelde kam der Verein in die Förderung durch den „Stadtteilzentren-Vertrag“: Finanzielle Mittel bzw. eine Förderung um den Kernauftrag Nachbarschafts- und Stadtteilarbeit umzusetzen, standen erstmals zur Verfügung. Das war ein Meilenstein in der noch recht jungen Vereinsgeschichte.

Mit der Übernahme des neuen Standortes und der Kita entstanden viele neue Aufgaben und Herausforderungen. Die damalige erste Kitaleiterin wurde Anke Eichner. Gefragt nach ihrer prägendsten Erinnerung, antwortet sie heute: „Es fällt mir schwer die prägendste Erinnerung festzulegen. Es gibt in den unterschiedlichen Kontexten – mit den Kindern, Eltern, dem Team oder auch baulichen Maßnahmen, so einige prägende Erlebnisse. Auswirkungen baulicher Maßnahmen wie z.B. unser eigenes Außengelände haben unseren Kitaalltag bereichert und dabei die Sicherheit erhöht. Der Bau des zweiten baulichen Rettungsweges hat die Betriebserlaubnis und damit verbunden die dauerhafte Nutzung des Standortes erst gesichert.

Wenn ich an die Kinder denke, gibt es besonders viele Erlebnisse. Die Abschiedsfeste bei ihrem Übergang in die Schule oder auch die Feuerfeste am Ende einer Feuerprojektwoche sind mir in sehr prägender Erinnerung. Scheinbar plötzlich stehen da kleine Persönlichkeiten: Sie wirken stolz, zuversichtlich, selbstbewusst, wissend, fröhlich und haben dabei auch eine Spur von Ernsthaftigkeit für diese für sie bedeutenden Situationen. Mit dem Team und den Eltern gab es viele Erlebnisse, die mir in besonderer Erinnerung sind. Erlebnisse, in denen wir gemeinsam eine Herausforderung, eine schwierige Situation oder einen Konflikt bewältigen mussten. Beeindruckend, wie großartig es war am Ende solcher Prozesse gemeinsame Lösungen gefunden zu haben und zu spüren, dass diese Auseinandersetzungen in ihrer Bewältigung die Gemeinschaft immer wieder neu gestärkt haben.“

„Gemeinschaft“ war eines der Schlüsselwörter dieser ersten Zeit im Gutshaus Lichterfelde. Auch Veronika Mampel, Mitbegründerin des Vereins, erinnert sich gerne. Sie sagt, dass es eine anstrengende, aber spannende Zeit gewesen wäre. Der Verein machte eine rasante Entwicklung und plötzlich stand ihnen dieses riesengroße Haus zur Verfügung. Ihnen war allen die Chance und das entgegengebrachte Vertrauen bewusst, die sich ihnen bot. Das Haus mit dem schönen Park im Rücken, die große Terrasse, die Lebendigkeit durch die Kita im Haus und neue Möglichkeiten der Nachbarschaftsarbeit. Einrichtungen kamen in den Folgejahren hinzu, die unter anderem die Umbenennung des Vereins in „Stadtteilzentrum Steglitz“ notwendig machten, denn die Grenzen von Lankwitz hatte man längst überschritten. Es sei ein Glücksfall gewesen, sagt Veronika Mampel heute, der eine andere Qualität von Miteinander gehabt hätte. Die Menschen, die in dieses Haus kamen hatten Ideen, Ansprüche und den Wunsch auf Beteiligung.

Über das Arbeitsamt bekam der Verein nun Unterstützung von ABM-Kräften (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen). Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos waren bekamen neue Aufgaben und Arbeit. Dazu gehörte unter vielen anderen Manuela Kolinski. Sie war im Gutshaus mit Veronika Mampel für die Nachbarschaftsarbeit im Haus zuständig. Neue Gruppen wurden gegründet und Kurse angeboten, Beratungsangebote aufgestellt, kulturelle Veranstaltungen organisiert, Nachbarschaftsfeste und -treffen angeboten. Es wurde viel ausprobiert, geändert, verworfen, neu erdacht und was gut lief, hatte Bestand. Das Haus und die Nachbarschaftsarbeit wurde durch die Menschen angenommen, die sich nicht selten, damals wie heute, über die Bezirksgrenzen auf den Weg ins Gutshaus machten. Manuela Kolinski wurde Projektleiterin im Gutshaus und ist bis heute die gute Seele im Nachbarschaftsbereich. Immer ansprechbar und offen, organisiert sie das Miteinander, kümmert sich um die ehrenamtlichen HelferInnen im Café und weiß, wem wo geholfen werden kann. Nach ihrer schönsten Erinnerung gefragt, sagt sie ganz einfach, dass es zu viele schöne Erlebnisse sind um sie alle aufzuzählen. Besonders gerne erinnert sie sich aber an Situationen in denen sie merkt, dass das Haus mit einer Selbstverständlichkeit angenommen wird, die an zuhause erinnern: Der Student, der sich ans Klavier setzt und ein Gratiskonzert gibt, Gäste, die die Tische abräumen und wie selbstverständlich Küchendienst machen. Cafébesucher, die draußen den Blumen Wasser geben oder ganz einfach mit anderen Gästen ins Gespräch kommen und gemeinsame Aktivitäten planen. Sie hat alle Facetten von Menschen kennengelernt, ihre Geschichten gehört, was dazu geführt hat, sagt sie, dass sie Menschen schon lange nicht mehr beurteilt.

Die ersten Kinder der damaligen Kita-Gruppen sind mittlerweile um die 20-25 Jahre alt. Nach Anke Eichner, leitete viele Jahre Melanie Zimmermann die Schlosskobolde. Heute leitet Bianca Brochmann das Team das 71 Kinder durch den Kitaalltag begleitet. Bianca beeindruckt insbesondere die Vielfältigkeit des Teams und der damit verbundenen Familien. Aus fünf Nationen setzt sich das Team zusammen und sechs Nationen bestimmen den Hintergrund der Familien. Diese Vielfältigkeit bereichert das gemeinschaftliche Leben. Auch der Zusammenhalt unter den Eltern ist für Bianca immer wieder eine Besonderheit, die mit Zusammenhalt, Menschlichkeit und viel Engagement unterstützen, wo sie können. Neue Eltern kommen auf Empfehlung und werden offen aufgenommen. Eine sehr schöne Elterninitiative ist das von den Eltern geleitete Elterncafé, das alle Eltern im Bezirk willkommen heißt.

Das Gutshaus Lichterfelde ist weit mehr als ein Haus für Nachbarschaftsarbeit geworden. Es hat viele Veränderungen erlebt. „Der Bezirk, damals Steglitz, heute Steglitz-Zehlendorf, ist größer geworden, was mehr Aufgaben und mehr Themen für die soziale Arbeit des Vereins bedeutet. Es gibt heute, anders als damals, auch „digitale Nachbarschaften“. Kommunikations-, Arbeits-  und Vernetzungsformen haben sich radikal verändert,“ sagt Thomas Mampel. „Das hat sich auch auf die Funktion von „festen Orten“ ausgewirkt. Perspektivisch gesehen müssen wir unsere Rolle ständig neu überdenken. Welche Rolle spielt zukünftig noch das Nachbarschaftshaus? Wie wollen wir Nachbarschaftsarbeit im digitalen Zeitalter gestalten?“

Gefragt, was ihn besonders freut, wenn er sich einen Rückblick gestattet: „Dass wir das alles gut hinbekommen haben: Bauliche und damit verbunden finanzielle Herausforderungen, veränderte fachliche und konzeptionelle Anforderungen im Nachbarschafts- und im Kitabereich. Besonders freue ich mich, dass immer noch Menschen aus der Anfangszeit dabei sind und sich gemeinsam mit Stadtteilzentrum Steglitz e.V.  hier entwickelt und ihren Weg gefunden haben“.

Das Gutshaus Lichterfelde und die Kita Schloßkobolde ist dem ständigen gesellschaftlichen Wandel unterworfen, was die Menschen und die Arbeit des Vereins betrifft. Was wäre es für eine spannende Geschichte, wenn dieses Haus selber aus seiner Historie erzählen könnte. Die letzten 20 Jahre, besonders aber die Neugier auf alles Kommende soll gefeiert werden. Dies mit dem nun 6. Kunstmarkt der Generationen, der am besten zeigt, dass dieses Haus allen Generationen, allen Menschen, gleich welcher Herkunft, auch in Zukunft offen stehen wird!

20 Jahre Nachbarschaftsarbeit +

Kita Schlosskobolde
im Gutshaus Lichterfelde +
der 6. Kunstmarkt der Generationen



22. Juni 2019, 12.00 – 18.00 Uhr
Im Schlosspark Lichterfelde hinter dem
Gutshaus Lichterfelde, Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin
 
Fühlen Sie sich herzlich eingeladen!

Eine Anmerkung für meinen privaten Blog: Diese Geschichte ist eng mit unserer Familiengeschichte verbunden. Kind 1 ging in die insolvente Kita, mein Mann und ich waren bei diesem ersten Elterngespräch dabei, Kind 2 war das 20. Kind, das bei den Schlosskobolden angemeldet wurde. Ich selber bin seit 2003 als Honorarkraft für die Stadtteilzeitung für den Verein tätig gewesen. Seit 2008 im Angestelltenverhältnis für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Auch privat gehen wir immer gerne für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen ins Nachbarschaftscafé dieses wunderschönen Hauses! 🙂

Es sind die Begegnungen mit Menschen, …

Ich sitze an meinem Computer und betrachte die Fotos, die beim diesjährigen Kunstmarkt der Generationen entstanden sind. Von 529 Fotos habe ich 102 Bilder ausgesucht, die exemplarisch den Tag, die Stimmung und die Menschen zeigen sollen. Die Bilder sind fertig bearbeitet und nun überlege ich, was ich dazu schreiben soll. Es war der vierte Kunstmarkt, den wir veranstalteten und ich frage mich, was mir dieses Mal besonders gut gefallen hat. Ein Zitat von Guy de Maupassant bringt es auf den Punkt: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Eben diese Begegnungen mit Menschen sind das Hauptmotiv, das uns als sozialer Träger immer wieder motiviert, diesen Tag zu organisieren. Wir möchten ein Forum zu schaffen, in dem sich Kunstschaffende, deren Interessenten und Besucher, junge und ältere Menschen begegnen und über die Kunst einen Anlass für einen gemeinsamen Tag haben.

Natürlich liegt in Vorfeld etwas Spannung in der Luft, wenn wir den Kunstmarkt organisieren. Auch wenn wir routiniert vorgehen, können wir nicht alles beeinflussen, was einen erfolgreichen Tag ausmacht. Die Wettervorhersage haben wir beispielsweise sehr früh im Blick und verfolgen aufmerksam was uns eventuell bevorsteht. Das sah in diesem Jahr recht gut aus – bedeckt und etwa 23 Grad. Im letzten Jahr waren wir glücklich, dass uns bei der Hitze niemand ohnmächtig wurde. Um 6.04 Uhr am Morgen postete mein Kollege ein Bild in seinen Facebookprofil, das den Schlosspark Lichterfelde zeigt. „Die Stände für den Kunstmarkt stehen“ schrieb er dazu und alle betroffenen KollegInnen konnten schon einmal einen erleichterten Säufer loswerden. Ab dann lief alles wie einstudiert ab. Zwischen 9.00 und 11.00 Uhr bauten wir Bänke, Tische und Stände auf, die KünstlerInnen trafen ein, meldeten sich an, spendierten ihren Kuchen und richteten ihre Stände ein. Schon bei der Begrüßung von bekannten und neuen KünstlerInnen sowie unserer treuen ehrenamtlichen HelferInnen, war die freundliche Stimmung zu spüren. Um 12.00 Uhr stand der 4. Kunstmarkt der Generationen seinem Publikum offen.

Die Schirmherrin des Kunstmarktes, Bezirksbürgermeisterin Kerstin Richter-Kotowski, bedenkt ebenfalls in ihrer Begrüßungsrede, dass dieser Kunstmarkt schon alle Wetterkapriolen erlebt hat. Dazu wedelt sie leicht mit dem Fächer, den wir ihr vorsorglich und aus letztjähriger Erfahrung vor der Rede geschenkt hatten. Sie lobt die stimmungsvolle Atmosphäre des Parks, der wie geschaffen für einen schönen Kunstmarkt ist, lädt zum Verweilen und Kaufen des abwechslungsreichen Angebots der KünstlerInnen ein, nicht ohne allen Ehrenamtlichen zu danken, die mit uns diesen besonderen Tag möglich machen. Ab dann bestimmt das bunte Treiben den Schlosspark und natürlich freuten wir uns als Veranstalter, dass offensichtlich viele Menschen unserer Einladung gefolgt waren.

Der Rundgang an den Ständen hatte für jeden etwas zu bieten. Viele KünstlerInnen sind treue TeilnehmerInnen des Marktes und neue TeilnehmerInnen ergänzten das bunte Angebot. Etwa ein Viertel der Stände bot darstellende Kunst in verschiedensten Variationen an. Aquarell, Acryl, Encaustic, Fotografie, Öl, Illustrationen und anderes war zu finden, was eine lebhafte Bildwelt zeigte. Die anderen Stände waren den KunsthandwerkerInnen vorbehalten, die durch die Vielfalt der Techniken, Werkstoffen und Art staunen ließen. Holz, Glas. Leder, Papier, Scherenschnitt, Pappmaché, Filz, Seide, Stoff, Keramik, Wachs, Recyclekunst, Kork, Perlen, Leder … kaum ein Werkstoff, der nicht vertreten war. Schmuck in allen Formen von Nespressokapseln bis Gold- und Silberschmuck. Bei dem Angebot musste man den Geldbeutel schon besonders gut festhalten. Trotzdem kam immer wieder jemand auf die Terrasse um Freunden zu zeigen, was er oder sie gerade schönes erstanden hatte. Für die KünstlerInnen ist der Verkauf Lob und Geschäft zugleich. Besonders wichtig ist jedoch das Gespräch mit den BesucherInnen der Stände. Was kommt an, was gefällt, wo kann man an sich arbeiten. Und wie bei jedem von uns, wird die Anerkennung zur Motivation weiterzumachen. Das Publikum profitiert nicht nur vom Erwerb schöner Dinge, sondern auch von der Anregung eigener Kreativität. Manche KünstlerInnen bieten die Möglichkeit einen Kurs oder Workshop zu besuchen und Künstlergruppen laden zum Mitmachen ein.

Wer eine Pause vom Marktgeschehen brauchte, fand einen Platz im Garten des Gutshauses Lichterfelde. Tische und Bänke luden zu Kaffee und Kuchen oder einer leckeren Bratwurst ein. Der Kuchen wurde, wie in jedem Jahr, von den KünstlerInnen gespendet, dessen Erlös der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. zugedacht war. Besonders in diesem Bereich gilt ein besonderer Dank den ehrenamtlichen HelferInnen, die jedes Jahr ohne eigenen Nutzen ihre Hilfe anbieten. Dieser Helferkreis hat schon etwas sehr Familiäres, weil jeder weiß, wo er anpacken, helfen und unterstützen muss. Respekt den Herren am Grill, die auch nach Stunden mit einem netten Spruch und Lächeln die Bratwurst verkauften, den Damen, die immer für ausreichend Kaffee sorgten, die Sauberkeit der Örtlichkeiten im Blick hielten oder Kunstmarkttaler tauschten.

Wer genug von Kunst und Kuchen hatte, fand auf der Wiese ein schönes Programm. Zuerst zeigte die Kreistanzgruppe aus dem Gutshaus ihre Freude an traditionellen internationalen Kreistänzen und vermittelte Spaß an der Musik und an der Bewegung. Zu anderen Klängen und anderen Rhythmen machten ihnen das die Tanzgruppen aus dem KiJuNa nach. Seit vielen Jahren übt Anija mit den Kindern Choreografien ein, die besondere Beachtung bei solchen Gelegenheiten finden. Wer die Kinder über die Jahre kennt, stellt leicht fest, dass aus ehemals kleinen Mädchen nun junge Damen geworden sind und durch neue kleine Mädchen unterstützt werden. Giovanna hat uns im vergangenen Jahr schon mit ihren orientalischen Tänzen fasziniert, was ihr auch diesmal mit Leichtigkeit gelang. Ihre anmutigen Bewegungen zum Tanz mit oder ohne Reif lassen so manchen träumen und genießen. Beim letzten Programmpunkt „Biodanza mit Martina“, gebe ich offen zu, war ich im Vorfeld etwas skeptisch, weil ich es nicht kannte. Biodanza kann man in etwa mit „Tanz des Lebens“ übersetzen und setzt sich aus Musik, Bewegung und Begegnung zusammen. Martina und Natascha warben beim Publikum mitzumachen und als sich eine kleine Gruppe zusammengefunden hatte, begannen die Kreistänze mit viel Schwung und freien Bewegungen. Faszinierend hierbei war die Zusammensetzung der Tanzenden. Mütter mit sehr kleinen Kindern, eine Frau mit ihrer Mutter, die an den Gehwagen gebunden war, Frauen aus Afghanistan – bunter hätte das Bild nicht sein können. Die Freude an der Bewegung reichte bis in die letzte Ecke des Schlossparks und der Spaß an der Begegnung steckte an.

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die diesen 4. Kunstmarkt der Generationen wieder einmal zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben. Begegnungen mit KünstlerInnen, die uns sehr wertschätzende Rückmeldungen gaben. Begegnungen mit BesucherInnen, die sich offensichtlich wohl fühlten. Kinder, die überall dazwischen tobten, Erwachsene, die gute Gespräche führten, Freunde und Bekannte, die uns mit einem herzlichen Hallo und Lächeln motivierten. Begegnungen, die uns beschenkten und bestärkten auch im nächsten Jahr wieder einen Kunstmarkt der Generationen zu veranstalten. Und eine schöne Nachricht zum Schluss: Durch Spenden und den Erlös des Kunstmarktes der Generationen wird es möglich, dass sich die Kinder im KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum, demnächst in einer großen Vogelnestschaukel entspannen können.

Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen bei 5. Kunstmarkt der Generationen am 23. Juni 2018.

Kunstvoll erziehen!

katrin_munke

Es ist ein Moment der Selbsterkenntnis: Der dreijährige Sohn sitzt auf dem Teppich des Wohnzimmers und spielt mit seinen Modellautos den Straßenverkehr nach. Völlig in sich und sein Spiel versunken, schimpft das Kind mit einem Mal: „Dieser verdammte Viot, keine Augen im Kopf!“ und lässt einen Wagen in den anderen krachen. Der Vater sitzt im Wohnzimmersessel, beobachtet die Szene und zweifelt, ob er lächeln oder schimpfen soll, weil das Kind ein Schimpfwort benutzt. Ihm ist klar, dass das Kind den Vater im realen Straßenverkehr kopiert und erkennt sich selber im Verhalten des Kindes. Es ist der Moment in dem er versteht, wie Erziehung funktioniert.

„Erziehen heißt vorleben … alles andere ist höchstens Dressur“ – besagt ein Zitat von Oswald Bumke. Jede Mutter und jeder Vater erlebt irgendwann diesen Moment, in dem sie oder er sich selber im Verhalten, der Gestik, in der Wortwahl oder dem Tonfall des Kindes wieder erkennt. Die eigentliche Kunst ist nun, diesen Moment der Selbsterkenntnis bewusst für die Erziehung zu nutzen. Es bedeutet nichts anderes, als sich eigenes Verhalten klar zu machen, das man oft vom Nachwuchs gespiegelt bekommt. Kinder ahmen das Verhalten Erwachsener nach und beobachten ihre Umgebung mehr, als es Erwachsenen bewusst ist. Deutlich wird es ganz besonders in den kleinen menschlichen Fauxpas, die uns allen zu eigen sind. So nutzt es kaum, das Kind zum Lesen zu animieren, wenn man selbst nie ein Buch zur Hand nimmt oder dem Kind die Freude am Vorlesen zeigt. Es nutzt kaum, einem Kind Freundlichkeit abzuverlangen, sofern man sie selbst nicht lebt. Auch die Art und Weise, Streitgespräche zu führen, der Umgang mit anderen Menschen bis hin zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit hat Auswirkung auf den Wunsch des Kindes es den Erwachsen, den Eltern und meist Vorbildern gleich zu tun. „Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild zu sein, wenn es nicht anders geht, ein abschreckendes.“ wusste auch Albert Einstein. So bleibt ganz einfach festzustellen, dass Kinder ein Spiegelbild der Eltern sind.

Erziehung ist die Kunst, sich selbst und seiner Wirkung bewusst zu sein. Das auch Erziehung durch Kunst möglich ist, macht das Beispiel der Künstlerin Katrin Munke deutlich. Bei ihr wurde das Interesse am künstlerisches Arbeiten und der Musik sehr früh geweckt und bleibt Bestandteil in Ausbildung und Beruf. Ob grafische Arbeiten, Mixed Media oder textile Kunstwerke – ihre Arbeiten bestechen durch ihr Farbigkeit und Detailtreue. Der Betrachter kann sich die Werke erschließen, immer wieder neue Bildelemente entdecken und über die Stimmigkeit von Bild-, Objekt-
und Farbelementen staunen. In drei Ausstellungen hat Katrin Munde ihre Werke im Gutshaus Lichterfelde den Besuchern vorgestellt und auch beim Kunstmarkt der Generationen, der in diesem Jahr zum vierten Mal stattfindet, ist sie treuer Gast. Nicht nur die Werke zeichnen sich in ihrer Besonderheit aus, auch der Erlös aus dem Verkauf lässt so manchen aufhorchen. So spendet Katrin Munke den Erlös zu 100 % an Hilfsorganisationen – meist der UNO Flüchtlingshilfe. Ihr persönlicher Gewinn an der künstlerischen Arbeit liegt im Prozess, der Entspannung und letztlich auch dem Austausch mit ihrem Publikum. Ihr Ehemann Martin Munke, ebenfalls Lehrer, hat sich autodidaktisch das Arbeiten mit Leder angeeignet und gilt heute unter Liebhabern als Geheimtipp. Er fertigt Helme, Armstulpen, Gürtel und Rüstungen, die nicht nur durch das edle Material sondern auch durch die kunstvollen Verzierungen Bewunderung auslösen. Ein Blick genügt, um zu wissen, welch ein Zeitaufwand in diesem, gar nicht mehr üblichem, Handwerk liegt.

Zur Familie gehören zwei Kinder, die von Anfang an ihre Eltern bei der Beschäftigung mit künstlerischen Arbeiten beobachten konnten. Natürlich ist es keine unbedingte Folge, dass Kinder durch dieses Vorleben ebenso die Liebe zum Kunsthandwerk entdecken. In diesem Fall war das aber so. Insbesondere in den Ferien lieben die Kinder die von den Eltern vorgegebene Atmosphäre. Es wird gemeinschaftlich gearbeitet und gewerkelt. Der Sohn zeigt eine Neigung zu grafischen Arbeiten und beherrscht den Umgang mit Finelinern. Malte A3 Blätter mit Theaterszenen voll, die die Mutter zum Vortrag hochhalten durfte. Die Tochter zeigt eine Neigung zu Handarbeiten und verfügt schon über eine stattliche Stoffsammlung. Auch das Mangazeichnen ist eins ihrer Steckenpferde. So steht die Familie über die Kunst im Austausch, ergänzt sich durch die jeweiligen Vorlieben und Richtungen des künstlerischen Arbeitens.

Den Kindern wird weit mehr mitgegeben als handwerkliche Fähigkeiten. Sie lernen durch Vorbild einen Prozess konzentriert und in Ruhe zu Ende zu bringen. Lernen sich selbst zu beschäftigen, bekommen Einblick in die Herstellung von Gegenständen und wissen um die Wirkung von Materialien. Sie lernen die Schaffensprozesse anderer zu respektieren. Lernen den Stellenwert der Kreativität zu schätzen, die letztlich Auswirkungen auf alle Lebensbereiche hat. Sie lernen Wertschätzung gegenüber Fähigkeiten anderer. Erfahren über Lob Anerkennung oder Förderung in einem weniger gefälligem Urteil zu erkennen. Zudem wird ihnen durch die Mutter vermittelt, dass sich neben dem Eigennutzen durch Kunst anderen helfen lässt.

Natürlich ist diese Familie ein sehr deutliches Beispiel dafür, dass das Vorleben im eigenen Tun unmittelbare Auswirkungen auf die Erziehung der Kinder hat. Nicht jedem ist es gegeben künstlerisch zu Arbeiten. Doch auch durch Sport, Literatur, durch besondere Wissensgebiete, besonderer Wertschätzung gegenüber Ernährung, Interessen in speziellen Bereichen, Reisen oder schlicht durch die Beschäftigung mit dem Kind, können Eltern eigenes Interesse und Erleben mit Erziehung verbinden. Und sei es durch die Kunst, sich immer wieder ehrlich und kritisch der Selbsterkenntnis zu stellen.   

Künstlerkontakt:
Katrin Munke, Telefon 030 29 36 86 63, E-Mail: katrin_munke[at]web.de


4. Kunstmarkt der Generationen

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24. Juni 2017, 12.00 – 18.00 Uhr,
Schlosspark Lichterfelde am Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin

Info/Kontakt: Manuela Kolinski
E-Mail kolinski[at]stadtteilzentrum-steglitz.de
Telefon 030 84 41 10 41


szs_mittelpunkt_februar-2017Ein Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ Januar/Februar 2017 mit dem Leitthema „Eltern“
Das ganze Magazin kann als eBook oder interaktives Pdf heruntergeladen werden. Die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen, bekommt man in den Einrichtungen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Ein Tag an dem Kunst verbindet

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Hochsommer in Berlin – dennoch war der beobachtende Blick auf die Wetterlage ratsam. Der Kunstmarkt der Generationen stand bevor und genau wie im letzten Jahr lang auch für diesen Tag eine Gewitterwarnung vor. Die Auswertung verschiedenster Wetter-Apps und Wetterberichte ließen auf ein Gewitter am frühen Abend hoffen. Optimistisch wurden alle Vorbereitungen abgeschlossen, die Helfer wussten wann sie wo eingesetzt wurden und der Marktstand-Aufsteller begann am 25. Juni morgens früh mit seiner Arbeit. 90 Kunstschaffende und ihre Kunstwerke wurden beim Kunstmarkt der Generationen erwartet, der nun schon im dritten Jahr stattfand. Pünktlich um 12.00 Uhr war alles fertig, der Markt begann mit strahlendem Sonnenschein und den ersten Besucherinnen und Besuchern.

„Es gibt Veranstaltungen, die so erfolgreich verlaufen, dass sie sich für eine Wiederholung geradezu anbieten. Der „Kunstmarkt der Generationen“ zählt dazu.“ begann Cerstin Richter-Kotowski ihre Begrüßungsrede. Die Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste fungierte schon im zweiten Jahr als Schirmherrin des Kunstmarktes und führte weiter aus, dass Kunst dabei hilft Menschen generationsübergreifend zusammen zu bringen. „Kunst kann im Alltag helfen, ganz nebenbei, wenn die Betrachtung von Kunstwerken etwas Positives bewirkt oder uns zum Nachdenken bringt. Kunst wirkt kommunikativ oder auch kontemplativ.“ Von der positiven Wirkung der Kunst überzeugte sie sich mit Thomas Mampel, Geschäftsführer des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., gemeinsam auf ihrem Rundgang über den Kunstmarkt an allen Ständen und Kunstschaffenden vorbei.

KMdG_A_allg15KMdG_A_allg19Es ist immer ein Erlebnis den sonst eher ruhigen Schlosspark mit allen Marktständen zu erleben, von denen jeder für sich einzigartig ist. Die Atmosphäre des Schlossparks scheint wie geschaffen die bunte Vielfalt zu präsentieren. Vorwiegend bildende Künstlerinnen und Künstler zeigen ihr Schaffen aus verschiedensten Perspektiven, Stilen und Materialien. Keiner lässt sich mit dem anderen vergleichen und für jeden Geschmack scheint das richtige dabei zu sein. Kunsthandwerkerinnen und Handwerker bringen Abwechslung zwischen die Bilder mit Lederarbeiten, Papierarbeiten, Kerzen-, Stoff- oder Recyclingkunst. Schmuck findet sich ebenso wie Keramik für den Garten und mit ein bisschen Glück erlebt man die Autorin bei einer Leseprobe am nächsten Stand. An jedem Stand findet man ein nettes Gespräch mit den Kunstschaffenden, die sich dankbar auf interessierte Besucher einlassen und geduldig Fragen zu Technik oder Motiv beantworten. Ist eine Lücke zwischen den Besuchen findet man die Künstlerinnen und Künstler untereinander im Gespräch vertieft. Die Gelegenheiten zu fachlichem Gesprächen sind doch eher selten. Es ist ein Tag des Austausches und der Gemeinsamkeit im Sinne der Kunst, die für uns greifbar ist.

Zwei etwas andere Stände waren auch in diesem Jahr wieder dabei. Wie in den letzten beiden Jahren ließ es sich das KiJuNa – Kinder-, Jungend- und Nachbarschaftszentrum in der Scheelestraße nicht nehmen, zu zeigen welches kreative Potential die Kinder im Haus entfalten können. Tina Wagner stellte mit den Mädchen aus ihrer Kreativ-AG die Arbeiten aus dem Haus vor und verdeutlichten den Spaß, den die Kinder beim gemeinsamen Arbeiten haben. Die Lichterfelder Strolche, die Kita aus dem gleichen Haus, präsentierte an dem zweiten Stand die erste und eigen hergestellte CD, das Hörspiel „Die drei Räuber“ nach Toni Ungerer von und für Kinder. Mit der CD nahmen sie auch an dem kleinen Wettbewerb teil, den der Verein für diesen Tag unter den Einrichtungen des Stadtteilzentrums ausgelobt hatte. Sie konnten sich mit kreativen Ideen beteiligen und im Fall des Gewinns mit den Einnahmen des Kunstmarktes rechnen. Als zweites Projekt beteiligte sich die Kita Schlosskobolde, die im Gutshaus ansässig ist. Traudl Berberich erzählte den Besuchern von ihrem Projekt, dass sie mit den Kindern durchgeführt hatte und dessen Ergebnisse für jeden sichtbar aufgestellt waren. Aus Holzscheiten hatten die Kinder Figuren gebaut, die in Form, Farbe und Aussehen der Fantasie alle Ehre machten. Nicht wenige bedauerten, dass diese besonderen Kunstwerke nicht zu kaufen waren, sondern wieder in die kleinen Hände ihrer Urheber zurück gingen. Ein sehr schönes Beispiel, dass Fantasie und Kreativität keine Altersfrage kennt.

KMdG_A_tanz17Der dritte Wettbewerbsteilnehmer ist ein alter Bekannter auf Festen, die das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. in seiner nachbarschaftlichen Arbeit ausrichtet. Anja und ihre Tanzgruppen hatten sich lange auf diesen Tag vorbereitet und boten ein kleines Potpourri aus Musicals an, deren Melodien in jedem Ohr nachklingen. Zu den Liedern von Grease, Mamma Mia, dem Dschungelbuch und Tanz der Vampire tanzten die Mädchen und rissen ihr Publikum mit, dass den verdienten Applaus sehr deutlich hören ließ. Es war eine sehr überzeugende Vorstellung, die den erhofften Gewinn bescherte. Aber was wäre eine soziale Einrichtung, wenn nicht auch an die anderen gedacht würde. So beschlossen die Gewinner, wegen der Unterschiedlichkeit der Beiträge zum Wettbewerb, den Gewinn zu teilen, was natürlich alle sehr freute!

KMdG_A_tanz5Nicht unerwähnt bleiben darf die kleine Überraschung, die Giovanna Saccullo den Besuchern bot: Zu orientalischen Klängen tanzte sie über die Wiese im Schlosspark, balancierte mit einem Hula Hoop-Reifen und verzauberte das Publikum. Das war eine sehr schöne Vorstellung, die so machen in die Märchen von 1000 und eine Nacht versetzte. Nach dem Wettbewerb und dem Tanz zerstreute sich das Publikum wieder im Park und fand Abwechslung an den Kunstständen oder gönnte sich eine Erfrischung. Man darf nicht vergessen, dass das Barometer eine große Herausforderung an diesem Tag war. Es war heiß und so manchem Künstler muss Respekt gezollt werden, dessen Stand in der prallen Sonne stand. Die Besucher suchten Schatten, gönnten sich die leckeren Cocktails, Grillwürstchen oder einen, von den Kunstschaffenden gespendeten Kuchen.

KMdG_A_allg88 KMdG_A_grillZum Schluss gilt es für uns noch „Danke!“ zu sagen. Alle Aktivitäten um das Gutshaus Lichterfelde herum, wurden an diesem Tag von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern geleistet. Ob das die Herren am Grill, die Damen im Café, am Cocktail-Stand oder die Damen an der Kunstmarktaler-Kasse waren, die fleißigen Hände, die für Ordnung sorgten und sich um Gäste kümmerten … sie alle trugen wieder einmal dazu bei, dass dieser Tag im Sinne der Gemeinsamkeit ein Erlebnis wurde. Dies trotz der großen Hitze und oft über den geplanten Einsatz hinaus. Es ist ein Tag für alle, ein Tag an dem Kunst verbindet, Gemeinschaft bildet und Gemeinsamkeit vermittelt. So überlassen wir wieder Frau Richter-Kotowski das Schlusswort aus ihrer Rede: „Dem Stadtteilzentrum Steglitz danke ich für seine vielfältigen Projekte in diesem Bezirk und heute ganz besonders für die Durchführung des Kunstmarktes der Generationen. Sie leisten wirklich großartiges in der Nachbarschaftsarbeit!“ und versprechen – Wir machen weiter und laden herzlich zum 4. Kunstmarkt der Generationen am 24. Juni 2017 ein.

P.S.: Beim 4. Kunstmarkt der Generationen 2017 soll die Nachwuchsförderung im Fokus stehen. So rufen wir insbesondere Grund- und Oberschulen, Kunstschulen, Kunstprojekte mit Kinder- und Jugendlichen auf, sich an diesem generationsübergreifenden Markt zu beteiligen. Junge Talente sollen – gleich welche Kunstgattung – die Gelegenheit bekommen sich einem interessierten Publikum vorzustellen. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht – Frau Manuela Kolinski, Telefon 030 84 41 10 40, E-Mail: kolinski@stadtteilzentrum-steglitz.de

Viele weitere Bilder sind hier zu finden! 🙂

Um 18.39 kam der Regen …

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… aber da war schon alles fast vorbei. Eine schwere Unwetterwarnung bestand für den Tag und mehr als einmal ging ein hoffender Blick zum Himmel. Es hat genutzt – der Kunstmarkt der Generationen 2015 fand bei gutem Wetter, in schöner Stimmung und in der wunderbaren Atmosphäre des Schlossparks Lichterfelde statt. Nun bleiben noch die Erinnerungen …

Hey Anna, jetzt ist es schon einige Tage her, dass wir gemeinsam mit vielen, tollen Gästen, Freunden und Künstlern unseren „Kunstmarkt der Generationen 2015″ feierten und dauernd blitzen in mir die Erinnerungen an diesen zauberhaften Tag voller Kunst und Begegnungen auf. Schon allein wenn ich an die zig HelferInnen denke, die bereits am frühen Morgen – noch im Nieselregen – alles vorbereiteten.

Als ich gegen 9.00 Uhr ankam, war bereits dieses herrliche Gewusel der Künstler zu sehen, die an der Straße ihre Sachen auspackten und freudig in Richtung ihrer 100 Marktstände aufbrachen. Also, bei mir ging da so richtig die Vorfreude und sogar das Lampenfieber los.

kmdg_0001.03Hallo Basti, mir ging es genauso … ich war etwas früher dort und wollte gemütlich den Tag beginnen. Das war aber gar nicht mehr möglich, weil mich sofort die Stimmung und das Prickeln erfasste. Ich begann sofort meine Anmeldung aufzubauen und ehe ich mich versah, standen Künstler um Künstler vor mir. Die vielen Namen der E-Mail-Anmeldungen bekamen Gesichter – wie aufregend! Als dies geschafft war, konnten wir schon unsere Schirmherrin, die Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski, begrüßen, die unserer Sorge ums Wetter sehr sympathisch die Schärfe nahm. Und genauso sympathisch wurde ihre Begrüßungsansprache. Ihre Überleitung vom Breitensport zum Spitzensport bis hin zur Kunst fand ich sehr gelungen. Von den großen bezirklichen Kulturstätten Haus am Wannsee und der Galerie Schwartzsche Villa kam sie auf „unseren“ Kunstmarkt der Generationen und sagte: „Darüber hinaus gibt es jedoch sehr viele Kreative aus dem Bezirk, die nun hier einen Ort gefunden haben, um ihre Arbeiten anzubieten. Das wäre der „Breitensport“. Das Stadtteilzentrum Steglitz beweist mit diesem Markt, dass es seine Aufgabe als Nachbarschaftseinrichtung hervorragend erfüllt.“ Das hat mir sehr gefallen und ihr sicherlich der anschließende Besuch mit unserem Geschäftsführer Thomas Mampel über den Markt.

Wie hätte es ihr auch nicht gefallen können, Anna? Schließlich gab es an den Ständen über Malerei, Töpferhandwerk, Fotografie bis hin zu Digitalkunst oder auch Filzerei nahezu alles, was das Herz begehrt.

gemeinsamAuch deshalb bin ich so sehr stolz und glücklich darüber, dass ich auch wieder ein eigenes Graffiti-Bild beisteuern durfte. Zusammen mit den Werken der „Profis“ später versteigert zu werden, war eine riesen Auszeichnung für mich! Das eigentlich Besondere daran war und ist für mich aber dieser spezielle Austausch zwischen den Gästen und den Kunstschaffenden. Ich selbst habe – während ich mein Bild sprayte – mehrere, äußerst angenehme Gespräche mit interessierten Gästen führten können. Dies war ja auch unser Anliegen: Wir wollen Menschen mit Hilfe der Kunst einander näher bringen.

In der Zeit des Malens konnte ich selbst jedoch nicht so ausgiebig über den Markt schlendern, wie ich es vielleicht gewollt hätte. Deshalb freue ich mich auf deine ausführlichen Schilderungen vom bunten Markttreiben!

kmdg_0110Nun, Basti, dazu hatte ich ja reichlich Gelegenheit. Unter anderem mit den Belegen für die Standgebühr kam ich über den Tag verteilt an jeden Stand des Kunstmarktes. Und nicht nur an die Stände, auch ins Gespräch mit jedem teilnehmenden Künstler. Ungeachtet der sehr netten Gespräche hätte ich gerne mehrere Tage Zeit gehabt, um viel intensiver die Kunst zu bewundern, die sich mir schön dekoriert auf den Ständen anbot. Vornehmlich Bilder in allen Größen und Techniken, Kunsthandwerk von hochwertigen Lederarbeiten, Filzobjekten, Holzskulpturen, Papierobjekten und Schachteln, Papiermaché und Keramik, Schmuck in allen Varianten, Glaskunst … so sehenswert und vielseitig. Wunderbar, was Menschen mit Fantasie, Freude und Kreativität schaffen können. Alle Stände waren schön und bunt anzusehen und so manche Staffelei hat im Schlosspark eine besondere Stimmung gezaubert. Ich war begeistert. Wieder einmal.

kmdg_0073Zwei Stände möchte ich dennoch explizit erwähnen: Ein Stand gehörte dem KiJuNa, Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum in der Osdorfer Straße. Tina Wagner präsentierte mit den Kindern der Einrichtungen u.a. gebastelte Blumen und Bilder. Ein richtiger Hingucker war ein türkisfarbenes gestrichenes Fahrrad, das mit Blumen bepflanzt jeden Vorgarten schmücken würde. So schön!

kmdg_0023Ein weiterer Stand wurde von Lena Maren belegt. Lena ist eine Flüchtlingsfrau aus Serbien. Das Stadtteilzentrum hatte sie eingeladen, ihr den Stand, eine Staffelei und Leinwände für diesen Tag zur Verfügung gestellt. Von den KollegInnen wurden Pastellkreide und andere Farben gesammelt und ihr geschenkt. So konnte auch sie, einen Tag unter Gleichgesinnten in einem für sie noch fremden Land erleben. Sie sah so glücklich aus! Es war klasse und durch die Stimmung unter den Besuchern und den wertvollen Gesprächen mit den KünstlerInnen, hatte ich einfach ein sehr gutes Gefühl! Was hast du an Aktionen, die weiter oben platziert waren, erlebt?

Hm, … klasse fand ich zum Beispiel die Bastelstände direkt am Gutshaus. Dort wurde – angeleitet von Kollegen des Stadtteilzentrums Steglitz aus der „Imme“, der 10. Integrierten Sekundarschule und des Schülerclubs „Memlinge“ – allerfeinste Recyclingkunst praktiziert. Aus alten Zeitungen wurden quietsch bunte Blümchen, Kinder wurden witzig bemalt und sogar alte Zweige erstrahlten bald in knallig bunten Farben. Schließlich wurden jene Kunstwerke dann sogar noch in dem „Kunst-Garten“ ausgestellt, der sich direkt in der Mitte des Parks befand und über den Tag verteilt immer vollständiger wurde. Ich selbst bin gelegentlich dorthin gegangen, um zu sehen, welche neuen Werke dort noch „gepflanzt“ wurden. Unsere kindlichen Gäste konnten sich schminken lassen, Kunstblumen herstellen, Filzen und Töpfe/Steine anmalen – Angebote von den KollegInnen der Kitas, die auch an den anderen Ständen geholfen haben. Schließlich wurde ja auch für das leibliche Wohl mit Cocktails, Grillwürstchen, Getränken und Kuchen gesorgt.

Während dessen begann ja schon das Bühnenprogramm. Ich kriege gar nicht mehr alles zusammen, was da geboten wurde. Ich kann mich jedenfalls noch sehr gut an den Qi-Gong-Meister erinnern, der so viele Menschen in seinen Bann zog. Kannst Du meiner Erinnerung vielleicht noch etwas auf die Sprünge helfen?

kmdg_0079Oh ja, kann ich: Begonnen hat das Programm mit den Damen der Kreistanzgruppe aus dem Gutshaus Lichterfelde. Deren Reigen lädt immer wieder zum Mitmachen und zu guter Laune ein. Wirklich empfehlenswert diese Gruppe! Dann, wie schon von dir erwähnt, Matthias Winnig und seine Kollegin mit der Qi Gong Vorführung. Ich staune immer wieder, wenn ich ihn sehe. Egal, ob Alltags im Schlosspark oder bei so einer großen Veranstaltung. Seine Bewegungen sehen immer anmutig aus und die Ruhe und Ausstrahlung fasziniert. So ähnlich auch bei den Tanzgruppen aus dem KiJuNa, den Mini Stars, Tanz-Zwergen und den Teenie Stars. Mit ihrer Tanzlehrerin Anjia beweisen sie immer wieder, dass Kinder Erwachsene in ihren Bann ziehen können und man sieht ihnen den Spaß an ihren Tänzen an. Schließlich durften wir alle noch dem „Gospelhouse“ lauschen – Mutter Sarah bot mit zwei Töchtern und Sohn eine wirklich imposante und mitreißende Show ihrer Sangeskunst! Klasse war auch die Vorführung unseren Kollegen Engin Vergili, der mit mehreren Kindern und Trommeln, Stimmung und Spaß in die Runde brachte. Sein Lachen und seine Lust an den Instrumenten übertrug sich sofort auf die Kinder und alle Umstehenden. Schließlich war ja die Versteigerung der von Künstlern gespendeten Bilder zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrums an der Reihe. Aber obwohl ich die Ehre hatte, das erste Bild zu ersteigern, warst du hier näher am Geschehen. Wie hast du sie erlebt?

kmdg_0072Tja, liebe Anna, dass ich als Assistent direkt an der Auktion teilnehmen durfte, bei der fast zwanzig Exponate angeboten wurden, war für mich sicherlich eines der Highlights des Tages. Zusammen mit meinem Kollegen René gelang es, Bilder, die von einzelnen Künstlern dafür gespendet worden waren, für insgesamt über 800 Euro zu verkaufen. Dieser großartige Gesamterlös kommt nun – wie vorab den Künstlern und den Käufern versprochen – komplett der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. zugute. Ein Grund für diesen Erfolg ist sicherlich auch die ganz besondere Unterstützung durch unseren Geschäftsführer, Thomas Mampel, der zusammen mit dem Kollegen Andreas Oesinghaus dem interessierten Publikum jedes einzelne Kunstwerk vorführte und dabei aktiv um viele hohe Gebote warb. Nebenbei war dies dadurch wieder so ein Moment, wo Kunst Menschen einander näher brachte. Gern hätte ich bei dem ein oder anderen Werk mitgeboten. Als Co-Auktionator habe ich das jedoch lieber unterlassen. Wie erging es dir dabei?

Nun, ich ging insgesamt mit vier Bildern aus Verkauf und Versteigerung nach Hause. Aber nicht nur das. In meinem Kopf liefen viele Bilder des Tages Revue: Das Regal mit den, von den Künstlern, gespendeten Kuchen. Einer sah leckerer als der andere aus und über den Tag verteilt haben sie alle Marktbesucher erfreut. Auch dieser Erlös kommt nun der Kinder- und Jugendarbeit zugute, wofür wir uns wirklich sehr bedanken! Zudem hatte ich immer wieder die KollegInnen im Kopf, die uns den ganzen Tag über ehrenamtlich geholfen haben. Das war zum Teil recht anstrengend, aber von dem Zusammenhalt und dem schönen „Wir-schaffen-das-gemeinsam!“-Gefühl getragen. Und letztendlich die Gesichter, der KollegInnen, die diesen Markt mitorganisiert hatten. Ich sah Zufriedenheit und Glück … und ich gebe zu bedenken: Trotz Unwetterwarnung, hatte es den ganzen Tag noch nicht geregnet. Wie hast du das Ende des Kunstmarktes erlebt?

Ich hab’s genauso gesehen! Allerdings hatte ich eben auch selbst ein Dauergrinsen von einem Ohr zum Anderen. Dankende Künstler, die sich „bis zum nächsten Mal“ verabschiedeten, Kolleginnen, die mit echter Freude im Gesicht den ganzen Tag an allen Ecken und Enden helfen und schließlich das gemeinsame Kaltgetränk, als das Aufräumen geschafft war und ein kleiner Kreis von Organisatoren und Helfern sich auf der Terrasse des Gutshauses versammelte. In diesem Moment fiel bei mir die gesamte Aufregung ab. Mit jener fielen dann auch die letzten großen Tropfen zu Boden, die Petrus – offenbar auch ein Kunstfreund – in Form eines heftigen Platzregens extra und allen Prognosen zum Trotz an das Ende des Tages gelegt hatte. Noch heute bekomme ich täglich neue Fotos zu sehen, die die zauberhafte Erinnerung an den „Kunstmarkt der Generationen 2015“ noch sehr lange bei mir wach und lebendig halten werden.

KmdG_logo_original2014_webMittlerweile können wir ja dann schon bald von einer Tradition sprechen, wenn es auch im nächsten Jahr heißen wird: „Hiermit eröffnen wir den Kunstmarkt der Generationen 2016.“ Du hast doch da bestimmt schon sämtliche, brand heißen aktuellen Informationen. Ich freue mich jedenfalls schon tierisch darauf, denn „Nach dem Kunstmarkt ist“ – zum Glück auch – „vor dem Kunstmarkt!“

Bis bald und ganz liebe Grüße,

Dein Basti

Weißt du, ich habe in den vergangenen Tagen so viele schöne Rückmeldungen von den TeilnehmerInnen bekommen. Alle haben eins gemeinsam: „Ich würde mich sehr freuen, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein!“. Der Termin für den 3. Kunstmarkt der Generationen steht fest. Es wird der 25. Juni 2016, wieder von 11.00 – 19.00 Uhr sein. Bis dahin werden wir ein paar Mal zusammensitzen, planen und organisieren, natürlich auch überdenken, was wir als Anregungen von TeilnehmerInnen und Gästen mit auf den Weg bekommen haben. Und wenn alle so toll, wie in diesem Jahr mitmachen – dann wird es wieder wunderbar!

Mitgemacht haben: Das Wetter – um 18.39 Uhr erst kam der Regen – Optimismus zahlt sich aus!  🙂 Das Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf, das uns u.a. großartig durch verschiedenste Parkarbeiten im Vorfeld unterstützt hat. Frau Richter-Kotowski mit einer wunderbaren Eröffnung. Der Marktstandaufsteller durch unkonventionellen und verlässlichen Einsatz. 98 KünstlerInnen mit ihren tollen Werken. (99 und 100 waren leider kurzfristig wegen Krankheit verhindert).

Mitorganisiert haben: Veronika Mampel als Arbeitsbereichsleiterin der nachbarschafts- und generationsübergreifenden Arbeit. Manuela Kolinski, Projektleiterin des Gutshaus Lichterfelde. Melanie Zimmermann, Projektleiterin der Kita Schlosskobolde. Renè Stürkat, Projektleiter des Schülerclub Memlinge. Katharina Zehner, EFöB an der 10. ISS.

Und wir beide!  🙂 Bis zum nächsten Jahr

Sebastian Unger, Projektleiter der EFöB an der 10. ISS und
Anna Schmidt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Jörg Backes, Projektleiter des Kinder- und Jugendhaus Immenweg für den schönen Film über den Kunstmarkt der Generationen 2015 und bei Werner Luff, Projektleiter Kita Lankwitzer Maltinis, Feza Guschke, Projekleiterin Kita Lichterfelder Strolche und Roman Tismer, Netti 2.0 für die schönen Fotografien des Tages.

Der etwas andere Markt

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Für die Öffentlichkeit noch nicht bemerkbar, ist ein kleines Team mit den Vorbereitungen für den 2. Kunstmarkt der Generationen beschäftigt. Dieses Mal gelassener als im letzten Jahr, denn das Team hat ein Bild vor den Augen und eine Vorstellung im Kopf … und beides wird verwirklicht werden. Getragen von den Erfahrungen vom Vorjahr, von den Rückmeldungen der BesucherInnen und KünstlerInnen, von der Begeisterung aller Mitwirkenden, haben die Arbeiten begonnen. 100 Künstler werden in einem Kunstmarkt zusammen ausstellen und mit ihnen gemeinsam werden Kinder, Jugendliche, Mütter, Väter, etwas ältere BesucherInnen, einfach alle, die dazu Lust haben, einen Tag mit Kunst, kleineren Aktionen und der Mischung der Generationen in gemeinschaftlicher Atmosphäre im Schlosspark Lichterfelde genießen können.

Wir haben eingeladen – zum zweiten Mal – und freuen uns auf diesen besonderen Tag. Auf das Gefühl der Vorfreude, auf die Spannung, ob alles Reibungslos klappt, auf die Vielfalt der Kunstschaffenden, auf Gespräche, das Lachen, die Neugierde, auf das ein oder andere Wiedersehen und besonders auf die Menschen, die mit uns diesen Tag begehen. Wir – das sind MitarbeiterInnen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., die auch schon im letzten Jahr den ersten Kunstmarkt organisiert haben. Schon im Vorfeld des letzten Kunstmarktes, besonders aber am Abend, als alles vorbei war, war uns allen klar, dass wir diese Teamarbeit erneut erleben wollten. Eine Teamarbeit, in der jeder seine Erfahrungen und Stärken einbringen kann. Aber auch eine Teamarbeit, die ganz besonders von vielen ehrenamtlichen HelferInnen und vielen KollegInnen auf großartige Weise unterstützt worden war. So soll es auch in diesem Jahr werden.

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Die soziale Arbeit steht im Fokus des Veranstalters, wozu gehört, Menschen zusammenzubringen und Stadtteilarbeit zu leisten. Dieser Arbeitsbereich – generationsübergreifende Arbeit – steht unter der Leitung von Veronika Mampel, die routiniert Feste organisiert und alle erforderlichen Komponenten … MitarbeiterInnen, behördliche Erfordernisse, organisatorische Voraussetzungen … zusammenbringt. Bei diesem besonderen Markt ist die Kunst für sie das Medium, das die Menschen vereint. Sie werden durch die unterschiedlichsten Darstellungsweisen zu Gesprächen, Diskussionen, zu gemeinsamen Aktionen animiert und der besondere Reiz liegt für die Arbeitsbereichsleiterin darin, dass alles in der Natur stattfinden kann. Auf diese Weise können Flächen im Bezirk völlig neuen Möglichkeiten zugewiesen werden, die der Anonymität der Großstadt entgegenlaufen. Der Nachbar bekommt ein Gesicht und das Kennenlernen bekommt durch Kunst eine offene Chance. Veronika Mampel freut sich über jede Gelegenheit Jung und Alt zusammenzubringen, ohne Vorbehalte, Wertung oder Scheu. Hier wird Kunst von allen Altersklassen vorgestellt und so ein Einblick in die Lebenswelten der anderen gegeben. Kunst drückt sich für sie in alle möglichen Richtungen aus. So hat sie großen Spaß daran, ein kleines Programm auf die Beine zu stellen, dass über den Tag verteilt, Tanzvorstellungen und Musik zu bieten hat. Bei solchen Gelegenheiten, mitten unter alle diesen Menschen, sagt sie, fühlt sie sich besonders wohl. Dann weiß sie, dass ihre Intention – Menschen zu verbinden – angekommen ist.

„Fast genau ein Jahr ist es nun her, dass ich beim ersten Kunstmarkt der Generationen ein von Geatano Foti gesponsertes Auto mit einem Graffiti komplett besprühen durfte.“ erinnert sich Sebastian Unger. Er ist nicht nur Projektleiter der EFöB an der 10. ISS, sondern auch ein sehr renommierter Graffity-Künstler. „Ich weiß noch genau, wie nervös ich war wegen der Verantwortung dem Spender und meinen KollegInnen gegenüber. Um jeden Preis sollte es ein Hingucker werden und die abendliche Versteigerung ein Highlight der gesamten Veranstaltung.“ Ein Bild zu malen, während viele Menschen – also die Gäste, Kollegen sowie die Aussteller des Marktes – dabei zusehen können, ist für ihn ein unbeschreiblicher Nervenkitzel. Deshalb ist er stolz und voller Vorfreude auf den 27. Juni 2015! Denn auch in diesem Jahr wird er wieder als live Performance ein Bild sprayen, während an circa 100 Marktständen „echte Kunstprofis“ ihre Werke feilbieten und sicher hunderte Gäste über den Kunstmarkt der Generationen schlendern. Unter dem Motto „Gemeinsam“ möchte er über mehrere – wie in einem Puzzle – zusammengelegte Leinwände ein abstraktes Bild schaffen, das klassisches Graffiti mit der Ästhetik eines Yin-Yan-Logos vereint. „Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich nicht, was mich nervöser macht. Ist es die Herausforderung dieses Bild so umzusetzen, wie es in meinem Kopf herumschwirrt, oder ist es die Vorstellung des – erneut – großartigen und stark besuchten Kunstmarktes?“ fragt er sich … was es auch ist, er freut sich sehr darauf!

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„Zum ersten, zum zweiten, zum dritten … verkauft an die Dame mit der Nummer 117!“ in etwa diesen Satz werden die Gäste am Abend des Marktes zu hören bekommen. Mehr als 10 Bilderspenden namenhafter KünstlerInnen aus Steglitz-Zehlendorf stehen bereit und werden zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. versteigert. René Stürkat ist unglaublich glücklich und dankbar ob der großen Spendenbereitschaft, den seine Aufgabe beim Kunstmarkt ist die Organisation der Versteigerung. Im letzten Jahr wurde amerikanisch versteigert und für den Fiat des Schirmherrn durch Graffiti gestaltet, sind mehr als 1000 Euro zusammen gekommen. Dieses Jahr wird die klassische Variante der Versteigerung angewandt und die Bilder an den jeweils höchst bietenden verkauft. Die Bilder kann man sich im Laufe des vormittags in Ruhe anschauen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen. Kunst bedeutet für René Stürkat sich ohne Grenzen auszudrücken und sich dadurch mit sich selbst und anderen Menschen in Verbindung zusetzen. Es gibt für ihn keine Regeln und jeder kann sich so auf die Art und Weise ausdrücken, was und wie er fühlt. Künstler geben etwas von ihrem Inneren Preis, zeigen was sie beschäftigt und setzen sich damit auseinander. Kunst verbindet Menschen in der Auseinandersetzung. Sie ist auf jede Art und Weise ein Ausdrucksmittel und braucht eine Plattform auf der dies Möglich ist. Als die Idee von Kunstmarkt entstanden ist, war für ihn die treibende Kraft diese Plattform zu ermöglichen. Im eigenen Sozialraum sollen Menschen Raum bekommen, sich diesem Thema der Gesellschaft zu zuwenden und einen Zugang zu öffnen.

Für diesen Kunstmarkt haben wir uns eine neue Aktion ausgedacht, kann Katharina Zehner erzählen. Neben den bewährten Ständen mit Kunst und Kunsthandwerk, dem bunten Programm, reichhaltigen Gaumenfreuden und Getränken wird auch ein kleiner Kunstgarten während des Festes entstehen. In der Mitte des Marktes wird ein Areal gekennzeichnet sein, wo Kunstobjekte in kleinen „Kunstbeeten“ wachsen können.

Die Einrichtungen des Stadtteilzentrums sind eingeladen ein solches Beet zu bestellen. Sie bieten eine Station auf dem Kunstmarkt an, wo die Besucher des Kunstmarktes kleine, große, bunte, eckige, fliegende, rollende, laute, leise, dicke, flache Kunstobjekte herstellen können, die dann in diesen Beeten ausgestellt werden. Natürlich können die Objekte am Ende des Tages von den Besuchern abgeerntet und mit nach Hause genommen werden, aber zunächst soll jeder Besucher sehen, was hier in unserer Mitte alles wachsen kann. Weil ein Kunstgarten aus allem wachsen kann, ist die Idee hier möglichst Kunstobjekte aus oder mit Material zu kreieren, dass normalerweise in den Müll wandert. Diese Aktion hat es im letzten Jahr nicht gegeben … es wird also spannend werden.

Seit 1999 steht das Gutshaus Lichterfelde – hinter dem der Kunstmarkt stattfinden wird – unter Trägerschaft des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Manuela Kolinski ist seit vielen Jahren die Projektleiterin des Nachbarschaftsbereichs des Hauses. Ihr obliegt die Organisation vor Ort und aller ehrenamtlich helfenden Hände. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen und sie ist die erste Ansprechpartnerin für alle, die Fragen oder helfende Hände haben. Und davon benötigt man viele um so einen großen Markt reibungslos veranstalten zu können. Ihre besondere Herausforderung ist, dass jeder weiß was er zu tun hat, und vor allem das jeder, der seine Zeit zur Verfügung stellt auch das Gefühl der richtigen Wertschätzung bekommt. Ehrenamtliche Unterstützung wird bei allen Verkaufsständen, Kaffee und Kuchen, Getränke, den Verzehrmarken, für den Auf- und Abbau der Stände und das Bestücken im Laufe des Tages gebraucht. Es ist wichtig, dass ständig geschaut wird, dass kein Müll herumliegt, altes Geschirr weggeräumt wird und immer ein sauberer Sitzplatz gefunden werden kann. „Es ist einfach schön, wenn Menschen in ihrer Freizeit mit Spaß und guter Laune bei solchen Veranstaltungen helfen. Spaß ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinsames gutes Gelingen. Aber,“ sagt Manuela Kolinski „es ist auch unsere Aufgabe, da zu sein, wenn alles vorbei ist. Dann muss alles wieder so sein, als wenn kein Markt stattgefunden hat, denn der Park ist ja wichtiger Bestandteil unserer schönen Umgebung hier.“ Für das gemeinsame gute Gelingen hat sie beste Unterstützung von Melanie Zimmermann, Projektleiterin der Kita Schlosskobolde, die durch Kooperationsfreude und kreative Einfälle eine große Bereicherung für den schönen Markt ist.

Es gibt viele Bestandteile, die notwendig sind, solch einen Kunstmarkt auf die Beine zu stellen. Schön ist die Begeisterung, die bei allen KollegInnen, die dies organisieren und allen die mithelfen, mitschwingt. Das unglaubliche „Wir“-Gefühl, die Dankbarkeit nach dem gelungenen Markt, die fröhlichen und freundlichen Gesichter während des Markttages, die bewundernden Blicke auf die schönen Kunstwerke der Ausstellenden und die vielen Kinder, die sich vom Markttreiben anstecken lassen und immer wieder Neues und Interessantes zu entdecken finden. Ganz besonders wichtig sind dabei natürlich die Besucher, die das Markttreiben mit Leben füllen und den Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Werke zu besprechen und die notwendige Rückmeldung für weitere Werke zu bekommen. Wir hoffen, wir können Sie mit diesem kleinen Blick hinter die Kulissen anstecken und laden herzlich zum 2. Kunstmarkt der Generationen am 27. Juni 2015 von 11.00 – 19.00 Uhr in den Schlosspark Lichterfelde ein. Wie es schließlich gewesen ist erzählt Ihnen dann …

Anna Schmidt

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Kunstmarkt der Generationen 2015
Schlosspark Lichterfelde am Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin,
27. Juni 2015, 11.00 – 19.00 Uhr.

Fotos: Roman Tismer – Kunstmarkt der Generationen 2014

 

Ola Eibl … sensible Töne zu großer Kunst

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Sie denkt gerne zurück, wenn sie vom Kunstmarkt der Generationen im letzten Jahr erzählt. Alles wäre so liebevoll organisiert worden und die ganze Atmosphäre zum Wohlfühlen gewesen. Der Umgang, die Leute – alles hätte sich friedvoll und leicht angefühlt. Der Tag auf dem Markt war ein Gewinn für sie und eine Dame, die eine von ihren ausgestellten Druckgrafiken kaufte, fragt sie, ob sie denn einmal im Gutshaus Lichterfelde ausstellen wolle. Das wäre für die Dame so schön nah und eine gute Gelegenheit auch die Malerei von Ola Eibl kennenzulernen. Diese Anregung hat sie in die Tat umgesetzt und kehrt wieder ins Gutshaus Lichterfelde zurück. Diesmal nicht am Marktstand, sondern in eigener Ausstellung vom 12. Mai bis 17. Juli. Die Umgebung sei so positiv – etwas was sie trägt und beflügelt … ein guter Platz für ihre Bilder, sagt die junge Künstlerin.

Die Malerei, die Kunst, gehört zu Ola Eibl wie für den Magier der Zauberstab. Schon als ganz kleines Kind hätte sie nur einen Stift und Zettel gebraucht um für lange Zeit in die Welt der Farben, Striche und Formen abzutauchen. Das konnte sie schon früh besonders im österreichischen Teil der Familie ausleben aus der ihr Vater stammt, in dem traditionelles Kunsthandwerk fester Bestandteil war. Früh lernte sie durch die Tante Gegenstände genau zu betrachten, zu studieren und ihr Wesen zu erfassen um es sorgfältig auf Papier zu bringen. Das Zeichnen und Malen gehört zu ihr und doch reichte es irgendwann in der autodidaktischen Form nicht mehr aus. Sie lernte zeitig, dass jeder Kunst ein Handwerk zugrunde liegt. Lernen wollte sie um dem, was sie sah und auf Leinwände bringen wollte, die erforderliche Wertschätzung und Wirkung zu geben.

Die Universität der Künste ist die erste Station des Studiums der freien Kunst und des Lehramtes, Großfach Kunst. Es führt sie unter anderem über ein Erasmus-Stipendium weiter nach Milano/Italien und Sao Paolo/Brasilien. 2008 besteht sie das erste Staatsexamen und wird 2009 Meisterschülerin. Auch da ist noch nicht genug gelernt … wobei das Lernen nun eher dem Wunsch nach weiterem Wissen und Verfeinerung der Techniken nachkommt. Ein Bildhauerprojekt, die Deutsche Kinemathek, ein Gaststudium in Lublin/Polen und ein Stipendium, eine finanzielle Atelier-Förderung, durch die Dorothea-Konwiarz-Stiftung sind weitere Stationen, die ihren Werdegang begleiten. Die permanente Neugierde das Handwerk zu erfassen, zu verfeinern, sind für Ola Eibl der Türöffner ihre Ideen, Bildvisionen und ihr Erleben mit Talent und Technik umzusetzen. Ola Eibl besucht Werkstätten von Kunst- und Kunsthandwerke-Kollegen (z.B. Keramiker, Vergolder, Kupferstecher), die ihr eigenes Wissen für ihre künstlerische Arbeit zu Verfügung stellen.

Es war eine bewusste Entscheidung das Leben ihrer Kunst zu widmen. Dabei ist ihr besonders wichtig, dass sie sich frei entwickeln und wirken kann, an keine Konventionen und Vorgaben gebunden ist. Dies zeigt sich insbesondere in der Internationalität, die ihren Wirkungskreis bereichert. Von Kindheit an ist die geborene Berlinerin mit Österreich durch den Vater und Polen durch die Mutter verbunden. Heute hat sich ihr Netzwerk von Freunden und kreativer Arbeit über Italien und Brasilien erweitert. In diesem Netzwerk der großen Familie und dem internationalen Freundeskreis findet die sensible Künstlerin ihren Halt.

Ola Eibl erzählt, dass sie nicht viel zum Leben braucht. Sie lebt reduziert, hat dennoch das Gefühl sehr reich zu sein. Durch die Reduktion bewahrt sie sich die Freiheit spontan über ihre Zeit zu entscheiden, welche nächsten Schritte die richtigen sind. Für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Kreativität und Pflichten musste sie sich eine für sie passende Struktur erarbeiten, die es möglich macht, der Kreativität zu folgen, wenn das Gefühl, die Idee und Stimmung gerade passt. Wie jeder Werkschaffende auch, steht sie morgens auf und geht ins Atelier um zu arbeiten. Dennoch bewahrt sie sich die Freiheit, ein Bild, und wenn es bis spät in die Nacht dauert, ohne Unterbrechung zu beenden und den nächsten Tag später zu beginnen. Spontane Besuche oder Reisen ermöglicht sie sich durch diese Freiheit, die für ihr Wirken so wichtig ist. Vorhaben, Vorstellungen, Ideen ja – aber ohne große Pläne oder Bindungen, so dass sie der Neugierde auf neues Erleben, neue Erfahrungen und Eindrücke stets nachgeben kann.

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Die Sensibilität der Künstlerin spiegelt sich in ihren Bildern. Malerei, Zeichnungen und Druckgrafiken sind ihre vornehmlich Ausdruckstechniken, wobei sie jederzeit offen ist andere Bereiche und Materialien einzubeziehen und zu erfahren. Sie möchte mit ihren Bildern jeden erreichen und den Blick für Feinheit und Nuancen öffnen. Sie liebt Polaritäten. Versucht die Bereiche die zwischen Gegensätzen liegen zu erreichen und sichtbar zu machen. Dynamiken faszinieren sie unter Verwendung der Strukturen, die sie in der Natur findet. Gegenständlichkeit im Kontrast zur Abstraktion, feine zu groben Strukturen, Farbe zu Kontrasten in Schwarz und Weiß … Ola Eibl denkt und arbeitet gerne mit den Polaritäten, die sich im Leben finden. Und genauso kontrovers wie das Leben manchmal ist, sind auch die Bilder, von denen man jedes einzelne lange betrachtet in dem Bemühen kein Detail zu verpassen. Man folgt dem Schwung des Pinsels, des Zeichenstiftes nur um dem Ende nicht zu entgehen.

Gelegenheiten die Werke und die Künstlerin kennenzulernen gibt es vielfältig. Am 12. Mai eröffnet die Ausstellung „Flora, Fauna, Zivilisation“ – Malerei und Druckgrafik, im Gutshaus Lichterfelde. Von 17.00 – 20.00 Uhr sind Sie am 16. Mai 2015 herzlich zur Vernissage eingeladen. Bis zum 17. Juli können Sie die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Nachbarschaftscafés besuchen. Dazwischen bietet sich eine zweite Möglichkeit beim 17. Kulturfestival – 48 Stunden Neukölln. Vom 26. bis 28. Juni 2015 öffnet Ola Eibl ihr Atelier mit der Ausstellung „be colorful with me“. Und wer weiß … vielleicht dürfen wir sie beim 3. Kunstmarkt der Generationen 2016 wieder in den Reihen der KünstlerInnen begrüßen. An Plätze, an denen sie sich wohl fühlt, kommt sie immer wieder gerne zurück.

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Ausstellung – Ola Eibl
„Flora, Fauna, Zivilisation“ – Malerei und Druckgrafik
12. Mai – 17. Juli 2015, Öffnungszeiten: Montag – Freitag, 9.00 – 17.00 Uhr
Vernissage 16. Mai 2015, 17.00 – 20.00 Uhr
Gutshaus Lichterfelde, Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin

17. Kulturfestival – 48 Stunden Neukölln
be colourful with me – Offenes Atelier mit aktueller Malerei und Grafik
26. bis 28. JUNI 2015, Öffnungszeiten: Fr., 19.00 – 23.45, Sa., 11.00 – 22.00, So., 11.00 -19.00 Uhr
Atelier Ola Eibl, Mahlower Str. 3, Seitenflügel 1. OG, 12049 Berlin-Neukölln.

Künstlerkontakt: Ola Eibl,
web@ola-eibl.de, Telefon 0172 390 26 88
http://www.ola-eibl.de/ 

Inge Denker – ein Lebenswerk

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Betrachtet man ihre Stadtbilder, erscheint es fast so, als ob man mit der Großstadthektik versöhnt wird. Durch meist warme Farben taucht Inge Denker ihre Stadtmotive in sanftes Licht und obwohl die Häuser sich in Reihen aneinander schmiegen, wirkt doch jedes einzelne individuell. Inge Denker zeigt in einer Ausstellung im Johanniter-Stift in Lichterfelde eine Auswahl von 70 Bildern aus ihrem Lebenswerk.

Die Stadtbilder nehmen den größten Raum im Werk von Inge Denker ein. Der Lebensraum Stadt zeigt sich ganz im Gegensatz zum meist tatsächlichen Erleben. Die Stadt als solches wirkt anmutig, ruhig und lebenswert. Die Bilder lassen die Geräusche, Hektik und Schnelllebigkeit vergessen. Menschen sind kaum abgebildet. Fast scheint es so als ob die Häuser ihren Platz einnehmen, dadurch die Masse aufzeigen, aber dennoch die Individualität der einzelnen spüren lassen. Jedes Bild verfügt über eine sanfte Lichtquelle – Mondlicht – ist danach der Titel der Ausstellung. Landschaftsbilder sind ebenso in den Reihen zu finden. Hier lässt Inge Denker den Betrachter nach Norddeutschland wandern. Emil Nolde, Theodor Storm und verwandte große Dichter und Maler kommen nicht von ungefähr in den Sinn.

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Neben den Aquarellen lädt sie darüber hinaus zu einer Entdeckungsreise durch ihre Federzeichnungen ein. Sie stammen vornehmlich aus dem Frühwerk der Künstlerin. Jedes Bild setzt sich aus mehreren Elementen zusammen, die in der Größe abstrahiert, gemeinsam ihre Geschichte erzählen. Detailverliebt stellt sie beispielsweise einen Baum dar, dessen Blätter wiederum kleine Bäume sind. Die Federzeichnungen stammen meist aus der Zeit in der Inge Denker junge Mutter von zwei Söhnen war. Mangels finanzieller Möglichkeiten und Zeit sind diese Werke oft über Monate entstanden, ließen Inge Denker jedoch ihrer Liebe zur Kunst treu bleiben. So detailverliebt die Federzeichnungen sind, so spielerisch und leicht geht Inge Denker mit den Farben in den Aquarellen um. Auch politische Bilder finden sich in ihrem Lebenswerk, die jedoch kein Bestandteil der aktuellen Ausstellung sind.

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Inge Denker, in Düsseldorf geboren, hat schon in der Jugend Kontakt mit Künstlerkreisen gehabt und so ist die Malerei zum Lebensthema geworden. Der Weg führte nach dem Studium an der Hochschule der Künste in Düsseldorf nach Berlin, wo sie bis heute arbeitet und lebt, nur von wenigen Jahren in Lübeck unterbrochen. Frau Denker ist Mitglied der GEDOK Berlin – Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V.. Wer nun vermutet, dass Inge Denker aus Altersgründen an ruhige Zeiten denkt, irrt sehr gewaltig. Die Ausstellung im Johanniter-Stift, der mit seinen Räumen und der Atmosphäre geradezu ideal dafür geschaffen scheint, geht bis zum 14. Juni. Und noch während die Künstlerin durch die aktuelle Ausstellung läuft, plant sie schon die nächste in der Briccius-Kirche an der Burg Eisenhardt vom 25.4. – 7.6. Gemeinsam mit der Textil-Künstlerin Karola Rose wird die Ausstellung „Aquarell begegnet Applikation“ geplant.

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Danach gefragt, ob sie stolz ist, wenn sie durch so eine große Ausstellung geht, antwortet Inge Denker mit einem Nein. Sie spüre Dankbarkeit. Für die Möglichkeit dieser Ausdrucksform, die Möglichkeit ihre Werke zu zeigen und mit den Besuchern zu besprechen. Für die Ideen diese Motive zu verwirklichen, könne sie nichts – die kommen beim Malen ganz von alleine.

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Eine wunderbare Möglichkeit Inge Denker und ihr Werk kennenzulernen, ergibt sich beim Kunstmarkt der Generationen am 27. Juni 2015. Dort wird sie in den Reihen vieler interessanter Künstler mit einem Stand vertreten sein. Für die am Kunstmarkt geplante Versteigerung einiger Bilder zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. hat Inge Denker ohne zu zögern ein Bild gespendet. Die Möglichkeiten mit ihrem Werk in Verbindung zu kommen sind in diesem Jahr also vielfältig in der von ihr portraitierten Stadt.

„Mondlicht über kleiner Stadt“
Aquarelle und Federzeichnungen
Bis 14. Juni 2015,
Johanniter-Stift Berlin-Lichterfelde
Finckensteinallee 123/125, 12205 Berlin,
Künstlerkontakt:
E-Mail 
ingedenkeraquarelle@t-online.de
www.ingedenker-aquarelle.de

 

Was hat ein Autohändler mit Kunst zu tun?

Gaetano Foti - Foto: www.koenigs-fotografie.de

Gaetano Foti – Foto: http://www.koenigs-fotografie.de

Ein kleiner Junge sitzt an einem Tisch und malt ein Bild von einer Wüste. Helle Farben, Sand und eine Sonne. Die Sonne aber hat keine Sonnenstrahlen, die wie sonst meist als Striche gezeichnet werden. Ihre Strahlen haben die Form von Zungen. Auf die Frage des Vaters, warum die Strahlen denn wie Zungen aussehen, antwortet das Kind mit Selbstverständlichkeit, dass das doch in der Wüste sei – die Sonne schwitze doch. Das sei einer der Momente gewesen, sagt Gaetano Foti, als er durch den Sohn den Sinn von Kunst verstanden hat. Kunst müsse man fühlen können.

Das Kinderbild ist eine Facette der Verbindung zur Kunst von Gaetano Foti. Er übernimmt die Schirmherrschaft über den „Kunstmarkt der Generationen“, den das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. erstmalig am 14. Juni 2014 im Schlosspark Lichterfelde veranstaltet. Der gemeinnützige Verein bietet Besuchern einen Tag voller Kunst, Kreativität und spannenden Begegnungen und den Künstlern die Möglichkeit ihre Kunst dem Publikum zu zeigen. Gaetano Foti steht dabei für Tradition, Familie, Bezirksverbundenheit und einem feinen Sinn für die Ästhetik. So hätte die Wahl des Schirmherren nicht besser fallen können.

1961 heiratete der italienische Vater die deutsche Mutter in Berlin. Sie zogen einen Monat nach Mauerbau wegen der unsicheren politischen Lage nach Italien. Dort wurde die Schwester geboren, 1963 ging es wieder nach Berlin, wo ein Jahr später Gaetano Foti geboren wurde. So besteht von Beginn an die Verbindung und Verbundenheit mit dem Bezirk. An die Schulzeit hat  er nicht die besten Erinnerungen, dafür mehr an das BWL-Studium und die KFZ-Ausbildung, die doch mehr seine Interessen fesseln konnten. So konnte er 1996 den vom Vater 1964 gegründeten Betrieb übernehmen und fortan erfolgreich führen. Bekannt ist Gaetano Foti unter vielem anderen durch den jahrelangen Vorsitz der MIT – der Mittelstandsvereinigung Steglitz-Zehlendorf, bei der er nun den Ehrenvorsitz bekleidet. Und auch privat ist er mit Ehefrau und drei Kindern fest verankert – der Bezirk kennt ihn, er kennt diesen Bezirk. Dennoch bezeichnet er sich nicht nur als Steglitz-Zehlendorfer. Seine Mutter hat die Kinder, die Familie, vor allem als Europäer und mehrsprachig erzogen. Die familiäre Tradition sowie die Verbindung zu anderen Nationen gleicht einer europäischen Geschichte. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Gaetano Foti wie selbstverständlich bei der Gründung des Willkommens-Bündnisses Steglitz-Zehlendorf am 7. Mai zugegen war.

Mit Italien verbindet er im Besonderen Licht, Gerüche und Geschmack. Geschmack auch im ästhetischen Sinne. Italien mit der Toscana, Sizilien und Umbrien sind für ihn die Wiege der Antike, des Mittelalters und der Renaissance. Kunst und Architektur sieht er als Resultat gesellschaftlicher Veränderungen, die sich in religiöser, soziologischer und philosophischer Richtung hervortun. Kunst müsse man spüren, das richtige persönliche Bauchgefühl dafür entwickeln. So sieht er Kunst nicht nur als Bestandteil der Museen. Kunst sei ebenso eine Frage des Lebens und Leben lassens, des Alltags und nicht zuletzt auch ein Geschäft. Wirkt Kunst nicht störend, ist sie authentisch und nicht langweilig – kommt sie im rechten Maße an und wird Bestandteil der Kultur und der Gesellschaft.

Betonung legt Gaetano Foti darauf, dass Kunst genauso wie ein gutes Essen schmecken müsse, dass sie spürbar wird, so wie die Zeichnung seines Sohnes. Unwichtig sei dabei, ob ein Künstler bekannt ist oder nicht. Wenn Kunst bewegt und aus dem Menschen, seinem Anliegen, aus seiner Motivation spürbar wird, dann sei sie am richtigen Platz angekommen.

Am 14. Juni wird er den „Kunstmarkt der Generationen“ gemeinsam mit der MIT unterstützen. Künstler werden ihre Ateliers öffnen und ihre Werke der Öffentlichkeit vorstellen. Familien und Besucher werden bewundern, staunen und Fragen stellen. Wir werden Aktionen erleben, Austausch fördern, Generationen mischen und einen besonderen Tag erleben. Gaetano Foti wird – wie immer – in der Mitte sein.

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Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf, Nr. 178 • Juni 2014