#VielfaltJa und Wahrnehmung … oder doch nicht?

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„In der Zeit, in der ich Grenzen und Halt gebraucht hätte, haben sie sich scheiden lassen. Hätte ich Grenzen gespürt, wäre vieles für mich einfacher gewesen.“ Eine Frau spricht etwas aus, was sich wie ein Widerspruch in sich selbst anhört. Sie erzählt davon, dass sie als Jugendliche tun und lassen konnte, was sie wollte, weil die Eltern mit sich selber beschäftigt waren. Erzählt, dass niemand da war, der ihr in ihrer Freiheit Einhalt bot. Niemand da war, der ihr vermittelte, was gut oder schlecht ist oder sie an Pflichten erinnerte. Niemand, der ihr einen Rahmen gab. Was sie nicht ausspricht: Es gab keinen, der sie, die junge Frau, wahrgenommen hat.

Diese Unterhaltung kommt mir immer dann in den Sinn, wenn ich als Mutter eine Auseinandersetzung mit meiner Tochter habe. Sie argumentiert hart und unerbittlich. Meine, in meinen Augen, Vernunft gesteuerten und auf Erfahrung beruhenden Argumente kommen nicht bei ihr an. Ein Konsens muss manchmal warten, bis Mutter und Tochter es schaffen die Emotionen wieder herunterzufahren. Aber ich weiß – denn ich bin ja die Erwachsene – ich darf es nicht persönlich nehmen und ein Kinderpsychologe sagte mir einmal, dass es legitim ist, wenn ich wütend werde, denn die Tochter will durch meine Reaktion wahrgenommen werden.

Für die meisten Erwachsenen ist es zuweilen schwer zu verstehen, was in Jugendlichen vorgeht. Das eigene Erwachsen werden wird oft und gerne verdrängt. Selber hat man es ganz gut überstanden. Übrig bleiben die besonders schönen, witzigen oder grenzwertigen Situationen, an die wir uns Trophäen ähnlich erinnern. Der innere Zwiespalt, der oft jahrelang das Älterwerden erschwert, gehört nicht zu den angenehmen Erinnerungen. Zu gerne geben wir Älteren dennoch den Jüngeren Ratschläge, die sie nicht wollen und ihnen nichts nutzen. Sie wollen sich abgrenzen, nicht etabliert sein, die Welt neu erfinden, sowieso alles einmal anders machen. Alleine entscheiden, Erfahrungen selber machen, keine Warnungen hören, keine Einschränkungen spüren und Freiheiten genießen. Und doch wollen sie dies alles nicht ohne Widerstand oder eben – wahrgenommen zu werden. Was nutzt ein erkämpftes Privileg, wenn es niemand bemerkt hat. Wer gibt die Anerkennung, wenn sich neue Rechte und Möglichkeiten öffnen, die noch Jüngeren verschlossen sind. Wer bemerkt, dass sie – eben – erwachsen werden.

Eigene, geschützte Räume und Bereiche für Jugendliche werden wichtig für ihre Entwicklung, mindestens ebenso wichtig, dass diese geschützten Bereiche bemerkt, besprochen und beachtet werden. Eltern verlieren in dieser Zeit die Position der Beschützer und Bestimmenden. Sie müssen lernen, dass der Jugendliche jetzt einen Partner braucht, der auf Augenhöhe kommuniziert und akzeptiert, dass kein Kind mehr vor ihm steht. Eltern verlieren, was der Jugendliche begehrt, was im Kern das Erwachsen werden erklärt. Kontrolle und Selbstbestimmung wechselt die Position – loslassen wird zur Herausforderung. Oft funktioniert das „Aufgeben-und-Gewinnen“-Spiel zwischen Eltern und Kind über Jahre nicht, weshalb Kinder und Jugendliche andere suchen, die Wahrnehmung, Anerkennung und Gehör bieten können.

Kinder und Jugendliche gehen aus dem Haus, suchen sich neue Räume, in denen sie sich entfalten und erfahren können. Plätze, die die Möglichkeit bieten unter sich zu sein. Idealerweise Plätze, die zudem ein Angebot eröffnen, das genau auf ihre Bedürfnisse und Interessen stößt. Diese Plätze finden sie in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit. In Berlin sind es weit mehr als 400 Einrichtungen, die ein Spektrum von Angeboten eröffnen, von dem die Elterngeneration geträumt hätte. Staatliche und freie Träger, Vereine, kulturelle Projekte und vieles mehr kümmern sich jeden Tag um ein Heer von Jugendlichen, das entweder freiwillig oder gar nicht kommt. Sie kommen, wenn die Atmosphäre stimmt, die Freiräume groß genug sind, die Beschäftigungsmöglichkeiten passen und die Regeln des Hauses akzeptabel erscheinen. Sie kommen, wenn die Mitarbeitenden der Einrichtung irgendwie cool sind, nicht zu sehr an die Eltern erinnern und kommen wieder, wenn sie das Gefühl haben, dort gesehen – und wahrgenommen zu werden.

Es ist die Hauptaufgabe der Mitarbeitenden dieser Einrichtungen die jungen Besucher wahrzunehmen. Zuzuhören, Regeln vorzugeben, Anregungen zu geben, Potentiale zu entdecken und zu fördern. Sie tun das professionell und geplant, oft spontan, aber nie unüberlegt. Und sie tun es – unter normalen Umständen – entspannt, denn die persönliche Ebene und das Spannungsfeld von Eltern und Kind fehlt. Diese Mitarbeitenden sind diejenigen, die Zeit haben coole Spiele zu machen, die Lachen und auch mal verrückte Vorschläge machen. Es sind Erwachsene, die nicht mit Ratschlägen oder Benimmregeln Einfluss nehmen wollen. Erwachsene, die den Jugendlichen in den Vordergrund stellen, bemerken, ansprechen, wertschätzen … in einer Art, die den Eltern oft lange versagt bleibt.

Ich bin Mutter und dankbar, dass es Kinder- und Jugendeinrichtungen gibt. Einrichtungen in denen meine KollegInnen arbeiten und ich in vielen Gesprächen erfahre, was sie von ihrer Arbeit erzählen. Wie sie sich organisieren, wie sie planen, mit welchen Hürden sie immer wieder kämpfen. Was sie von Weiterbildungen erzählen, über zu wenig Zeit klagen oder Mangel an Unterstützung staatlicherseits andeuten. Besonders gerne höre ich zu, wenn sie von gelungenen Projekten erzählen oder stolz bemerken, dass eigentlich schon erwachsene ehemalige Einrichtungsbesucher wieder kommen. Ich sehe ihre Augen, die strahlen, wenn sie mir eine CD eines Musikprojektes schenken oder ich einen Bericht von einem besonderen Event veröffentlichen kann. Ich bin ihnen dankbar, dass sie Jugendliche, ähnlich wie meine Tochter, auffangen und wahrnehmen. Dankbar, dass sie ihre Arbeit und die Sache mit der Wahrnehmung der Jugendlichen, genauso wie ich – ja doch persönlich nehmen!

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Aus Anlass des bundesweiten Kongresses zur Kinder- und Jugendarbeit in Dortmund (26. – 28.09.) und die Vorbereitung der nächsten Legislaturperiode in Berlin rief jugendhilfe-bewegt-berlin.de zum Social-Media-Marathon #VielfaltJA über twitter, Facebook und Co. und dieser Blogparade auf. Ein Social-Media-Marathon, der zeigt wie wichtig und vielfältig Jugendarbeit ist. Jugendarbeit, die oft unbemerkt von der Öffentlichkeit, präventiv und nachhaltig ein enorm wichtiger Baustein unseres gesellschaftlichen Lebens ist.

Anna Schmidt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Die Aktion der Kehrenbürger

kehrenbürger_1Es hat etwas von Dornröschenschlaf, wenn man bei trüben Wetter über den Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde geht. Eigentlich ein beliebter Platz, bietet er aber wenig, was zum Verweilen einlädt. Der Brunnen in der Mitte führt meist kein Wasser, das Waschhäuschen mit Toiletten ist seit Jahren hinter einem Bauzaun verschlossen und auch sonst macht der Platz keinen sehr einladenden Eindruck. Das ändert sich immer, wenn die Sonne beschließt ihr Bestes zu geben, der kleine Pavillon für Getränke und Eis öffnet oder sich zweimal in der Woche ein paar Marktstände mit ihren Waren präsentieren. Dann ist es etwas belebter, aber noch lange nicht so, wie es früher einmal war, woran sich noch viele ältere AnwohnerInnen erinnern. So wurde der Ludwig-Beck-Platz ein Thema am Runden Tisch in Lichterfelde-West, wo eine kleine Idee jetzt zur Aktion wurde.

Schon vor drei Jahren wurde der Platz ein fester Tagesordnungspunkt am Runden Tisch. Früher war er weitaus belebter und wurde an Markttagen von sehr viel mehr Händlern genutzt. Durch Pflasterarbeiten, die sich in die Länge zogen, schlief alles ein bisschen ein. Doch das Interesse ist groß, diesen Platz als Mittel- und Treffpunkt für die Menschen in der Umgebung zu nutzen. Dies nicht nur von den AnwohnerInnen, auch von den umliegenden Händlern und Einrichtungen. Viele Diskussionen später am Runden Tisch wurde ein Nachbarschaftsfest beschlossen das in diesem Jahr das dritte Mal in Folge veranstaltet wird. Besprochen am Runden Tisch, organisiert vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V., ist das Fest der Nachbarn mittlerweile eine beliebte Größe in der Nachbarschaft geworden. Einrichtungen und Händler stellen sich vor, Nachbarn kommen ins Gespräch, gemeinsame Zeit wird freudig begrüßt! Nur ist ein einziges Fest im Jahr etwas wenig um einen Platz zu beleben.

So stieß eine weitere Idee nun auf offene Ohren. Monika Zwicker ist schon lange regelmäßige Besucherin des Rundes Tisches. Ihr besonderes Interesse liegt in der Pflege der Natur in der Umgebung, bei der ihr besonders die Bäume am Herzen liegen. Das Thema wurde von ihr immer wieder angesprochen, die einzelnen Aspekte in der Runde beraten, Erfahrungen und verschiedene Blickwinkel ausgetauscht. Baumpflege, Baumscheiben, Patenschaften über Bäume, die verschiedenen Ämter angesprochen, wo bekommt man Informationen und Unterstützung, wenn man für die Bäume etwas tun möchte. Und wie bei vielen Dingen, war auch hier schnell klar: Wenn man schnell etwas verändern möchte ist das Selbermachen noch der beste Gedanke. Sie erkundigte sich weiter, beim Amt über die Pflege von Baumscheiben und angeregt durch Kathrin Backhaus, bei der BSR, der Berliner Stadtreinigung, über Putzaktionen. Auch diese Informationen stellte sie den Mitgliedern des Runden Tischs vor, man wurde sich schnell einig, fand einen Termin, erstellte Handzettel, rührte die Werbetrommel und lud ein zur Bürgerkehren-Aktion. Treffpunkt war am 30. April um 10.00 Uhr am Springbrunnen auf dem Platz. Die Aktion war unter www.kehrenbuerger.de bei der BSR angemeldet. Das Tolle dabei ist, dass man durch die Anmeldung, Straßenbesen, Kinderbesen, Arbeitshandschuhe, Papierklammern und Müllbeutel zur Verfügung gestellt bekommt. Die brauchte ein freundlicher Herr der BSR im Gutshaus Lichterfelde vorbei und wurden nach der Aktion wie auch die gefüllten Müllbeutel wieder abgeholt. Einzig Gartengeräte und Blumenspenden mussten mitgebracht werden.

kehrenbürger_17An dem Samstagmorgen hatten auf dem Platz die bekannten Stände der Händler schon geöffnet und boten ihre Waren an. Die Nachbarn, die es kennen, schätzen die Marktstände und was es dort alles zu kaufen gibt sehr. Schnell fanden sich die Helfer der Aktion am Springbrunnen, erst zögerlich, dann immer mehr. Schließlich waren um die 30 Helfer auf dem Platz, dabei ein paar Kinder, die alle motiviert Hand anlegten. Bernd Neumann von der Jugendfreizeiteinrichtung Albrecht-Dürer kam gleich mit einer ganzen Schubkarre voll Gartenwerkzeug. Kristian Koch, der sein Nachbarschaftsportal „WirNachbarn“ ins Gespräch bringen möchte, war ebenso mit von der Partie, wie andere im Bezirk gut bekannte Gesichter. Lange wurde nicht gefragt, was zu tun sei, jeder fand einen Besen, eine kleine Harke oder Schaufel … es wurde gefegt, Unkraut gezupft, Papier aufgehoben, das Pflaster freigekratzt, unter den Bänken gesäubert und emsig gearbeitet um den Platz beim Brunnen wieder fein zu machen. Die einen kümmerten sich um die Sauberkeit, die Anderen um die Baumpflege. Von Unkraut zugewachsen wurden die Baumscheiben hartnäckig befreit. Das brauchte schon einige Zeit waren die Gräser doch sehr eingewachsen. Neben den Arbeiten entstanden immer wieder Gespräche, Helfer lernten sich kennen, Marktbesucher kamen näher und fragten, was hier los sei. Sinn und Unsinn solcher Aktionen wurde besprochen. Handzettel über den Runden Tisch und über das bevorstehende Nachbarschaftsfest wurden verteilt. Der Platz verwandelte sich für diese Stunden in das, was sich viele wünschen: Einen Treffpunkt von Nachbarn zum Austausch und Kennenlernen.

Es dauerte nicht lange bis der ein oder andere Blumentopf auf dem Rand der sechs Baumscheiben stand und darauf wartete, dass sein Inhalt einen neuen Platz bekommt. Die Baumscheiben waren vom Unkraut befreit und es konnte gepflanzt werden. Aber nicht nur mitgebrachte Blumen wurden eingepflanzt: Als deutlich wurde, was hier vonstattenging, wanderte auch so manche Blumenspende vom Blumenstand des Marktes zu den Aktivisten. Eine Dame sagte beispielsweise, dass sie nicht mehr helfen könne, aber eine Blumenspende möchte sie doch beitragen. Blumenerde wurde gekauft, gebracht und gespendet, Gießkannen besorgt, Wasser geholt, Blumen gepflanzt und immer wieder viel gelacht und geredet.

kehrenbürger_46Gegen Ende kamen noch einmal alle zu einer kurzen Besprechung und einem Dankeschön zusammen. Der ein oder andere verabschiedete sich. Ein paar sehr emsige Helfer machten aber weiter, kümmerten sich um die frisch ausgebuddelten Baumscheiben und bepflanzten noch die vierte und fünfte Baumscheibe. Für die letzte fehlte es dann leider an Zeit und Blumen. Als alles gepflanzt und die Geräte wieder am richtigen Platz waren, konnte ein sehr befriedigendes Ergebnis begutachtet werden: Der Platz war sauber, Unkraut kaum noch vorhanden und sechs Bäume standen in ihren schön hergerichteten Beeten. Eine kleine Maus aus Ton mit Namen „RuTi“ fand in einem Beet als Maskottchen seinen festen Platz. Ein paar der HelferInnen verabredeten sich samstags um 10.00 Uhr nach dem rechten zu schauen. In der unmittelbaren Umgebung wohnt eine junge Mutter, die versprach mit ihren Kindern in den nächsten Tagen die frisch gepflanzten Blumen zu wässern. Ganz zum Schluss konnte – wer wollte – noch das Angebot der Seniorenresidenz Bürgerpark Ecke Klingsorstraße/Hindenburgdamm in Anspruch nehmen und als Lohn für die Arbeit eine leckere Kartoffelsuppe im Haus essen.

Insgesamt ist die ganze Aktion ein wunderbares Beispiel für bürgerliches Engagement: Aus dem Anliegen einer Person wird ein Thema am Runden Tisch. Dort wird es besprochen, von den Teilnehmern eine geeignete Aktion erdacht, organisiert und durchgeführt. Am Ergebnis können sich viele erfreuen und das gute Gefühl, zusammen etwas geschafft zu haben, stellte sich von selber ein. Monika Zwicker war sehr zufrieden und dichtete dazu … und möchte sich auch künftig mit Unterstützung des Runden Tisches um ihre Anliegen und die Natur in der Nachbarschaft kümmern.

Die Aktion der Kehrenbürger – 30.04.2016

Mein Herz ist voll, mir geht es gut.
für heute liegt sie still, die Wut.

Wir trafen uns am Platze Ludwig-Beck
zu einem ganz besond’ren Zweck.

Mit Schwung in den Mai, nicht nur mit dem Besen,
es kamen viele fleißige Wesen.

Den Platz zu verschönern, um den Springbrunnen ‚rum,
war unser Ziel und keine Idee zu dumm.

Wir haben gezupft, gepflanzt und gefegt
und keiner hat sich aufgeregt.

Alle hatten gute Laune,
wir haben viel gelacht und es gab kein Geraune.

Zum Herzen geöffnet wurde eine Schranke,
kurzum ich sage allen danke!

Ein Mitglied des Runden Tischs Lichterfelde-West

                                                              Monika Zwicker

Ansporn in der Veränderung – Eine Zeitung wird Magazin

Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf

Beginnen wir mit einem Zitat: „Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der Geschichte und Tradition der deutschen und internationalen Nachbarschaftsheim-Bewegung verpflichtet fühlt. Ziel unserer Arbeit ist es, für und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern gute Lebensbedingungen im Stadtteil zu gestalten und sie bei der Umsetzung ihrer Ideen und Ziele bestmöglich zu unterstützen. In diesem Sinne verstehen wir uns als Dienstleister und Partner von Kunden, Nutzern und Besuchern unserer Einrichtungen, Projekte und Angebote.“ Dieses Zitat stammt aus dem Leitbild, welches in Zusammenarbeit mit allen MitarbeiterInnen des sozialen Vereins 2014 erarbeitet wurde. Um diese Arbeit, die Lebensbedingungen im Stadtteil, die Ideen und Ziele in die Bevölkerung zu tragen, entstand im März 1995 der Nachbarschaftsbote, der sich im Laufe der Zeit zur Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf entwickelte. Nun, im April 2016 steht der nächste Entwicklungsschritt der Zeitung bevor.

NachbarschaftsboteEs ist Zeit für etwas Neues, weshalb die April-Ausgabe der Zeitung die letzte in dieser Form sein wird. Klar ist, dass dies viele bedauern werden und zunächst bestürzt sind, hat man sich doch mit der Zeit an die kleine Zeitung gewöhnt und sie als Informationsquelle genutzt. Klar ist aber auch, dass wir alle treuen Leser in ein neues Medium mitnehmen möchten und die Entscheidung zur Weiterentwicklung keine leichte war. Warum dann? Nun, wenn der Mensch im Mittelpunkt einer Arbeit steht, bekommt man ein Gefühl für Entwicklungen und Veränderungen, die sich im Zusammenleben und der Kommunikation vieler ergeben. Das Stadtteilzentrum kümmert sich nicht allein um die Menschen in den eigenen Einrichtungen, sondern nimmt auch aktiv an Veränderungen im Stadtteil und am Gemeinwesen teil. Dies zum Beispiel durch die Beteiligung an Runden Tischen, an zahlreichen Gremien des Bezirks und durch eine starke Vernetzung mit vielen wertvollen Partnern. Ein besondere Merkmal des Vereins war es schon immer, dass eine große Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Medien und neuen Kommunikationsformen bestand. Dies nicht nur aus dem Wunsch, größtmögliche Transparenz in der Arbeit zu zeigen, sondern auch effektiv und sinnvoll zu kommunizieren, was eine große Arbeitserleichterung darstellt. Sowohl intern als auch nach außen hin sind neue Kommunikationswege fester Bestandteil der Arbeit.

Auftrag der Stadtteilzeitung war es schon immer, von der Arbeit des Vereins zu berichten und Leser für Inhalte und Themen zu interessieren und zu sensibilisieren. Das werden wir auch weiter tun. Die Art der Weitergabe von Inhalten möchten wir jedoch den zeitlichen Entwicklungen anpassen. Immer mehr Nutzer lesen Zeitungen nicht mehr in Papierform, sondern nutzen zahlreiche Möglichkeiten, Publikationen online zu erhalten und bequem auf Tablets, Handys oder Computern zu lesen. Natürlich darf man dabei nicht außer Acht lassen, dass die treuen Papierfreunde weiterhin ihren Tribut fordern. Das schon so oft totgeglaubte Buch füllt weiterhin die Buchhandlungen und Regale. Aber wir möchten auch die vielen modernen Möglichkeiten nutzen können, die neue Kommunikationswege eröffnen. Wir möchten mehr Leser auf unterschiedlichsten Wegen erreichen. Es ist und bleibt uns wichtig, die Bürgerinnen und Bürger, Gäste unser Einrichtungen, Nutzer unserer Angebote, Kooperationspartner und Freunde des Vereins weiterhin darüber zu informieren, mit was wir uns beschäftigen, für was wir uns einsetzen und so alle auf unserem Weg mitzunehmen.

Ab Mai 2016 werden wir Ihnen ein Magazin anbieten. Es wird im Format Din A 5 erscheinen und mehr Seiten als die Stadtteilzeitung haben. Auch dieses Magazin wird, wie die Zeitung in den letzten fünf Jahren, Themen gebunden sein. Zusätzlich zu jedem Magazin erscheint ein Einleger, der über unsere aktuellen Angebote und Veranstaltungen informiert. Dieses Magazin bieten wir Ihnen alle zwei Monate, also in sechs Ausgaben pro Jahr, an. Der Vorteil des neuen Formates besteht darin, dass wir die gedruckte Form weiterhin in den Einrichtungen anbieten, die Online-Fassung jedoch vielfältige Möglichkeiten bietet, Sie zusätzlich mit Ergänzungen zu bereichern. Denkbar sind dabei viele Varianten: Wir werden in der Lage sein, unsere Berichte zu vertonen und so zum Beispiel Menschen mit Sehbehinderungen besser erreichen. Wir können Videofilme einbinden und wir haben die Möglichkeit, in weiterführenden Links Themen zu vervollständigen, auf Hilfeangebote oder kooperierende Partner hinzuweisen. In diesem Bereich werden wir uns ausprobieren und wir können Ihnen versichern, dass wir dies mit viel Spaß und Interesse tun werden. Was wir uns in besonderem Maße erhoffen und wünschen, ist dabei, dass Sie sich einmischen, mitreden, uns Rückmeldungen geben und uns mittels der verschiedenen Kommunikationswege begleiten.

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So bleibt uns hier nur noch, uns zu verabschieden, dies nicht ohne uns zu bedanken. Bedanken möchten wir uns in erster Linie bei den Lesern, die uns in all den Jahren begleitet haben. Wir wünschen uns sehr und würden uns sehr freuen, Sie als Leser des neuen Magazins wieder begrüßen zu dürfen. Ein großes Dankeschön geht an die treuen Anzeigenkunden, die uns teils über viele Jahre begleitet haben. Danke an alle, die uns Rückmeldungen gaben und uns durch die ein oder andere Kritik motiviert haben, besser zu werden. Ein besonderer Dank geht an alle ehrenamtlichen RedakteurInnen, die nie mehr als – eben ein Dankeschön erwartet haben und oft viel Zeit und Energie in wunderbare Beiträge investiert haben. Danke an die Berliner Zeitungsdruckerei für die stets unkomplizierte Zusammenarbeit. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen, die das Stadtteilzentrum mit ihrer wertvollen Arbeit immer wieder in die Zeitung brachten. Und danke an alle bezirklichen Stellen, Vereine und Organisationen, die durch ihre Berichte die Stadtteilzeitung bereichert haben.

Zum Schluss ganz persönlich: Ich bearbeite die Stadtteilzeitung seit April 2003. Ich bekam damals als Kindergartenmutter die wunderbare Gelegenheit, zuhause an einem festen Auftrag zu arbeiten und so trotzdem immer für meine Kinder da zu sein. Damals war Hagen Ludwig der leitende Redakteur der Zeitung. Als er den Verein 2008 verlies, rutschte ich in seine Rolle hinein und übernahm ebenso die redaktionelle Arbeit. Seither bin ich im Stadtteilzentrum feste Mitarbeiterin und Kollegin. Hagen Ludwig, und dafür bin ich sehr dankbar, steht bis heute bei jeder Ausgabe beratend im Hintergrund zur Verfügung und wird auch weiterhin das Magazin begleiten. Wer mich kennt weiß, dass ich die kleine Zeitung liebe. Ich durfte im Laufe der Jahre so viele bemerkenswerte Menschen kennenlernen und empfand diese Arbeit immer als Bereicherung. Als sich das Ende dieser Form der Publikation abzeichnete, kämpfte ich zwischen zwei Gefühlen: Zum einen hatte auch ich das Empfinden, dass es Zeit für etwas Neues ist, zum anderen hänge ich doch sehr an dieser gewohnten Form. Die künftige Form wurde im Kreis einiger Kolleginnen und Kollegen erarbeitet. Das Format, das wir künftig anbieten, bietet Herausforderungen und Möglichkeiten, die weiterhin eine abwechslungsreiche und interessante Arbeit garantieren. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass wir Sie sehr bald davon begeistern können, denn – bei uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt!

Anna Schmidt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Träume in Realität verwandeln

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Aus einem Wunsch wird ein Traum, aus dem Traum ein Ziel und aus dem Ziel wird Realität. Damit ist fast alles gesagt. Die jährliche Klausurtagung des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. (SzS) steht an. 25 ProjektleiterInnen treffen sich in der Geschäftsstelle um Perspektiven des Vereins für die künftige Arbeit zu definieren. Alle freuen sich auf diesen Tag, da es nicht oft vorkommt in dieser Gruppierung gemeinsame Zeit verbringen zu können. Es sind auch gemischte Gefühle dabei, bedeutet Klausurtagung unter anderem sich kritisch mit dem Vergangenen auseinanderzusetzen. Aber: Der Geschäftsführer hat ein gemeinsames Frühstück als ersten offiziellen Tagungsordnungspunkt festgelegt, was die Stimmung erheblich fördert. Das bunte Buffet hat für jeden reichlich zu bieten und die Gelegenheit Neuigkeiten auszutauschen wird reichlich genutzt. Doch irgendwann ist auch der beste Esser gesättigt, der Erzähldrang erfüllt – es geht an die Arbeit.

Thomas Mampel ist Gründer und Geschäftsführer des gar nicht mehr so kleinen Vereins. Er kennt seine ProjektleiterInnen seit vielen Jahren. In diesem Jahr sind drei neue Gesichter dabei. Er begrüßt alle und erklärt, was es mit dem Motto des Tages auf sich hat. Räumt ein, dass er etwas nervös ist, weil er nicht weiß, ob sich seine ProjektleiterInnen auf seine Idee einlassen, ob er alles gut durchdacht hat und wie das Ergebnis des Tages sein wird. Er erläutert den Tagesablauf und wird konkreter mit dem zweiten Tagesordnungspunkt. „Wie wird das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. im Jahr 2026 aussehen!“ Wo sieht sich jeder einzelne, wie hat sich seine berufliche Laufbahn, sein Projekt oder seine Einrichtung verändert – in 10 Jahren! Wir sind aufgefordert uns in die Zukunft zu versetzen. Uns unsere Wünsche bewusst zu machen, unsere Träume wahrzunehmen und Wunschvorstellungen zu konkretisieren. Wir haben eine Stunde Zeit unsere Gedanken dazu in irgendeiner Weise darzustellen – alles ist offen. Alle ProjektleiterInnen suchen sich alleine oder zu zweit einen ruhigen Platz um die Aufgabe zu erfüllen. Es wird geschrieben, geplant, gemalt, gelacht, auch mal durchgestrichen und geändert. Vage Vorstellungen werden mutiger, der Spaß gewinnt Oberhand, der Sinn ist verstanden. Jeder wird sich seiner eigenen Ressourcen bewusst, seiner fachlichen Qualitäten, macht sich bewusst, was ihn am Ist-Zustand stört oder ärgert. Jeder weiß, wo er hin will und mischt das alles mit wagemutigen Wunschvorstellungen. Die Stunde ist zu schnell vorbei – Träumen macht Spaß!

Klausutag_Januar-2016_SzS_2Präsentation heißt der dritte Tagesordnungspunkt: 25 ProjektleiterInnen sitzen im Kreis und wissen, dass sie bald an der Reihe sein werden. Die Spannung und Erwartungen sind zu spüren. Thomas Mampel erklärt, dass nun jedem 5 Minuten zur Verfügung stehen um vorzustellen, wo wir im Jahr 2026 sein werden. Ein Feuerwerk beginnt – die Mutigen stehen als Erste vor ihrem vertrauten Publikum. An diesem Punkt sei gewarnt – jetzt wird’s lang. Die Visionen der KollegInnen sind jedoch so spannend, dass hier keine ausgelassen wird. Wem das zu lang wird kann gerne zu dem Punkt • an den Anfang des 11. Absatz springen – aber – ihr verpasst was!

Im Jahr 2026: Der Erste ist mit den Jahren ein virtueller Geschichten-Erzähler geworden, eine Tätigkeit in der er seine Vorliebe, Prozesse zu beobachten und zu begleiten, voll ausleben kann. Unabhängig von jeglichen Grenzen erzählt er die Erfolgs-Geschichte eines ehemals kleinen Vereins, bei der alle an einem Strang zogen und wie man eine solche Geschichte verwirklichen kann. Die Zweite ist weit entfernt vom Ruhestand, der nur eine Randerscheinung ihres Lebenslaufs war. Sie ist aktiv in der Seniorenvertretung des Bezirks (Insider vermuten, sie wird sie leiten) und moderiert eine Gruppe von 30 Ehrenamtlichen, die in verschiedenen Einrichtungen aktiv sind. Finanziert wird ihre Idee von einem Programm 60+ und auch 80+. Die Gesellschaft hat also verstanden die Erfahrungen der älteren Generation zu nutzen. Im Jahr 2026 feiert sie als Ehrenvorsitzende das Jubiläum des Kunst-Kultur-Zentrums und freut sich ungemein, dass sie zum rechten Zeitpunkt ihre Nachfolge im Beruf aufgebaut und gefördert hat. Die nächste Projektleiterin hat es geschafft aus ihrer kleinen Einrichtung im sozialen Brennpunkt eine grüne Oase „lebendiges Gardening!“ zu machen. Dem ist ein multikulturelles Beratungszentrum angeschlossen, so dass der soziale Brennpunkt schon lange keiner mehr ist.

Der nächste Projektleiter ist soweit, völlig entspannt in den Ruhestand zu gehen, da er sich selber überflüssig gemacht hat. Er blickt zufrieden auf die vergangenen Jahre zurück, in denen er den ehemals kleinen Verein in eine berlinweit operierende „Stadtteil Berlin gGmbH“ umgewandelt hat. Mit den richtigen Mitarbeitern und der richtigen Strategie kann er fortan die weiteren Erfolge aus der Ferne beobachten. Auf der anderen Seite des Erdballs haben sich die Ziele einer weiteren Projektleiterin verwirklicht. In Brasilien leitet das SzS ein Kinderheim für Straßenkinder und selbstverständlich gibt es ein umfangreiches Austauschprogramm mit Deutschland. Und auch ihre Kollegin hat ein neues Projekt gegründet. „Ein Ort für Alle!“ ist ein Projekt, das Menschen hilft, sich ihrer Kräfte bewusst zu werden und diese dafür einsetzen zu können, mit Kreativität und Energie ihr selbständiges Leben zu gestalten. Der Nächste ist weltberühmt geworden, hat er doch mit seinem „Jugendfilm-Produktionshaus“ einen Oskar gewonnen (wir verraten jetzt nicht, was sein Hobby ist). Er plant weitere Filme mit seinen Jugendgruppen und sein Name wird unter der Hand schon in die Reihe großer Regisseure eingereiht.

Das unglückliche Schulsystem von 2016 wurde von unserem Kollegen aus der Schulsozialarbeit vollkommen revolutioniert. 2026 gibt es keine Rahmenlehrpläne mehr, Pädagogen sind in der Lage individuell auf Kinder einzugehen, da ihnen ein sozial-pädagogisches Beratungszentrum immer offen steht. Versteht sich von selbst, wer das leitet! Die musikalische Kindertagesstätte kann kaum mehr die Wünsche der Voranmeldungen erfüllen, seitdem die Kollegin ihre Vision der singenden Kita verwirklicht hat. Ihr Team hat sich mit den Jahren durch Umorientierung und Weiterbildungen so gestärkt, dass es nahezu eine Idealbesetzung ist und sie neue Visionen verfolgen kann. Den demographischen Wandel hat eine andere Kita-Leiterin rechtzeitig erkannt und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Aus der ehemaligen Kita ist ein Mehrgenerationen-Haus geworden, in dem sich die Generationen ergänzen können. Personalknappheit gibt es schon lange nicht mehr, da ein MitarbeiterInnen-Pool geschaffen wurde, der keinerlei Engpässe mehr entstehen lässt. Dieser Pool steht selbstverständlich allen Einrichtungen des Vereins zur Verfügung. Und auch der dritte Kita-Leiter hat rechtzeitig die Weichen für ein Projekt gestellt, dass die gesundheitsfördernden Maßnahmen für alle Mitarbeiter im Fokus hat. Wir werden ja alle nicht jünger, aber dank dieses Projektes werden MitarbeiterInnen im Jahr 2026 weniger häufig krank und können länger arbeiten. Den Chef freut’s!

Aus dem ehemaligen Jugendfreizeithaus ist ein Familien- und Therapiezentrum Lichterfelde geworden. Kinder und ihre Familien finden hier präventiv Hilfe in allen Lebensbereichen. Man kann effektiv und nachhaltig arbeiten, da die Finanzierung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales auf Jahre gesichert ist. Geleitet wird das Zentrum durch den ehemaligen Projektleiter eines Schülerclubs, der sich in den Jahren immer weiter entwickeln und steigern konnte – Ende nicht in Sicht. Der nächste Kollege hat sich im Netzwerk „Aus Steglitz für Berlin“ verwirklicht. Es ist eine Ausgründung aus dem ehemaligen Stadtteilzentrum. In diesem Netzwerk gibt es keine Hierarchie mehr, die Mitarbeiter freuen sich über das Bedingungslose Grundeinkommen und sie wählen ihre Leitung demokratisch. Aufgrund der freien Arbeitsbedingungen ist dieses Netzwerk in ganz Berlin sehr erfolgreich. Der SzS-Campus wird vom nächsten Kollegen vorgestellt. Er hat im Jahr 2026 die Schulen in den Grenzen von 2016 abgelöst. Man hatte verstanden, dass lebenslanges Lernen für die Förderung der Menschen von elementarster Bedeutung und ein Grundrecht ist. Schulen gibt es nur noch in freier Trägerschaft, womit Berlin eine bundesweite Vorreiterrolle übernommen hat.

Ja, man erkennt, dass das SzS sich im Jahr 2026 sehr verändert hat, was natürlich auch große Auswirkungen auf die Verwaltung des Vereins hatte. Doch die Zeichen wurden rechtzeitig erkannt und mit den Jahren eine papierlose Verwaltung geschaffen. Das digitalisierte System ist so gut, dass alle ProjektleiterInnen ortsunabhängig optimal arbeiten können. Diese Kollegin bereitet sich auf die Altersteilzeit vor, aber ihr System ist so gut, dass sie bundesweit Workshops und Vorträge anbietet, um auch andere freie Träger von dem Nutzen der Digitalisierung zu überzeugen. 2020 war ein furchtbares Jahr in der sozialen Arbeit – die öffentliche Jugendhilfe war kollabiert und ein neues System wurde geschaffen. Von diesen Erfahrungen geprägt wurde damals aus einer Koordinatorin eine „feel-good-Managerin“. Ihr Netzwerk ist in der Lage junge Familien so vortrefflich in Erziehungsfragen zu unterstützen, dass tatsächlich die Geburtenrate 2026 auf einem neuen Rekordstand ist.

Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert. Wegen der optimalen Pflege und Nutzung ging das Gutshaus Lichterfelde in den Besitz des SzS über. Der Verein nutzte die Chance und so blickt die Projektleiterin des Hauses 2026 zufrieden von der Terrasse ihrer Einrichtung für fitte Senioren auf den generationsübergreifenden Fitness-Parcours. Seinen eigenen Quereinstieg als Projektleiter einer Notunterkunft hat ein anderer Kollege genutzt, um seine persönlichen Erfahrungen für den sozialen Bereich zu nutzen. Er hat es geschafft ein Projekt zu gründen, dass als zentrale Aufgabe hat, die Personalressourcen geflüchteter Menschen optimal einzusetzen. Ein Projekt, dessen Erfolg sich herum gesprochen hat und nicht nur die geflüchteten Menschen und das SzS profitieren. Das neue „Live-Zentrum SzS“ wird 2026 durch die Leiterin von einem mobilen Büro aus geleitet. Die mittlerweile sieben Kindertagesstätten bilden das Herzstück des Zentrums, das aber neben den Kindern, Tieren, Häusern mit Land, Garten und Seegrundstücken durchaus generationsübergreifend arbeitet. Wir arbeiten 2026 nur noch vier Tage in der Woche – ja, wir sind effektiver geworden und haben die work-live-Balance verwirklicht.

Natürlich wäre es schade, wenn wir uns bei derart hoher fachlicher Qualifikation auf das Schulwesen beschränken. Auch wir werden älter und müssen für junge Fachkräfte sorgen. So wurde die social-work-Akademie von der nächsten Projektleiterin gegründet. Der Erfolgsfaktor der Akademie ist recht einfach: Wir fungieren als Vorbilder im Umgang mit MitarbeiterInnen und Kunden. Die Akademie ist ein Aus- und Fortbildungszentrum für Sozialarbeit und Sozialmanagement. 2026 sucht man schon neue Räume. Unterstützt wird die Akademie durch den kleinen Verlag der sich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gegründet hat. Derart viele fachliche Qualifikationen und Kompetenzen müssen natürlich publiziert werden. Es wurde ein ganzer Arbeitsbereich aus einer ehemals Halbtagsstelle, deren Leiterin allerdings viel unterwegs ist. Macht nichts, denn auch sie trägt in Vorträgen die Botschaft des SzS in andere Städte. Wie lange sie das machen wird, wissen wir nicht, da das Rentenalter abgeschafft wurde und jeder so lange arbeiten darf, wie er sich weiter verwirklichen kann!

Punkt • An diesem Punkt ist es 13.00 Uhr und wir kehren, gefüllt von Visionen, ins Jahr 2016 zurück. Thomas Mampel blickt beeindruckt in die Runde und ist erstaunt, welches Potential er losgelassen hat. Eine Pause ist angesagt und sofort gehen die neugierigen Gespräche los. Bei dem ein oder anderen müssen wir mehr wissen, Zustimmung und Lob äußern. Dazu sei erwähnt, dass sich wahre Talente der Vortragskunst offenbar haben. Wenig später ging es weiter mit einem sogenannten Fish-Bowl, eine Methode in einer großen Gruppe eine Diskussion zu führen. In zwei Kreisen sitzen alle beisammen. Im Inneren der Diskussionsleiter, der bei den Vorträgen eifrig mitgeschrieben hat, und drei Gesprächspartner. Ein Stuhl ist frei. Auf den freien Stuhl setzt sich immer derjenige, der zu dem Gesagten eine Frage hat. Die Gesprächspartner wechseln. So kommt jeder an die Reihe und vorher vorgestellte Visionen, Wünsche, Träume, Ziele werden genauer unter die Lupe genommen. Auch dieser Tagesordnungspunkt ist von großer Kurzweiligkeit geprägt. Die Ergebnisse werden zusammengefasst und am Ende steht die kleine Hausaufgabe, dass jeder seine Visionen schriftlich fixiert.

Gemeinsam schauen wir zum Abschluss den Film „Augenhöhe“. Ein Film mit dem Thema, wie gemeinsam die Arbeitswelt verändert werden kann. Dieser Film soll Inspiration für alle sein, die in ihrem Umfeld Impulse für eine andere Arbeitswelt setzen möchten. Passt also zu unserem Tagesthema. In einer Abschlussrunde fassen wir die Ergebnisse des Tages zusammen und haben Gelegenheit unsere persönlichen Eindrücke zu äußern. Es fällt durchweg positiv aus und wer die Runde dieser Projektleiter kennt, weiß, dass viele Visionen durchaus ernst zu nehmende Ziele sind. Thomas Mampel blickt auf einen erfüllten Tag zurück und freut sich, dass sich alle auf seine Form, diesen Tag zu gestalten, so bereitwillig eingelassen haben.

Fazit: Manch einer könnte uns für größenwahnsinnig halten. Nein, wir wollen nicht tonangebend in der sozialen Arbeit sein. Wir wollen sie zukunftsträchtig, unter Berücksichtigung aller zeitlichen Entwicklungen und Energien verbundener Menschen in der sozialen Arbeit, mitgestalten. Wenn wir beobachten welche Entwicklungen und Veränderungen allein das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. in den letzten Jahren durchlebt hat, ist es nicht schwer sich auch künftige, rasante Entwicklungen vorzustellen. Und wie kann man einen Menschen am besten motivieren, seine optimalen Kräfte für eine gute Sache einzusetzen? Man lässt in seine Träume und Ziele verwirklichen … wir haben 2016 angefangen das Jahr 2026 vorzubereiten … und lassen garantiert von uns hören.

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. vom 1. Februar 2016

Ein „Fest der Nachbarn“ von Nachbarn für Nachbarn

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Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen in ihrem Wohnumfeld wohl fühlen, auch in einer großen Stadt. Es kann die schöne Lage der Wohnung sein, die gute Anbindung im Stadtgefüge oder eine schöne Lage mit angrenzenden Grünflächen. Manche schätzen einen kinderfreundlichen Kiez, andere wiederum gute Einkaufs- oder Freizeitmöglichkeiten. Völlig unabhängig, was jeder für sich selber als Wohlfühlfaktor im Kiez definiert, kann der Grund ganz einfach sein: Der Nachbar ist bekannt, hat einen Namen und mit der Zeit trifft man bekannte Gesichter, kann Grüßen und nette Gespräche führen. Es gibt viele Möglichkeiten nette Nachbarn kennenzulernen. Eine davon ist das „Fest der Nachbarn“, das in allen Berliner Bezirken neben vielen anderen, am 29. Mai zum zweiten Mal auf dem Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde gefeiert wurde.

Am Runden Tisch in Lichterfelde-West entstand die Idee auch in diesem Jahr auf dem Platz ein Fest zu feiern. Das Fest vom letzten September war allen Beteiligten noch in schöner Erinnerung geblieben. Bei der Terminsuche bot sich das Fest der Nachbarn, der European Neighbours Day, an. Das europaweit gefeierte Fest steht unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments, erfreut sich jährlich steigender Beliebtheit und wird seit 2012 durch den Verband für sozial-kulturelle Arbeit in Berlin koordiniert. Gründe genug sich zu beteiligen und unter Organisation und Koordination des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. wurde schließlich fleißig geplant und organisiert. Es sollte ein Fest werden, bei dem sich Vereine, Einrichtungen, Einzelhändler, Organisationen … alle die im Kiez eine Rolle erfüllen, vorstellen, präsentieren und mit den Nachbarn ins Gespräch kommen möchten. 20 Marktstände wurden bestellt, die sehr schnell vergeben waren, Plakate und Handzettel verteilt und Aktionen für alle Generationen vorbereitet. Bald stand nur noch eins im Raum: Gutes Wetter bestellen und die Vorfreude!

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Vorfreude war das hauptsächliche Gefühl, das allen anzumerken war, die am Festtag ihre Stände schmücken. Das Wetter versprach einen regenfreien Nachmittag und pünktlich um 16.00 Uhr eröffnete Manuela Kolinski vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. die Feierlichkeit. Nicht nur die Stände luden zu Information, Gespräch und Austausch ein, daneben versprach ein Ablaufplan viel Abwechslung für Augen und Ohren. Zwischen den Darbietungen verschiedener Gruppen konnten sich die teilnehmenden Stände mit ihren Anliegen vorstellen, was von den meisten auch gerne in Anspruch genommen wurde.

Die Kreistanzgruppe aus dem Gutshaus Lichterfelde machten mit mehreren Tänzen den Anfang. Mit rhythmischen Bewegungen brachten sie das Publikum sofort in die richtige Stimmung. Da konnte kaum ein Fuß stillhalten und begeistertes Klatschen begleitete die Bewegungen und Lieder der Damen. Auch eine Zugabe wurde gefordert und schließlich luden die Tänzerinnen alle ein doch mitzumachen. Das machten auch viele – von Kindern, Eltern und vielen Senioren begleitet, fuhr selbst eine Rollstuhlfahrerin die getanzten Runden mit im Kreis. Da fällt es nicht schwer, sich das Lachen und die Stimmung auf dem kleinen Platz vorzustellen, oder?

Die Tanzmäuse aus dem KiJuNa, Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum in der Osdorfer Straße, zeigten ebenso ihr Können, das sie seit vielen Jahren mit ihrer Tanzlehrerin Anjia gerne bei solchen Festen zeigen. Matthias Winnig ließ die Gäste bei einer Qi Gong Vorführung staunen. Die Mädchengruppe aus der Jugendfreizeiteinrichtung Albrecht Dürer in der Memlingstraße zeigten, mit was für modernen Tänzen Jugendliche ihr Publikum begeistern können. Das Zentrum für Yoga ließ wieder Staunen und zeigte Bewegungen, die kaum jemand ohne gute Anleitung und Übung zustande bringt, aber die richtige Adresse dafür war ja am Ort. Zu guter Letzt zeigte der Bläserkreis der Paulusgemeinde einen schönen Ausschnitt aus seinem Repertoire. Alles in allem, von den Vorstellungen der Teilnehmenden in eigener Sache eingerahmt, ein sehr abwechslungsreicher Nachmittag, der das Publikum bis zum Ende auf dem Fest begeisterte.

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Information, Gespräch und Austausch, den Nachbarn kennenlernen – sich mit dem Händler, den Gemeindemitgliedern, dem Seniorenservice oder den MitarbeiterInnen des Schülerclubs einmal ungezwungen unterhalten, war ein großes Anliegen des Festes. An jedem Stand fanden gute Gespräche statt. Interessante Fragen konnten beantwortet werden, Tipps gegeben, Verabredungen getroffen werden. Kennenlernen, Gesicht zeigen, Barrieren abbauen und zeigen, dass ein Kiez durch Geschichten, durch Miteinander, gegenseitigen Ergänzungen und Unterstützungen lebenswert wird, das war ein sehr gelungenes Unterfangen an diesem Nachmittag. Eine Malerin aus dem Einwohnerheim in der Klingsorstraße zeigte am ganzen Nachmittag ihr Talent und lud zahlreiche Kinder ein, es ihr gleich zu tun. Die Sozialarbeiterin aus der Flüchtlingseinrichtung gab Informationen und, wo notwendig, die Übersetzungen dazu. Und gerade alle Kinder, ganz gleich woher, zeigten in ihrer Mischung, dass sie egal ob bei Malen, Schminken, Tanzen oder Luftballon fliegen lassen, alle den gleichen Spaß hatten.

Wir sind uns sicher, die Nachbarn und Gäste dieses Festes grüßen einander, wenn sie sich wiedersehen. Die Teilnehmer der Stände zeigten sich sehr zufrieden und uns hat es ganz einfach richtig viel Spaß gemacht! An Spenden kamen 330 Euro zusammen, die einem Zweck der Kinder- und Jugendhilfe zugute kommen, der noch bestimmt wird. Also aufgepasst, wenn wir auch 2016 wieder zum Fest der Nachbarn einladen. Bis dahin wollen Sie vielleicht gar nicht so lange warten. Müssen Sie auch nicht … wir freuen uns über jeden Nachbarn, der Lust hat am Runden Tisch in Lichterfelde-West mitzureden.

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Fest der Nachbarn Teilnehmer 2015:
JFE Albrecht Dürer, Schülerclub Memlinge, Netti 2.0, Seniorenresidenz Bürgerpark, Die Piraten, SPD, CDU, Qi Gong – M. Winnig, Mrs. Sporty, ev. Paulus Gemeinde, Familienzentrum der Paulus Gemeinde, ADFC, Radfahrclub Lichterfelde, Senioren Service Peschke/Pasedach, HIBUDA, Runder Tisch Lichterfelde-West, Stadtteilzentrum Steglitz e.V., Jung fragt Alt e.V., Wohnheim Klingsorstraße, ImZentrumSein – Joga + Ernährungsberatung, Heimatverein Steglitz.

Termine Runder Tisch Lichterfelde-West 2015:
16.6.15, 8.9.15, 20.10.15 + 1.12.15, Info Manuela Kolinski, Telefon 030 84 41 10 40

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
vom 11. Juni 2015

„Nur“ ein gelbes Bobbycar

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Es hat eigentlich ganz einfach angefangen: Eine Kollegin fragte in einer Besprechungsrunde, ob irgendwer noch ein ungenutztes Bobbycar im Keller hätte. Sie hätte in ihrer Einrichtung viele Mütter mit kleinen Kindern, denen solch ein Spielzeug nicht zur Verfügung stehen würde und sie es sich auch gar nicht leisten könnten. In dieser Runde konnte jedoch keiner dem Wunsch entsprechen. Ein paar Tage später fragte die Kollegin über ein vereinsinternes Netzwerk aber noch einmal nach. Der Wunsch danach war offensichtlich groß. Also gab’s eine kleine Anfrage in einem großen Netzwerk (das mit F) und innerhalb weniger Stunden meldeten sich zwei Freundinnen und drei Gefährte wurden zur Abholung versprochen.

Ein paar Tage später drehte ich nach der Arbeit eine Runde mit dem Auto und holte das erste Bobbycar ab. Quitschgelb und im einwandfreien Zustand. Die Spenderin sagte nur: „Was gibt es schöneres als ein Kinderlachen und wenn sich darüber noch ein Kind freut, wäre ihr das Dank genug.“ Dann brachte ich das kleine Auto in die Einrichtung. Als ich dort ankam, waren eine ganze Gruppe Mütter dort und auch genau das kleine Mädchen, für das dieses Auto gedacht war. Die Kollegin freute sich unheimlich als sie das Auto sah, zeigte es den Müttern und die Schwester des Mädchens setzte sie auf das Bobbycar. Anfängliche Skepsis zeichnete sich im Gesicht des Kindes ab, wandelte sich ganz schnell in die Erkenntnis, dass es sicher und gemütlich sitzen konnte und in Windeseile hatte das Kind verstanden, wie das Auto zu bewegen war. Das Lachen und die Freude des Kindes und der Erwachsenen war meinen Weg wert. Zufrieden und mit einem Lächeln ging ich wieder zum Auto und fuhr nach Hause.

Es hat mich aber noch eine Weile beschäftigt. Es war so einfach hier eine Freude zu machen und bei mir ein gutes Gefühl zu hinterlassen. Warum machen wir so etwas eigentlich nicht öfters? Wie viele Spielzeuge liegen ungenutzt in Kellern oder sind in irgendwelchen Ablagen in Kartons verstaut? Und warum? Aus Bequemlichkeit, damit sie erst einmal aus dem Weg sind? Aus Nostalgie-Gründen, weil die eigenen Kinder damit ja gespielt hatten. Oder weil vielleicht, eventuell, gegebenenfalls … noch die potentiellen Enkelkinder damit spielen könnten. Oder weil man einfach nicht weiß, wo man es abgeben könnte und es zum Wegschmeißen ja doch zu schade ist.

Wir haben zuhause so gut wie alle Spielzeuge abgegeben. Zum einen, weil die Kinder groß sind und wir einfach keinen Platz haben das alles aufzuheben. Zum anderen, weil ich eh aus einer Familie komme, die Dinge immer dort zur Verfügung stellt, wo sie besser gebraucht werden können. Entsprechend dem Alter der Kinder wurde immer getauscht, verteilt und verschenkt. Das lernt man einfach in großen Familien so. Aber eine große Familie hat nicht jeder und auch nicht das Geld, ständig neues Spielzeug zu kaufen.

Wenn man im Moment durch die Supermärkte läuft, weiß man schon automatisch, was in ein paar Wochen wieder los ist. Die Weihnachtssüßigkeiten stehen seit September in den Regalen, gleich neben den Halloween-Sachen – es lebe der Konsum. Der Handel macht uns freundlicherweise darauf aufmerksam, was wir kaufen sollen und wo unsere Bedürfnisse sind. Das finde ich persönlich übel – Altweibersommer will in meinem Kopf einfach nicht zu Lebkuchen und Spekulatius passen. Aber ich will nicht undankbar sein und freue mich über die rechtzeitige Erinnerung Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Klappt nur nie und die Geschenke in letzter Minute stehen bei mir jährlich hoch im Kurs. Gut, darum geht’s mir hier nicht. Der Gedanke Weihnachtsgeschenke besorgen zu müssen, verursacht vielen Eltern schlaflose Nächte. Denn auch wenn sie es gerne täten, können sie es nicht, weil das Geld dafür fehlt. Und so mancher Wunsch, den sie gerne erfüllen würden, muss sich in einem Nichts oder einer halbherzigen Alternative auflösen. Das kennt wohl jeder, der Kinder hat – Millionäre sind eher die wenigsten von uns. Glücklich sei derjenige, der es einigermaßen gut hinbekommt und die Kinder glücklich machen kann, ohne das Dispo in eine schwere Krise zu stürzen.

Und mit den Weihnachtssüßigkeiten kommen auch bald die Spendenaktionen, die für gute Zwecke sammeln und werben, was das Zeug hält. Im Fernsehen, im Radio, mit der Post … Möglichkeiten und Angebote gibt es unzählige. Man kann überall spenden und sich selber ein gutes Gefühl vermitteln. Ich habe schon oft gehört, dass mir Leute sagten, sie spenden jedes Jahr an die gleiche Organisation. Dann hätten sie etwas getan, könnten bei den anderen absagen „Ich habe ja schon …“ und das gute Gewissen ist für ein Jahr ruhig. Es ist richtig und wichtig, dass gespendet und geholfen wird, ganz ohne Zweifel. Was ich schade dabei finde ist, dass man eben im Fernsehen, im Radio und in der Post nur die großen Organisationen findet, die sich den Werbeaufwand leisten können. Die kleinen Projekte, Vereine und Einrichtungen können das nicht, weder personell noch finanziell.

Wenn ich mich – unabhängig davon, dass ich für einen sozialen Träger arbeite – in meinem unmittelbaren Wohnumfeld umsehe, fallen mir sofort mehrere Möglichkeiten ein, wo man helfen kann. Nur ist das nicht ganz so bequem, wie ein Überweisungsformular auszufüllen. Man muss einmal hingehen und fragen, was gebraucht wird – schauen, ob man’s verwirklichen kann und noch einmal hingehen um es zu bringen. Ich bin mir sehr sicher, dass so gut wie jeder in seiner Nähe eine Möglichkeit findet, bei kleinen Einrichtungen zu helfen und zu spenden. Es müssen nicht die großen sein. Die kleinen Sachen, gleich um die Ecke, brauchen es meistens viel mehr als große Organisationen, nur muss ich dann auf eine glamouröse Fernsehgala verzichten. Gewinnen tue ich dabei allerdings den Dank der Menschen, die versuchen mit ihrer Arbeit mein Umfeld ein bisschen besser zu machen. Vielleicht den Dank einer Mutter, die sonst kein Geschenk fürs Kind hätte. Sicherlich den Dank der Menschen, deren Arbeit mit ihrer Spende unterstützt wird.

Der Blick in den eigenen Keller lohnt sich sicherlich einmal. Vielleicht finden man ja Sachen, die woanders besser aufgehoben wären und anderen Freude machen. Nicht verkehrt ist es in jedem Fall, sich jetzt schon Gedanken zu machen, ob man in der Weihnachtszeit helfen kann und wie man es machen möchte. Ob es wirklich die großen Spendenaktionen sein müssen oder ob sich nicht ganz in der Nähe etwas anbietet, was die ganze Aufmerksamkeit wert wäre.

Ich werde in den nächsten Tagen noch die beiden anderen Autos abholen und an den versprochenen Platz bringen. Und dann mache ich mir meine Gedanken, wo ich selber einen sinnvollen und guten Beitrag in der Weihnachtszeit leisten kann. Oder noch besser – wo ich auch zwischendurch mal, zum Beispiel bei der Vermittlung eines Bobbycars, helfen kann.

Ich bedanke mich herzlich bei Feza Guschke und Dorothée Wiese für die Bobbycars und den Trecker
– damit habt ihr den Kindern im „kieztreff“ eine große Freude gemacht!