Der Hartz4-Nazi … war einmal

Foto: Pixabay

 

Selten, ganz selten lese ich Kommentare, die irgendwelche Nutzer in sozialen Netzwerken unter Beiträge schreiben. Sie sind oft abstoßend und selten werden konstruktive, differenzierte Meinungen geäußert. Es ist so leicht, so anonym zu hetzen. Aus irgendeinem Grund blieb ich bei einem Artikel doch an den Kommentaren hängen und lese: „Hartz4-Nazi“. … Ich überlege, was ein Hartz4-Nazi ist. Ich google, aber finde keine richtige Antwort. Das Wort ist eine Beschimpfung, eine Beleidigung, ein Vorurteil und in sich völlig bescheuert. Natürlich weiß ich, was vordergründig gemeint ist. Doch um es richtig zu verstehen, muss ich wohl erst verstehen, was ein Nazi ist. Genau da liegt mein Problem – ein Versuch:

Ich mache eine kleine Liste mit Begriffen, die mir einfallen, wenn ich mir einen Nazi vorstelle. Schon allein das ist schwer, weil natürlich der Springerstiefel-Typ als Erstes in den Sinn kommt. Die Sache ist jedoch viel subtiler, versteckt sich doch so mancher Nazi im Küchenkittel oder Nadelstreifen-Anzug. Und sich vorzustellen, was der Nazi im Kopf hat … ähm … Also:

Eins der häufigsten Probleme, dass Menschen mit dieser Gesinnung haben müssen, ist der Wohlstandsverlust und daraus bedingte Existenzangst. Immer wieder lese ich, dass die bösen Flüchtlinge viel mehr Geld bekommen, als einheimische Bedürftige. Dass dies schlicht und einfach falsch ist und jeglicher Grundlage entbehrt, spielt keine Rolle. Wenn der eine es behauptet, glaubt es der nächste, angebliche Rechenbeispiele werden aus dem Zusammenhang gerissen, falsche widerlegte Zahlen trotzdem in den Netzwerken geteilt – es tut ja so gut, wenn man weiß wer der böse ist. Wenn einer schreit, applaudieren zwei andere und schon tut’s nicht mehr so weh. Ich behaupte mal, dass keine alleinerziehende Mutter, keine Oma im Rentenalter, kein arbeitsloser Mann je einen Euro zu wenig bekommen hat, weil die bösen Flüchtlinge da sind. Wir leben mit einem der besten Sozialsysteme der Welt und trotzdem ist Alters- sowie Kinderarmut ein sehr ernstes Thema bei uns … aber das sind ganz andere Töpfe und gehen den Flüchtling nichts an!

Mangelndes Geschichtsbewusstsein möchte ich fast gleichsetzen mit Realitätsverlust. Geschichte ist nicht zu ändern und die Welt in der wir leben ist bunt. Speziell Deutschland war immer ein Durch- und Einwanderungsland. Die Deutschen sind nicht erst seit den beiden letzten Weltkriegen, der Einwanderungswelle von Türken und Italienern der Nachkriegszeit, der Aufnahme von Menschen aus den Jugoslawienkriegen, Spätheimkehrern, Sudetendeutschen und vieles mehr, vollkommen gemischt und von anderen Völkern durchsetzt. Keine Familie und kein Freundeskreis kann behaupten rein Deutsch zu sein, falls es das überhaupt gibt. Gäbe es ein „Rein Deutsch“ wären wir sehr wahrscheinlich ein degenerierter Haufen von Menschlein, die in der Welt keine Rolle spielten und noch in den Höhlen der Urzeiten vor sich hin vegetierten. Was bei uns in den Landstrichen passiert, die von Durchmischen anderer Nationen ausgeschlossen waren oder sind, kann man fast täglich in der (Lüge-)Presse lesen.

Womit der gemeine Nazi im meinen Augen auch die seinen vor den Zusammenhängen der Länder der Welt verschließt. Ein Staat kann heute nur im Verbund mit anderen Nationen und im offenen Transfer existieren. Verschließen wir uns, verkümmern wir, machen Handel, Wirtschaft und Fortschritt zunichte. Grenzen zu schließen bedeutet Kriege und Allianzen zu fördern, die Vernichtung nach sich ziehen.

Die Empathielosigkeit vor dieser Vernichtung ist ein weiteres Merkmal, dass in der Liste auftaucht. Via Internet erleben wir die Kriege in der Welt als fänden sie im eigenen Wohnzimmer statt. Wir sehen Bilder von Menschen, die unerträgliches Leid erfahren und wollen diesen Menschen einen sicheren Platz bei uns verwehren? Der Gedanke tut mir fast körperlich weh. Ich erlebe Menschen, die über Flüchtlinge schimpfen, sie an Grenzen erschießen lassen wollen, Asylbetrüger in jedem sehen, der nicht ins Bild passt … und gleichzeitig die Todesstrafe für Tierquäler fordern. Jedem Hund und jeder Katze mehr Wohlstand und fettere Bäuche gönnen, als Menschen, die vorm Verhungern flüchten.

Übersteigertes Selbstbewusstsein und Bildungsresistenz möchte ich in einem Satz nennen, gehört es für mich doch sehr zusammen. Der normale Nazi ist nämlich nicht von der ungebildeten Sorte und müsste eigentlich, wenn er einen rein logischen Denkprozess einsetzen würde, wissen, dass seine Thesen und Behauptungen haltlos, selbstsüchtig und veraltet sind. Es gibt für mich bis heute keinen einzigen Grund aus dem sich ein Mensch einem anderen gegenüber als höherwertig stellen kann – der Nazi tut’s … also kann er ja nur so selbstverliebt sein, … oder … ich vermute fast … so wenig von sich selber halten, dass es in übersteigertes Selbstbewusstsein umschlägt. Wäre das nicht so fürchterlich, müsste man fast mit Mitleid kämpfen …

Machtwille steht als letztes in meiner Liste und das ist ein sehr trauriger Punkt. Beobachtet man die politische Entwicklung im Land, stellt man fest, wie einige wenige mit viel Polemik, mit gemachter Angst und Populismus, eine Masse lenken, die Lämmer-gleich und ohne Hinterfragen nachplappert, schreit und brüllt. Das „Hatten-wir-schon-mal!“ bleibt bewusst ungehört und jeglicher Wille aus der Geschichte zu lernen fehlt. Die Lämmer merken nichts … mäh!

Der Nazi ist – unbelehrbar – da … und er war immer da! Die rechte Gesinnung wird – wieder – gesellschaftsfähig. Das ist der Punkt, der mir Angst und mich nachdenklich macht. Er wird wieder so gesellschaftsfähig, dass in den Netzwerken schon eine Art Ranking unter den Nazis beginnt. Der Hartz4- und Springerstiefel-Nazi ist böse und dumm. Bleiben ja noch genug andere, die den politischen Entwicklungen gedankt, sich frei und offen unter uns bewegen. Als wären sie befreit, ihre Parolen endlich wieder in die Gesellschaft zu tragen. Wir geben ihnen Raum in Talkshows, auf der politischen Bühne und in der Nachbarschaft. Wir empören uns ein bisschen, wenn ein Polizist einer rechten Veranstaltung ein gutes Gelingen wünscht. Entschuldigen es damit, dass es ja in dem bestimmten Bundesland passiert. Unsere Politiker halten die Klappe, weil nach der Wahl vor der Wahl ist, hoffend, dass nicht zu viele Stimmen wegwandern.

Sie waren immer da und fanden Unterschlupf in den etablierten Parteien, die ihr Profil mehr und mehr einbüßen. Jetzt ist es nicht mehr unfein besorgt, rechts, gegen Werte zu sein – denn – und das kann ich nicht mehr hören – so ist nun mal Demokratie. Was ein Nazi ist, verstehe ich wohl. Warum er jetzt in offener Weise mein Nachbar, mein Kollege, der Mann im Bus sein könnte – das verstehe ich nicht und nicht, dass wir – die Nicht-Nazis – nicht viel lauter schreien. Ich kann nicht nachvollziehen und will auch nicht verstehen, wie ein Nazi denkt. Brauche ich auch nicht – denn er besinnt sich neuer Namen … besorgter Bürger oder Mitglied der Partei, die eben keine Alternative ist. Der Hartz4-Nazi war einmal … jetzt kommen andere.

„Nur“ ein gelbes Bobbycar

annaschmidt-berlin.com_bobbycar

Es hat eigentlich ganz einfach angefangen: Eine Kollegin fragte in einer Besprechungsrunde, ob irgendwer noch ein ungenutztes Bobbycar im Keller hätte. Sie hätte in ihrer Einrichtung viele Mütter mit kleinen Kindern, denen solch ein Spielzeug nicht zur Verfügung stehen würde und sie es sich auch gar nicht leisten könnten. In dieser Runde konnte jedoch keiner dem Wunsch entsprechen. Ein paar Tage später fragte die Kollegin über ein vereinsinternes Netzwerk aber noch einmal nach. Der Wunsch danach war offensichtlich groß. Also gab’s eine kleine Anfrage in einem großen Netzwerk (das mit F) und innerhalb weniger Stunden meldeten sich zwei Freundinnen und drei Gefährte wurden zur Abholung versprochen.

Ein paar Tage später drehte ich nach der Arbeit eine Runde mit dem Auto und holte das erste Bobbycar ab. Quitschgelb und im einwandfreien Zustand. Die Spenderin sagte nur: „Was gibt es schöneres als ein Kinderlachen und wenn sich darüber noch ein Kind freut, wäre ihr das Dank genug.“ Dann brachte ich das kleine Auto in die Einrichtung. Als ich dort ankam, waren eine ganze Gruppe Mütter dort und auch genau das kleine Mädchen, für das dieses Auto gedacht war. Die Kollegin freute sich unheimlich als sie das Auto sah, zeigte es den Müttern und die Schwester des Mädchens setzte sie auf das Bobbycar. Anfängliche Skepsis zeichnete sich im Gesicht des Kindes ab, wandelte sich ganz schnell in die Erkenntnis, dass es sicher und gemütlich sitzen konnte und in Windeseile hatte das Kind verstanden, wie das Auto zu bewegen war. Das Lachen und die Freude des Kindes und der Erwachsenen war meinen Weg wert. Zufrieden und mit einem Lächeln ging ich wieder zum Auto und fuhr nach Hause.

Es hat mich aber noch eine Weile beschäftigt. Es war so einfach hier eine Freude zu machen und bei mir ein gutes Gefühl zu hinterlassen. Warum machen wir so etwas eigentlich nicht öfters? Wie viele Spielzeuge liegen ungenutzt in Kellern oder sind in irgendwelchen Ablagen in Kartons verstaut? Und warum? Aus Bequemlichkeit, damit sie erst einmal aus dem Weg sind? Aus Nostalgie-Gründen, weil die eigenen Kinder damit ja gespielt hatten. Oder weil vielleicht, eventuell, gegebenenfalls … noch die potentiellen Enkelkinder damit spielen könnten. Oder weil man einfach nicht weiß, wo man es abgeben könnte und es zum Wegschmeißen ja doch zu schade ist.

Wir haben zuhause so gut wie alle Spielzeuge abgegeben. Zum einen, weil die Kinder groß sind und wir einfach keinen Platz haben das alles aufzuheben. Zum anderen, weil ich eh aus einer Familie komme, die Dinge immer dort zur Verfügung stellt, wo sie besser gebraucht werden können. Entsprechend dem Alter der Kinder wurde immer getauscht, verteilt und verschenkt. Das lernt man einfach in großen Familien so. Aber eine große Familie hat nicht jeder und auch nicht das Geld, ständig neues Spielzeug zu kaufen.

Wenn man im Moment durch die Supermärkte läuft, weiß man schon automatisch, was in ein paar Wochen wieder los ist. Die Weihnachtssüßigkeiten stehen seit September in den Regalen, gleich neben den Halloween-Sachen – es lebe der Konsum. Der Handel macht uns freundlicherweise darauf aufmerksam, was wir kaufen sollen und wo unsere Bedürfnisse sind. Das finde ich persönlich übel – Altweibersommer will in meinem Kopf einfach nicht zu Lebkuchen und Spekulatius passen. Aber ich will nicht undankbar sein und freue mich über die rechtzeitige Erinnerung Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Klappt nur nie und die Geschenke in letzter Minute stehen bei mir jährlich hoch im Kurs. Gut, darum geht’s mir hier nicht. Der Gedanke Weihnachtsgeschenke besorgen zu müssen, verursacht vielen Eltern schlaflose Nächte. Denn auch wenn sie es gerne täten, können sie es nicht, weil das Geld dafür fehlt. Und so mancher Wunsch, den sie gerne erfüllen würden, muss sich in einem Nichts oder einer halbherzigen Alternative auflösen. Das kennt wohl jeder, der Kinder hat – Millionäre sind eher die wenigsten von uns. Glücklich sei derjenige, der es einigermaßen gut hinbekommt und die Kinder glücklich machen kann, ohne das Dispo in eine schwere Krise zu stürzen.

Und mit den Weihnachtssüßigkeiten kommen auch bald die Spendenaktionen, die für gute Zwecke sammeln und werben, was das Zeug hält. Im Fernsehen, im Radio, mit der Post … Möglichkeiten und Angebote gibt es unzählige. Man kann überall spenden und sich selber ein gutes Gefühl vermitteln. Ich habe schon oft gehört, dass mir Leute sagten, sie spenden jedes Jahr an die gleiche Organisation. Dann hätten sie etwas getan, könnten bei den anderen absagen „Ich habe ja schon …“ und das gute Gewissen ist für ein Jahr ruhig. Es ist richtig und wichtig, dass gespendet und geholfen wird, ganz ohne Zweifel. Was ich schade dabei finde ist, dass man eben im Fernsehen, im Radio und in der Post nur die großen Organisationen findet, die sich den Werbeaufwand leisten können. Die kleinen Projekte, Vereine und Einrichtungen können das nicht, weder personell noch finanziell.

Wenn ich mich – unabhängig davon, dass ich für einen sozialen Träger arbeite – in meinem unmittelbaren Wohnumfeld umsehe, fallen mir sofort mehrere Möglichkeiten ein, wo man helfen kann. Nur ist das nicht ganz so bequem, wie ein Überweisungsformular auszufüllen. Man muss einmal hingehen und fragen, was gebraucht wird – schauen, ob man’s verwirklichen kann und noch einmal hingehen um es zu bringen. Ich bin mir sehr sicher, dass so gut wie jeder in seiner Nähe eine Möglichkeit findet, bei kleinen Einrichtungen zu helfen und zu spenden. Es müssen nicht die großen sein. Die kleinen Sachen, gleich um die Ecke, brauchen es meistens viel mehr als große Organisationen, nur muss ich dann auf eine glamouröse Fernsehgala verzichten. Gewinnen tue ich dabei allerdings den Dank der Menschen, die versuchen mit ihrer Arbeit mein Umfeld ein bisschen besser zu machen. Vielleicht den Dank einer Mutter, die sonst kein Geschenk fürs Kind hätte. Sicherlich den Dank der Menschen, deren Arbeit mit ihrer Spende unterstützt wird.

Der Blick in den eigenen Keller lohnt sich sicherlich einmal. Vielleicht finden man ja Sachen, die woanders besser aufgehoben wären und anderen Freude machen. Nicht verkehrt ist es in jedem Fall, sich jetzt schon Gedanken zu machen, ob man in der Weihnachtszeit helfen kann und wie man es machen möchte. Ob es wirklich die großen Spendenaktionen sein müssen oder ob sich nicht ganz in der Nähe etwas anbietet, was die ganze Aufmerksamkeit wert wäre.

Ich werde in den nächsten Tagen noch die beiden anderen Autos abholen und an den versprochenen Platz bringen. Und dann mache ich mir meine Gedanken, wo ich selber einen sinnvollen und guten Beitrag in der Weihnachtszeit leisten kann. Oder noch besser – wo ich auch zwischendurch mal, zum Beispiel bei der Vermittlung eines Bobbycars, helfen kann.

Ich bedanke mich herzlich bei Feza Guschke und Dorothée Wiese für die Bobbycars und den Trecker
– damit habt ihr den Kindern im „kieztreff“ eine große Freude gemacht!

Dem Kiez ein Gesicht geben und feiern!

SzS_kiezfest_lb_szs13_2014

Mit dicken Regentropfen hat es angefangen, aber das sollte nicht so bleiben. Am Runden Tisch im Gutshaus Lichterfelde entstand die Idee ein Kiezfest auf dem Ludwig-Beck-Platz zu feiern und nun war es soweit. Ging der Aufbau der Marktstände noch mit Schirm und etwas schnelleren Schritten vonstatten, kehrte sich das Bild sehr schnell um. Pünktlich zum Festbeginn um 15.00 Uhr riss die Wolkendecke auf und die Sonne hatte beschlossen mitzufeiern. Mit dem Sonnenschein kamen die Besucher und der Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde füllte sich sehr schnell mit Leben.

SzS_kiezfest_lb_szs21_2014

Jeder, der im unmittelbaren Kiez ein Geschäft, eine Einrichtung, eine Organisation vertritt, war aufgerufen teilzunehmen. So waren im Vorfeld die Stände schnell vergeben und bunter hätte die Mischung nicht sein können. Am 20. September wurde gefeiert und mit dem guten Wetter bevölkerten bald Nachbarn, Gäste und Teilnehmer den sonst eher ruhigen Platz. Information, Kennenlernen, Austausch und Gemeinsamkeit stand im Mittelpunkt des Nachmittags und wurde an 15 Marktständen präsentiert. Thomas Oppen und Jens Ihmann vertraten am ersten Stand die IhmannOppen GmbH. Design ist das große Thema der Firma, was sich in Produktdesign, Druck- und Webdesign widerspiegelt. Sie stellten ihre Ravensburger Spielfiguren vor und das Schachspiel für Kinder. Immer wieder standen die kleinen Besucher vor den hübschen Tierfiguren, deren Geräusche man mittels einem Stift hören kann. Auch das Schachspiel fesselte Kinder wie Eltern gleichermaßen. Frau Evouli Thiemer und ihr Mann vertraten die Markttreibenden des Platzes, die am Vormittag schon ihre Waren angeboten hatten. Sie warben für mehr Interesse und besonders für ein größeres Angebot auf dem Samstagsmarkt. Dies ist in der Nachbarschaft sehr gewünscht, denn besonders die älteren Anwohner erinnern sich gerne an den früher belebten Wochenmarkt. Und sehr oft vernahm Familie Thiemer die Aussage, dass Besucher gar nicht wussten, dass dort überhaupt ein Markt angeboten wird. Gleich daneben konnte man den Stand des Netti 2.0 besuchen. Andreas Oesinghaus und Roman Tismer stellten die kleine Internetwerkstatt am Hindenburgdamm 85 vor. In Verbindung mit dem gemeinnützigen Verein Computerbildung e.V. bieten sie allen Nutzern von digitalen Medien, Hilfe, Information und Unterstützung an PC und Laptop. Der geöffnete PC auf dem Tisch, der sein Innenleben preisgab, lud so manchen Besucher zu einem kleinen Fachgespräch ein. Am nächsten Stand stellte sich das Einwohnerheim in der Klingsorstraße vor. Eine kulinarische Mischung von Speisen unter anderem aus Ägypten und Syrien, zeigte die kulturelle Vielfältigkeit, die das Haus zu bieten hat und machte es fast unmöglich vorbeizugehen ohne zu probieren. Besonders schön war, dass dies kein Informationsstand war – hier konnte man sich kennenlernen, Kontakte knüpfen, Interessantes aus dem Haus erfahren. Die vielen Bewohner mischten sich mit ihren Kindern unter die Gäste und wurden eine große, bunte Bereicherung in der Vielfalt der Besucher. Gleich daneben standen Anna Blauert und Regina Hahn von der Seniorenresidenz Bürgerpark GmbH – Haus Steglitz, gleich an der Ecke der Klingsorstraße 121 bereit. Alles was sich um die Pflege im Alter und entsprechender Vorsorge drehte, konnte hier fachkompetent und sympathisch erfragt werden.

SzS_kiezfest_lb_klingsor8_2014

Die Stadtteilgruppe Steglitz-Zehlendorf des ADFC ließ es sich ebenfalls nicht nehmen für ihr Anliegen zu werben. Bei den Treffen der Stadtteilgruppe, die sich jeden ersten Donnerstag im Gutshaus Lichterfelde trifft, sind interessierte Radlerinnen und Radler jederzeit gerne gesehen. Am nächsten Stand wurde es politisch, was so aber nicht ganz stimmt. Die CDU Lichterfelde warb für Bürgernähe und das Bürgerbüro am Hindenburgdamm 80. Christian Goiny und Heiko Köpke standen für Fragen bereit. Besondere Attraktion an dem Stand war an diesem Tag aber das Glücksrad, an dem so manch kleiner Gewinn erdreht werden konnte. Die Kieferorthopädische Praxis Kolberg am Hindenburgdamm 106 konnte so manches zur gesunden Ernährung und Zahnkunde beitragen. Dies natürlich mit Rätseln und Spaß. Unterstützt wurde Andrea Kohlberg durch ihren Mann, Marc Kohlberg, der den Besuchern eine besondere Attraktion bot: Eine Runde auf dem Platz mit einem Segwheel fahren – die beiden Räder mit Lenkstange waren den ganzen Nachmittag im Einsatz. Immer wieder konnte man staunen, wie schnell Interessierte nach einer kleinen Probe auf dem kleinen Gefährt schon eine Runde über den Platz fahren konnten.

SzS_kiezfest_lb_kolberg6_2014

Faszination Netzwerken war das zentrale Thema des Standes an dem Silke Landgraf mit Mann und Michael Ebbinghaus zu Austausch, Kommunikation und Kennenlernen einluden. „Kontakte knüpfen – Kontakte pflegen“ ist der Leitspruch des berlinweiten Netzwerks, dass allen Bürgern offen steht. Einen Schritt weiter kamen wieder die Kinder zum Zuge. Antonija Soldo und Joanna Konojacky, Erzieherinnen der Kita Schlosskobolde im Gutshaus Lichterfelde, schminkten viele kleine Prinzessinnen, Elben, kleine Helden und wilde Tiere. Die wartenden Eltern bekamen gleich daneben ein Stück leckeren Kuchen aus dem Nachbarschaftscafé des Gutshauses und auf Wunsch Informationen und Auskünfte über das Stadtteilzentrum Steglitz e.V., dass den organisatorischen Rahmen für das Fest geboten hatte, und den Runden Tisch im Gutshaus Lichterfelde.

SzS_kiezfest_lb_szs18_2014

Unterbrochen wurde die Standreihe vom kleinen Pavillon auf dem Ludwig-Beck-Platz. Eigens für diesen Nachmittag öffnete Herr Friedl den Betrieb, so dass alle Besucher eine schöne Tasse Kaffee oder die Kinder ein Eis bekamen. Die JFE Jugendfreizeiteinrichtung Albrecht Dürer und der Schülerclub Memlinge teilten sich einen Stand und boten unter anderem mit Klingeldraht, Riechspiel, Suchtbrille, verschiedene Spiele an und stellten sich allen Fragen zur Einrichtung oder grüßten die vielen Freunde und Bekannten des Hauses, das auf eine lange Tradition im Kiez zurück blicken kann. HiBuDa ist die Abkürzung für die Händlergemeinschaft am Hindenburgdamm. Jeder im Kiez kennt ihre Geschäfte und nutzt sie. Thomas Gralla (Buchhandlung Gralla), Annegret Lenz (Tintenfass und Feder), Detlev Bosse (Eisenwarenhandel Bosse), Jürgen Nastali (Farben, Lacke, Tapeten) und Caroline Sahmel (CS-Haarstudio) setzten ein deutliches Zeichen, dass Kieznähe und Handel unbedingt zusammengehören. Herr Nastali mischte das ganze Fest hin und wieder sehr gekonnt und sympathisch mit seinen Klängen auf der großen Conga auf. Und weiter ging es mit der Paulus-Gemeinde, die unterstützt mit einer netten Bowle die Arbeit der Kirchengemeinde und der Bücherstube vorstellten. Auch an diesem Stand war ein reges Kommen und Gehen zu beobachten – man kennt sich, grüßt sich, unterstützt und freut sich über Gemeinsamkeiten. Den gekonnt orangeroten Abschluss boten die Piraten Partei mit ihrem Stand, der konsequent dekoriert war. Sie hatten den Hit in der Sicht der Kinder zu bieten: Lange orangerote Luftballons, die in Form von Tieren, Blumen und Laserschwertern den Markt in Kinderhänden orange gestalteten. Und so mancher Laserschwert-Kampf wurde ausgefochten, der vielen Erwachsenen ein Lächeln entlockte.

SzS_kiezfest_lb_klingsor6_2014

Die bunte Mischung der Stände, die Vielzahl der Besucher und die schöne Atmosphäre des Festes sind besonders zu betonen. Es kam sehr gut an und viele Besucher entdeckten Bezüge zum Kiez, die sie vorher nicht hatten. Auch unter den Teilnehmenden entstand eine Vertrautheit, der Kiez bekam ein Gesicht. Zum Beispiel werden sich Herr Nastali von der HiBuDa und Herr Oesinghaus von ComputerBildung e.V. sicherlich noch lange und fröhlich an ihr gemeinsames Spiel auf der Conga erinnern. Überall saßen die Besucher in Gruppen zusammen, überall fanden Gespräche und Kinderspiel statt. Die jungen Männer aus dem Einwohnerheim hatten Musik mitgebracht und auch kleine Tanzeinlagen trugen zur fröhlichen Stimmung bei. An den Ständen konnte durchgehend ein reges Treiben beobachtet werden. Besonders gefreut hat die Teilnehmenden auch der Besuch von Frau Richter-Kotowski, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienst, die für jeden Stand einen aufmerksamen Blick und nettes Wort hatte.

SzS_kiezfest_lb_klingsor11_2014

Dem Anliegen des Festes, für die Wiederbelebung des schönen Platzes zu werben, den Runden Tisch im Gutshaus Lichterfelde bekannt zu machen und den Teilnehmenden eine bürgernahe Plattform zu geben, konnte in schöner Stimmung Rechnung getragen werden. Ob Firma, Handel, Verein oder Partei – es sind Menschen, die dahinter stehen, die sich bekannt machen möchten, untereinander kennenlernen wollen, gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen – letztendlich mit dem gemeinsamen Ziel, dass sich alle im Kiez wohlfühlen und jeder weiß, wer was macht und wofür er steht. An den Ständen standen am Nachmittag bunte Spendendosen bereit, die eine kleine hübsche Summe ergaben. Davon wird im Rahmen des Runden Tisches den Kindern des Einwohnerheims ein Spielzeugwunsch erfüllt. Am Runden Tisch werden wir weithin überlegen, wie man die Bewohner des Kiezes für diesen Platz begeistern kann, sie aus den Häusern bekommt und so Gemeinschaft und Kiezgeschehen fördern kann. Interesse und Bereitschaft dazu ist reichlich vorhanden, das hat das Kiezfest deutlich zeigen können. Berlin ist zwar eine Großstadt, doch hat jeder Kiez sein eigenes Flair und diesmal bekam er Gesicht, Geselligkeit und ein schönes Miteinander. Auf die Wiederholung des Festes im nächsten Jahr darf man sich jetzt schon freuen – und wer mitmachen möchte – am Runden Tisch ist immer ein Platz für Sie frei!

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. vom 25. September 2014