Lernen – für‘s Leben!

Einmal im Jahr, wenn große Schulranzen auf zwei Beinen an mir vorbeilaufen, stelle ich mir die Frage, warum Familien den ersten Schultag des Kindes als besonderes Ereignis feiern. Der erste Schultag ist ein bedeutender Entwicklungsschritt im Leben des Kindes, das mit diesem Tag kein Kleinkind mehr ist. Verbunden damit ist allerdings eine Umstellung des gesamten Familienlebens allein durch die Bindung an die Schulferien. Es zeigt sich erst mit den Schuljahren, ob es leichte Jahre werden oder eben hart durchlebte Leidensepochen von Sommerferien zu Sommerferien. Manche Kinder fügen sich leicht ins Schulsystem, andere wiederum brauchen Zeit und enorme Unterstützung, um Fuß zu fassen und dem Lernen einen Gewinn abzutrotzen. Lernen ist allerdings viel mehr und hört nicht am Schultor auf. Lernen beginnt im Mutterleib und ich wage zu behaupten, dass es erst in unseren letzten Lebenstagen beendet wird – sofern wir denn wollen.

Was Lernen tatsächlich für eine Bedeutung in unserem Leben hat, habe ich eigentlich erst wahrgenommen, als ich Mutter wurde. Für mich selber (die Pubertät ausgenommen) war Lernen immer eine sehr spannende Sache und ein Gewinn. Erst als Mutter habe ich gemerkt, dass nicht jeder gleich lernt und die Art zu lernen eine sehr individuelle Sache ist. Meine ältere Tochter hat mir relativ früh in ihrem ersten Schuljahr erklärt, dass die Hausaufgaben ihre Sache sind. Die Lehrerin hätte gesagt, was sie nicht selber zuhause begreift, müsse sie in der Schule erfragen. So haben wir es über die Jahre gehalten. Die einzige Ausnahme waren die Latein Vokabeln, die wir bis zur Abiturprüfung abfragen durften. Hätte ich die Erfahrung mit meiner älteren Tochter nicht gehabt, hätten mich bei der zweiten Tochter größte Selbstzweifel geplagt. Bei diesem Kind war alles anders. Allein das Stillsitzen im Unterricht war für sie ein Problem, Heftführung nach Vorstellungen der Lehrkräfte unmöglich und Bücher schleppte sie jahrelang ungenutzt von der Schule nach Hause und zurück. Sie lernte auch – aber anders.

Die Bärenaufgabe für uns Eltern bestand bei der jüngeren Tochter darin zu begreifen, wie sie lernt. Wir mussten bei Lehrkräften immer wieder um Verständnis und Unterstützung bitten und andere Wege finden. Ein großes Glück war  es schließlich, dass sie auf eine Montessori-Gemeinschaftsschule gehen konnte. Dort wurde mehr als auf Regelschulen geschaut, zu welchen Lerntypen die SchülerInnen gehören und bestmöglich darauf eingegangen. Wir konnten auch auf dem zweiten Abiturball tanzen, aber es war ein harter Weg bis dahin. Mit dem zweiten Abitur feierten wir das Ende der Schulzeit in unserem Familienleben. Dennoch teilte ich nicht die Euphorie der Kinder, dass mit dem Lernen nun Schluss sei, stellt die Schulzeit doch einen prägnanten, aber nur einen kleinen Abschnitt in der Lernwelt eines Menschen dar. Nun stand ihnen die Berufsausbildung bevor, dies allerdings mit dem Wissen, wie sie persönlich bestmöglich lernen und begreifen.

Wir lernen, im besten Fall, immer. Das Schulwissen stellt allenfalls die Grundlage und Allgemeinbildung dar. Doch Lernen geht weit darüber hinaus und betrifft alle Lebensbereiche. Ob als Kind oder Erwachsener nutzen wir unsere Sinne, um Dinge zu erfassen, sie zu verstehen, uns zu merken und zu begreifen. Gut, wenn wir uns dabei bewusst machen, welcher unserer Sinne beim Lernen die Oberhand hat. Lernt der eine visuell, über das Auge, lernt ein anderer besser auditiv, durch Zuhören. Manche müssen im wahrsten Sinne des Wortes „be-greifen“, also motorisch aktiv sein, um zu erfassen. Der vierte Lerntyp ist kommunikativ, lernt im Gespräch mit anderen am besten. Es wäre allerdings ein Fehler, sich ausschließlich auf einen Lerntyp zu versteifen, der allenfalls Tendenzen darstellen kann. Kein Mensch stellt einen Sinn ein, um den anderen zu nutzen. Die optimale Ausnutzung aller Sinne unter Beachtung, welcher der prägnanteste ist, verspricht den größten Lernerfolg.

Neben den Lerntypen gibt es viele andere Faktoren, die uns das Lernen erleichtern können. Die Motivation, warum ich etwas lernen möchte oder muss, ist entscheidend. Sehe ich einen persönlichen Nutzen im Erlernten, fällt es mir wesentlich leichter, die Zeit und das Verständnis dafür aufzubringen. Ich persönlich bin das beste Beispiel dafür: Ich wollte das Abitur schaffen, weil es eben so erwartet wurde. Also versuchte ich es mit dem geringsten möglichen Aufwand. Wirkliches Interesse (außer Kunst und Geschichte) hatte ich nicht an der Allgemeinbildung, die mir in der Oberstufe präsentiert wurde. Ich hatte Erfolg damit und schaffte es. Meine Berufsausbildungen wählte ich selber nach Interesse. Hier lernte ich selbstgewählte Inhalte, die die Basis meines Berufslebens darstellen sollten. Zwei Ausbildungen schloss ich mit Bestnoten ab, ganz einfach, weil ich es wollte. Ich bin übrigens ein Mischtyp aus visuellem und motorischem Lernen. Reine Vorträge, bei denen ich zuhören muss, sind für mich eine Qual. Kann ich dabei mitschreiben, wird’s schon leichter. Am besten lerne ich, wenn ich etwas machen und sehen kann, was ich da tue.

Neben Motivation und Interessen ist auch Druck ein Lernfaktor. Lerne ich in in vorgegebenen oder selbstgewählten Abschnitten? Wie ernst nehme ich meine Lernaufgaben? Habe ich entsprechende Unterstützung durch meine Umgebung? Habe ich ein Ziel vor Augen? Nutze ich die richtigen Hilfsmittel entsprechend meines Lerntypes? Brauche ich eine Lehrperson, die mich angeleitet lernen lässt oder bin ich eher ein Autodidakt, der sich selbst Dinge erschließt? Und – bin ich bereit, weiter zu lernen?

Wir lernen fürs Leben und mit dem Leben. Es ist bekannt, dass Embryonen im Mutterleib schon lernen, weil sich die Sinne bilden. Nicht umsonst wird Müttern empfohlen, mit dem ungeborenen Kind zu sprechen, um dieses mit ihrer Stimme vertraut zu machen. Kleinkinder lernen insbesondere durch Bewegung, Berührung und Erfahrung. Erst später kommt das Verständnis für Buchstaben und Zahlen. Die Schulzeit und Berufsausbildung stellen wohl den offensichtlichsten Lebensabschnitt des Lernens dar, aber auch damit ist es bei weitem noch nicht getan. Schlecht beraten ist, wer sich auf Erlerntem ausruht und denkt, damit sei ausgelernt. Die Zellen im Gehirn brauchen Nahrung und wollen gefordert sein.

1987 habe ich meine zweite Berufsausbildung beendet. Ich habe in der Grafik gelernt zu einem Zeitpunkt, als es das Internet noch nicht gab und der erste Computer in unsere Werbeagentur einzog. Begriffe wie Fadenzähler, Typometer, Rapidograf sind nur noch den ganz alten Grafikern ein Begriff. Diese Arbeitsmittel werden heute nicht mehr gebraucht. Ich erlebte, wie die Digitalisierung in meinen Beruf einzog. Schriftsetzer verloren ihre Arbeitsplätze, weil moderne Technik sie ersetzte. Sie alle mussten um- und neulernen, um weiterhin ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach meiner Mutterschaft hatte ich Glück und bekam eine Weiterbildung angeboten. Ein Jahr konnte ich die digitale Umstellung meines Berufes an einer Medienakademie erlernen. Das war ein guter Zwischenschritt, aber auch damit war noch nicht ausgelernt. Arbeitsbedingt erschloss ich mir viele Dinge selber und mache heute beruflich etwas anderes, als ich ursprünglich gelernt hatte. Ich nutze jede Möglichkeit der Weiterbildung, von Seminaren und Workshops, und habe immer noch nicht ausgelernt.

Wir lernen immer und mit jedem Lebensabschnitt etwas Neues. Ein Paar, das die Elternschaft antritt, lernt das Leben mit ganz anderen Augen zu betrachten und Wertigkeiten neu zu setzen. Ein Mensch, der sich vom Berufsleben verabschiedet, muss lernen, wie er neue Inhalte findet und sich neu aufstellt. Die Digitalisierung fordert von jedem von uns Lernbereitschaft ab, weil sich dadurch unsere Lebensumstände massiv ändern. Wir müssen Dinge erlernen, von denen wir vor 50 Jahren noch gar nicht wussten, dass es sie einmal geben wird. Weiterbildung, Umschulung, Zusatzstudium, Onlineseminar, berufsbegleitendes Lernen sind moderne Begriffe und entsprechende Schulen und Angebote überall zu finden. Umwelt und Technik fordern von uns neues Denken, neue Berufe und die Bereitschaft, es anzunehmen. Demographischer Wandel und politische Veränderungen fordern uns heraus. Wehe dem, der sich davor verschließt und glaubt an Gewohntem festhalten zu können.

So ist es auch erwiesen, dass uns die Denkleistung bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Der Trick dabei ist, diese genauso wie die körperliche Fitness zu trainieren. Geben wir uns dem Alterungsprozess hin und fügen uns ins Unabänderliche, haben wir auch die Konsequenz zu tragen. Spaß am Lernen hingegen belohnt uns mit geistiger Agilität und Freude, immer wieder neue Entdeckungen zu machen. Wir tun uns selber etwas Gutes an, indem wir am Leben im Alter teilhaben und neuen Dingen aufgeschlossen bleiben. Natürlich fällt das Lernen nicht mehr so leicht wie in jugendlichen Zeiten, aber gerade hier den Lerntyp beachtend, kann man großen Gewinn für sich selber erzielen. Nicht umsonst erfreuen sich Angebote für Senioren immer größerer Beliebtheit in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Würde der Mehrwert der Wissenswelt der Älteren erkannt und genutzt, ließe sich gesellschaftlich großer Nutzen daraus ziehen.

Ich persönlich lerne gerne und bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet. Besonderen Spaß habe ich, wenn ich von jungen Menschen lernen darf. Beispielsweise nutzte ich lange Zeit das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop. Mein Kind saß oft neben mir und erzählte mir ihre Geschichten. Irgendwann hatte sie etwas für die Schule zu erledigen und fragte, ob sie an meinen Computer dürfe. Ich bejahte, wurde aber nach einer Weile etwas skeptisch und schaute nach, was sie dort machte. Sie benutzte dieses Bildbearbeitungsprogramm, ohne dass ich ihr jemals eine Einführungsstunde gegeben hatte. Heute benutzt sie dort Funktionen, die ich teilweise nicht kenne und schon manche Frage konnte sie mir kompetent beantworten. Sie hatte einfach durch zusehen gelernt und mich in ihrem Wissen irgendwann überholt. Auch in anderen technischen Dingen bin ich heute diejenige, die zur Tochter geht, um sich den richtigen Ratschlag zu holen.

Eines Tages werde ich vielleicht so einen laufenden Schulranzen, den mein Enkelkind trägt, zum ersten Schultag begleiten. Vielleicht entlaste ich seine Mutter, indem ich bei den Hausaufgaben unterstütze. Ich werde entspannt beobachten, wie dieses Kind lernen wird, und neugierig sein, wie sich die Lernwelt der Kinder in Zukunft verändern wird. Ich gehöre zu den Generationen, die vollkommen analog das Lernen lernten. Wir nutzten Lexika und Bibliotheken, wenn wir Wissen über die Schulbücher hinaus brauchten. Die Vorzüge der digitalen Welt waren uns noch verschlossen. Ich werde gespannt sein, was ich von diesem Kind lernen kann oder wie es lernt. Aufzuhören mit dem Lernen kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen. Das Schöne ist, dass alles was ich heute noch lerne, aus freiem Willen geschieht und für mich eine Bereicherung ist. Solange wir neugierig auf alles um uns herum bleiben, bleiben wir lernbereit und hoffentlich fit bis ins sehr hohe Alter!


Ein Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ 1.2019 mit dem Leitthema „Lernen – ein Leben lang“
Das ganze Magazin könnt ihr als eBook oder interaktives Pdf herunterladen, die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., findet ihr in unseren Einrichtungen.

 

 

 

 

 

Die Schule ist aus …

Im Büro ordne ich ein paar Unterlagen, dabei fällt mein Blick auf die Pinnwand hinter mir, an der der letzte Stundenplan der jüngeren Tochter hängt. Ich nehme ihn in die Hand, betrachte ihn lange und weiß, dass er keine Bedeutung mehr für uns hat. Trotzdem schaffe ich es noch nicht ihn wegzuwerfen und nehme ihn mit nach Hause. Auf dem Heimweg denke ich über den Verkehr in Berlin nach. Wenn doch immer Sommerferien sein könnten. Das Autofahren ist in Ferienzeiten in der Stadt entspannter und man findet überall einen Parkplatz. Aber auch die Sommerferien gehören nicht mehr zu uns. Wir haben keine Ferien mehr. 2014 hatte ich schon einmal über die Schulzeit der jüngeren Tochter geschrieben: „Wenn das Kind nicht zur Schule passt!“. Der letzte Absatz begann damals so: „Wir werden wieder feiern – ihren Schulabschluss. Egal, welcher das sein wird …“ Nun haben wir ihren Schulabschluss gefeiert. Mein großartiges Kind hat es geschafft, entgegen allen früheren Prognosen, das Abitur zu machen. Ihre und unsere Schulzeit ist vorbei.

In Verbindung von Schule und Eltern muss ich oft an meine Mutter denken, die immer gesagte: „Sie macht drei Kreuze, wenn alle Kinder durch die Schule sind!“. Das hat bei ihr etwa 38 Jahre gedauert, da der jüngste Bruder erheblich jünger als wir älteren Geschwister ist. Mein Mann, die Kinder und ich mussten uns nur 16 Jahre von der Einschulung der älteren bis zum Abschluss der jüngeren Tochter mit Schule auseinander setzen. 16 Jahre, die sowohl unser Familienleben beeinflussten als auch meine Kinder prägten. Die Schule ist irgendwann zu Ende, die Erinnerungen daran bleiben uns im Positiven wie im Negativen das ganze Leben lang erhalten.

Beide Kinder haben ihr Abitur, aber machten es auf vollkommen unterschiedliche Art. So verschieden die Töchter sind, ist auch ihre Art zu lernen. Hätte ich meine ältere Tochter nicht als erste gehabt, hätte ich bei der jüngeren geglaubt etwas falsch zu machen. Die Ältere hat mir gleich in der ersten Klasse erklärt, dass die Hausaufgaben ihre Sache sei. Und ich kann mich kaum erinnern ihr je dabei geholfen zu haben. Sie ist vollkommen problemlos von einer Klasse zur nächsten gewandert. Schwierig waren die 11. und 12. Klasse, die eine reine Lern- und Klausurphase waren. Wir wollten, dass sie in der Zeit weiterhin ihren Sport als Ausgleich macht, sich um die Schule kümmert und hielten ihr sonst den Rücken frei. Mit viel Disziplin und Lernwillen hat sie sich durch das verkürzte Abitur auf einem regulären Gymnasium durchgeschlagen. An dem gleichen Gymnasium, an dem auch schon ihr Großvater 56 Jahre zuvor das Abitur machte. Als sie damit fertig war, war sie so jung, dass sie erst einmal nicht wusste, in welche Richtung sie gehen sollte.

Die jüngere Tochter lernte viel und ständig – aus dem Leben – nur nicht aus Büchern oder im Frontalunterricht. Entsprechend schwierig war die Grundschulzeit. Neben anderen Problemen galt es Geduld zu haben und ihre Art zu lernen zu verstehen. Ich kann mich gut an die Verzweiflung des tapferen Vaters erinnern, der einfach nicht begreifen konnte, warum dieses Kind die Linienführung eines karierten Papiers schlicht aushebelte. Sie konnte Blöcke von Matheaufgaben hintereinander lösen, bis sie beim dritten Block dann versuchte, ob eigene Regeln nicht besser funktionierten. Sie war auf allen Ebenen kreativ, was viele LehrerInnen leider als chaotisch verstanden. Ihr Glück war, dass sie auf die Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule, eine mit ihrem Jahrgang neu gegründete Montessori Oberschule, gehen konnte. Auch hier galt es hin und wieder Schwierigkeiten zu meistern, aber das Ergebnis steht fest. Entgegen allen Bedenken von LehrerInnen und Eltern hat sie mit eisernem Willen den höchst möglichen Schulabschluss bekommen. Auch sie hat noch keinen wirklichen Plan für die Zukunft und gönnt sich erst einmal ein Jahr im Ausland … um weiter aus dem Leben zu lernen.

Was uns gemeinsam in Erinnerung bleiben wird sind die Lehrkräfte, denen die Kinder begegnet sind. Ich bin weit davon entfernt, ein pauschales Urteil über den Beruf der LehrerInnen zu fällen. Nach meiner Ansicht stecken LehrerInnen heute in einem starren Korsett von Rahmenlehrplänen und einem Schulsystem fest, dass völlig überholt ist und scheinbar permanent reformiert wird. Mit Ausnahme der JüL-Klassen (Jahrgang übergreifendes Lernen) hat meine jüngere Tochter alle Reformen mitgemacht, die Berliner Schulen in den letzten 13 Jahren zu bieten hatten. Um das G8 ist sie durch die Gemeinschaftsschule herumgekommen. Das musste die ältere Tochter durchstehen. Keine dieser Schulreformen hat sich als tatsächlich wirkungsvoll erwiesen. Die wunderbaren Vorklassen wurden abgeschafft. 5 ½ Jährige werden zu früh eingeschult, damit sie als kaum 16 – 17 Jährige mit der Schulzeit fertig sind und planlos auf’s Leben losgelassen werden. Und das nach einer Schulzeit, die permanent aus Stress besteht: Nach drei Jahren JüL gibt’s eine relativ entspannte 4. Klasse. In der 5. + 6. Klasse geht es um die Qualifizierung für die weitergehende Schule. In der 7. Klasse müssen sie ein Probejahr bestehen um auf dem Gymnasium bleiben zu dürfen. Der Punkt ist auf der Sekundarschule entspannter. In der 8. Klasse kommt Vera 8. Ich habe bis heute nicht wirklich verstanden, was diese Prüfung bringt, die selbstverständlich entgegen allen Beteuerungen die Kinder unter Stress stellt. In der 9. Klasse gibt es dann den BBR (Berufsbildungsreife) um in der 10. Klasse den MSA (Mittlere Schulabschluss) zu machen. Wer es bis hierhin geschafft hat, darf ein Abitur in 4. Semestern machen. Wohl dem der auf der Sekundar- oder Gemeinschaftsschule ein Jahr mehr zur Vorbereitung auf das Zentralabitur hat. Die SchülerInnen lernen von Prüfung zu Prüfung, bewegen sich zwischen eigenem Ehrgeiz oder eben auch nicht, und Erwartungshaltungen von Eltern und Lehrern. Es wird nicht für die Allgemeinbildung oder aus Interesse gelernt, sondern um Hürden zu meistern und irgendwie zum ersehnten Ziel zu gelangen.

Von welchen LehrerInnen die Kinder begleitet werden ist ganz einfach Glückssache. Hier gilt – wie im normalen Leben – entweder die Chemie passt oder auch nicht. Hatte die ältere Tochter in der Grundschulzeit großes Glück mit engagierten LehrerInnen, war die Grundschulzeit der jüngeren schlicht weg eine LehrerInnen bedingte Katastrophe, die in 5 ½ Jahre Gesprächstherapie mündete. Auf der Oberschule begegnete die Ältere dagegen vornehmlich LehrerInnen, die ihren Job machten, SchülerInnen aber mehr oder weniger als Namen auf einer Liste sahen. Dafür begegnete die Jüngere LehrerInnen, die verstanden, wie das Kind lernt und sie mit allen Möglichkeiten förderten. Bei beiden Kindern bekamen wir den Rat, sie zu einem Oberstufenzentrum zu schicken, statt den regulären Weg zum Abitur gehen zu lassen. Bei beiden Kindern bewirkte dieser Rat lediglich, dass sie sich dann erst recht anstrengten. Uns sind LehrerInnen begegnet, die uns vermittelten, dass allein sie wüssten, was unser Kind fühlt, denkt und vermag. Uns sind LehrerInnen begegnet, die auf den Punkt das ergänzten, was auch wir empfanden und beobachteten. Manchen LehrerInnen (auch aus meiner Schulzeit) habe ich die Pest an den Hals gewünscht. Viele habe ich als Persönlichkeit erfunden und manche schlicht weg bewundert. Ich würde diesen Beruf nicht machen wollen und bin froh und glücklich, dass meine Kinder dieses Kapitel beendet haben.

Sie haben es beide auf ihre Weise großartig gemacht. Das waren Jahre, in denen wir ihnen sehr den Rücken gestärkt haben und uns oft, auch wenn es hin und wieder schwer fiel, gegen den Rat der Schule entschieden. In unzähligen Elterngesprächen haben wir zu den Kindern gehalten, wohl wissend, dass eine Geschichte immer zwei Seiten hat. Wir waren da, wenn sie uns brauchten bis sie es immer mehr in die eigene Hand nahmen. Schulbrote, Schulweg, Hausaufgaben, Elternabende, GEV, Ferien, Stundenpläne, Elterngespräche, Klassenfahrten, Entschuldigungen, Schulbücher, Schreibfüller, Schulranzen … auf all das können wir in Zukunft verzichten und das fällt uns sicherlich nicht schwer. Dafür kommen neue Dinge auf uns zu, die uns Eltern in anderer Hinsicht fordern. Die weiteren Wege müssen die Töchter selber in die Hand nehmen. Im September treffe ich mich mit meinen SchulfreundInnen zum 35. Mal. An was werden sich meine Kinder später einmal erinnern? Die Schule ist aus … für immer.

Träume in Realität verwandeln

Klausutag_Januar-2016_SzS

Aus einem Wunsch wird ein Traum, aus dem Traum ein Ziel und aus dem Ziel wird Realität. Damit ist fast alles gesagt. Die jährliche Klausurtagung des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. (SzS) steht an. 25 ProjektleiterInnen treffen sich in der Geschäftsstelle um Perspektiven des Vereins für die künftige Arbeit zu definieren. Alle freuen sich auf diesen Tag, da es nicht oft vorkommt in dieser Gruppierung gemeinsame Zeit verbringen zu können. Es sind auch gemischte Gefühle dabei, bedeutet Klausurtagung unter anderem sich kritisch mit dem Vergangenen auseinanderzusetzen. Aber: Der Geschäftsführer hat ein gemeinsames Frühstück als ersten offiziellen Tagungsordnungspunkt festgelegt, was die Stimmung erheblich fördert. Das bunte Buffet hat für jeden reichlich zu bieten und die Gelegenheit Neuigkeiten auszutauschen wird reichlich genutzt. Doch irgendwann ist auch der beste Esser gesättigt, der Erzähldrang erfüllt – es geht an die Arbeit.

Thomas Mampel ist Gründer und Geschäftsführer des gar nicht mehr so kleinen Vereins. Er kennt seine ProjektleiterInnen seit vielen Jahren. In diesem Jahr sind drei neue Gesichter dabei. Er begrüßt alle und erklärt, was es mit dem Motto des Tages auf sich hat. Räumt ein, dass er etwas nervös ist, weil er nicht weiß, ob sich seine ProjektleiterInnen auf seine Idee einlassen, ob er alles gut durchdacht hat und wie das Ergebnis des Tages sein wird. Er erläutert den Tagesablauf und wird konkreter mit dem zweiten Tagesordnungspunkt. „Wie wird das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. im Jahr 2026 aussehen!“ Wo sieht sich jeder einzelne, wie hat sich seine berufliche Laufbahn, sein Projekt oder seine Einrichtung verändert – in 10 Jahren! Wir sind aufgefordert uns in die Zukunft zu versetzen. Uns unsere Wünsche bewusst zu machen, unsere Träume wahrzunehmen und Wunschvorstellungen zu konkretisieren. Wir haben eine Stunde Zeit unsere Gedanken dazu in irgendeiner Weise darzustellen – alles ist offen. Alle ProjektleiterInnen suchen sich alleine oder zu zweit einen ruhigen Platz um die Aufgabe zu erfüllen. Es wird geschrieben, geplant, gemalt, gelacht, auch mal durchgestrichen und geändert. Vage Vorstellungen werden mutiger, der Spaß gewinnt Oberhand, der Sinn ist verstanden. Jeder wird sich seiner eigenen Ressourcen bewusst, seiner fachlichen Qualitäten, macht sich bewusst, was ihn am Ist-Zustand stört oder ärgert. Jeder weiß, wo er hin will und mischt das alles mit wagemutigen Wunschvorstellungen. Die Stunde ist zu schnell vorbei – Träumen macht Spaß!

Klausutag_Januar-2016_SzS_2Präsentation heißt der dritte Tagesordnungspunkt: 25 ProjektleiterInnen sitzen im Kreis und wissen, dass sie bald an der Reihe sein werden. Die Spannung und Erwartungen sind zu spüren. Thomas Mampel erklärt, dass nun jedem 5 Minuten zur Verfügung stehen um vorzustellen, wo wir im Jahr 2026 sein werden. Ein Feuerwerk beginnt – die Mutigen stehen als Erste vor ihrem vertrauten Publikum. An diesem Punkt sei gewarnt – jetzt wird’s lang. Die Visionen der KollegInnen sind jedoch so spannend, dass hier keine ausgelassen wird. Wem das zu lang wird kann gerne zu dem Punkt • an den Anfang des 11. Absatz springen – aber – ihr verpasst was!

Im Jahr 2026: Der Erste ist mit den Jahren ein virtueller Geschichten-Erzähler geworden, eine Tätigkeit in der er seine Vorliebe, Prozesse zu beobachten und zu begleiten, voll ausleben kann. Unabhängig von jeglichen Grenzen erzählt er die Erfolgs-Geschichte eines ehemals kleinen Vereins, bei der alle an einem Strang zogen und wie man eine solche Geschichte verwirklichen kann. Die Zweite ist weit entfernt vom Ruhestand, der nur eine Randerscheinung ihres Lebenslaufs war. Sie ist aktiv in der Seniorenvertretung des Bezirks (Insider vermuten, sie wird sie leiten) und moderiert eine Gruppe von 30 Ehrenamtlichen, die in verschiedenen Einrichtungen aktiv sind. Finanziert wird ihre Idee von einem Programm 60+ und auch 80+. Die Gesellschaft hat also verstanden die Erfahrungen der älteren Generation zu nutzen. Im Jahr 2026 feiert sie als Ehrenvorsitzende das Jubiläum des Kunst-Kultur-Zentrums und freut sich ungemein, dass sie zum rechten Zeitpunkt ihre Nachfolge im Beruf aufgebaut und gefördert hat. Die nächste Projektleiterin hat es geschafft aus ihrer kleinen Einrichtung im sozialen Brennpunkt eine grüne Oase „lebendiges Gardening!“ zu machen. Dem ist ein multikulturelles Beratungszentrum angeschlossen, so dass der soziale Brennpunkt schon lange keiner mehr ist.

Der nächste Projektleiter ist soweit, völlig entspannt in den Ruhestand zu gehen, da er sich selber überflüssig gemacht hat. Er blickt zufrieden auf die vergangenen Jahre zurück, in denen er den ehemals kleinen Verein in eine berlinweit operierende „Stadtteil Berlin gGmbH“ umgewandelt hat. Mit den richtigen Mitarbeitern und der richtigen Strategie kann er fortan die weiteren Erfolge aus der Ferne beobachten. Auf der anderen Seite des Erdballs haben sich die Ziele einer weiteren Projektleiterin verwirklicht. In Brasilien leitet das SzS ein Kinderheim für Straßenkinder und selbstverständlich gibt es ein umfangreiches Austauschprogramm mit Deutschland. Und auch ihre Kollegin hat ein neues Projekt gegründet. „Ein Ort für Alle!“ ist ein Projekt, das Menschen hilft, sich ihrer Kräfte bewusst zu werden und diese dafür einsetzen zu können, mit Kreativität und Energie ihr selbständiges Leben zu gestalten. Der Nächste ist weltberühmt geworden, hat er doch mit seinem „Jugendfilm-Produktionshaus“ einen Oskar gewonnen (wir verraten jetzt nicht, was sein Hobby ist). Er plant weitere Filme mit seinen Jugendgruppen und sein Name wird unter der Hand schon in die Reihe großer Regisseure eingereiht.

Das unglückliche Schulsystem von 2016 wurde von unserem Kollegen aus der Schulsozialarbeit vollkommen revolutioniert. 2026 gibt es keine Rahmenlehrpläne mehr, Pädagogen sind in der Lage individuell auf Kinder einzugehen, da ihnen ein sozial-pädagogisches Beratungszentrum immer offen steht. Versteht sich von selbst, wer das leitet! Die musikalische Kindertagesstätte kann kaum mehr die Wünsche der Voranmeldungen erfüllen, seitdem die Kollegin ihre Vision der singenden Kita verwirklicht hat. Ihr Team hat sich mit den Jahren durch Umorientierung und Weiterbildungen so gestärkt, dass es nahezu eine Idealbesetzung ist und sie neue Visionen verfolgen kann. Den demographischen Wandel hat eine andere Kita-Leiterin rechtzeitig erkannt und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Aus der ehemaligen Kita ist ein Mehrgenerationen-Haus geworden, in dem sich die Generationen ergänzen können. Personalknappheit gibt es schon lange nicht mehr, da ein MitarbeiterInnen-Pool geschaffen wurde, der keinerlei Engpässe mehr entstehen lässt. Dieser Pool steht selbstverständlich allen Einrichtungen des Vereins zur Verfügung. Und auch der dritte Kita-Leiter hat rechtzeitig die Weichen für ein Projekt gestellt, dass die gesundheitsfördernden Maßnahmen für alle Mitarbeiter im Fokus hat. Wir werden ja alle nicht jünger, aber dank dieses Projektes werden MitarbeiterInnen im Jahr 2026 weniger häufig krank und können länger arbeiten. Den Chef freut’s!

Aus dem ehemaligen Jugendfreizeithaus ist ein Familien- und Therapiezentrum Lichterfelde geworden. Kinder und ihre Familien finden hier präventiv Hilfe in allen Lebensbereichen. Man kann effektiv und nachhaltig arbeiten, da die Finanzierung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales auf Jahre gesichert ist. Geleitet wird das Zentrum durch den ehemaligen Projektleiter eines Schülerclubs, der sich in den Jahren immer weiter entwickeln und steigern konnte – Ende nicht in Sicht. Der nächste Kollege hat sich im Netzwerk „Aus Steglitz für Berlin“ verwirklicht. Es ist eine Ausgründung aus dem ehemaligen Stadtteilzentrum. In diesem Netzwerk gibt es keine Hierarchie mehr, die Mitarbeiter freuen sich über das Bedingungslose Grundeinkommen und sie wählen ihre Leitung demokratisch. Aufgrund der freien Arbeitsbedingungen ist dieses Netzwerk in ganz Berlin sehr erfolgreich. Der SzS-Campus wird vom nächsten Kollegen vorgestellt. Er hat im Jahr 2026 die Schulen in den Grenzen von 2016 abgelöst. Man hatte verstanden, dass lebenslanges Lernen für die Förderung der Menschen von elementarster Bedeutung und ein Grundrecht ist. Schulen gibt es nur noch in freier Trägerschaft, womit Berlin eine bundesweite Vorreiterrolle übernommen hat.

Ja, man erkennt, dass das SzS sich im Jahr 2026 sehr verändert hat, was natürlich auch große Auswirkungen auf die Verwaltung des Vereins hatte. Doch die Zeichen wurden rechtzeitig erkannt und mit den Jahren eine papierlose Verwaltung geschaffen. Das digitalisierte System ist so gut, dass alle ProjektleiterInnen ortsunabhängig optimal arbeiten können. Diese Kollegin bereitet sich auf die Altersteilzeit vor, aber ihr System ist so gut, dass sie bundesweit Workshops und Vorträge anbietet, um auch andere freie Träger von dem Nutzen der Digitalisierung zu überzeugen. 2020 war ein furchtbares Jahr in der sozialen Arbeit – die öffentliche Jugendhilfe war kollabiert und ein neues System wurde geschaffen. Von diesen Erfahrungen geprägt wurde damals aus einer Koordinatorin eine „feel-good-Managerin“. Ihr Netzwerk ist in der Lage junge Familien so vortrefflich in Erziehungsfragen zu unterstützen, dass tatsächlich die Geburtenrate 2026 auf einem neuen Rekordstand ist.

Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert. Wegen der optimalen Pflege und Nutzung ging das Gutshaus Lichterfelde in den Besitz des SzS über. Der Verein nutzte die Chance und so blickt die Projektleiterin des Hauses 2026 zufrieden von der Terrasse ihrer Einrichtung für fitte Senioren auf den generationsübergreifenden Fitness-Parcours. Seinen eigenen Quereinstieg als Projektleiter einer Notunterkunft hat ein anderer Kollege genutzt, um seine persönlichen Erfahrungen für den sozialen Bereich zu nutzen. Er hat es geschafft ein Projekt zu gründen, dass als zentrale Aufgabe hat, die Personalressourcen geflüchteter Menschen optimal einzusetzen. Ein Projekt, dessen Erfolg sich herum gesprochen hat und nicht nur die geflüchteten Menschen und das SzS profitieren. Das neue „Live-Zentrum SzS“ wird 2026 durch die Leiterin von einem mobilen Büro aus geleitet. Die mittlerweile sieben Kindertagesstätten bilden das Herzstück des Zentrums, das aber neben den Kindern, Tieren, Häusern mit Land, Garten und Seegrundstücken durchaus generationsübergreifend arbeitet. Wir arbeiten 2026 nur noch vier Tage in der Woche – ja, wir sind effektiver geworden und haben die work-live-Balance verwirklicht.

Natürlich wäre es schade, wenn wir uns bei derart hoher fachlicher Qualifikation auf das Schulwesen beschränken. Auch wir werden älter und müssen für junge Fachkräfte sorgen. So wurde die social-work-Akademie von der nächsten Projektleiterin gegründet. Der Erfolgsfaktor der Akademie ist recht einfach: Wir fungieren als Vorbilder im Umgang mit MitarbeiterInnen und Kunden. Die Akademie ist ein Aus- und Fortbildungszentrum für Sozialarbeit und Sozialmanagement. 2026 sucht man schon neue Räume. Unterstützt wird die Akademie durch den kleinen Verlag der sich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gegründet hat. Derart viele fachliche Qualifikationen und Kompetenzen müssen natürlich publiziert werden. Es wurde ein ganzer Arbeitsbereich aus einer ehemals Halbtagsstelle, deren Leiterin allerdings viel unterwegs ist. Macht nichts, denn auch sie trägt in Vorträgen die Botschaft des SzS in andere Städte. Wie lange sie das machen wird, wissen wir nicht, da das Rentenalter abgeschafft wurde und jeder so lange arbeiten darf, wie er sich weiter verwirklichen kann!

Punkt • An diesem Punkt ist es 13.00 Uhr und wir kehren, gefüllt von Visionen, ins Jahr 2016 zurück. Thomas Mampel blickt beeindruckt in die Runde und ist erstaunt, welches Potential er losgelassen hat. Eine Pause ist angesagt und sofort gehen die neugierigen Gespräche los. Bei dem ein oder anderen müssen wir mehr wissen, Zustimmung und Lob äußern. Dazu sei erwähnt, dass sich wahre Talente der Vortragskunst offenbar haben. Wenig später ging es weiter mit einem sogenannten Fish-Bowl, eine Methode in einer großen Gruppe eine Diskussion zu führen. In zwei Kreisen sitzen alle beisammen. Im Inneren der Diskussionsleiter, der bei den Vorträgen eifrig mitgeschrieben hat, und drei Gesprächspartner. Ein Stuhl ist frei. Auf den freien Stuhl setzt sich immer derjenige, der zu dem Gesagten eine Frage hat. Die Gesprächspartner wechseln. So kommt jeder an die Reihe und vorher vorgestellte Visionen, Wünsche, Träume, Ziele werden genauer unter die Lupe genommen. Auch dieser Tagesordnungspunkt ist von großer Kurzweiligkeit geprägt. Die Ergebnisse werden zusammengefasst und am Ende steht die kleine Hausaufgabe, dass jeder seine Visionen schriftlich fixiert.

Gemeinsam schauen wir zum Abschluss den Film „Augenhöhe“. Ein Film mit dem Thema, wie gemeinsam die Arbeitswelt verändert werden kann. Dieser Film soll Inspiration für alle sein, die in ihrem Umfeld Impulse für eine andere Arbeitswelt setzen möchten. Passt also zu unserem Tagesthema. In einer Abschlussrunde fassen wir die Ergebnisse des Tages zusammen und haben Gelegenheit unsere persönlichen Eindrücke zu äußern. Es fällt durchweg positiv aus und wer die Runde dieser Projektleiter kennt, weiß, dass viele Visionen durchaus ernst zu nehmende Ziele sind. Thomas Mampel blickt auf einen erfüllten Tag zurück und freut sich, dass sich alle auf seine Form, diesen Tag zu gestalten, so bereitwillig eingelassen haben.

Fazit: Manch einer könnte uns für größenwahnsinnig halten. Nein, wir wollen nicht tonangebend in der sozialen Arbeit sein. Wir wollen sie zukunftsträchtig, unter Berücksichtigung aller zeitlichen Entwicklungen und Energien verbundener Menschen in der sozialen Arbeit, mitgestalten. Wenn wir beobachten welche Entwicklungen und Veränderungen allein das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. in den letzten Jahren durchlebt hat, ist es nicht schwer sich auch künftige, rasante Entwicklungen vorzustellen. Und wie kann man einen Menschen am besten motivieren, seine optimalen Kräfte für eine gute Sache einzusetzen? Man lässt in seine Träume und Ziele verwirklichen … wir haben 2016 angefangen das Jahr 2026 vorzubereiten … und lassen garantiert von uns hören.

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. vom 1. Februar 2016