Ein „Fest der Nachbarn“ von Nachbarn für Nachbarn

annaschmidt-berlin.com_fest-der-nachbarn_1

Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen in ihrem Wohnumfeld wohl fühlen, auch in einer großen Stadt. Es kann die schöne Lage der Wohnung sein, die gute Anbindung im Stadtgefüge oder eine schöne Lage mit angrenzenden Grünflächen. Manche schätzen einen kinderfreundlichen Kiez, andere wiederum gute Einkaufs- oder Freizeitmöglichkeiten. Völlig unabhängig, was jeder für sich selber als Wohlfühlfaktor im Kiez definiert, kann der Grund ganz einfach sein: Der Nachbar ist bekannt, hat einen Namen und mit der Zeit trifft man bekannte Gesichter, kann Grüßen und nette Gespräche führen. Es gibt viele Möglichkeiten nette Nachbarn kennenzulernen. Eine davon ist das „Fest der Nachbarn“, das in allen Berliner Bezirken neben vielen anderen, am 29. Mai zum zweiten Mal auf dem Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde gefeiert wurde.

Am Runden Tisch in Lichterfelde-West entstand die Idee auch in diesem Jahr auf dem Platz ein Fest zu feiern. Das Fest vom letzten September war allen Beteiligten noch in schöner Erinnerung geblieben. Bei der Terminsuche bot sich das Fest der Nachbarn, der European Neighbours Day, an. Das europaweit gefeierte Fest steht unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments, erfreut sich jährlich steigender Beliebtheit und wird seit 2012 durch den Verband für sozial-kulturelle Arbeit in Berlin koordiniert. Gründe genug sich zu beteiligen und unter Organisation und Koordination des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. wurde schließlich fleißig geplant und organisiert. Es sollte ein Fest werden, bei dem sich Vereine, Einrichtungen, Einzelhändler, Organisationen … alle die im Kiez eine Rolle erfüllen, vorstellen, präsentieren und mit den Nachbarn ins Gespräch kommen möchten. 20 Marktstände wurden bestellt, die sehr schnell vergeben waren, Plakate und Handzettel verteilt und Aktionen für alle Generationen vorbereitet. Bald stand nur noch eins im Raum: Gutes Wetter bestellen und die Vorfreude!

annaschmidt-berlin.com_fest-der-nachbarn_2

Vorfreude war das hauptsächliche Gefühl, das allen anzumerken war, die am Festtag ihre Stände schmücken. Das Wetter versprach einen regenfreien Nachmittag und pünktlich um 16.00 Uhr eröffnete Manuela Kolinski vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. die Feierlichkeit. Nicht nur die Stände luden zu Information, Gespräch und Austausch ein, daneben versprach ein Ablaufplan viel Abwechslung für Augen und Ohren. Zwischen den Darbietungen verschiedener Gruppen konnten sich die teilnehmenden Stände mit ihren Anliegen vorstellen, was von den meisten auch gerne in Anspruch genommen wurde.

Die Kreistanzgruppe aus dem Gutshaus Lichterfelde machten mit mehreren Tänzen den Anfang. Mit rhythmischen Bewegungen brachten sie das Publikum sofort in die richtige Stimmung. Da konnte kaum ein Fuß stillhalten und begeistertes Klatschen begleitete die Bewegungen und Lieder der Damen. Auch eine Zugabe wurde gefordert und schließlich luden die Tänzerinnen alle ein doch mitzumachen. Das machten auch viele – von Kindern, Eltern und vielen Senioren begleitet, fuhr selbst eine Rollstuhlfahrerin die getanzten Runden mit im Kreis. Da fällt es nicht schwer, sich das Lachen und die Stimmung auf dem kleinen Platz vorzustellen, oder?

Die Tanzmäuse aus dem KiJuNa, Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum in der Osdorfer Straße, zeigten ebenso ihr Können, das sie seit vielen Jahren mit ihrer Tanzlehrerin Anjia gerne bei solchen Festen zeigen. Matthias Winnig ließ die Gäste bei einer Qi Gong Vorführung staunen. Die Mädchengruppe aus der Jugendfreizeiteinrichtung Albrecht Dürer in der Memlingstraße zeigten, mit was für modernen Tänzen Jugendliche ihr Publikum begeistern können. Das Zentrum für Yoga ließ wieder Staunen und zeigte Bewegungen, die kaum jemand ohne gute Anleitung und Übung zustande bringt, aber die richtige Adresse dafür war ja am Ort. Zu guter Letzt zeigte der Bläserkreis der Paulusgemeinde einen schönen Ausschnitt aus seinem Repertoire. Alles in allem, von den Vorstellungen der Teilnehmenden in eigener Sache eingerahmt, ein sehr abwechslungsreicher Nachmittag, der das Publikum bis zum Ende auf dem Fest begeisterte.

annaschmidt-berlin.com_fest-der-nachbarn_3

Information, Gespräch und Austausch, den Nachbarn kennenlernen – sich mit dem Händler, den Gemeindemitgliedern, dem Seniorenservice oder den MitarbeiterInnen des Schülerclubs einmal ungezwungen unterhalten, war ein großes Anliegen des Festes. An jedem Stand fanden gute Gespräche statt. Interessante Fragen konnten beantwortet werden, Tipps gegeben, Verabredungen getroffen werden. Kennenlernen, Gesicht zeigen, Barrieren abbauen und zeigen, dass ein Kiez durch Geschichten, durch Miteinander, gegenseitigen Ergänzungen und Unterstützungen lebenswert wird, das war ein sehr gelungenes Unterfangen an diesem Nachmittag. Eine Malerin aus dem Einwohnerheim in der Klingsorstraße zeigte am ganzen Nachmittag ihr Talent und lud zahlreiche Kinder ein, es ihr gleich zu tun. Die Sozialarbeiterin aus der Flüchtlingseinrichtung gab Informationen und, wo notwendig, die Übersetzungen dazu. Und gerade alle Kinder, ganz gleich woher, zeigten in ihrer Mischung, dass sie egal ob bei Malen, Schminken, Tanzen oder Luftballon fliegen lassen, alle den gleichen Spaß hatten.

Wir sind uns sicher, die Nachbarn und Gäste dieses Festes grüßen einander, wenn sie sich wiedersehen. Die Teilnehmer der Stände zeigten sich sehr zufrieden und uns hat es ganz einfach richtig viel Spaß gemacht! An Spenden kamen 330 Euro zusammen, die einem Zweck der Kinder- und Jugendhilfe zugute kommen, der noch bestimmt wird. Also aufgepasst, wenn wir auch 2016 wieder zum Fest der Nachbarn einladen. Bis dahin wollen Sie vielleicht gar nicht so lange warten. Müssen Sie auch nicht … wir freuen uns über jeden Nachbarn, der Lust hat am Runden Tisch in Lichterfelde-West mitzureden.

annaschmidt-berlin.com_fest-der-nachbarn_4

Fest der Nachbarn Teilnehmer 2015:
JFE Albrecht Dürer, Schülerclub Memlinge, Netti 2.0, Seniorenresidenz Bürgerpark, Die Piraten, SPD, CDU, Qi Gong – M. Winnig, Mrs. Sporty, ev. Paulus Gemeinde, Familienzentrum der Paulus Gemeinde, ADFC, Radfahrclub Lichterfelde, Senioren Service Peschke/Pasedach, HIBUDA, Runder Tisch Lichterfelde-West, Stadtteilzentrum Steglitz e.V., Jung fragt Alt e.V., Wohnheim Klingsorstraße, ImZentrumSein – Joga + Ernährungsberatung, Heimatverein Steglitz.

Termine Runder Tisch Lichterfelde-West 2015:
16.6.15, 8.9.15, 20.10.15 + 1.12.15, Info Manuela Kolinski, Telefon 030 84 41 10 40

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
vom 11. Juni 2015

Der etwas andere Markt

kmdg2

Für die Öffentlichkeit noch nicht bemerkbar, ist ein kleines Team mit den Vorbereitungen für den 2. Kunstmarkt der Generationen beschäftigt. Dieses Mal gelassener als im letzten Jahr, denn das Team hat ein Bild vor den Augen und eine Vorstellung im Kopf … und beides wird verwirklicht werden. Getragen von den Erfahrungen vom Vorjahr, von den Rückmeldungen der BesucherInnen und KünstlerInnen, von der Begeisterung aller Mitwirkenden, haben die Arbeiten begonnen. 100 Künstler werden in einem Kunstmarkt zusammen ausstellen und mit ihnen gemeinsam werden Kinder, Jugendliche, Mütter, Väter, etwas ältere BesucherInnen, einfach alle, die dazu Lust haben, einen Tag mit Kunst, kleineren Aktionen und der Mischung der Generationen in gemeinschaftlicher Atmosphäre im Schlosspark Lichterfelde genießen können.

Wir haben eingeladen – zum zweiten Mal – und freuen uns auf diesen besonderen Tag. Auf das Gefühl der Vorfreude, auf die Spannung, ob alles Reibungslos klappt, auf die Vielfalt der Kunstschaffenden, auf Gespräche, das Lachen, die Neugierde, auf das ein oder andere Wiedersehen und besonders auf die Menschen, die mit uns diesen Tag begehen. Wir – das sind MitarbeiterInnen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., die auch schon im letzten Jahr den ersten Kunstmarkt organisiert haben. Schon im Vorfeld des letzten Kunstmarktes, besonders aber am Abend, als alles vorbei war, war uns allen klar, dass wir diese Teamarbeit erneut erleben wollten. Eine Teamarbeit, in der jeder seine Erfahrungen und Stärken einbringen kann. Aber auch eine Teamarbeit, die ganz besonders von vielen ehrenamtlichen HelferInnen und vielen KollegInnen auf großartige Weise unterstützt worden war. So soll es auch in diesem Jahr werden.

kmdg3

Die soziale Arbeit steht im Fokus des Veranstalters, wozu gehört, Menschen zusammenzubringen und Stadtteilarbeit zu leisten. Dieser Arbeitsbereich – generationsübergreifende Arbeit – steht unter der Leitung von Veronika Mampel, die routiniert Feste organisiert und alle erforderlichen Komponenten … MitarbeiterInnen, behördliche Erfordernisse, organisatorische Voraussetzungen … zusammenbringt. Bei diesem besonderen Markt ist die Kunst für sie das Medium, das die Menschen vereint. Sie werden durch die unterschiedlichsten Darstellungsweisen zu Gesprächen, Diskussionen, zu gemeinsamen Aktionen animiert und der besondere Reiz liegt für die Arbeitsbereichsleiterin darin, dass alles in der Natur stattfinden kann. Auf diese Weise können Flächen im Bezirk völlig neuen Möglichkeiten zugewiesen werden, die der Anonymität der Großstadt entgegenlaufen. Der Nachbar bekommt ein Gesicht und das Kennenlernen bekommt durch Kunst eine offene Chance. Veronika Mampel freut sich über jede Gelegenheit Jung und Alt zusammenzubringen, ohne Vorbehalte, Wertung oder Scheu. Hier wird Kunst von allen Altersklassen vorgestellt und so ein Einblick in die Lebenswelten der anderen gegeben. Kunst drückt sich für sie in alle möglichen Richtungen aus. So hat sie großen Spaß daran, ein kleines Programm auf die Beine zu stellen, dass über den Tag verteilt, Tanzvorstellungen und Musik zu bieten hat. Bei solchen Gelegenheiten, mitten unter alle diesen Menschen, sagt sie, fühlt sie sich besonders wohl. Dann weiß sie, dass ihre Intention – Menschen zu verbinden – angekommen ist.

„Fast genau ein Jahr ist es nun her, dass ich beim ersten Kunstmarkt der Generationen ein von Geatano Foti gesponsertes Auto mit einem Graffiti komplett besprühen durfte.“ erinnert sich Sebastian Unger. Er ist nicht nur Projektleiter der EFöB an der 10. ISS, sondern auch ein sehr renommierter Graffity-Künstler. „Ich weiß noch genau, wie nervös ich war wegen der Verantwortung dem Spender und meinen KollegInnen gegenüber. Um jeden Preis sollte es ein Hingucker werden und die abendliche Versteigerung ein Highlight der gesamten Veranstaltung.“ Ein Bild zu malen, während viele Menschen – also die Gäste, Kollegen sowie die Aussteller des Marktes – dabei zusehen können, ist für ihn ein unbeschreiblicher Nervenkitzel. Deshalb ist er stolz und voller Vorfreude auf den 27. Juni 2015! Denn auch in diesem Jahr wird er wieder als live Performance ein Bild sprayen, während an circa 100 Marktständen „echte Kunstprofis“ ihre Werke feilbieten und sicher hunderte Gäste über den Kunstmarkt der Generationen schlendern. Unter dem Motto „Gemeinsam“ möchte er über mehrere – wie in einem Puzzle – zusammengelegte Leinwände ein abstraktes Bild schaffen, das klassisches Graffiti mit der Ästhetik eines Yin-Yan-Logos vereint. „Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich nicht, was mich nervöser macht. Ist es die Herausforderung dieses Bild so umzusetzen, wie es in meinem Kopf herumschwirrt, oder ist es die Vorstellung des – erneut – großartigen und stark besuchten Kunstmarktes?“ fragt er sich … was es auch ist, er freut sich sehr darauf!

kmdg1

„Zum ersten, zum zweiten, zum dritten … verkauft an die Dame mit der Nummer 117!“ in etwa diesen Satz werden die Gäste am Abend des Marktes zu hören bekommen. Mehr als 10 Bilderspenden namenhafter KünstlerInnen aus Steglitz-Zehlendorf stehen bereit und werden zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. versteigert. René Stürkat ist unglaublich glücklich und dankbar ob der großen Spendenbereitschaft, den seine Aufgabe beim Kunstmarkt ist die Organisation der Versteigerung. Im letzten Jahr wurde amerikanisch versteigert und für den Fiat des Schirmherrn durch Graffiti gestaltet, sind mehr als 1000 Euro zusammen gekommen. Dieses Jahr wird die klassische Variante der Versteigerung angewandt und die Bilder an den jeweils höchst bietenden verkauft. Die Bilder kann man sich im Laufe des vormittags in Ruhe anschauen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen. Kunst bedeutet für René Stürkat sich ohne Grenzen auszudrücken und sich dadurch mit sich selbst und anderen Menschen in Verbindung zusetzen. Es gibt für ihn keine Regeln und jeder kann sich so auf die Art und Weise ausdrücken, was und wie er fühlt. Künstler geben etwas von ihrem Inneren Preis, zeigen was sie beschäftigt und setzen sich damit auseinander. Kunst verbindet Menschen in der Auseinandersetzung. Sie ist auf jede Art und Weise ein Ausdrucksmittel und braucht eine Plattform auf der dies Möglich ist. Als die Idee von Kunstmarkt entstanden ist, war für ihn die treibende Kraft diese Plattform zu ermöglichen. Im eigenen Sozialraum sollen Menschen Raum bekommen, sich diesem Thema der Gesellschaft zu zuwenden und einen Zugang zu öffnen.

Für diesen Kunstmarkt haben wir uns eine neue Aktion ausgedacht, kann Katharina Zehner erzählen. Neben den bewährten Ständen mit Kunst und Kunsthandwerk, dem bunten Programm, reichhaltigen Gaumenfreuden und Getränken wird auch ein kleiner Kunstgarten während des Festes entstehen. In der Mitte des Marktes wird ein Areal gekennzeichnet sein, wo Kunstobjekte in kleinen „Kunstbeeten“ wachsen können.

Die Einrichtungen des Stadtteilzentrums sind eingeladen ein solches Beet zu bestellen. Sie bieten eine Station auf dem Kunstmarkt an, wo die Besucher des Kunstmarktes kleine, große, bunte, eckige, fliegende, rollende, laute, leise, dicke, flache Kunstobjekte herstellen können, die dann in diesen Beeten ausgestellt werden. Natürlich können die Objekte am Ende des Tages von den Besuchern abgeerntet und mit nach Hause genommen werden, aber zunächst soll jeder Besucher sehen, was hier in unserer Mitte alles wachsen kann. Weil ein Kunstgarten aus allem wachsen kann, ist die Idee hier möglichst Kunstobjekte aus oder mit Material zu kreieren, dass normalerweise in den Müll wandert. Diese Aktion hat es im letzten Jahr nicht gegeben … es wird also spannend werden.

Seit 1999 steht das Gutshaus Lichterfelde – hinter dem der Kunstmarkt stattfinden wird – unter Trägerschaft des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Manuela Kolinski ist seit vielen Jahren die Projektleiterin des Nachbarschaftsbereichs des Hauses. Ihr obliegt die Organisation vor Ort und aller ehrenamtlich helfenden Hände. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen und sie ist die erste Ansprechpartnerin für alle, die Fragen oder helfende Hände haben. Und davon benötigt man viele um so einen großen Markt reibungslos veranstalten zu können. Ihre besondere Herausforderung ist, dass jeder weiß was er zu tun hat, und vor allem das jeder, der seine Zeit zur Verfügung stellt auch das Gefühl der richtigen Wertschätzung bekommt. Ehrenamtliche Unterstützung wird bei allen Verkaufsständen, Kaffee und Kuchen, Getränke, den Verzehrmarken, für den Auf- und Abbau der Stände und das Bestücken im Laufe des Tages gebraucht. Es ist wichtig, dass ständig geschaut wird, dass kein Müll herumliegt, altes Geschirr weggeräumt wird und immer ein sauberer Sitzplatz gefunden werden kann. „Es ist einfach schön, wenn Menschen in ihrer Freizeit mit Spaß und guter Laune bei solchen Veranstaltungen helfen. Spaß ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinsames gutes Gelingen. Aber,“ sagt Manuela Kolinski „es ist auch unsere Aufgabe, da zu sein, wenn alles vorbei ist. Dann muss alles wieder so sein, als wenn kein Markt stattgefunden hat, denn der Park ist ja wichtiger Bestandteil unserer schönen Umgebung hier.“ Für das gemeinsame gute Gelingen hat sie beste Unterstützung von Melanie Zimmermann, Projektleiterin der Kita Schlosskobolde, die durch Kooperationsfreude und kreative Einfälle eine große Bereicherung für den schönen Markt ist.

Es gibt viele Bestandteile, die notwendig sind, solch einen Kunstmarkt auf die Beine zu stellen. Schön ist die Begeisterung, die bei allen KollegInnen, die dies organisieren und allen die mithelfen, mitschwingt. Das unglaubliche „Wir“-Gefühl, die Dankbarkeit nach dem gelungenen Markt, die fröhlichen und freundlichen Gesichter während des Markttages, die bewundernden Blicke auf die schönen Kunstwerke der Ausstellenden und die vielen Kinder, die sich vom Markttreiben anstecken lassen und immer wieder Neues und Interessantes zu entdecken finden. Ganz besonders wichtig sind dabei natürlich die Besucher, die das Markttreiben mit Leben füllen und den Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Werke zu besprechen und die notwendige Rückmeldung für weitere Werke zu bekommen. Wir hoffen, wir können Sie mit diesem kleinen Blick hinter die Kulissen anstecken und laden herzlich zum 2. Kunstmarkt der Generationen am 27. Juni 2015 von 11.00 – 19.00 Uhr in den Schlosspark Lichterfelde ein. Wie es schließlich gewesen ist erzählt Ihnen dann …

Anna Schmidt

Ankündigung_KMdG_27

Kunstmarkt der Generationen 2015
Schlosspark Lichterfelde am Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin,
27. Juni 2015, 11.00 – 19.00 Uhr.

Fotos: Roman Tismer – Kunstmarkt der Generationen 2014

 

Es soll gelacht werden

annaschmidt-berlin.com_lachen-im-szs

Soziale Arbeit zu leisten bedeutet vornehmlich, Menschen bestmöglich in ihrer persönlichen Entfaltung und Entwicklung zu unterstützen. Das dies nicht immer einfach ist, versteht sich auch daraus, dass sich Menschen, die soziale Hilfe wünschen, häufig in einer Konfliktsituation befinden. Das allein wäre jedoch zu oberflächlich, denn soziale Arbeit bedeutet ebenso, Menschen zusammen zu führen und ein gesellschaftliches Miteinander zu fördern. Die Aufgaben in diesem Bereich sind vielfältig, nur eines haben sie in allen Facetten gemeinsam – Menschen unterschiedlichster Art, Alter und Herkunft, treffen aufeinander. Dieses Aufeinandertreffen bestimmt die Arbeit aller Mitarbeitenden des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., ein sozialen Träger, der von der Kita bis zum Seniorenzentrum in über 20 Einrichtungen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf tätig ist. Die vielen Kinder, Jugendlichen, Besucher, Kursteilnehmer, Ratsuchenden, Mitarbeitenden, die tagtäglich mit diesem Träger in Verbindung stehen, eint besonders eines – es darf nicht nur, es soll sogar gelacht werden.

Dem Lachen wird Vieles nachgesagt und wissenschaftliche Untersuchungen untermauern es: Lachende Mensch kooperieren besser miteinander. Sie haben ein gemeinsames Ventil, das ihnen hilft, besser mit Stress umzugehen und sie widerstandsfähiger bei Belastungen macht. Lachen löst Anspannungen und fördert so kreative Prozesse. Wer zusammen lachen kann, arbeitet auch besser miteinander. Viel einfacher erklärt sich die wohltuende Wirkung des Lachens daraus, dass Lachen Menschlichkeit und Nähe offenbart. Humorvolle Menschen wirken viel sympathischer als Sauertöpfe, sind zugänglicher und leichter anzusprechen. Dumm wäre also derjenige, der die positive Wirkung nicht erkennt und nutzt.

Für den Arbeitsprozess bedeutet das Lachen besonders eins – man darf sich wohlfühlen. Das fängt gleich morgens bei der Begrüßung an. Fühlt sich jemand willkommen, geht er schon mit einem guten Gefühl in den Tag, das alle weiteren Dinge, die da kommen mögen beeinflusst. Das kennt und erkennt jeder. Und auch ein wertschätzender, fröhlicher Abschied kann eine tragende Wirkung in einen erholsamen Abend sein. Zwischen Morgen und Abend verbringen wir meist mehr Zeit mit KollegInnen als mit dem Partner und Familie, weshalb deutlich ist, warum eine gute Atmosphäre, hin und wieder ein freundliches Wort oder ein fröhliches Lachen so wichtig ist. Auf diese Weise kann Lachen, dort wo sich Menschen angenommen fühlen, durchaus bewusst gefördert und eingesetzt werden. Lächeln, Lachen, Humor, Freundlichkeit … tut gut und hält gesund!

Danach gefragt, was Lachen für ihre tägliche Arbeit bedeutet, antworten KollegInnen aus dem Stadtteilzentrum, dass Lachen zu den wichtigsten Bestandteilen der Arbeit gehört. Es macht den Kopf frei, verbindet und gibt Kraft. Eine Kollegin führt an, dass wer lacht, schon ein Problem gelöst hat. Ein anderer sagt, dass es Freude macht und Sorgen vergessen lässt. Es sei wie Medizin, nur ohne Nebenwirkungen. Eine Kollegin aus einer Kindereinrichtung, erzählt, dass die Kinder gerade so gerne kommen, weil viel gelacht wird und Quatsch gemacht werden darf. Die Kinder hatten selbst eine Stellenanzeige für einen neuen Erzieher geschrieben und dem Lachen dabei einen sehr hohen Stellenwert eingeräumt. Ein anderer sagt: „Das Kinderlachen ist für mich etwas Positives, da es Fröhlichkeit, Unbeschwertheit und Leichtigkeit der Kinder ausstrahlt. Ein ehrliches und herzliches Lachen der Kinder zeigt mir, dass sie eine fröhliche Zeit mit mir haben und das ist die schönste Motivation für meine Arbeit.“ Lachen bedeutet, Kontakt, Verbindung und Beziehung mit den Kindern aufzunehmen. Über Humor und Freude erreicht man Kinder und auch Erwachsene anders als sonst in der alltäglichen Kommunikation. Und nicht zuletzt stärkt es das Selbstempfinden, man wächst näher zusammen, festigt Bindungen im Team.

Wo wird gelacht? Überall – ist die einzig mögliche Zusammenfassung aller Antworten der KollegInnen. In Besprechungen, Teamsitzungen, persönlichen Gesprächen, in Spielsituationen, zwischen Kindern, Eltern, KollegInnen, Besuchern, Gästen, Kursteilnehmern … die Liste ist unendlich. Dabei spielt Sprache, Nationalität oder ethnische Merkmale nicht die geringste Rolle. Die Antworten sind so vielfältig, dass der Eindruck entsteht, dass das Lachen durchaus allgegenwärtig ist. Gut so!

Vorausgesetzt, dass nie über jemanden oder aus Schadenfreude gelacht wird. Lachen darf nicht „auf Kosten“ eines Einzelnen gehen und sollte immer ein feines Gespür für den Humor des anderen beinhalten. Lachen ist nicht konfliktfrei. Es funktioniert nur, wenn keiner unterlegen ist. Die Schwelle, über sich selber zu lachen, ist unterschiedlich hoch und komische Situationen können schnell falsch verstanden werden. Ebenso wie es Konflikte lösen kann, kann es auch erst der Auslöser eines Konfliktes werden. Lachen kann ein Ausdruck für Unsicherheit, Anspannung, Nervosität und Ängste sein. Feingefühl ist gefragt, das sich besonders zeigt, wenn es um Lachen mit und über Randgruppen geht. Blondinenwitze, Ostfriesenwitze, Fritzchenwitze … es gibt sogar ein Buch über SozialarbeiterInnenwitze. Der Witz ist der Versuch, den Zuhörer über eine Pointe zum Lachen zu bringen, doch oft hat er ein „Opfer“. Es ist Vorsicht geboten. Selbst Menschen mit Behinderungen witzeln über sich selber, in der Medizin und dem Hospiz wird gewitzelt – oft um der Situation die Schärfe zu nehmen oder als Selbstschutz. Tragikomische Witze sind eher ein hilfloser Ausdruck. Wenn ein demenzkranker Mensch erklärt, er sei doch nicht meschugge? Darf man Lachen?

Die letzte Frage an die KollegInnen war die nach dem schönsten Lachen, dass sie persönlich erlebt hatten. Die Antworten hatten alle eine Verbindung mit Kindern. Kinderlachen ist unbelastet, frei und echt. Es steckt an, erleichtert, macht die Umgebung freundlich. Auch ein kleines Lächeln, dass Zustimmung, Wohlwollen oder Akzeptanz ausdrückt, gehört zu den Favoriten. Kleine Momente, die haften bleiben. Situationen, in denen ein Wort ein Kopfkino auslöste. Das Lachen ist mit der Arbeit nicht zu trennen, denn hinter der Arbeit stehen die KollegInnen, die letztendlich Mensch sind. Der Mensch braucht das Lachen, die kleinen feinen Aufheller, im täglichen Geschehen. Lachen ist soziale Interaktion in höchster Form. Eine Kollegin hat das schönste Lachen, dass sie persönlich erlebt hatte, besonders schön beschrieben – ganz im Sinne des sozialen Trägers: „Es war das letzte, gerade erlebte!“

zeit0415

Stadtteilzeitung Steglitz-ZehlendorfNr. 186 • April 2015

Herzlich Willkommen – aus der Flüchtlingsarbeit

szs_flüchtlinge1

Rund um die Turnhalle Lippstädter Straße

Der Einzug von 250 Flüchtlingen in die Turmhalle der Lippstädter Straße hatte über die Weihnachtsfeiertage 2014/2015 für viel Aufregung gesorgt. Die Halle war beschlagnahmt worden und als Notunterkunft eingerichtet. In der von jetzt auf gleich ausgerufenen Spendenaktion zeigte sich die Hilfsbereitschaft der Steglitz-Zehlendorfer in überwältigender Weise. Es konnte eine Spendenausgabe eingerichtet und die Menschen mit den ersten Dingen des täglichen Gebrauchs versorgt werden. Drei Monate später ist es ruhiger um diese Turnhalle geworden. Dies aber nur vordergründig, denn die Flüchtlinge wohnen immer noch dort und die Flüchtlingsarbeit um diesen Menschen zu helfen, geht unvermindert weiter.

Die dortige Flüchtlingsarbeit hat sich jedoch verändert und wurde den Bedürfnissen der Menschen in der Halle angepasst. Dazu haben sich insbesondere zwei Einrichtungen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. den Flüchtlingen geöffnet. Im „kieztreff“ in der Celsiusstraße 60 wird seit einigen Wochen jeden Freitag Nachmittag gemeinsam gekocht. In der Einrichtung, die von jeher sehr multinational geprägt ist, geht es an diesen Nachmittagen sehr lebhaft zu und gemeinsam mit Gästen, ehrenamtlichen HelferInnen und MitarbeiterInnen, werden Gerichte ausprobiert, Kaffee getrunken und so abwechslungsreiche Nachmittage verbracht. Wie willkommen diese Abwechslung im Hallenalltag ist, zeigen die immer wiederkehrenden Gäste. Das KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum in der Scheelestraße hat seine Türen ebenso geöffnet. Dieses Angebot wurde sehr schnell Bestandteil des Tagesablaufes der HallenbewohnerInnen. Täglich besuchen bis zu 35 Flüchtlinge das Haus, nutzen die angebotenen Freizeitmöglichkeiten und Spiele, um sich angenehm und angenommen die Zeit zu vertreiben.

Neben dem Freizeitaspekt wird in vielen anderen Bereichen geholfen. Veronika Mampel, Koordinatorin der Flüchtlingsarbeit im Stadtteilzentrum Steglitz e.V., hat sich beispielsweise dafür eingesetzt, dass die Kinder in der Halle zur Schule gehen können. Dies ist zum Teil gelungen und neben dem Schulbesuch nutzen die Kinder auch die vielen AG-Angebote im KiJuNa. Erste Impfungen haben stattgefunden, montags kommt eine Friseurin in die Halle, ein Deutschkurs für die Hallenbewohner findet regen Zulauf. Darüber hinaus müssen immer wieder viele Fragen beantwortet und Flüchtlinge, die neu eintreffen, mit Kleidung versorgt werden. Auch die Spendenausgabe hat sich verändert. Die Spendenannahme findet unverändert montags und freitags von 10.00 – 15.00 Uhr im KiJuNa statt. Insbesondere wird Herrenbekleidung gesucht, wovon immer zuwenig da ist. Aber auch Koffer, Taschen, Hygieneartikel für Männer und Frauen werden gebraucht. Und nicht zuletzt der Zucker, der für die süßen Getränke vonnöten ist.

Die Spendenausgabe fand anfänglich in zwei Räumen in der Halle statt. Diese Räume wurden als Spielzimmer für die Kinder umgestaltet und erfreuen sich großer Beliebtheit bei den kleinen Bewohnern. Die Spendenausgabe zog ins KiJuNa um, da aber auch hier die Räumlichkeiten begrenzt sind, wurde nach einer besseren Lösung gesucht. Die ist gefunden: In der Einkaufspassage, Celsiusstraße 66, wurde am 26. März eine kleine Trödelstube eröffnet. Dort finden bedürftige Menschen Damen- und Herrenbekleidung und auch eine schöne Bücherecke wurde gemütlich eingerichtet. Die Trödelstube steht allen Besuchern offen. Auch hier werden ehrenamtliche Helfer gesucht.

szs_flüchtlinge2

Ein nicht unerheblicher Aspekt dieser facettenreichen Arbeit ist die Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer, die Veronika Mampel gewinnen konnte. Ob im Bereich der Spendenausgabe, des Deutschunterrichts, im Spielzimmer oder bei sportlichen Aktivitäten im KiJuNa – die Ehrenamtlichen leisten wertvolle Hilfe, für die der Verein sehr dankbar ist. Dabei wird niemand einfach eingeteilt. Bei den regelmäßigen Helfertreffen im KiJuNa wird gemeinsam besprochen, welche Vorstellung die Freiwilligen mitbringen, wo ihre Stärken liegen und was sie gerne anbieten und tun möchten. Das wird abgeglichen mit dem Bedarf und in Wochenpläne eingetacktet, so dass jeder genau weiß, wo seine Hilfe benötigt wird. Zu diesen Treffen kann jeder kommen, der sich für die ehrenamtliche Arbeit interessiert. Das nächste Treffen findet am 10. April 2015 um 18.00 Uhr im KiJuNa, Scheelestraße 145, 12209 Berlin statt.

Die Turnhalle soll bis Ende April Notunterkunft bleiben, was aber noch offen ist. Auch wenn sie wieder als Turnhalle genutzt wird, wird die Flüchtlingsarbeit nicht enden. Die Erfahrungen, die hier gemacht werden, kann der Verein in die künftige Arbeit des sogenannten Containerdorfes am Ostpreußendamm mit einbringen. Die neue Wohnanlage ist für 350 Flüchtlinge ausgelegt und soll voraussichtlich, von der Neue Treberhilfe in Berlin gGmbH als Betreiber und dem Stadtteilzentrum Steglitz e.V. als sozialer Partner, Ende Mai/Anfang Juni eröffnet werden.

Früh übt sich – Ehrenamt mit 16 Jahren

Magdalena und Lina sind wie viele Jugendliche: neugierig auf die Welt, aufgeschlossen und verbreiten dieses „Mir gehört die Welt“-Gefühl um sich herum. Doch trotz dessen, dass sie zur Zeit sehr in die Schule eingespannt sind, nehmen sie sich für etwas Zeit, das eher wenige Jugendliche interessiert. Beide sind 16 Jahre alt, gehen in das 2. Semester (11. Klasse) des Lilienthal-Gymnasiums und engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit.

Über Magdalenas Mutter haben sie von der neuen Notunterkunft in der Turnhalle erfahren und auch, dass es dort die Möglichkeit gibt, sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren. Sie kamen mit der Mutter zu einem der ersten Helfertreffen im KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum. Bei diesem Treffen wurde besprochen, wer sich für welche Bereiche interessiert, welche Stärken er mitbringt und wo eingesetzt werden könnte. Damit begann ihre Arbeit bei der Spendenausgabe in der Halle, in der sie von nun an einmal in der Woche bereit standen. Insbesondere galt es hier, die Spendenausgabe zu regeln, darauf zu achten, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig im Ausgabe-Raum standen, zu helfen, wenn etwas bestimmtes gesucht wurde. Ein großer Teil der Arbeit bestand im Sortieren und Aufräumen der gespendeten Kleidung. Später, als die Spendenausgabe verlagert wurde, änderte sich ihre Aufgabe. Die Räume wurden in Spielzimmer für die Kinder umgewandelt und von nun an begleiteten beide Mädchen Flüchtlingskinder in ihren Spielen und beim Malen.

szs_flüchtlinge3

Sportliche Aktivitäten fallen ebenso in ihren Bereich. So haben sie beispielsweise mit Händen, Füßen und mit ein bisschen Englisch, den Flüchtlingen die Spielregeln für ein Frisbee-Spiel erklärt. Das hat viel Spaß gemacht und hat viel zu lachen gegeben. Mit den kleineren Kindern haben sie Seifenblasen aufsteigen lassen und auch dabei viel gemeinsamen Spaß erlebt. Kleine Beispiele ihrer Arbeit, die für alle ein großer Gewinn sind. Berührungsängste haben sie von Anfang an nicht gehabt. Zu Beginn haben sie viel beobachtet, aber schnell für sich festgestellt, dass ihnen alle Flüchtlinge in der Halle sehr freundlich und nett entgegengekommen sind. Lina erinnert sich, dass sie das erste Mal, als sie von der Halle nach Hause ging, gedacht hatte, dass es gar nicht schwierig gewesen sei.

Wenn sie in der Schule von ihrem Engagement erzählen, bekommen sie fast nur positive Rückmeldungen. Die meisten Mitschüler finden es gut, was sie machen, hinterfragen aber, woher sie die Zeit nehmen würden. Dabei sind es ja nur zwei Stunden in der Woche, die man gut aufbringen kann, sagen sie. Sie äußern Verständnis für Gleichaltrige, denn als Teenager hat man andere Sachen als zu helfen im Kopf. Für Magdalena und Lina ist es aber ziemlich normal anderen zu helfen. Sie haben beide nicht das Empfinden, etwas besonderes zu tun, räumen beide ein, dass sie sich keine großen Gedanken darüber machen, sie tun es einfach. Im Fach Politikwissenschaft haben sie das Thema im Unterricht behandelt und durch ein Referat über die Flüchtlingspolitik Deutschlands wertvolle Einblicke gewonnen. So haben sie auch in der Schule zu Spenden aufgerufen und große Unterstützung bei den Lehrern gefunden. Das hat nicht den Erfolg gebracht, den sie sich erhofft hatten, aber sie haben es versucht und hatten dabei ein gutes Gefühl.

Beide finden es wirklich wichtig, dass man anderen hilft und keine Angst davor hat. Die Flüchtlinge kommen aus anderen Ländern in denen Krieg herrscht und die hier ein neues Leben aufbauen wollen. Wer wirklich helfen wolle, könne sehr schnell eine Möglichkeit finden. Sich ehrenamtlich zu engagieren, hat sich Magdalena von der Mutter abgeschaut, die zum Beispiel ehrenamtlich eine Hausaufgabenbetreuung einer Grundschule betreut hat. Auch für Lina ist das nichts Neues, die u.a. schon einmal in einer Suppenküche geholfen hat. Helfen gehört zum Zukunftsplan beider Mädchen. Madalena möchte ein freiwilliges soziales Jahr nach dem Abitur machen. Lina plant ein Jahr mit „Work and Travel“ durch Amerika zu reisen. Und sollte die Halle als Unterkunft aufgelöst werden, dann findet sich ein anderer Bereich, in dem sie sich engagieren können – da sind beide sehr zuversichtlich.

Leitartikel der Homepage des
Stadtteilzentrum Steglitz e.V. vom 30. März 2015

Die Zeitung Nummer 374

annaschmidt-berlin.com_374

Nr. 374 macht sich auf den Weg

In der riesigen Produktionshalle der Druckerei steht ein Koloss von einer Maschine, der fünf Farbwerke verbindet und einfaches weißes Rollenpapier in bedruckte Zeitungsseiten verwandelt. Es ist laut in der Halle, denn verbunden mit dem Koloss sind weitere Maschinen und Förderwerke, die in einer Endlosschleife das Rollenpapier verarbeiten und am Ende fertig verpackte Zeitungsstapel produzieren und auswerfen. Es ist die Geburtsstunde der kleinen Stadtteilzeitung, die sich von hier aus auf ihren Weg zum Leser macht. In einem dieser Zeitungsstapel lag eines Tages eine kleine Zeitung, die gleich nach Entstehung eine unglaubliche Neugierde entwickelte, wohin ihr Weg sie führen würde. Sie war ungemein stolz auf ihre schönen gedruckten Buchstaben und bunten Bilder, die viele schöne Berichte auf ihren 12 Seiten zusammenfassten.

Doch zuerst führte der Weg der Zeitungen in der Druckerei zu einem großen Lastwagen. In dem war es ziemlich eng und voll, von oben und unten wurde gedrückt, alles war mit Zeitungsstapeln voll gepackt. Doch es half nichts. Die Lastwagen wurde geschlossen, Motorengeräusche waren zu hören und in schunkelnder Fahrt machten sich alle Zeitungsstapel auf ihren gemeinsamen Weg. Lange dauerte die Fahrt nicht. Der Laster hielt an, wurde geöffnet, Stapel für Stapel wurde in einen kleinen Raum getragen. Die Tür des Raums ging zu und erst einmal war Ruhe. Unsere kleine Zeitung schaute sich ein bisschen um und entdeckte ein Plakat auf dem in bunten Buchstaben stand: „Faschingsfest im KiJuNa“. „Aha, KiJuNa heißt das hier also,“ dachte sich die kleine Zeitung und überlegte, was das wohl war.

Als sich unsere kleine Zeitung gerade so richtig anfing zu langweilen, ging die Tür wieder auf. Zwei Männer kamen herein und besprachen sich, wie sie die ganzen Zeitungsstapel nun im Bezirk verteilen würden. Sie brachten die Stapel erneut in einen Wagen, diesmal in einen kleinen Transporter, der keine allzu lange Fahrt vermuten ließ. Unsere kleine Zeitung dachte sich ganz richtig, dass dies nun wohl der Zeitpunkt war, sich von seinen Brüdern und Schwestern zu verabschieden. Die Zeitungen hatten ja eine Aufgabe: Die Buchstaben und bunten Bilder, die sie trugen, ergaben spannende Informationen, die unbedingt einen Leser finden wollten. Recht hatte sie – nach kurzer Zeit trugen die beiden Männer mal hier, mal dort – immer ein, zwei, drei Stapel der Zeitungen in ein Geschäft, eine Bücherei, ein Bezirksamt oder eine Einrichtung. Bei den Einrichtungen stand immer Stadtteilzentrum auf einem Schild. Die mochte unsere kleine Zeitung, denn das Wort „Stadtteil…“ war ja auch ein Teil ihres schönen Namens. In einer dieser Einrichtungen wurde ihr Stapel schließlich auch gebracht. Dort war eine Frau, die die Männer sehr herzlich begrüßte und sich richtig freute, dass sie die neuen Zeitungen bekam. Als die Männer weiterfuhren, legte die Frau die älteren Zeitungen zur Seite und platzierte die neuen in einem schönen Stapeln bereit. Was wohl mit den älteren Zeitungen gemacht werden würde, überlegte sich unsere kleine Zeitung. Aber das vergaß sie recht schnell, denn nun war ja der Moment „ihren“ Leser zu finden in greifbare Nähe gerückt. Drei Geschwister lagen über ihr – oh, wie sie sich freute.

In der Einrichtung, in der die Zeitungen lagen, war ganz schön viel los. Männer, Mütter mit Kindern, ältere Frauen und Herren, alle aus aller Herren Länder. Die sprachen so viele unterschiedliche Sprachen, dass unsere kleine Zeitung sich immer freute, wenn sie entdeckte, dass die ganzen Menschen ja doch ihre Sprache, also ihre Buchstaben, verstehen und sprechen konnten. Eine Frau mit Kopftuch nahm die erste Zeitung und steckte sie ohne zu lesen ein. „Hm, liest sie bestimmt heute Abend“, dachte die kleine Zeitung, „noch zwei, dann bin ich dran!“ Die nächste Ausgabe nahm eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm und setzte sich ins Café. „Noch eine über mir,“ dachte die kleine Zeitung. Nach einer Weile kam ein ziemlich alter Herr mit Aktentasche. Der sah etwas grummelig aus. Auch er nahm sich eine Zeitung, schaute sich das große Titelbild an, las ein bisschen und fing an zu lächeln. „Aha, wir haben also die Kraft unsere Leser zum Lächeln zu bringen!“ dachte sich unsere Zeitung und konnte kaum mehr aushalten, da sie nun an der Reihe war.

Nun … es dauerte. Keiner kam und nahm sich die kleine Zeitung. Es wurde Nacht und wieder Tag. Die freundliche Frau kam zurück, schloss alles auf, kochte Kaffee, breitete das Frühstück vor für die Gäste in ihrer Einrichtung, die „kieztreff“ hieß. Zu ihr kam eine zweite Frau und sie unterhielten sich, dann kam ein Mann, der sich an die Theke setzte. „Jetzt,“ dachte sich die kleine Zeitung, „gleich entdeckt er mich!“ und tatsächlich zog der Mann die oberste Zeitung zu sich heran. Fing an zu lesen, blätterte, las weiter, blätterte … oh, wie wohl fühlte sich die kleine Zeitung. Schließlich zog der Mann einen Kugelschreiber aus seiner Tasche, klappte die Zeitung zu und schrieb in die obere Ecke „374“. Faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in seine Jackentasche.

„Ich bin jetzt also die Zeitung Nr. 374.“ überlegte sich unsere Zeitung. „Was das wohl zu bedeuten hat?“ Aber das überlegte sie nicht lange, denn der Mann machte sich auf den Weg und unsere Nr. 374 freute sich auf die Dinge, die sie nun mit dem Mann erleben würde …

Familie Glück und Nummer 374

Der Mann, der die Zeitung mit der Nummer 374 mitgenommen hat, heißt Herr Glück. Er ist der Vater von Jule und Paul und wohnt mit Frau Bärbel und Schwiegermutter Else zusammen in einem kleinen Haus in Lichterfelde. Ab und zu geht er in den „kieztreff“, trink dort einen Frühstückscafé, liest etwas in der Zeitung, bevor er sich auf den Weg zur Arbeit macht. In seinem Garten steht eine riesengroße Lärche, die mit der Zeit sehr krumm gewachsen ist und er Befürchtungen hat, dass sie irgendwann umfällt. In der kleinen Zeitung hatte er in einem Beitrag gelesen, dass man unter bestimmten Voraussetzungen solch einen Baum fällen darf. Eine Amtsnummer, die Auskunft geben kann, stand auch in dem Artikel, Durchwahl -374. Dort wollte er anrufen und sich erkundigen.

Als Herr Glück am Abend nach Hause kam, hatte er seine Informationen bekommen. Die Lärche gehört nicht zu den geschützten Baumarten in Berlin, also durfte sie ohne Genehmigung und Ersatzbepflanzung gefällt werden. Herr Glück hängte seine Jacke an den Garderobenhaken, sah die kleine Zeitung in der Tasche, die er nun ja nicht mehr brauchte und legte sie auf den Beistelltisch. Er begrüßte seine Familie und freute sich auf einen schönen Abend zuhause. Natürlich erzählte Herr Glück davon, dass die Lärche gefällt werden dürfe und man nun schauen müsse, wer so etwas machen kann. Frau Glück, die ja die Pläne den Baum zu fällen kannte, hatte sich schon einmal online umgeschaut, was man statt dessen dort pflanzen könne. Verliebt war sie in einen Ginkgobaum, der zwar auch ein Nadelgehölz ist, aber doch Blätter hat. Gefallen hat ihr besonders, dass der Ginkgo als Lebensbaum gilt und seinen Blättern eine große Heilwirkung zu gesprochen wird.

Später, als Frau Glück schlafen ging, kontrollierte sie noch einmal die Haustür. Dabei fiel ihr Blick auf die kleine Zeitung auf dem Beistelltisch oder besser gesagt, auf die Nummer auf der kleinen Zeitung auf dem Beistelltisch. 374 … was hatte denn nun das zu bedeuten. 374 war genau die Online-Bestellnummer für einen Ginkgo-Baum. Sie nahm die kleine Zeitung in die Hand, blätterte sie durch und überlegte. Bestimmt wollte sie ihr Mann mit dem schönen Baum überraschen und da er sich keine Zahlen merken konnte, hatte er sie hier aufgeschrieben und vergessen einzustecken. Aber hatte sie tatsächlich die Nummer in dem Gespräch erwähnt? Nun, das wusste sie nicht mehr und legte die Zeitung gedankenverloren in die Schublade darunter.

Das gefiel der kleinen Zeitung nun nicht. In der dunklen Schublade konnte sie keiner sehen. Sie wollte gelesen werden und erst nach ein paar Tagen, in denen sie außerhalb viele Geräusche gehört hatte, zog jemand die Schublade wieder auf. Das Gesicht von Oma Else war zu sehen. Die suchte ihren Schlüssel – wieder einmal – und hoffe ihn in der Schublade zu entdecken. Da war er nicht, aber die Zeitung kannte sie nicht und beschloss, sie sich zum Kaffee anzuschauen. „Endlich wieder jemand der mich lesen möchte,“ stellte die kleine Zeitung zufrieden fest. „Ich kam mir schon wie Altpapier vor!“ … am Nachmittag war es dann soweit. Oma Else machte es sich auf der Terrasse gemütlich, legte sich die Zeitung und ihr Strickzeug bereit, dann machte sich eine schöne Tasse Kaffee. Sie las in der Zeitung, die sich nun so richtig wohl und beachtet vorkam. Alle Beiträge hatten etwa das gleiche Thema. Es ging in der ganzen Zeitung um „Nachhaltigkeit“. Ein ganz modernes Thema, das davon handelt, wie wir unsere Bedürfnisse und unseren Verbrauch so ändern, dass wir die Welt nicht zu sehr belasten und für unsere Nachkommen erhalten. Oma Else las alles durch und legte die Zeitung später zufrieden zur Seite. 374 … sie nahm ihr Strickzeug in die Hand, blickte aber immer wieder auf die 374, die auf die Zeitung geschrieben stand. War sie beim Stricken tatsächlich in Reihe 374 stehengeblieben? Nun, Oma Else grübelte nicht lange und legte los … Reihe 375, 376, 377 … die kleine Zeitung lag zufrieden auf dem Tisch … durchgelesen!

Etwas später am Nachmittag setze sich Paul zur Oma und erzählte ihr, was er am Nachmittag mit seinem Freund Jasper erlebt hatte. Die beiden Jungen waren zum Weiher gefahren und hatten dort ihre Boote fahren lassen. Paul war so stolz auf sein selbstgebautes Boot, das aber etwas langsamer als Jaspers Boot war … Jasper hatte Model 374 – als Paul die Zahl in der oberen Ecke auf der kleinen Zeitung sah, erschrak er so heftig, dass er gegen den Tisch stieß und sein Saftglas umstieß. Na, was für eine Freude. Oma Else sprang auf und rettete vor dem Saft was sie halten konnte. Paul holte einen Lappen und so hatten sie schnell wieder alles in Ordnung gebracht. Nur die kleine Zeitung sah jetzt nicht mehr so fein aus. Else legte sie schnell zur Seite auf die Fensterbank, wo sie trocknen konnte. „Was ist nur mit dir los, Paulchen,“ schimpfte Oma Else, „manchmal bist du wirklich ungeschickt.“ Paul hörte das nicht. Er überlegte, warum die Nummer mit seinem Wunschmodel auf der Zeitung gestanden hatte. Ob sich da wohl jemand Gedanken für seinen Geburtstag gemacht hatte?

Am frühen Abend kam die ganze Familie auf der Terrasse zusammen. Die Mutter hatte für alle etwas zu essen bereit gestellt, alle hatten etwas über den Tag zu erzählen und unterhielten sich angeregt. Bis Oma Else anfing vom Nachmittag und dem umgeschubsten Saftglas zu erzählen. Sie beklagte sich, dass das Strickzeug ja doch ein paar Spritzer von dem Saft abgekommen hatte und nun ganz klebrig sei. „Aber,“ beschwerte sie sich, „ist ja eh wurscht. Ich hab bei Reihe 374 weitergestrickt, weil das auf der kleinen Zeitung stand. Als ich den Fehler gemerkt hatte, war ich im Muster schon viel zu weit. Jetzt muss ich wieder alles aufmachen und neu anfangen.“ „Äh, 374. Auf der kleinen Zeitung? Das war doch nur die Durchwahl für das Grünflächenamt, weil ich wissen wollte, ob wir die Lärche fällen dürfen. Sonst würde die ja immer noch dort stehen!“ sagte Herr Glück ganz verwundert und schaute in die großen Augen seiner Frau. „Wie, Durchwahl,“ , meinte sie. „War das nicht die Online-Bestellnummer für meinen neuen Ginkgo-Baum? Hast du ihn nicht bestellt?“ Die Eltern schauten sich fragend an und wieder zur Oma, die leise vor sich hin schimpfte und irgendwas von mangelnder Kommunikation in der Ehe erzählte. Und Paul … tja, der schaute ebenso verwundert, nein eher enttäuscht, und erzählte mit leiser Stimme ebenfalls von seiner Verbindung zu Nummer 374 … Sprachlosigkeit in der Familie und jeder hing seinen Gedanken nach. Der Vater fragte mit einem Mal, wo eigentlich Jule ist. „Jule wird ja wohl nichts mit 374 zu tun haben … Jule!“ rief er laut.

Jule meldete sich … im hintersten Winkel des Gartens, dort wo vorher die Lärche gestanden hatte, war sie auf dem Boden beschäftigt. Das interessierte dann doch alle und sie gingen zu ihr hinüber. Jule buddelte in der Erde. „Schau mal, Mama. Ich habe diese kleine Kastanie im Park gefunden. Die hat ausgekeimt und ist schon so groß. Wenn ich sie im Park gelassen hätte, wäre sie bestimmt kaputt gegangen. Wir haben doch jetzt den Platz, wo die Lärche weg ist.“ Jule schaute alle mit strahlendem Gesicht an. Herr und Frau Glück konnten sich ihr Lächeln nicht verkneifen und Paul meinte dazu: „Ich weiß jetzt, was Jule mit der kleinen Zeitung Nummer 374 zu tun hat. Schaut mal zu der Erde. Jule hat Zeitungsschnipsel mit eingegraben.“ „Warum hast du das denn gemacht?“ fragte die Oma. „Na, in der Schule im Hort haben wir heute gelernt, dass Zeitungspapier aus Bäumen gemacht wird. Und als ich vorhin mit der Kastanie gekommen bin, habe ich die nasse Zeitung gesehen. Die kann ja keiner mehr lesen.“ „Dann hat der kleine Baum ja genügend Lesestoff und wird bestimmt ein schlauer Baum,“ lachte die Oma und auch die anderen mussten jetzt alle lachen. 374 – eine einfache Zahl auf so einer kleinen Zeitung und jeder hatte damit etwas zu tun. „Ach, Paulchen, natürlich bekommst du dein Model Nr. 374 zum Geburtstag. Das Geld für den Ginkgo haben wir ja jetzt eingespart, dank Jule und der kleinen Zeitung!“

Die kleine Zeitung war zufrieden – zwar in kleine Schnipsel zerrissen, aber sie hatte alles erlebt, was so eine Nr. 374 erleben kann. Eines Tages würde sie wieder ein großer starker Baum sein, der sicherlich nicht zu Zeitungspapier verarbeitet werden würde!

papierpaten_gesch.stelle_49
Die Geschichte von Nr. 374 ist im Zusammenhang mit dem Papierpaten-Projekt des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. entstanden. Eine schöne Projektbeschreibung findet sich in diesem Beitrag: Neue KollegInnen in der Geschäftsstelle

Dem Kiez ein Gesicht geben und feiern!

SzS_kiezfest_lb_szs13_2014

Mit dicken Regentropfen hat es angefangen, aber das sollte nicht so bleiben. Am Runden Tisch im Gutshaus Lichterfelde entstand die Idee ein Kiezfest auf dem Ludwig-Beck-Platz zu feiern und nun war es soweit. Ging der Aufbau der Marktstände noch mit Schirm und etwas schnelleren Schritten vonstatten, kehrte sich das Bild sehr schnell um. Pünktlich zum Festbeginn um 15.00 Uhr riss die Wolkendecke auf und die Sonne hatte beschlossen mitzufeiern. Mit dem Sonnenschein kamen die Besucher und der Ludwig-Beck-Platz in Lichterfelde füllte sich sehr schnell mit Leben.

SzS_kiezfest_lb_szs21_2014

Jeder, der im unmittelbaren Kiez ein Geschäft, eine Einrichtung, eine Organisation vertritt, war aufgerufen teilzunehmen. So waren im Vorfeld die Stände schnell vergeben und bunter hätte die Mischung nicht sein können. Am 20. September wurde gefeiert und mit dem guten Wetter bevölkerten bald Nachbarn, Gäste und Teilnehmer den sonst eher ruhigen Platz. Information, Kennenlernen, Austausch und Gemeinsamkeit stand im Mittelpunkt des Nachmittags und wurde an 15 Marktständen präsentiert. Thomas Oppen und Jens Ihmann vertraten am ersten Stand die IhmannOppen GmbH. Design ist das große Thema der Firma, was sich in Produktdesign, Druck- und Webdesign widerspiegelt. Sie stellten ihre Ravensburger Spielfiguren vor und das Schachspiel für Kinder. Immer wieder standen die kleinen Besucher vor den hübschen Tierfiguren, deren Geräusche man mittels einem Stift hören kann. Auch das Schachspiel fesselte Kinder wie Eltern gleichermaßen. Frau Evouli Thiemer und ihr Mann vertraten die Markttreibenden des Platzes, die am Vormittag schon ihre Waren angeboten hatten. Sie warben für mehr Interesse und besonders für ein größeres Angebot auf dem Samstagsmarkt. Dies ist in der Nachbarschaft sehr gewünscht, denn besonders die älteren Anwohner erinnern sich gerne an den früher belebten Wochenmarkt. Und sehr oft vernahm Familie Thiemer die Aussage, dass Besucher gar nicht wussten, dass dort überhaupt ein Markt angeboten wird. Gleich daneben konnte man den Stand des Netti 2.0 besuchen. Andreas Oesinghaus und Roman Tismer stellten die kleine Internetwerkstatt am Hindenburgdamm 85 vor. In Verbindung mit dem gemeinnützigen Verein Computerbildung e.V. bieten sie allen Nutzern von digitalen Medien, Hilfe, Information und Unterstützung an PC und Laptop. Der geöffnete PC auf dem Tisch, der sein Innenleben preisgab, lud so manchen Besucher zu einem kleinen Fachgespräch ein. Am nächsten Stand stellte sich das Einwohnerheim in der Klingsorstraße vor. Eine kulinarische Mischung von Speisen unter anderem aus Ägypten und Syrien, zeigte die kulturelle Vielfältigkeit, die das Haus zu bieten hat und machte es fast unmöglich vorbeizugehen ohne zu probieren. Besonders schön war, dass dies kein Informationsstand war – hier konnte man sich kennenlernen, Kontakte knüpfen, Interessantes aus dem Haus erfahren. Die vielen Bewohner mischten sich mit ihren Kindern unter die Gäste und wurden eine große, bunte Bereicherung in der Vielfalt der Besucher. Gleich daneben standen Anna Blauert und Regina Hahn von der Seniorenresidenz Bürgerpark GmbH – Haus Steglitz, gleich an der Ecke der Klingsorstraße 121 bereit. Alles was sich um die Pflege im Alter und entsprechender Vorsorge drehte, konnte hier fachkompetent und sympathisch erfragt werden.

SzS_kiezfest_lb_klingsor8_2014

Die Stadtteilgruppe Steglitz-Zehlendorf des ADFC ließ es sich ebenfalls nicht nehmen für ihr Anliegen zu werben. Bei den Treffen der Stadtteilgruppe, die sich jeden ersten Donnerstag im Gutshaus Lichterfelde trifft, sind interessierte Radlerinnen und Radler jederzeit gerne gesehen. Am nächsten Stand wurde es politisch, was so aber nicht ganz stimmt. Die CDU Lichterfelde warb für Bürgernähe und das Bürgerbüro am Hindenburgdamm 80. Christian Goiny und Heiko Köpke standen für Fragen bereit. Besondere Attraktion an dem Stand war an diesem Tag aber das Glücksrad, an dem so manch kleiner Gewinn erdreht werden konnte. Die Kieferorthopädische Praxis Kolberg am Hindenburgdamm 106 konnte so manches zur gesunden Ernährung und Zahnkunde beitragen. Dies natürlich mit Rätseln und Spaß. Unterstützt wurde Andrea Kohlberg durch ihren Mann, Marc Kohlberg, der den Besuchern eine besondere Attraktion bot: Eine Runde auf dem Platz mit einem Segwheel fahren – die beiden Räder mit Lenkstange waren den ganzen Nachmittag im Einsatz. Immer wieder konnte man staunen, wie schnell Interessierte nach einer kleinen Probe auf dem kleinen Gefährt schon eine Runde über den Platz fahren konnten.

SzS_kiezfest_lb_kolberg6_2014

Faszination Netzwerken war das zentrale Thema des Standes an dem Silke Landgraf mit Mann und Michael Ebbinghaus zu Austausch, Kommunikation und Kennenlernen einluden. „Kontakte knüpfen – Kontakte pflegen“ ist der Leitspruch des berlinweiten Netzwerks, dass allen Bürgern offen steht. Einen Schritt weiter kamen wieder die Kinder zum Zuge. Antonija Soldo und Joanna Konojacky, Erzieherinnen der Kita Schlosskobolde im Gutshaus Lichterfelde, schminkten viele kleine Prinzessinnen, Elben, kleine Helden und wilde Tiere. Die wartenden Eltern bekamen gleich daneben ein Stück leckeren Kuchen aus dem Nachbarschaftscafé des Gutshauses und auf Wunsch Informationen und Auskünfte über das Stadtteilzentrum Steglitz e.V., dass den organisatorischen Rahmen für das Fest geboten hatte, und den Runden Tisch im Gutshaus Lichterfelde.

SzS_kiezfest_lb_szs18_2014

Unterbrochen wurde die Standreihe vom kleinen Pavillon auf dem Ludwig-Beck-Platz. Eigens für diesen Nachmittag öffnete Herr Friedl den Betrieb, so dass alle Besucher eine schöne Tasse Kaffee oder die Kinder ein Eis bekamen. Die JFE Jugendfreizeiteinrichtung Albrecht Dürer und der Schülerclub Memlinge teilten sich einen Stand und boten unter anderem mit Klingeldraht, Riechspiel, Suchtbrille, verschiedene Spiele an und stellten sich allen Fragen zur Einrichtung oder grüßten die vielen Freunde und Bekannten des Hauses, das auf eine lange Tradition im Kiez zurück blicken kann. HiBuDa ist die Abkürzung für die Händlergemeinschaft am Hindenburgdamm. Jeder im Kiez kennt ihre Geschäfte und nutzt sie. Thomas Gralla (Buchhandlung Gralla), Annegret Lenz (Tintenfass und Feder), Detlev Bosse (Eisenwarenhandel Bosse), Jürgen Nastali (Farben, Lacke, Tapeten) und Caroline Sahmel (CS-Haarstudio) setzten ein deutliches Zeichen, dass Kieznähe und Handel unbedingt zusammengehören. Herr Nastali mischte das ganze Fest hin und wieder sehr gekonnt und sympathisch mit seinen Klängen auf der großen Conga auf. Und weiter ging es mit der Paulus-Gemeinde, die unterstützt mit einer netten Bowle die Arbeit der Kirchengemeinde und der Bücherstube vorstellten. Auch an diesem Stand war ein reges Kommen und Gehen zu beobachten – man kennt sich, grüßt sich, unterstützt und freut sich über Gemeinsamkeiten. Den gekonnt orangeroten Abschluss boten die Piraten Partei mit ihrem Stand, der konsequent dekoriert war. Sie hatten den Hit in der Sicht der Kinder zu bieten: Lange orangerote Luftballons, die in Form von Tieren, Blumen und Laserschwertern den Markt in Kinderhänden orange gestalteten. Und so mancher Laserschwert-Kampf wurde ausgefochten, der vielen Erwachsenen ein Lächeln entlockte.

SzS_kiezfest_lb_klingsor6_2014

Die bunte Mischung der Stände, die Vielzahl der Besucher und die schöne Atmosphäre des Festes sind besonders zu betonen. Es kam sehr gut an und viele Besucher entdeckten Bezüge zum Kiez, die sie vorher nicht hatten. Auch unter den Teilnehmenden entstand eine Vertrautheit, der Kiez bekam ein Gesicht. Zum Beispiel werden sich Herr Nastali von der HiBuDa und Herr Oesinghaus von ComputerBildung e.V. sicherlich noch lange und fröhlich an ihr gemeinsames Spiel auf der Conga erinnern. Überall saßen die Besucher in Gruppen zusammen, überall fanden Gespräche und Kinderspiel statt. Die jungen Männer aus dem Einwohnerheim hatten Musik mitgebracht und auch kleine Tanzeinlagen trugen zur fröhlichen Stimmung bei. An den Ständen konnte durchgehend ein reges Treiben beobachtet werden. Besonders gefreut hat die Teilnehmenden auch der Besuch von Frau Richter-Kotowski, Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienst, die für jeden Stand einen aufmerksamen Blick und nettes Wort hatte.

SzS_kiezfest_lb_klingsor11_2014

Dem Anliegen des Festes, für die Wiederbelebung des schönen Platzes zu werben, den Runden Tisch im Gutshaus Lichterfelde bekannt zu machen und den Teilnehmenden eine bürgernahe Plattform zu geben, konnte in schöner Stimmung Rechnung getragen werden. Ob Firma, Handel, Verein oder Partei – es sind Menschen, die dahinter stehen, die sich bekannt machen möchten, untereinander kennenlernen wollen, gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen – letztendlich mit dem gemeinsamen Ziel, dass sich alle im Kiez wohlfühlen und jeder weiß, wer was macht und wofür er steht. An den Ständen standen am Nachmittag bunte Spendendosen bereit, die eine kleine hübsche Summe ergaben. Davon wird im Rahmen des Runden Tisches den Kindern des Einwohnerheims ein Spielzeugwunsch erfüllt. Am Runden Tisch werden wir weithin überlegen, wie man die Bewohner des Kiezes für diesen Platz begeistern kann, sie aus den Häusern bekommt und so Gemeinschaft und Kiezgeschehen fördern kann. Interesse und Bereitschaft dazu ist reichlich vorhanden, das hat das Kiezfest deutlich zeigen können. Berlin ist zwar eine Großstadt, doch hat jeder Kiez sein eigenes Flair und diesmal bekam er Gesicht, Geselligkeit und ein schönes Miteinander. Auf die Wiederholung des Festes im nächsten Jahr darf man sich jetzt schon freuen – und wer mitmachen möchte – am Runden Tisch ist immer ein Platz für Sie frei!

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. vom 25. September 2014

Mein digitaler Chef

annaschmidt-berlin.com_mac-tm_web

Jeder kennt einen, arbeitet mit einem, hat sich schon mal über einen geärgert, muss sich wohl (-überlegt) mit ihm arrangieren, muss ihm seine Arbeitsleistung bestmöglich verkaufen und freut sich über sein Lob. Jede Firma, Institution, jedes Amt, jeder Verein hat einen. Jeder Arbeitsprozess und jedes Arbeitsverhältnis wird durch ihn beeinflusst – vom Chef. Und so unterschiedlich die Arbeitsbereiche sind, sind auch die Chef’s. Großer Chef, mittlerer Chef, kleiner Chef. Unter ihnen die Gelassenen, die Choleriker, die Kontrolleure, die Kumpels, die Despoten, die Innovativen, die Wortgewaltigen, die Darsteller und viele, viele andere mehr. Und jeder von uns kann seine persönliche Chef-Geschichte erzählen – ich auch … ich hab nämlich einen digitalen Chef!

Was ein digitaler Chef ist? Ein Mensch aus Fleisch und Blut, wie alle, nur mit einer unverbesserlichen Energie bei allen digitalen Entwicklungen in der ersten Reihe mitzumachen. Eigentlich hat das bei ihm ja ganz harmlos angefangen. Am Anfang gab’s einen Computer – Arbeitsmittel, E-Mail – Kommunikationsmittel und so ein Internet mit Homepages – Informations- und Selbstdarstellungs-Tool. Er erkannte wohl ziemlich schnell deren Vorteile gegenüber Schreibmaschine, Brief und Visitenkarte. Das ging alles schneller und bequemer und wie jeder gute Chef, hat er auch schnell die Vorteile für unsere Arbeitsprozesse und den Bekanntheitsgrad im Netz realisiert. Folglich war die unmittelbare Auswirkung des Ganzen, dass wir ein Verein sozial arbeitender Menschen geworden sind, die sich mit solchen technischen Sachen auskennen – müssen! (Anm. d. Red.: Der Verein ist das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. – ein sozialer Träger mit Einrichtungen von Kindertagesstätten bis zum Seniorenzentrum – Infos: Link anklicken.)

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja – sozial und technisch … Passt nicht? Passt doch, denn bei so vielen Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, entsteht ein erheblicher Verwaltungsaufwand, der auf diese Weise effizient bewältigt werden kann. Sowohl personaltechnische Angelegenheiten, als auch die Verwaltung z.B. aller Kinder, die unsere Kitas, Schul- oder Jugendeinrichtungen besuchen, sind bestens eingetacktet. Chef beobachtete wohlwollend – vorerst.

Na, jedenfalls hat der Chef wohl was richtig gemacht, denn der Verein wurde größer und größer und aus einer Handvoll Mitarbeitern und Einrichtungen, wurde bald ein ganzer Bienenkorb. Die Folge war Zeitnot, denn anders als bei der Bienenkönigin bringen die Bienen nicht nur alle was, die wollen auch alle was. Gar nicht mehr so einfach das Ganze zu managen, weshalb Chef sich mit Arbeitseffizienz auseinandersetzen musste. So begründet hat er seine Bibel gefunden (Keine Sorge – es geht nicht religiös weiter). Bibel heißt bei ihm GTD – „Getting things done“ von David Allen. Auf deutsch: „Wie ich die Dinge geregelt kriege“. Ich behaupte mal, wir finden kaum einen Kollegen bei uns, der nicht weiß, was das ist. Alle Arbeitsprozesse werden in eine bestimmte Reihenfolge gebracht, die immer einen guten Überblick und ein ruhiges Gewissen verschaffen. Gar nicht so verkehrt die Idee, die er uns sehr ans Herz gelegt hat. Klagt mal einer über Chaos am Arbeitsplatz, ernten wir ein müdes Lächeln vom Chef.

GTD war denn der letzte Auslöser für die chefliche Digitalisierung. Sehr bald war er der E-Mail-Flut überdrüssig und fand eine Internetseite, die ein innerbetriebliches Netzwerk anbot. Mein Pech war dabei nur, dass ich an der Presse- und Öffentlichkeitsstelle sitze – also war es mein Job das Teil auszuprobieren. Ok – anmelden, KollegInnen einladen und hartnäckig darüber kommunizieren. Es hat, schätze ich mal, ein Jahr gedauert, bis auch der letzte Zauderer geglaubt hat, dass das Netzwerk wirklich nur für uns ist und – dass tatsächlich weniger E-Mails von KollegInnen zu beantworten waren. Nun konnten wir Sachverhalte, Projekte, AGs oder einfach mal Spaß gleich mit allen Mitarbeitern teilen. Gut so … Chef zufrieden – kurzfristig.

Ich spreche jetzt mal nicht von den ganzen Netzwerken, in denen ein moderner Verein heutzutage vertreten sein sollte – Chefmeinung. Meine zweijährige hartnäckige Weigerung in ein sehr bekanntes Netzwerk mit F einzutreten, scheiterte am Chefwunsch, dort eine Vereinsseite zu haben. Angemeldet und – hm – Spaß dran gewonnen. Auch in den anderen Netzwerken sind wir prima vertreten. Einen Überblick, wo ich überall angemeldet bin, kann ich spontan nicht geben. Anmelden, ausprobieren, schauen, ob das was für uns ist. Wir sind dabei und machen mit – wo’s sinnvoll ist und nutzt und – Chef gefällt – einstweilen.

Immer wieder kommt er mit neuen schönen Programmen, die uns die Erfüllung und Erleichterung unserer Arbeitswelt geloben. Haben wir eins begriffen und gelernt, integriert oder verworfen, hat er schon wieder eine neue Idee. Aufmerksamkeit ist immer geboten, wenn ich in einem Netzwerk von ihm lese: „Hat jemand schon mal Sowieso ausprobiert und kann mir dazu was sagen?“ Das bedeutet mit ziemlicher Sicherheit, dass er nicht lang danach um die Büro-Ecke kommt und sagt: „Probier mal“. Zugeben muss ich dabei: Hab ich eine Frage dazu oder bekomme ich irgendetwas nicht gleich hin, er weiß es. Also, was er uns zumutet, hat er auch probiert, studiert und eingesetzt. Chef bloggt, postet, schreibt, kommentiert, netzwerkt und ist digital an vorderster Front – früher nannte man die Pioniere. Neulich hatte er Urlaub – das bedeutet Luft im Netz zu suchen. Ganz gefährlich bei digitalen Chefs. Und wie erwartet, stand dann auch bald zu lesen, wie begeistert er von einem neuen Aufgabenprogramm ist. Und wie erwartet … wer probiert es jetzt aus? Wir … Chef freut sich! 🙂

Ok, zugegeben, der Nutzen ist sehr groß und letztendlich machen viele Programme ganz einfach Spaß. Auch ist es ein gutes Gefühl, für einem Verein zu arbeiten, der diesen Dingen sehr aufgeschlossen ist, optimalen Nutzen daraus zieht und eine sehr modere Einstellung dazu hat. Ich stelle mir insgeheim immer vor, dass seine erste Frage bei potentiellen Bewerbungsgesprächen nur heißen kann: „Lieben Sie ihren Computer?“. Tue ich und sitze eigentlich am richtigen Platz, probiere auch gerne aus. Aber nun hat er es doch einmal geschafft, mir den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben … Da hat er gepostet (so nennt man das): „Hypereffizienz hätte er noch nicht in seiner Zielplanung gehabt“ und einen Artikel dazu von einer Seite, die sich mit Arbeitseffizienz beschäftigt. – Hypereffizienz – Chef bitte … du musst nicht alles ausprobieren!

Zur Person: Thomas Mampel ist Sozialarbeiter und Unternehmer und versteht sich als social entrepreneur. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., Mitgründer und Mitbetreiber des sozialen Netzwerkes “socialNC – soziales engagement 2.0″ und geschäftsführender Gesellschafter der .garage berlin GmbH und Gründungsmitglied und Vorstand des gemeinnützigen Vereins Computerbildung e.V.. In seinem Blog „mampel’s welt“ will er seine Sicht auf die Welt – insbesondere zu den Themen “Soziale Arbeit und soziale Netzwerke”, “soziales Unternehmertum” und “Entwicklung der sozialen Arbeit” – zur Diskussion stellen. Außerdem ist er …

… mein Chef! 🙂

Warum machst du das eigentlich?

annaschmidt-berlin_stadtteilzeitung

„Warum machst du das eigentlich“, fragte mich eine Bekannte und ihr Unverständnis in der Stimme war deutlich zu hören. Im ersten Moment war ich verwirrt, bis ich verstand was sie meinte. Ich hatte mich beklagt, dass ich trotz Müdigkeit am Abend noch eine ehrenamtliche Arbeit für den Sportverein meiner Kinder fertig bekommen musste. Ja, warum macht man das eigentlich. Warum engagieren sich manche Menschen ehrenamtlich, obwohl vordergründig keine Vorteile daraus ersichtlich sind. Ein Ehrenamt hat immer etwas den Ruf, dass man mehr investiert als man zurück bekommt. Also muss es andere Gründe geben, warum sich viele Menschen engagieren und so einen wertvollen Beitrag in allen gesellschaftlichen Belangen leisten. Ehrenamtlich Engagierte als blauäugig oder Weltverbesserer abzutun wäre zu leicht.

In einem Bereich meiner Arbeit wechsele ich die Rolle der selbst Engagierten, in die Rolle derjenigen, die ein Ehrenamt anbietet. Mein Arbeitgeber ist das Stadtteilzentrum Steglitz e.V., ein sozialer Verein mit Einrichtungen von der Kita bis zum Seniorenheim. Mein Arbeitsbereich ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In diesem Rahmen begleite ich ein Projekt, das ohne ehrenamtliche MitarbeiterInnen in dieser Form nicht denkbar wäre – die Stadtteilzeitung Steglitz-Zehlendorf. Die erste Stadtteilzeitung erschien im März/April 1996 und hieß damals noch “Nachbarschaftsbote”. Die ersten Ausgaben wurden auf einem Kopierer vervielfältigt, aber im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zur Stadtteilzeitung und veränderte viele Male ihr “Gesicht”. Nach einer sieben monatigen Zeitungspause durfte ich an diesem Projekt ab April 2003 teilhaben. Schaut man in das Impressum der ersten Ausgaben 2003, so findet man vornehmlich MitarbeiterInnen des Stadtteilzentrums, was sich aber in den folgenden Ausgaben sehr schnell ändert. Das Impressum füllte sich sehr bald mit den Namen ehrenamtlicher RedakteurInnen, die uns nun zum Teil schon über sehr viele Jahre begleiten.

Die Gründe in diesem Bereich mit Ehrenamtlichen zu arbeiten sind vielfältig. Einer davon ist der zeitliche Aspekt. In der täglichen sozialen Arbeit ist zum einen viel zu tun und zum anderen fällt es MitarbeiterInnen schwer zu erkennen wie erzählenswert ihre Arbeit ist, die sie als Selbstverständlichkeit ansehen. Geht ein Kind glücklich nach der Hausaufgabenbetreuung nach Hause, ist das für „Zeitungsmacher“ eine Geschichte wert. Der Mitarbeiter sieht eher die erfüllte Pflicht, die schwer in Worte zu fassen ist. Der Blick des Ehrenamtlichen von außen, lässt es dann wiederum zu einem Bericht werden. Hinzu kommt die Vielfältigkeit der Stadtteilzeitung, die aus allen Bereichen des Bezirks berichtet. Nicht nur eigene Einrichtungen, auch Kooperationspartner, Initiativen, der Bezirk, Privatpersonen, Schulen, Aktionen, Projekte … jeder kommt zu Wort, der sich an die Redaktion wendet und die moralischen Grundsätze der Zeitung einhält. Diese Vielfältigkeit zu bedienen ist nur durch ehrenamtliche Redakteure möglich, die aus allen Bereichen des Bezirks kommen. Sie sind nicht nur die Berichtenden, sondern zugleich auch diejenigen, die Hinweise geben, worüber wir berichten sollten. Seit einigen Jahren arbeiten wir in der Redaktion in jeder Ausgabe mit Themenschwerpunkten, wie zum Beispiel Familie, Bildung, Jugend, Sport, Nachhaltigkeit. Auch diesbezüglich offerieren die RedakteurInnen die notwendige Vielfalt. Durch die Unterschiedlichkeit ihrer Persönlichkeiten bekommen die Themenschwerpunkte verschiedene Gewichtungen, die eine abwechslungsreiche Zeitung möglich machen.

Die Redaktionssitzungen sind spannend. Denn auch wenn sich das Team meist schon lange kennt, gibt es immer wieder Diskussionen, die verschiedene Standpunkte und Sichtweisen unter einen Hut bringen müssen. Es muss ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, der eine gemeinsame Zeitungsausgabe möglich macht. Die Gründe über teils viele Jahre in diesem Team mitzuarbeiten sind unterschiedlich. Dank und große Wertschätzung hat einen hohen Stellenwert. Es ist eine fruchtbare Arbeit, abwechslungsreich und spannend und letztendlich erfüllt es ja auch mit Stolz, zu wissen, dass der eigene Artikel 10.000 mal im Bezirk gelesen wird. Es ist ein Team, das über die Zeit gelernt hat, die Eigenheiten, Schwächen und Stärken der anderen zu schätzen.

Meine KollegInnen erfreuen sich ebenso der Unterstützung durch Ehrenamtliche in ihren Arbeitsbereichen. Englischunterricht, Deutschunterricht, Lesestunden für Kinder, Bastelstunden, Hilfe im Nachbarschaftscafé, bei der Gartenarbeit, Hausaufgabenhilfe … sind einige Beispiele dafür. Und genauso wie die Ehrenamtlichen der Stadtteilzeitung, ermöglichen sie eine Angebotsvielfalt, die nur mit dem normalen Arbeitsaufwand personell nicht möglich wäre. Sie bringen den Gemeinschaftsgedanken, Freude am Umgang mit Menschen, Wertschätzung, Erfahrungen und viele andere menschliche Aspekte mit ein, die eine große Bereicherung und ganz besondere Hilfe sind.

In jedem Ehrenamt liegt ein egoistischer Aspekt. So engagiere ich mich in der GEV (Gesamteltervertretung) der Schule meiner Tochter und bin besser informiert, als die meisten Eltern. Ich engagiere mich im Sportverein und kann auch so indirekt den sportlichen Gedanken meiner Kinder fördern. Ich stelle mich an einen Info-Stand meines Vereins und kann meiner Neugier auf ein Event den nötigen Raum einräumen. Ich schreibe für eine Zeitung und finde meine Berichte in großer Vervielfältigung. Ich gebe Deutschunterricht und trainiere eine Weiterbildung. Ich helfe im Café und bin nicht mehr allein. Es ist ein gesunder Egoismus, der Menschen motiviert, sich zu engagieren. So müsste die Antwort auf die Eingangsfrage eigentlich eine Gegenfrage sein: „Warum machst du es noch nicht?“

Erschienen auf der Seite des Paritätischen Berlin für den Rundbrief August 2014
www.paritaet-berlin.de

Der egoistische, eigensüchtige Optimist

Vor ein paar Tagen fragte Thomas Mampel, Geschäftsführer des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., in seinem Blog mampel´s welt: “Wofür steht Ihr? In was für einer Welt wollt Ihr leben –  und was tut ihr dafür? Woran sollen sich die Nachfolgenden erinnern, wenn sie von Euch reden?”. – Ein tolles Thema und rief zu einer Blog-Parade auf. Was ich inhaltlich dazu betragen wollte, war mir recht schnell klar. Nach zwei Tagen intensiven Grübelns beklagte ich mich aber bei ihm, dass ich keinen Anfang finden könne. Da erzählte er mir von einem Trick, den er von Jeannette Hagen bekam – nämlich, dass man mit einem Wort beginnen müsse, das ein anderer einem gibt. Ich bekam das Wort „Baum“ von ihm … ich fand den Einstieg und dies mein Beitrag zur Blog-Parade geworden:

.

seth

Das Buch des Großvaters, voll mit seinen persönlichen Notizen und Anmerkungen.

„Die Kraft des Gedankens
ist unsichtbar wie der Same,
aus dem ein riesiger Baum erwächst;
sie ist aber der Ursprung
für die sichtbaren Veränderungen
im Leben der Menschen.“

Leo Tolstoi

Stellen Sie sich ein kleines Dachgeschosszimmer vor, so groß, dass man nur im Eingang gerade stehen kann. Vollgestellt mit einem Schlafsofa, einem Schreibtisch, Regalen, buddistischen Figuren und vor allem vielen Büchern. In dem Zimmer sitzt ein junges Mädchen mit ihrem Großvater, der mit Vorliebe von seiner Liebe zu Büchern erzählt. Von den Geschichten und Weisheiten, die er aus den Büchern erfährt und seinem Bestreben sie in sein Leben zu integrieren. 

Das war mein Großvater. Ein gelernter Schriftsetzer, Weltkriegsteilnehmer, Kommunist, Buddist, sicherheitshalber aber auch Christ. Der zeitweise in der Werbung arbeitete und in späteren Jahren Bibliothekar und Ehrengelehrter der buddistischen Gesellschaft in Berlin wurde. Das erzähle ich so genau, damit verständlich wird, warum ich nichts lieber tat, als diesem facettenreichen altem Mann zuzuhören – stundenlang. Wenn er gewusst hätte, wie genau ich zugehört hatte, wäre er sicherlich sehr stolz gewesen, wo immer er heute auch sein mag.

Er war es, der mir von zwei Büchern erzählte, die ich las und die mich mein Leben lang beeinflussen sollten. Das erste Buch war „Die Kraft des positiven Denkens“ von Norman Vincent Peale. Es erschien 1949 das erste Mal und war seinerzeit ein Bestseller. Der Inhalt des Buches zeigte sich mir so logisch und klar, dass es mich nie wieder loslassen sollte, auch wenn ich es viele Jahre nicht wahrnahm, teilweise sogar belächelte und Witze darüber machte. Das zweite Buch, „Gespräche mit Seth“ 1963 begonnen, sind philosophische Texte, die ein Wesen Jane Roberts, der Autorin, als Medium diktiert, die wiederum von ihrem Mann aufgezeichnet wurden. Seth ist eine Energiepersönlichkeit, die zu allen Aspekten des Lebens Stellung nimmt. Neben diesen Büchern erzählte mir mein Großvater zudem viel über autogenes Training und Selbstsuggestion. Letzteres probierte ich aus, aber lies es auch bald wieder bleiben, weil ich schnell merkte, wie gut es funktioniert, womit es für mich langweilig wurde.

Den genauen Inhalt beider Bücher kann ich heute nicht mehr wiedergeben. Durch Seth wurde mir aber deutlich, das es eine übergeordnete Energie geben muss, in welcher Form auch immer. Die Physik lehrt uns, dass Energie nie verloren geht, sondern immer in andere Energieformen übergeht. Mit welcher Impertinenz sollte der Mensch also glauben, dass er die einzig denkende Energieform im Universum ist. Wenn ich aber eine denkende Energieform bin, kann ich beeinflussen, welche Form von denkender Energie ich bereit bin abzugeben. Und damit komme ich zu der Kraft des positiven Denkens. Mittels der Selbstsuggestion kann ich mich im Positiven wie im Negativen konditionieren und damit beeinflussen, wie mich meine Umgebung wahrnehmen soll.

Menschen haben ihr Denken selbst in der Hand. Sicherlich ist jeder Mensch durch seine Erziehung, Geschichte, der Summe seiner Erfahrungen und seiner Zielsetzung bzw. Ziellosigkeit geprägt. Die Richtung, in die seine Gedanken gehen und damit unwillkühlich sein späteres Handeln, bestimmt aber jeder selbst und kann es auch jederzeit ändern. Will ich etwas ändern, muss ich mir den Grund dafür deutlich machen, mir den Ist-Zustand klar machen und ein Wunschbild definieren.

Mein Wunschbild ist das eines Menschen, der sein Gegenüber in positiver Weise begegnen, beeinflussen, beeindrucken kann. Der Wertschätzung und positive Motivation vermitteln und weitergeben kann und Menschen hin und wieder ein Lächeln entlockt. Das ist, wie gesagt, mein Wunschbild und auch ich bin eben nur Mensch. Von Faktoren wie Schlaf, Sättigung, Laune, Lust, Interesse, Ausgeglichenheit, Gesundheit, Nachrichten und vielem anderen beeinflusst und abhängig. Den Menschen, der immer nur fröhlich und überschwänglich durch die Welt läuft, gibt es nicht. Jeder muss sich mit der Realität, schlimmen Nachrichten, Veränderungen, Problemen … auseinandersetzen. Die Frage ist eben nur, wie lange ich bei negativen Faktoren hängen bleibe, bis ich wieder zu meinem erklärten positiven Weg finde und versuche aus Vorangegangenem das Beste zu machen und darin eine Chance zu finden.

Nimmt man die Fülle der Katastrophen, Verbrechen, finanziellen Nöte und Krankheiten, die uns in den täglichen Medien begegnen zusammen, ist es eigentlich ein Wunder, dass es noch Menschen gibt, die unbeschwert sind und lachen können. So kann positives Denken und Optimismus eigentlich nur ein  Selbstbehauptungstrieb, also eine absolut egoistische und eigensüchtige Haltung sein. Der Mensch will überleben und das so gut als möglich. Dabei gesund an Körper und Geist bleiben. Es gibt genügend Studien, die bewiesen haben, dass Optimisten gesünder sind, länger Leben und bessere Erfolge erreichen.

Zu diesem Optimismus kommt für mich hinzu, dass ich ein übelst neugieriger Mensch bin. Nein, was in Tagebüchern oder fremden Briefen steht, interessiert mich nicht. Ich bin neugierig auf Menschen und Kommunikation. Ich erfahre gerne Spannendes, Lebensgeschichten, höre gerne die Sätze, die zwischen gesprochenen Worten stehen, beobachte gerne Haltungen, Mimik und Gesten. Es ist so unglaublich bereichernd sich mit Menschen zu beschäftigen, gerade und besonders, wenn diese andere Meinungen, nationale Hintergrunde oder andere Unterschiede zu mir haben. Und es ist so unglaublich schön, mit Menschen zu lachen, über sich selber lachen und ein bisschen Spaß in die Welt bringen. Diese Neugierde treibt mich an, immer den nächsten Tag erleben zu wollen, den nächsten Menschen kennenzulernen und es wieder einmal zu schaffen, jemanden zum Lachen zu bringen.

Ich bleibe bei der festen Überzeugung, dass der Mensch grundsätzlich gut ist und die Kraft besitzt, durch bewusstes Denken, diese Güte zu nutzen und nach seinen Möglichkeiten, die Welt ein bisschen besser zu machen. Nicht Heute und nicht Morgen, aber immer ein bisschen mehr.

Ich werde die beiden Bücher vom Großvater noch einmal lesen und mit dem Bild eines Baumes schließen:

„Auch wenn ich wüsste, dass die Welt morgen zugrunde ginge, würde ich noch heute einen Apfelbaum pflanzen.“

Franzi von Assisi

Die Farben des Lebens …

farbedesleben1

Ein junges Mädchen versucht seine Freundinnen dazu zu bewegen, etwas gemeinsam zu unternehmen. Die sehen jedoch alle auf ihre Smartphones und sind vollkommen unempfänglich für gemeinsame Beschäftigungen. Letztendlich gelingt es dem Mädchen dann doch die Mädchen zu begeistern, sie haben Spaß und die Welt wird wieder vollkommen farbig. Der kleine Film ist im Kinder- und Jugendhaus Immenweg, des freien Trägers Stadtteilzentrum Steglitz e.V., entstanden. Für einen Wettbewerb gedacht, durfte er nur 99 Sekunden lang sein, in denen es bestens gelungen ist das Thema aufzugreifen und zu lösen. Hier ist die etwas längere Version gezeigt.

Der Film hat mich von Anfang an begeistert und angesprochen. Er ist sehr ästhetisch und zeigt in schönen Bildern die düstere wie schöne Stimmung. Ich war richtig froh und musste lächeln, als ich ihn das erste Mal sah. Zudem zeigt er für mich verschiedene Facetten auf, über die sich das Nachdenken in meinen Augen sehr lohnt.

Der Blick auf Kinder- und Jugendarbeit
Ich denke, dies ist für mich als Außenstehende, ein großartiges Beispiel für gelungene Kinder- und Jugendarbeit. Kinder werden über das Medium „Film“ für eine Sache begeistert und animiert dabei mitzumachen. Es wird ein sehr aktuelles Thema bearbeitet und kann besprochen werden. Durch das Element „Wettbewerb“ wird unter anderem der Ehrgeiz geweckt und schließlich das Gefühl „Stolz“ bei Kindern wie auch Betreuern hinterlassen. Etwas Gemeinsames ist geschaffen, das so schön ist, dass man es in aller Welt zeigen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr leicht ist, diese Kinder noch einmal für eine ähnliche Aktion zu begeistern. Hier wurde mit Spaß Handlung und Inhalt vermittelt. Ich finde es klasse, KollegInnen zu haben, die so etwas können und mir einen kleinen Blick in ihre Arbeit erlauben.

Der Blick auf die Jugend
Es ist für Kinder heute sicherlich schwierig in der Welt der neuen Medien zurecht zu kommen. Vor allen Dingen das richtige Maß zu finden und die technischen Möglichkeiten richtig zu nutzen. Sie müssen in meinen Augen frühstmöglich lernen sinnvoll und mit nötiger Vorsicht die Medien zu handhaben. Dabei muss ihnen auch beigebracht werden, was sinnvoll und was maßvoll ist. Wegzudenken sind Dinge wie Computer, Internet, soziale Netzwerke und Smartphones nicht mehr aus ihrer Welt. Aber bei dem pauschalen Urteil, dass alle Jugendlichen heutzutage nur noch am Smartphone hängen, habe ich arge Bedenken. Jugendliche heutzutage sind genauso wenig schlimm wie Jugendliche vor 20 oder 50 Jahren. Nur wachsen Jugendliche heute anders auf als wir es taten. Sie kommunizieren anders, sie spielen anders und sie wachsen in eine veränderte Welt.

farbedesleben2

Der Blick aus der Sicht der Erwachsenen
Und wenn wir ehrlich sind: Ich habe mich selbst schon einmal erwischt, dass ich im Fahrstuhl stand und sich nichts bewegte, weil ich geschwind meine Nachrichten auf dem Handy „checken“ wollte. Ich hatte schlicht den Knopf nicht gedrückt. Oder dass ich meine Tochter über WhatsApp zum Essen gerufen habe, aus Faulheit in den Dachboden hochzugehen.

Ich denke, es ist die Aufgabe der Erwachsenen die Kinder in ihrer Welt zu begleiten. Wir sind diejenigen, die ihnen Inhalte und Richtungen zeigen müssen. Wir können sie mit „ihrem“ Internet oder „ihren“ Smartphones alleine lassen. Oder, wir können sie bestmöglich damit begleiten und sie unterstützen.

Ich verstehe Eltern, die große Angst vor diesen Dingen haben, wenn sie selber wenig darüber wissen. Aber in dem Fall gibt es ausreichende Möglichkeiten, sich zu informieren und zu schulen. Auch muss ich als Erwachsener dafür sorgen, dass meine Kinder Interessen und Hobbys ausbilden und sie darin bestärken. Ich muss ihnen zeigen, dass es beides gibt – die reale Welt  und die Netzwelt. Wenn mein Kind nie sieht, dass ich ein Buch lese, wird es kaum von selber lesen. Und bei allen Kita-Englischkursen, Frühförderungen, Musikschulen und frühsten Talentschmieden, verstehe ich bis heute nicht, dass man nicht schon in der Grundschule Internet-Kenntnisse ausbildet, die Kinder spätestens beim ersten Referat – noch auf der Grundschule – brauchen. Ganz zu schweigen, wenn sie einmal in den Beruf gehen und wir Erwachsenen uns schon langsam auf die Rente vorbereiten.

Was ich an dem Film aber besonders gut finde ist, dass er Gespräche über diese Problematik anregt und Diskussionen entfachen kann. Denn nur im Dialog kommen sich Generationen näher und können zwischen Vorstellungen der einen und Wünschen der anderen vermitteln.

Meine Meinung!

farbedesleben3

„Es gehört daher zu den grundlegenden Erziehungsaufgaben der Eltern, ihren Kindern den richtigen Umgang mit den Medien zu vermitteln. Diese Medienkompetenz müssen Kinder genauso erlernen wie Lesen und Schreiben. Daher sollten Eltern sich mit Medien auskennen und auch mit ihnen umgehen können. – See more at: http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/medienkompetenz.html#sthash.e5zbZ1eM.dpuf

Nützliche Links zur Information für Kinder-, Jugendliche und Eltern:
http://www.mimikama.at/
http://www.klicksafe.de/
http://www.schau-hin.info/
http://www.internet-abc.de/eltern/home.php

Einen herzlichen Dank an Jörg Backes, Projektleiter des Kinder- und Jugendhaus Immenweg, der mich bei diesem Beitrag unterstützt hat.