Stacheldrahtzaun oder Betonelemente – schon vergessen?

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Das Gefühl ist im Nachhinein schwer zu beschreiben … , wenn man davor stand, nach links und nach rechts schaute und kein Ende ausmachen konnte. Doppelter Stacheldrahtzaun oder Betonelemente verhinderten die Sicht auf das, was dahinter war. Allein das Bewusstsein, dass Selbstschussanlagen, Minenfelder, Hundelaufanlagen und andere Schikanen ein Durchkommen unmöglich machten, reichte aus, eine unglaubliche Ohnmacht und Beklemmung zu erzeugen. 

Einzig ein paar Grenzübergänge erlaubten ein Durchkommen, dies nur nach scharfen Kontrollen, unter Beobachtung und Bewachung von bewaffneten Grenzsoldaten. Bei Kontrollen, ob mit Auto oder Zug durch das Gebiet der DDR unterwegs, stets die spürbare Anspannung, welche Fragen von den Kontrolleuren gestellt werden würden, und die Erleichterung, wenn sie sich der nächsten Person zuwandten. Die Erleichterung, westdeutschen – freien – Boden zu betreten und das Gefühl zu haben, dass man nun wieder sagen darf, was man will. Der „antifaschistische Schutzwall“ war die euphemistische Bezeichnung der innerdeutschen Grenze des Ostens, der vor Übergriffen aus dem Westen schützen sollte. Ein Schutz, der letztlich über 45 Jahre 872 Menschen das Leben kostete. Vielen Menschen, die fliehen wollten, hat dieser „Schutz“ lange Gefängnisstrafen aufbürdete und Familien auf Jahrzehnte getrennt oder oft für immer entzweit.

Die Kinder der 50er und 60er sind mit dieser Mauer aufgewachsen und kannten nichts anderes. Sie mussten sich oft mit dem Vorwurf auseinandersetzten, das geschichtliche Erbe des letzten Weltkriegs der Eltern und Großeltern zu tragen, dessen Konsequenz diese Mauer war. Eine Mauer, die jeglichen Freiheitsgedanken, Rede- und Reisefreiheit, Selbstbestimmung immer wieder sichtbar außer Kraft setzte. Für beide Seiten – die einen, die nicht hinein konnten und die anderen, die eingeschlossen leben mussten. Für Berliner war es täglich gelebte Realität. Die Geschichte hatte jedoch einen anderen Plan und durch viele zusammenhängende geschichtlichen Entwicklungen, durch beherztes Agieren verschiedener Persönlichkeiten, wurde die Öffnung und letztlich Beseitigung möglich.

Der Mauerfall am 9. November 1989 wurde ein geschichtliches Ereignis, das bis heute tief in das Gedächtnis aller eingebrannt ist, die in irgendeiner Weise betroffen waren. Unzählig die Biografien, deren Verlauf sich durch diesen Tag drastisch änderte. Für die, die es erlebt haben sind die Tränen, die Freude und Euphorie noch heute spürbar, genauso wie die Unsicherheit und Angst vor der Zukunft. Bedeutend schließlich der 3. Oktober 1990, der beide ehemaligen Staaten wieder zusammenführte. Unbestritten, dass dieser Tag lediglich der Beginn einer gemeinsamen Entwicklung war und unzählig die Liste der persönlichen Geschichten, die im Verlauf der Jahre sehr positive, aber auch oft sehr negative Erfahrungen mit der Zusammenführung beiden Staaten machen mussten. Eine Geschichte der Akzeptanz, der Toleranz und Solidarität, die nicht immer ein gutes Bild auf die Bürger beider Seiten warf.

Die deutschen Kinder der späten 90er Jahre und 2000er, kennen diese Schilderungen nur aus den Geschichtsbüchern. Ihnen ist kaum zu vermitteln, was es bedeutet, wenn einem ein Ort verschlossen ist. Wenn man keine Möglichkeit hat, geliebte Menschen zu sehen oder zu sprechen, wenn man in irgendeiner Weise in seiner Freiheit sich zu bewegen, zu denken oder sprechen, durch äußere Willkür behindert ist. Das Gefühl der Beklemmung und Angst kennen sie nicht, da sie das Privileg genießen, in Friedenszeiten und einem zusammengeführten Staat zu leben. Es ist ein Segen, dass diese Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen unbelastet und frei aufwachsen. Nicht zuletzt, weil dadurch die Mauer, die oft noch in den Köpfen vorhanden ist, immer weniger wird und ein Zusammenwachsen des Ostens und Westens in einem Land voranschreitet.

Dennoch stellt sich die Frage, welche Aufgaben uns im Hinblick auf die letzten 70 Jahre erwachsen. Den Kindern, wie früher geschehen, eine Erbschuld aufzubürden, ist wohl der falsche Weg. Ihnen muss jedoch klar gemacht werden, dass es höchsten Stellenwert hat, diese Geschichte wach zu halten und aus ihren Erfahrungswerten zu schöpfen. Dies nicht ohne dass sich die älteren Jahrgänge der eigenen Verantwortung bewusst sind, da man oft gerne das Negative vergisst, wenn die Zeiten wieder gut laufen. Jedem muss der Stellenwert unserer Freiheit höher liegen, als die Angst vor Unbekannten.

Insbesondere bedeutet es für dieses Land, das Bewusstsein wach zu halten, was eine Mauer, eine Grenze, sei sie gedacht oder real, für das Leben von Menschen bedeutet. Eine Mauer kann kein Schutz sein, wenn sie die Schutzbedürftigen ein- und ausschließt und damit Freiheit beschränkt. Sie kann nicht verhindern, dass Strömungen von außen ins Innere dringen und Leben verändern. Sie kann keinen Ist-Zustand erhalten, ohne zu sehen, was an den Grenzen passiert. Gerade dieses Land müsste jeglichen Begrenzungen entgegenwirken, jedem Menschen ungehinderten Zugang erlauben und die Stärke beweisen, jedem Menschen ein Leben an jedem Ort zu ermöglichen.

Die Deutsche Einheit ist nicht zu trennen von vielen Geschichten über Flucht, Existenzangst, Familientrennung und menschlichen Schicksalen. Umso mehr stehen wir in der Verantwortung, Stacheldrahtzaun oder Betonelemente nicht zu vergessen. In der Verantwortung uns für Freiheit in jeglicher Hinsicht einzusetzen – eine Verantwortung, die richtigen Signale zu setzen und uns europaweit zu Verfechtern der Freiheit für allen Menschen zu machen. Den Wandel und die Zeichen der Zeit anzunehmen. Ganz gleich, woher die Menschen kommen, ganz gleich, welche Sprache sie sprechen, welche Geschichten sie mitbringen, ob sie Gast oder Landsmann bei uns werden wollen. Die Freiheit ist wie eine Pflanze, die trotz Stacheldrahtzaun oder Betonelemente immer wieder zum Licht wächst. Manchmal dauert es viele lange Jahre – Jahre, die viele Menschen gerade jetzt nicht haben.

Zusammengewachsen

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Foto: Andreas Praefcke Berlin-Steglitz, Skulptur vor der Matthäuskirche – Dieter Popielaty: Leid an der Mauer, 1965, Kunststein und Steinquader, Höhe 1,70 m

Seit 24 Jahren feiern wir ihn zusammen: Was für die Westdeutschen der 17. Juni war, wurde von den Ostdeutschen am 7. Oktober gefeiert. Jedem seinen Nationalfeiertag. Die Bundesrepublik Deutschland gedachte dem Volksaufstand der DDR 1953 mit dem „Tag der deutschen Einheit“. Die Deutsche Demokratische Republik gedachte der Staatsgründung 1949 mit dem „Tag der Republik“. 1990 gab es sogar zwei Tage der deutschen Einheit. Ein gemeinsamer  Nationalfeiertag musste nach dem Mauerfall her. Da der Mauerfall selber mit der Reichspogromnacht 1939 auf den 9. November fiel, galt er als ungeeignet. Die Entscheidung viel im Einigungsvertrag (Artikel 2) auf den 3. Oktober, dem einzigen Feiertag nach Bundesrecht, dem „Tag der Deutschen Einheit“. 40 Jahre gab es zwei deutsche Staaten, die nun seit 25 Jahren zusammenwachsen. Tun sie das?

Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, die mit der Trennung der Staaten, der Mauer, der Einigung zu tun hat. Jede Familie hat Verwandte, Freude, Bekannte, die von „drüben“ stammen, je nach Standort. Jeder könnte sich als „Ossi“ oder „Wessi“ bezeichnen. Und jeder hat sein persönliches Erlebnis, wo er gerade war, als sich die Mauer nach 40 Jahren öffnete. Was er in der Folgezeit erlebte und was für Änderungen der Wandel des gemeinsamen Staates mit sich zog. Zumindest die älteren von uns. Alle, die mehr als 25 Jahre alt sind, können sich an die unglaubliche Fassungslosigkeit und Freude erinnern, als die Mauer öffnete und etwas, was viele sich 40 Jahre lang wünschten, wahr wurden. Die Mauer war offen und alle die danach geboren wurden, erlebten einen gemeinsamen Staat.

Und ist es zusammen gewachsen? Spielt es überhaupt noch eine Rolle in unserem Leben, bei der Arbeit, in den Freundeskreisen? Ich habe mich bei meinen KollegInnen umgehört. Wir arbeiten alle für einen sozialen Träger, was eigentlich automatisch ausschließen sollte, dass Menschen in Kategorien geteilt werden. Aber hinter jedem Mitarbeiter steht auch der Mensch, der seine persönliche Geschichte mit einbringt. Mich hat es interessiert, wie ein geborener „Ossi“, ein geborener „Wessi“ und ein „Kind der Wende“ den Feiertag aus heutiger Sicht sehen.

Die erste Frage war, ob der „Tag der Deutschen Einheit“ überhaupt noch ein denkwürdiges Ereignis und einen Feiertag wert wäre. Dazu erklärt mir Jörg, aus Trier stammend, also aus dem Westen, dass er das absolut so findet: „Natürlich ist bei der Vereinigung nicht alles reibungslos verlaufen (wo verläuft auch alles glatt, wenn viele Millionen Menschen beteiligt sind?), aber dennoch ist sie ein geschichtliches Großereignis, das seinesgleichen sucht. Obwohl ich Feiertagen – insbesondere religiösen – sehr kritisch gegenüberstehe und eigentlich die Meinung vertrete, dass die meisten „starren“ Feiertage abgeschafft gehören und durch flexible freie Tage ersetzt werden sollten (so dass beispielsweise verschiedene religiöse Gruppierungen ihre eigenen Feiertage planen können), denke ich, dass gerade solche herausragenden geschichtlichen Ereignisse wie die deutsche Einheit einen Feiertag wert sind.“ Sebastian, ein Ostberliner, der seine Stadt sehr liebt, erklärt es mir so: „Unbedingt! Im Gegensatz zu den meisten, in der Regel kirchlich geprägten Feiertagen ist dieser doch einer, dessen Ursprung für uns alle nachvollziehbar ist. Zudem soll ein Feiertag uns nicht nur mal länger schlafen lassen, sondern auch die gemeinsame Erinnerungskultur fördern. Deshalb wünsche ich mir zusätzlich noch den 9.11. als Gedenk- und Feiertag!“ Und Katja, die drei Jahre alt war, als die Mauer öffnete: „Der Tag der Deutschen Einheit ist für mich meist nur noch ein angenehmer freier Tag. Ich verbinde mit der „deutschen Einheit“ kein Gefühl von neuer Freiheit und Einheit, da ich den Unterschied nicht wirklich kenne. Und dennoch empfinde ich durchaus noch eine Verbundenheit mit „meinen Ossis“.“

Und gibt es für alle drei noch einen Osten oder einen Westen? Wie empfinden sie das? Jörg verneint das: „Am Anfang mag diese Kategorisierung vielleicht noch im Kopf gewesen sein, aber die Einheit ist jetzt über zwanzig Jahre her – ich finde, wenn man z.B. von Westberlin nach Sachsen-Anhalt fährt, dann sollte das genau den gleichen (geringen) Stellenwert haben, wie wenn man von Rheinland-Pfalz ins Saarland fährt.“ Sebastian bejaht es: „Jedoch finde ich den Norden und den Süden ebenso speziell. So hat doch jede Region – unabhängig von der einstigen Staatszugehörigkeit – ihre eigenen Besonderheiten. In meinem Alltag ist es tatsächlich nur noch eine geografische Vorstellung. Auf meinem täglichen Arbeitsweg überquere ich täglich die Oberbaumbrücke zwischen Friedrichshain und Kreuzberg. Ohne fotografierende Besucher und Schirme schwenkende Touristenführer würde hier niemand auf die Idee kommen, dass dies mal eine unüberwindbare Grenze war.“ Die jüngste der drei spricht bei dieser Frage vornehmlich von Erinnerungen: „Durch meinen Umzug nach Frankfurt am Main, was  weit im Westen liegt, kam das Thema Ost-West vermehrt auf: So zog ich zufälligerweise mit zwei Mädels aus Leipzig zusammen. Wir gründeten eine Ossiwohngemeinschaft, aßen aus Trabbischüsseln und freuten uns über altes Geschirr, welches zumindest die Oma von irgendeiner von uns hatte. Relativ schnell gründeten wir dann in einem sozialen Netzwerk die Gruppe ‚Ossis in Frankfurt am Main‘, die innerhalb weniger Tage eine Menge Zulauf hatte. Diese Gruppe wuchs nicht nur, sondern wurde auch außerhalb des Netzwerkes genutzt: Wir trafen uns zum Quatschen, auf Festen, tranken „Pfeffi“ und aßen „Knusperflocken“. All diese Dinge gaben uns ein Gefühl der Gemeinschaft. Es wurde sich über Produkte und Gegenstände unterhalten, die wir doch alle aus unserer Kindheit kannten. Mehr aber eben auch nicht. Es gab keine politischen Unterhaltungen über das damalige Leben und welche Probleme es eventuell mit sich brachte. Gibt es nun noch den Osten und den Westen Deutschlands? Für mich persönlich irgendwie schon. Nicht durch eine bestehende Mauer im Kopf oder bestimmte Verhaltensweisen der Menschen, wohl aber durch ein Gemeinschaftsgefühl, welches der Austausch von Kindheitserinnerungen mit sich bringt.“

Und merkt man heute noch, wer aus dem Osten oder wer aus dem Westen kommt? Jörg sagt nein: „Ich merke das nur noch dann, wenn es mir jemand explizit sagt, und dann ist es für mich nur insoweit interessant, wie wenn jemand erzählt, dass er aus Bayern kommt oder aus Polen oder sonstwoher.“ Sebastian ist sich unsicher: „In Gesprächen mit Verwandten ist es gelegentlich noch ein Thema. So fühlte sich meine Mutter, die aus Sachsen-Anhalt stammt, im Jahre 2012 bei einer Fortbildung im ehem. Westteil Berlins als eine von zwei „Ossis“ ausgegrenzt und irgendwie unerwünscht. Für sie und andere wird es sich vermutlich noch lange so anfühlen, als sei man verschieden. Ich selbst habe ab 2002 als „Ossi“ in der TU-Berlin am Ernst-Reuter-Platz in Berlin Tiergarten studiert und an der Humboldt-Uni in Mitte gearbeitet. An beiden Orten war die gemeinsame Identität bereits ziemlich ’normal‘. Unterschiede waren eher zu spüren zwischen Berlinern und Studierenden aus anderen Regionen Deutschlands.“ und Katja wiederum ist auch nicht davon überzeugt: „Nicht alle Ossis sind automatisch sympathisch oder alle Wessis geizig. Ich fand in den fünf Jahren in Frankfurt oder heute  jedenfalls keine bemerkenswerten Unterschiede zwischen Ost- und Westgeborenen. Lediglich die Kindheitserinnerungen schienen uns damals zu verbinden.“

Schließlich wollte ich von den dreien noch wissen, ob die Einheit Deutschlands, also das Verhältnis zwischen Ost und West eine Rolle in ihrer täglichen Arbeit spielt? Jörg, der „Wessi“ sagt dazu: „Eigentlich nur dann, wenn es jemand thematisiert – also wenn man z.B. voneinander zum Zwecke des Kennenlernens erzählt. Wie schon vorher gesagt: Wenn mir jemand etwas über sich erzählt, dann ist es egal, ob derjenige aus dem Osten oder aus Dänemark oder sonstwer kommt. Kontrovers wird es vielleicht nur dann, wenn jemand Vorurteile von sich gibt („Die Ossis sind alle faul“, „Die Wessis sind alle arrogant“), aber das ist mir schon seit vielen Jahren nicht mehr begegnet. Generell denke ich, dass diese Unterscheidung Wessi/Ossi nur noch dann eine Rolle spielt, wenn wir dem eine Rolle geben. Und das sollte schon längst vorbei sein.“ Sebastian wird bei dieser Antwort sehr emotional: „In meiner Arbeit stelle ich regelmäßig fest, wie schnell der Zeitgeist weiterzieht. Vor genau 25 Jahren habe ich im Alter von neun Jahren an der Hand meines Vaters erstmals die Grenze von Mitte nach Tiergarten übertreten. Was für mich ein einschneidendes Erlebnis war, ist – zum Glück – heute das Selbstverständlichste der Welt. Irgendwie ist das ja auch gut so. Erschreckend ist für mich in meiner Arbeit manchmal, dass es – vor allem bei älteren Kolleginnen und Kollegen – bis heute die Labels „Ostlehrer“ und „Wessi“ gibt, um bestimmte pädagogische Haltungen einzelner Personen zu beschreiben. Traurig macht es mich auch, wenn ich von Steglitz aus mit Schülern in die „Gärten der Welt“ fahre und einige bereits am Bahnhof Südkreuz fragen, wo wir seien und ob das der Hauptbahnhof sei. Spätestens auf halbem Weg weiß ich dann, dass die meisten meiner Schülerinnen und Schüler die Bewegungsfreiheit, welche meine Elterngeneration erkämpft hatte, nicht so sehr schätzen und nutzen, wie ich es tat und mir wünschen würde. Ich werde niemals vergessen, was ich gemacht habe, als der S-Bahn-Ring an der Jungfernheide geschlossen wurde – ich fuhr stundenlang im Kreis durch Berlin – Ost, Süd, West, Nord und nochmal!“ und Katja sieht es eher nüchtern: „Heute, zurück im Osten Deutschlands, aber im Westen Berlins spielt dieses Thema im alltäglichen Leben eigentlich kaum noch eine Rolle für mich. Meine Arbeit an einer Grundschule verglichen mit der Zeit in Frankfurt zeigt, dass Schulsysteme im Osten und Westen sehr ähnlich sind und sich die Kindheit – aus meiner Sicht – innerhalb Deutschlands nicht mehr in Ost und West unterscheiden lässt.“

Für unsere Arbeit unter den KollegInnen spielt der Osten oder der Westen keine Rolle mehr. Hin und wieder bekommt man durch persönliche Gespräche mit, dass der eine daher, der andere aus der anderen Richtung kommt. Wir sehen den Menschen, mit dem wir einvernehmlich arbeiten müssen. Wie persönlich das Verhältnis zu dem Feiertag ist, zeigt sich in den Antworten. Selbstverständlich lachen wir gerne miteinander und dann wird schon mal ein entsprechender Witz erzählt. Der Feiertag ist jedoch für uns alle wichtig. Man sollte doch hin und wieder der geschichtlichen Tragweite gedenken und die Ereignisse, die dazu führten bedenken. Den heutigen Kindern kann man kaum noch vermitteln, wie sich die Beklemmung an der Mauer anfühlte. Man sollte ihnen aber doch klar machen, welche Bedeutung die Freiheit hat. Dafür sollte jeder von uns stehen, gleichgültig, ob aus Osten oder Westen. Aber auch gleichgültig, ob aus Norden oder Süden, gleichgültig, welcher Religion, welcher Nation, welcher Hautfarbe.

Leitartikel der Homepage des Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
vom 2. Oktober 2014