Die kleine Knolle!

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Meine erste bewusste Erinnerung an Knoblauch habe ich als ich etwa 20 Jahre alt war. Ein Onkel von mir lobte die kleine Knolle überschwänglich als Heilsbringer. Er lobt sie nicht nur, er aß sie auch in sehr großen Mengen. Erzählte immer, dass ein Butterbrot mit feinen Scheiben der Knolle die Gehirnleistung enorm steigere, die Gesundheit förderte und überhaupt ein medizinisches Wunder sei. Die Sache hatte natürlich den Nachteil, dass wir, wenn er neben uns stand und etwas erklärte, versuchten so lange als möglich die Luft anzuhalten. Das half nur bedingt. Immerhin – der alte Herr ist heute erstaunliche 94 Jahre alt – altersentsprechend fit und unserer Bewunderung sicher. Ob das an seiner Lebenseinstellung überhaupt oder an der kleinen Knolle liegt – wer weiß!

Ich lese so gerne Küchen-Blogs. Es macht mir Spaß die Beiträge zu lesen, mir Anregungen zu holen oder einfach nur die meistens sehr schönen Bildern zu betrachten. Mich fasziniert immer wieder mit welcher Liebe die Schreiber von ihren Kreationen berichten und was für schöne Ideen sie präsentieren. Besonders mag ich den Blog Schnippelboy – der alle Kreationen reich bebildert, leichte Gerichte vorstellt und einfache schöne Anleitungen schreibt – wunderbar! Und deshalb möchte ich wenigstens einmal auch einen Beitrag aus der Küche schreiben – nicht weil ich eine große Köchin bin, sondern weil es einfach so viel Spaß gemacht hat … womit ich wieder bei der kleinen Knolle bin.

Den Onkel haben wir trotz Knoblauchliebe alle bewundert und auch ich habe mit der Zeit eine Liebe zu Knoblauch entwickelt, den ich sehr gerne in der Küche verwende. Dennoch – ein bisschen achte ich schon darauf, ob irgendwer von uns am nächsten Tag ein wichtiges Gespräch hat. Vor einem Vorstellungsgespräch würde ich Knoblauch nicht unbedingt essen. Ich bin auch nicht sehr begeistert, wenn mein Physiotherapeut vor meiner Nackenmassage einen Döner gegessen hat (den ich ihm von Herzen gönne). So ganz bekommt man den Geruch ja doch nicht weg, auch wenn man einen ganzen Liter Milch trinkt. Es gibt aber die Möglichkeit, Knoblauch als Gewürz zu verwenden ohne dass er intensiv gleich alle in die Fluch schlägt. Ich bekam von meiner Mutter ein selbst gemachtes Gläschen Knoblauchcreme, hielt es in Ehren, verwendete es sparsam und trotzdem war es plötzlich leer. Zum Glück bekam ich von ihr auch das Rezept … und hier ist das Ergebnis:

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Ich habe etwas über 1 Kilo Knoblauch gekauft. Manchmal ärgere ich mich, wenn ich eine Knolle zuhause habe, sie aber zu wenig einsetzte und sie nachher nicht mehr verwendbar ist. Damit ist erst mal Schluss.

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Die Knolle grob aus den Häuten lösen und …

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die einzelnen Zehen lösen. Mehr schälen kann man machen, ist aber nicht notwendig und kostet viel Zeit.

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So reicht es völlig aus.

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Die Knollen auf zwei Lagen Aluminiumpapier legen und …

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schön einpacken. Das Päckchen wird dann etwa 60 Minuten bei 200 Grad gebacken.

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Das sieht ausgepackt dann so aus.

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Nahaufnahme: Man sieht schön, wo keine Schale ist schaut der gebackene Knoblauch raus.

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Die Spitzen oben etwas einschneiden und den Knoblauch aus der Schale streichen.

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Man sieht ziemlich schnell, was alle zusammen kommt, auch wenn die Zehen so klein sind. Motivation durch Erfolg heißt das glaube ich. 😉

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Das bleibt übrig … ein Gang zum Kompost wird fällig.

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Muss nicht sein, habe ich aber wegen des Geschmacks gemacht … ein bisschen Meersalz.

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Dann wird die Paste fein püriert und …

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in Gläser gefüllt.

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Zum Schluss wird etwas neutrales Öl darauf gegossen. Das konserviert die Creme.

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Ein Kilo Knoblauchknollen haben bei mir drei kleinere Marmeladen-Gläser ergeben. Die stehen nun im Kühlschrank und warten auf ihren Einsatz. Dort halten sie sich ewig lange … je nach Geschmack aber eben auch nicht! 🙂

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Und noch ein kleines Anwendungsbeispiel … Tomaten Zwiebeln und Ziegenkäse in einer Auflaufform schichten. Vorher die Form mit Butter und der neuen Knoblauchcreme ausgestrichen. Mit Meersalz, grünem Pfeffer, etwas Zucker und Thymian würzen. Etwas Olivenöl darüber … ab in den Ofen … mit etwas Baguette schmeckt es nach einer halben Stunde Ofenzeit wunderbar!

Mehr nicht! 🙂

Der Aufwand für die Knoblauchcreme liegt ohne Backzeit etwa bei zwei Stunden. Mit etwas Musik und guter Laune sind die schnell vorbei und man hat sehr lange etwas von der Creme. Lohnt sich also für alle die Knoblauch mögen. Beim Ausstreichen der Zehen habe ich bei den ersten drei Zehen OP-Handschuhe angehabt. Das war aber lästig und ohne ging es leichter. Die Hände haben wenig von dem Geruch abbekommen und nach dem Geschirr-Abwasch war alles gut.

Das war mein Ausflug in die Küchenblogs … über die Heilkraft des Knoblauchs brauche ich, denke ich, nicht viel schreiben. Das findet man alles im Netz. Vielleicht habt ihr ja auch so einen tollen Onkel als Vorbild. Geschichten über Knovi-Stinker kennt jeder oder war selber mal einer (… und erinnert sich mit einem Grinsen, wie lecker das Essen war). Ob ich so alt werden möchte, weiß ich nicht sicher … dennoch versuche ich es eher mit der Lebenseinstellung und hin und wieder etwas leckerer Knoblauchcreme!

Viel Spaß beim Nachmachen!

Ess-Gewohnheiten und die Karotten

Foto: ©Visions-AD-Fotolia.com

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Mit einer Karotte hat alles angefangen. Als junge Mutter las ich in verschiedenen Ratgebern, mein Kind müsse Karotten essen, damit es vitaminreich und gesund aufwachsen kann. Also versuchte ich es: Karotten mit Kartoffeln gekocht + püriert, Karotten mit Apfel frisch + geraspelt, Karotten am Stück, Karotten im Gläschen von Firma X, Y und Firma Z. Karotten versteckt im Nudelsüppchen und so weiter. Das Ergebnis war immer das gleiche. Das Kind spuckte die Karotten wieder aus und musste ohne diese vollwertige, gesunde Nahrungsmöglichkeit groß werden. Auch beim zweiten Kind scheiterte der Karottenversuch kläglich … es machte erst gar nicht den Mund auf, wenn irgendetwas das (nach mütterlicher Ansicht) gesunder Ernährung entsprach, in seine Nähe kam. Karotten wurden vom familiären Speiseplan gestrichen. Im Laufe der Jahre änderten sich dann die Essgewohnheiten der Kinder immer wieder mal. Jetzt, fast zwei Jahrzehnte später, habe ich eine Gemüse- und eine Obstfanatikerin zuhause, die fast tägliche Einkäufe für „Frischfutter“ notwendig machen. Gesunde Ernährung ist bei uns angesagt, die die Ess-Gewohnheiten der Eltern auf eine harte Probe stellt.

Dabei muss ich gestehen, dass Ernährung oder gesunde Ernährung in meiner ersten Lebenshälfte kein Thema war. Trotzdem hatte ich immer einen sehr hohen Anspruch an gutes, leckeres Essen. War ja auch einfach. Mutter kochte ausgesprochen gut und es kam fertig auf den Tisch. Noch dazu war im Fünf-Kinder-Haushalt immer reichlich davon vorhanden. In den Single-Jahren siegte die Bequemlichkeit. Zwar war mir klar, wie das mit dem Kochen funktionierte, aber so ganz ohne Gesellschaft macht’s nun mal wenig Spaß. Dosensuppe, Tiefkühlpizza, Fertiggericht … ist ja einfach. Spiegelei war auch mal drin – Hauptsache schnell und einfach. Dann kam die Rosa-Wölkchen-Zeit und ich konnte plötzlich fantastisch kochen. Liebe geht ja durch den Magen und der Mann musste überzeugt werden – nachhaltig – lebenslänglich. Hat funktioniert, so schlecht kann’s nicht gewesen sein.

Danach kam die (Koch-)Zeit mit den Kindern. Das Karotten-Dilemma war schnell überwunden. Es wurde Zeit das Säuglingsalter und die fade Küche zu überstehen. Gewürze und wunder Po standen im direkten Zusammenhang – das stand auch in den erwähnten Ratgebern, genauso wie Hülsenfrüchte und Darmwinde. Vorsicht war geboten. Ganz langsam und meist heimlich zogen Salz, Pfeffer, Curry, Paprika, Basilikum, Knoblauch, Zwiebeln & Co. wieder in die Küche ein. Zwiebeln besonders heimlich, denn schnell erklärte der Nachwuchs, so etwas nicht zu essen. Also schnitt Muttern die Zwiebeln jahrelang heimlich, immer wenn der Nachwuchs mal nicht in der Küche war. Sprechende Kinder sind eh nicht förderlich für die Kochmotivation der Mütter. Aber gut, die Kinder aßen und der Balanceakt, ihrem Geschmacksdiktat zu entsprechen gelang.

Ich würde meine Küche für die Wachstumsphase meiner Kinder mal „Trennkost-Küche“ nennen. Was die eine nicht aß, aß die andere. Wichtig war, die Nahrungsmittel einzeln und nicht gemischt auf den Tisch zu stellen. Aufläufe, Gratins, Suppen … also Speisen, in denen sich ein außerfahrplanmäßiger Nahrungsbestandteil befinden könnte, waren nicht angesagt. Die Ketchup-Küche war immer gut genug alle satt zu bekommen. Erschwerend kam meine strikte Weigerung hinzu, für jedes Kind einzeln zu kochen. Das war die Domäne der Oma, die nicht nur für die Kinder, auch für den Sohn noch gesondert kochte. Noch schwöre ich, dass ich das niemals machen werde … arme Enkelkinder.

Mit der Zeit wurde es dann doch etwas besser. Erstaunlicherweise wurden die Kinder größer und das bei recht guter Gesundheit. Der Geschmack änderte sich mit der Zeit bei beiden. Die eine entdeckte die Liebe zum Salat, die andere lies immer mehr „schwierigere“ Gerichte auf der familiären Menükarte zu. Zudem wurde das Abendessen bei zunehmend volleren Terminplänen aller Familienmitglieder immer mehr zum kommunikativen Treff- und Austauschpunkt. Gemeinsam Essen um alle erlebten Dinge zu besprechen, zu erzählen und Dinge zu planen bekam einen festen Stellenwert, den alle genießen. Also das Essen selber – nicht das drumrum. Tischdecken und wieder abdecken, Küche sauber machen, Geschirrspüler ein- und ausräumen, sollte doch in fester Elternhand bleiben … meinen die Kinder.

In den letzten Jahren schlich sich eine neue Variante des Küchenlebens bei uns ein. Die eine Tochter, immer schon experimentell begeistert, entdeckte das Backen. Nach etlichen Versuchen ohne Rezept … wozu auch … stellten sich recht leckere Erfolge ein. Heute kann ich genussvoll und recht bequem sagen, das kann sie besser als ich und darf mich dezent aus diesem Bereich zurückziehen. Die andere hat die bewusste Ernährung entdeckt. Salat aß sie immer schon gerne, nun stand Gemüse in allen Varianten auf dem Einkaufszettel – meistens an erster Stelle – Karotten!

Zum Leidwesen der Eltern zieht die eine Tochter die andere mit. Die Diskussion über das Essen wird härter. Vollkornnudeln statt normale Weizennudeln. Wildreis statt Basmati-Reis. Vollkornbrot statt Weizenbrot. Und warum, um Himmels willen, immer Fleisch. Spinatbrätlinge statt Frikadellen. Salat und Gemüse tut’s auch und weil sich die Mutter weigert vollkommen auf Rohkost umzustellen, steht das Kind nun selber in der Küche und schnipselt. Gesund, bewusst, vitaminreich, wenig Kohlenhydrate … die Salatdomäne habe ich auch abgegeben. Ich darf – noch – kochen.

Ich gebe gerne zu, dass ich von den Töchtern lerne und so peu a peu schon einiges in mein Repertoire übernommen habe. Aber ich werde nun mal nicht vollkommen vegetarisch, liebe meine Mayonnaise und gebe hin und wieder meinem Heißhunger auf eine Currywurst gewissenlos nach. Ich habe immer schon Mütter bewundert, die stolz erzählten, dass ihr Nachwuchs alles isst und was sie für schöne Sachen im Bioladen erstanden haben. Habe ich alles nicht erlebt und gemacht. Und nach jeder harten Diskussion mit meinen großen Töchtern, was wir als nächstes essen, freue ich mich schon auf meine heimliche Genugtuung … die Ess-Gewohnheiten meiner potentiellen Enkelkinder. Denen werde ich dann sehr genüsslich erzählen, dass ihre Oma auch keine Karotten mag.