In diesem Beitrag steht nichts, was ihr nicht schon woanders gelesen habt. Es werden sich Dinge wiederholen, die andere schon viel besser, origineller, drastischer und eindrucksvoller gesagt haben. Es ist einer von hunderten Beiträgen, der sich einreiht und klare Stellung bezieht. Von diesen Beiträgen kann es nicht genug geben! Seit Tagen und Wochen lese ich überall Beiträge zum Flüchtlingsthema. Für und gegen, kritisch, rational, emotional, zum Kotzen, … gleich welches Medium ich nutze, es geht kaum ein Weg dran vorbei. Manche sind so positiv, dass ich denke, genau so ist es richtig. Manche so erschütternd, dass mir die innerliche Hutschnur hochgeht. Und viele treiben mir die Tränen in die Augen. Jetzt bin ich soweit: Ich kann’s, nein, ich will’s nicht mehr hören!
Vollkommen gleich, in welchem Land der Erde wir uns aufhalten und vollkommen gleich in welcher Zeitepoche wir leben, ist der Mensch immer gewandert. Nicht nur der Mensch, auch das Tier und selbst die Pflanze, bewegen sich hin zu Lebensbedingungen, die das Überleben möglich machen. Kein Lebewesen verharrt an der Stelle an der es seine Nachkommen nicht sichern und ernähren kann. Kein Grenze, kein Zaun und keine Barriere in den Köpfen wird das verhindern. Die Ursache ist völlig nebensächlich – ob ein Krieg, das Klima, die Nahrungsbeschaffung, die Religion verantwortlich ist, spielt keine Rolle. Wenn’s unerträglich wird, geht der Mensch einer ungewissen Zukunft entgegen, wenn nur minimal Hoffnung auf Besserung besteht.
Wir werden keinen Flüchtling aufhalten! Das Argument, dass man die Bedingungen in den Ursprungsländern verändern muss, ist lachhaft. Der Flüchtling der Heute kommt, hat keine Zeit darauf zu warten, dass sich die Verhältnisse seines Landes ändern. Die Zustände, warum er kommt, sind Heute unerträglich. Es nutzt ihm nichts, dass satte, dekadente Menschen bei uns politischen Lösungen in seinem Land fordern. Der Flüchtling kommt jetzt, nach ihm viele andere und egal, welche Grenze wir zu machen, wird er immer wieder ein anderes Schlupfloch finden. In das satte Europa, das so viel Angst hat etwas des eigenen Wohlstands herzugeben und auf einem Niveau klagt, dass angesichts dessen, was diese Menschen erleben, unerträglich ist.
Es wird Zeit sich den Gegebenheiten zu stellen. Wenn wir begriffen haben, dass der Zustrom nicht aufzuhalten ist, widmen wir uns vielleicht mit vereinter Kraft der Frage, wie die verbundene Problematik zu lösen ist und was wir daraus machen können. Wo liegen die Chancen, diese Menschen zu integrieren, ihr Potential zu nutzen und unsere eigene Beschränktheit zu erweitern. Wie können die Bedingungen verbessert werden, dass diese Menschen schnell, menschenwürdig und effektiv in neue Gemeinschaften aufgenommen werden können. Was muss auf politischer Ebene kommuniziert und verändert werden, dass den Gegnern das Futter genommen wird. Wie geklärt werden, dass innenpolitische Unzulänglichkeiten überhaupt nichts damit zu tun haben, ob ein einziger Mensch bei uns Zuflucht sucht. Wie kann der Mob, der sich dreist vor Flüchtlingsunterkünften postiert, mundtot gemacht werden. Wann sprechen Politiker klare und eindeutige Worte, dass diese Menschen willkommen und Andersdenkende das eigentliche Problem in diesem Staat sind.
Ich bin es leid zu lesen, wie das Flüchtlingsthema oft behandelt wird. Wie peinlich ist das denn, wenn ein Bus mit neuen Flüchtlingen von Polizei eskortiert werden muss? Wie peinlich ist es, wenn ein Schauspieler sich für seine Bemühungen rechtfertigen muss, weil er eben nicht die Sprache glatter, rhetorisch geschulter Politiker spricht. Peinlich auch, dass einzelne Beamte eines Landesamtes beschimpft werden, die versuchen das Beste aus ihren Gegebenheiten zu machen. Nicht nur peinlich, sondern wiederwertig, unzählige rassistische Kommentare unter Beiträgen zum Thema. Wie peinlich sind die vielen „besorgten“ Bürger, die den nächsten Urlaub in fremde Länder sicherlich schon gebucht haben.
Die Lösungen, deren es vieler bedarf, müssen insbesondere im europäischen Bund erarbeitet werden. Kein Land kann die Probleme alleine lösen, die mit so vielen wandernden Menschen verbunden sind. Es dürfen nicht einzelne ihre Grenzen zu machen, weil sie sich anders nicht mehr zu helfen wissen. Alle europäischen Länder müssen gemeinsame Wege erarbeiten. Eine gemeinsame Lösung heißt lange nicht, die eigene Individualität aufzugeben. Wir sind alle Europäer, aber in erster Linie bei uns deutscher Nationalität. Diese Nationalität möchte ich verstanden wissen im Sinne von Internationalität, von „Wir haben unsere eigene Geschichte verstanden!“, im Sinne von „Wir sind weltoffen und sehen unsere Chancen der Multikultur!“ und von „Gastfreundschaft und dem ersten und wichtigsten Paragrafen unserer Verfassung!“
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ … diese Würde möchte ich gegenüber meinen multinationalen Freunden, meinen Familienmitgliedern, gegenüber dem Verkäufer im türkischen Supermarkt, der Kopftuch tragenden Frau im Bus und gegenüber jedem Flüchtling und Menschen, dem ich begegne, verteidigt wissen. Ich will, dass die Mehrheit in diesem Land klar macht, dass wir uns als einen Teil der ganzen Welt verstehen. Das will ich hören!
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren und es gibt großartige Projekte. Mit diesem Beitrag möchte ich die Aktion „Blogger für Flüchtlinge – Menschen für Menschen“ unterstützen! Erzählt es weiter und macht euch stark für Menschlichkeit – das sind die Aktionen, die den Nachrichtenstrom beherrschen sollten.