Geständnisse und Stöckchen

annaschmidt-berlin.com_lebensgefaehrte

Ein wahrer Lebensgefährte! 🙂

Bevor ein Blog ins Netz gestellt wird, läuft in der Regeln ein langer Prozesse beim Schreiber ab. Beginnend mit dem Bedürfnis der Welt etwas zu erzählen bis zur Idee, in welcher Form und was genau geschrieben werden soll – hin zur Suche in welches Autorensystem es passt – es ist ein langer Weg. Und ist es dann soweit, dass der erste Beitrag erscheint, sitzt man vor dem Bildschirm – wartet, hofft und staunt. Wartet, dass es gelesen und bemerkt wird. Hofft, dass es gefällt und staunt, wie viele Rückmeldungen andere – schöne – Blogs bekommen. Mit ein bisschen Geduld kommt die ganze Sache gemächlich in Schwung und mit der Zeit bekommt man mit, dass man – nein, frau … öh, blogger – sich einmischen muss. Es wird kommentiert, „gefällt mir“ gedrückt, geteilt, geantwortet … und nach einer kleinen Weile hat man einen sehr netten Kreis von Bloggern um sich, die Freude am gegenseitigen lesen und austauschen haben. Es kommt in Schwung, macht Spaß und kann doch nicht Routine werden – denn jeder neue Beitrag fragt indirekt, versteckt und leise, ob sich ein Gleichgesinnter findet oder ein kreativer Austausch ergibt. So ging und geht es mir … 

Gewundert habe ich mich anfänglich über „Blog-Stöckchen“, bis mir auch hier klar war, dass das Bloggen eben vom Austausch lebt. Und wer als Kind schon einmal einen Kettenbrief bekommen hat, versteht recht schnell den Sinn des „Stöckchens“. Es ist wie eine Art Staffellauf oder Schneeballsystem – ein Spiel unter Bloggern, sich gegenseitig bekannt zu machen, sich zu vernetzen und andere auf schöne „Blog-Fundstücke“ aufmerksam zu machen.

In einem „Kleineren Teil der Welt“ hab’ ich nun so ein „Stöckchen“ bekommen und weil mir dieser Teil der Welt so gut gefiel, auch aufgenommen. Das ist schon ein paar Tage her und seither trage ich kein Stöckchen sondern einen ganzen Mammutbaum mit mir herum. Warum? Das Thema des Blog-Stöckchens ist „Intime Geständnisse“. Ich stand vor der Frage, wie passt „intim“ und die große weite Welt des Blog- und Inter-Netzes zusammen. Wer hatte wohl diese Idee und stellt so manchen Blogger nicht nur vor die Sinnfrage, sondern auch vor die Bereitschaft öffentlich ganz eigene Dinge zu präsentieren und das gleich sieben Mal. Nun gut – ich mag keine Zusagen, die nicht gehalten werden. Aber ich nenne sie lieber nur „Geständnisse“, denn wären sie intim, würde ich sie hier nicht erzählen. Mein Blog ist eh teils recht persönlich und so habe ich mich entschlossen ein paar Dinge zu erzählen, die nicht so einfach in einen Beitrag passen würden – aber die Welt ruhig wissen darf.

Meine kleinen Geständnisse:

  1. Ich habe trotz dessen, dass ich gut ein halbes Jahrhundert hinter mir habe, immer noch meinen allerersten Teddy. Vielleicht wird er einmal mit mir in ein Altersheim ziehen – wer weiß. Er hat sicherlich nicht mehr die Bedeutung, die er als Kind für mich hatte, aber er verbindet viele schöne Erinnerung. Durch meine Kinder habe ich bewusst erlebt, wie wichtig solch ein Begleiter sein kann und deshalb: Weshalb sollten große Kinder nicht auch so einen treuen Lebensgefährten haben? 🙂 Habt ihr einen?
  1. Wir bekamen als wir klein waren eigene Kleiderschränke. Meiner war blau in der Grundfarbe mit schönen portugiesischen Blumenmustern in weiß bemalt. Zuhause war immer ziemlich viel los – klar bei so vielen Kindern. Wenn ich meine Ruhe haben wollte, nahm ich mein großes Kopfkissen, habe mich unten in den Schrank gelegt, die Schranktür zugemacht und war weg. Auch als meine Familie heraus fand wo ich war, hat sich keiner getraut mich dort zu stören. Irgendwann war leider der Schrank zu klein oder ich zu groß (groß ist relativ). Den Schrank habe ich immer noch … aber nun andere Rückzugsmöglichkeiten.
  1. Auch das dritte Geständnis hat mit der Kindheit zu tun: Ich brauchte früher nur einen alten Otto-Katalog und eine Schere. Mehr Spielzeug war nicht notwendig um mich stundenlang zu beschäftigen. Ich habe alles ausgeschnitten, war ich interessant fand und in einem Karton sammeln konnte. Diese Liebe zum Ausschneiden hat sich bis heute gehalten. Ich liebe es ewig lange Dinge auszuschneiden und kann einen verbissenen Ehrgeiz entwickeln, z.B. Kreise ohne eine einzige Delle hinzubekommen.
  1. Jetzt werde ich etwas älter … Ich hasse es wie die Pest, wenn mir jemand Dinge anvertrauen möchte und mit dem Satz: „Das darfst du aber niemandem erzählen!“ anfängt. Entweder vertraue ich jemandem oder ich lasse es. Wenn ich jemandem vertrauen möchte, muss ich so viel Feingefühl entwickeln, ob es bei demjenigen am richtigen Ort ist. Wenn ich diesen Satz höre, bin ich immer skeptisch und empfinde ihn nicht als Vertrauensbeweise, sondern als Aufforderung mich rechtfertigen zu müssen.
  1. Wenn ich Auto fahre und andere Autofahrer nicht meinem Verkehrsempfinden entsprechen, schimpfe ich meistens wie ein altes Waschweib. (Das habe ich jetzt nett gesagt, oder?) Meine Kinder sagen dann meistens schon „Ruhig, Mama!“ – Wenn mein Mann Auto fährt, empfinde ich sein Schimpfen über das mangelnde Verkehrs-Verständnis anderer als bloße Belästigung und schimpfe mit ihm. Bei Männern ist das ja auch was ganz anderes.
  1. Ich bewundere Egoisten. Ganz im Ernst … das ist eine Eigenschaft, die mir bis heute Unverständnis bereitet und mir, wenn ich es für mich in Anspruch nehme, immer ein schlechtes Gewissen verursacht.
  1. Wenn ich als Kind mit dem Fahrrad zur Schule fuhr und es regnete, habe ich immer versucht schneller zu fahren, um nicht nass zu werden. Heute ist mit die Logik dahinter zwar klar, aber ich finde die Frage immer noch spannend, warum man nicht schnell genug fahren kann um dem Regen zu entwischen. 🙂

So, dass Stöckchen ist geschreddert – das war die Pflicht und das Versprechen, und nun kommt die Kür: Ich darf Blogs benennen, die mir gefallen und deren Antworten mich interessieren würden. Ich freue mich über die Vorstellung – ob diese Blogs ein Stöckchen aufnehmen möchten, liegt im eigenen Ermessen. Aber, die Wahl ist sehr schwer, denn jeder Blog ist in sich ein kleiner Teil der Welt und jeder sehr speziell. Ich finde immer wieder faszinierend, dass es so viele Menschen gibt, die tolle Geschichten, interessante Gedanken und eine bewundernswerte Fantasie haben – wie schön, dass wir heute das Internet haben und alle diese Blogs, diese Beiträge und Texte mit anderen teilen können.

Beispielsweise lese ich gerne diese Blogs:

Findesatz

Was Weg Muss

Beautiful Venditti

Schnippelboy

Gesammelte Sekunden

Wortgepüttscher

merlanne

Schnipsel Sammlung

Ich lebe! Jetzt!

… neben vielen anderen!

Dazu kann ich sehr empfehlen sich die Blogrolls anzuschauen, von denen aus man immer wieder auf neue interessante Seiten kommt. Ich staune immer wieder über die Vielfalt, die die Blog-Welt zu bieten hat.

Außer Konkurrenz möchte ich diesen jungen Blog vorstellen, weil es ein wichtiges Thema ist und unseren Teil der Welt hier in Berlin – sehr bewegt:

#steglitzhilft

Jetzt grüße ich noch den kleineren Teil der Welt … dabei – die Welt ist gar nicht so klein … dieser Teil liegt sehr nah dem Krankenhaus in dem ich mal geboren wurde … eine sehr schöne Stadt! Und wer möchte ist herzlich eingeladen, sich das Stöckchen zu nehmen, diesen Text zu verlinken, sieben Geständnisse zu finden und zu beschreiben, ein Bildchen dazu und (+/-) sieben Blogs vorzustellen.

onelovelyblogaward

Euch allen viele Grüße aus diesem Teil der Welt! 🙂

12 Kommentare zu “Geständnisse und Stöckchen

  1. Saxhida sagt:

    Hallo,
    ich habe sie ebenfalls nominiert,ich hoffe das stört sie nicht.
    Viele Grüße Saxhida

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  2. […] Dieser Award und dieses „Stöckchen“ sind verbunden mit der Einladung, „sieben Geständnisse“ über sich zu erzählen. In Annas Blog sind hierzu schöne Gedanken zu lesen. http://www.annaschmidt-berlin.com/2015/02/07/gestandnisse-und-stockchen […]

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  3. EinSchönerWald sagt:

    Vielen Dank für den Beitrag – dass es länger gedauert hat, macht nichts 😉 Ich kam auch kaum dazu in den letzten Wochen und habe mich daher auch sehr über deine Einleitung gefreut. Sie beschreibt so wunderbar die Anfänge (ich z.B. stehe ja wirklich noch sehr am Anfang) mit den Hoffnungen – und der Arbeit, die dahinter steckt. Gleichzeitig öffnen sich eben so viele neue Türen zu Gedanken, Sichtweisen etc, so dass man wirklich seinen Horizont weiten kann!
    Herzliche Grüße also aus dem kalten weiß-blauen München!

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  4. maribey sagt:

    Liebe Anna, mit Freude habe ich deine Worte gelesen. Schön, wie du das Bloggen beschreibst und deine „kleinen Geständnisse“ sind überaus sympathisch.
    Ich freue mich, dass du an Findesatz denkst und ich nehme das Stöckchen gerne an. Lieben Dank! Herzliche Grüße, Marion

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  5. Marlene sagt:

    Ich mag deine Beschreibung des Bloggens und wie es zu einem produktiven Austausch mit anderen kommt. Hat bei mir auch eine Weile gedauert, bis ich das erstmal verstanden hatte! Und deine „Geständnisse“ sind sehr schöne kleine Geschichten, besonders die ersten beiden. Ich hab selbst kein Kuschelter, das mich seit meiner Kindheit immer begleitet hat. Aber ich bin gespannt, wie lange meine Tochter ihres behalten wird.

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    • Ich wollte nicht einfach mit dem Stöckchen loslegen, sondern auch neuen Bloggern etwas Mut machen einfach anzufangen … vielleicht hilft es ja irgendwem. Lieben Dank für diese schöne Rückmeldung. Kuscheltiere sind allerdings durchaus einen eigenen Blogbeitrag wert: Wenn man Eltern darauf anspricht, hat jeder eine ganz spezielle Geschichte dazu zu erzählen. Herzliche Grüße! 🙂

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